Das ist nach meiner Erfahrung leider bei reinen Männerchören häufiger der Fall als bei gemischten, zumindest in kleinen Städten oder Dörfern.
Der Grund warum Frauen häufiger in Chören anzutreffen sind ist IMO ein ganz einfacher. (Besonders ältere) Sängerinnen sind über die Woche prozentual gesehen häufiger zuhause, und freuen sich auf die Probe (nebst anschliessenden Biergarten). Der Chor ist somit auch ein kommunikativer Treffpunkt.
Die größere Anzahl dieser "kommunikativen Mitsängerinnen" ist aber nicht immer ein Vorteil, mir ging das Getratsche während die Männer übten, ziemlich auf den Senkel. Zuerst probte der Sopran, dann der Alt, spätestens beim Tenor wurde angefangen zu tuscheln, der Bass kam meistens am schlechtesten zum Zug.
Zum Ende meiner Chorzeit wurde das Proben vom Chorleiter auch vermehrt aufgeteilt, also die Frauen- und Männerstiimmen übten die Lieder erstmal getrennt. Dies war viel effizienter, da die langwierige "Papageiennachsingphase" getrennt geübt wurden, im kompletten Chor brauchte das Erlernte nur noch mit den anderen Stimmen abgestimmt zu werden.
Bei den Männerstimmen trifft man weniger die "kommunikativen Mitsänger" an, im Berufsleben gibt es i.a. ausreichend Kontakte. Bei den wenigen Sänger unseres Chores (4 Tenöre und 4 Bässe) wollten die meisten deshalb einfach nur Singen und waren dementsprechend engagiert bei der Sache. Es dürfte auch keiner fehlen, gegen >= 25 Frauen hat man zu 8 schon keinen leichten Stand. Aber auch hier gilt das Problem der Leitstimme, einige Stimmen trauten sich erst, wenn Sie sich *anhängen* konnten. Fehlt diese Leitstimme, wird es schnell leise, auch wenn diese Sänger Melodie und Text auswendig konnten.
Was die reinen Männerchöre betrifft, die müssen alle Stimmen komplett mit Männern abdecken. Dass das nicht einfacher ist liegt doch auf der Hand. Ich war einmal (eher durch Zufall) bei einem Männerchor zur Probe. Einen ehemaligen Nachbar hatte ich beim "Das Fest" in KA bei einer A-Capella Combo getroffen. Man kam ins Gespräch und er schleifte mich anschliessend mit. Ich muss sagen, rein vom Ablauf hat es mir deutlich besser gefallen als im gemischten Chor. Punkt halb 8 waren alle da, ein kurzes Hallo, und schon ging es los. Ich habe länger überlegt ob ich den gemischten Chor zugunsten des Männerchores fallen lassen soll. Anderseits war ich damals beruflich heftig im Stress und hatte prinzipiell über eine Pause nachgedacht. Nachdem ich aber vom Freund einer Altistin, der Schlagzeuger einer Rockband ist, in den Probekeller geschleift wurde, bin ich letztendlich dort hängengeblieben.
Wenn ich berufbedingt nicht so wenig Zeit hätte würde ich wahrscheinlich Band und beide Chöre machen, beim gemischten Chor aber nur zu meinen Bedingungen (die Stücke waren toll, aber da gab es mir zu viel Vereinsmeierei).
VG Helmut
PS: Habe ganz vergessen zu erwähnen: interessanterweise war beim gemischten Chor (trotz des Verhältnisses >=25 Frauen zu 8 Männern) die Anzahl der Sänger/Sängerinnen, die privat Stimmbildung gemacht haben, gleich.
Edit: Noch ein kleiner Nachtrag.
Ich habe gar nichts gegen Geselligkeit, aber für die Musik selbst sollte schon etwas rauskommen, wenn man sich Chor oder MGV nennt.
Natürlich gab es während meiner Chorzeit auch "temporäre Mitsänger" (wobei ein nicht geringer Teil zumindestens bis zum nächsten Konzert durchhielt). Oft wurden auch vor Konzerten gut ausgebildete Sänger hinzugezogen (z.B. aus anderen Chören). Als Geübter lernt man sehr schnell, wenn eine Singstimme eigentlich sitzt und man nur für zusätzliches Volumen sorgen soll. Bei uns hatten es zuletzt die Chorwochenenden rausgerissen, die von Freitagsabend bis Sonntagmittag durchgeführt wurden.
Der Fall, dass ein Sänger richtig unzuverlässlich war, also die Probe für jeden x-beliebigen Kegelabend sausen liess, kam eigentlich nicht vor. Bei den Sängerinnen kann ich das nicht so genau sagen, die waren sowieso in der Überzahl, aber die wichtigen Sängerinnen waren auch immer da (verständliche Ausnahmen wie Urlaub ausgenommen).