Nach den vielen eher in die "sportliche" Richtung gehenden Empfehlungen möchte ich hier doch noch eine Warnung bzw. Mahnung zur Vorsicht ergänzen.
Wenn die eingangs beschriebenen Probleme tatsächlich mit dem von mir weiter oben erwähnten Schulter-Fehl-Stereotyp zusammen hängen bzw. verursacht wurden, dann sind die betreffenden Muskeln der Hals-Schulter-Region mehr oder weniger dauerhaft verspannt und ggf. auch schon verkürzt.
In dieser Situation rate ich immer von Kräftigungsübungen ab, da damit oft noch mehr Spannung in diesen Muskeln aufgebaut wird bzw. werden kann. Die Folgen können fatal sein mit noch mehr Stimmproblemen und sogar (sehr) schmerzhaften Beschwerden.
Mein Rat ist stets, die betreffenden Regionen zu lockern und frei zu machen, aber vor allem an einem guten spannkräftigen, aufgerichteten, zielgerichteten Haltungsaufbau zu arbeiten. (Dazu hier mehr Details zu schreiben hieße, seitenweise Artikel zu schreiben, deshalb hier ein Link wo man vertiefende Informationen dazu herunter laden kann:
http://dispokinesis-ausbildung.de/links.php [besondere Empfehlung: Joachim Schiefer: musik-und-disposition.de]
Mein genereller Einwand gegen Kraftübungen bei Musikern ist, dass Kraftübungen aller Art stets die
Grobmotorik schulen und kräftigen, aber für das Musizieren gilt es , die
Feinmotorik zu schulen. Motorisch gesehen stört und hemmt eine überschießende Grobmotorik (funktional und/oder physiologisch) aber die feinen und freien feinmotrischen Fähigkeiten, die wir für das Musizieren brauchen.
Zu Pianisten sage ich in diesem Zusammenhang gerne "Es geht um das Klavier-Spielen, nicht um das Klavier-Schleppen".
All das hier gesagte gilt natürlich auch für Sänger, denn freies und motorisch und im Ausdruck ungehemmtes Singen ist ebenfalls eine (höchst!) feinmotorische Angelegenheit, vor allem, wenn man die Stimmbänder, die Freiheit des Kehlkopfes und die nötige Variabilität der Hals-/Rachen-/Mund-Räume betrachtet.
Dass vor allem im Forte vom Beckenboden/Unterbauch her bemerkenswert kräftig gestüzt werden muss ist dazu kein Widerspruch. Es gilt, die Atemstütze so einzusetzen, dass sie die oberen Räume nicht nur nicht stört, einengt und fest macht, sondern im Gegenteil öffnet und frei macht. Eine wie auch immer schlechte Haltung schränkt diese Fähigkeit stets ein bzw. macht sie ganz unmöglich.