Offenbar weis der 20 Jährige OneStone mehr als die "Verstärkerbauindustrie" die seit 70-80 (?) Jahren Röhrenamps baut?! Wie lange gibt es Gitarren Röhrenamps schon?
Gitarrenamps gibt es seit Ende der 50er/Anfang der 60er, wenn ich mich nicht irre. Und sie gehörten und gehören zu den "Consumergeräten". Wenn du dich mal umschaust, was in richtig gut gebauten Industrie-Endstufen drinnen ist/war, bei denen ein Standby unabdingbar ist (ELA-Beschallungsanlagen für Flughäfen usw), weil man nicht bei Feueralarm oder einer Durchsage mal eben 30sec die Röhren vorheizen kann, dann siehst du, wie man es richtig macht. Die Anodenspannung bleibt dran bzw. wird etwas abgesenkt, aber eben nicht bis Null Volt sondern vielleicht halbiert. Zusätzlich werden die Endröhrenkathoden hochgelegt, wodurch weniger (aber NIEMALS gar kein!) Ruhestrom fließt und das Signal wird vor oder nach der Phasenumkehrstufe kurzgeschlossen (gemutet). So halten die Röhren jahrelangen Dauereinsatz durch. Ich habe einen Verstärker hier, der genau so eine Standbyschaltung hat und in dem sind seit über 30 Jahren die selben Röhren drin.
Im Gitarrenbereich hat das außer ich glaube Engl, die in einem Gerät sowas in Ansätzen verwirklicht haben, keiner drin. Warum? Die Röhren sterben mit "einfach Anodenspannung weg" leichter und es ist schlicht und ergreifend billiger. Auch wenn man dabei Schalter usw. außerhalb der Spezifikationen betreibt und oft ein potentielles Abbrennen des Schalters in Kauf nimmt.
Referenzen hierfür - falls du dich informieren möchtest - sind der Dynacord Eminent 2 T sowie die alten ELAs von Siemens.
Vorallem zum Vorheizen ist die Standbuyschaltung wichtig.
Das könnte man auch durch Intelligenz des Benutzers ersetzen. Ein Auto hat in der Regel auch keine Einrichtung die verhindert, dass man den Motor kalt bis in den roten Bereich dreht. Das killt den auch. Nur beim Auto dauert es eben länger als 30-40sec, bis diese Gefahr vorüber ist.
Der Schalter an sich ist, wenn man das Vorheizen als Argument anführt, unsinnig, weil der Benutzer diesen nach Gutdünken bedienen und somit potentiell den Verstärker schädigen kann. Allerdings sind die meisten Endröhren darauf ausgelegt, sodass das nicht das Problem ist.
Wenn man sowas richtig machen will, dann muss man ebenfalls wieder in die Industrie schauen. Siemens und auch viele andere hatten in den ELA-Verstärkern Zeitrelais drin, die nach 30-60 Sekunden die Anodenspannung zuschalten. Dies war aufgrund der Quecksilberdampfgleichrichter notwendig und schloss eine Fehlbedienung durch den Benutzer oder Probleme nach einem Stromausfall aus. Der preis für eine solche Schaltung wäre heute in der Größenordnung des klassischen Standby-Schalters oder sogar darunter anzusiedeln, aber es macht eben keiner. Gründe stehen oben.
Warum die kleinen kene haben? ev. Kostenersparniss???
Ja, und außerdem würde das ja zeigen, dass der Verstärker "groß" ist, weil die meisten eben einen Standby bei einem Röhrenverstärker als unverzichtbar ansehen und den Schalter mit den dicken Verstärkern ala Mesa Rectifier verbinden.
rübchen;2967833 schrieb:
Der Trick mit dem Volume runterdrehen ist kein Ersatz für Standby, die Röhren werden dann trotzdem sofort unter Volllast betrieben...
zu lesen auf Hoss' Homepage.
Doch ist er, weil der bloße Ruhestrom sicherlich nicht die Röhren killt. Sonst würde jeder Class A Verstärker mit Autobias beim Einschalten hochgehen; bei dem ist der Ruhestrom ja nennenswert höher als der in einer AB-Endstufe.
MfG OneStone