"Spiel mal gratis" - Wie geht Ihr damit um

  • Ersteller Le_Franzose
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Das kann man auch anders sehen: Wenn Dich keiner kennt und Du kommst auf die Bühne wie Kolumbus nach Amerika, musst Du schon verdammt gut spielen - und überzeugst bestenfalls die Anwesenden. Das ist hartes Brot und zuweilen recht wenig Spaß.
Also ein wenig "die Band kennt man" ist auch für reine Amateur-Hobby-Cover-Bands" nicht unbrauchbar, und die Bekanntheit bekommt man nicht für regelmäßige Anwesenheit im Proberaum.
Vielleicht hängt das auch davon ab, was man für eine Band ist.

Hobbyisten, die aber trotzdem eigene Songs machen und entsprechend ambitioniert sind, brauchen natürlich "Rang und Namen" und daher Publicity. Und genau die lassen sich am leichtesten mit "Ihr spielt für die Bekanntheit" ködern.

Ähnlich, aber weniger extrem, sieht es aus bei reinen Coverbands, die in einem sehr häufig bedienten Metier unterwegs sind, wo es vielleicht im selben Landkreis noch mindestens eine oder zwei weitere Bands gibt, die das spielen.

Bands, die mit ihrem Konzept aber im ganzen Bezirk oder Bundesland einzigartig sind, kriegen Gigs auch allein mit ihrem Konzept und vielleicht ein paar Demosongs.

Dann muß auch noch unterschieden werden, ob und wie oft (z. B. ausschließlich) die Band richtige Konzerte mit Ticketverkauf spielt. Solche Konzerte machen natürlich eine treue Hörerschaft nötig, damit der Laden voll wird.

Wenn ich nur das hätte, würde ich nach meiner Rechnung ja schon umsonst spielen, weil ich nur das Geld, das ich für den Auftritt ausgegeben habe, wieder bekomme (also null auf null). Spiele ich gratis, bringe ich Geld mit / zahle meinen Auftritt auch noch - das kann und will ich mir nicht leisten (außer Benefizveranstaltungen, da ist das 'ne bewusste Spende).
Allerdings interessiert den Veranstalter nicht, was die Band für Unkosten hat. "Umsonst" heißt für den VA, daß er keinen müden Cent zahlt – was für die Band in der Tat heißt, daß sie draufzahlt.


Martman
 
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Vielleicht hängt das auch davon ab, was man für eine Band ist.
Ich denke das ist der entscheidende Punkt.
Die Hobby-Band die Spass an Auftritten hat und bei einem der Mitglieder im Keller probt.Hat doch ganz andere Prämissen als die routinierte Coverband oder gar der Berufsmusiker.
Im Jugendbereich ist das dann nochmal was anderes. Wir hatten damals vielleicht 7 oder 8 Auftritte. Geld haben wir glaub nur 2 mal bekommen. 5€ pro nase vom örtlichen Jugendclub, dabei wussten wir davon garnichts. Und einmal Spritgeld für eine völlige unsinnige Veranstaltung bei Leipzig wo der "Veranstalter" vergessen hat Werbung für das Konzert zu machen. Technik war auch nicht wirklich da. Ansonsten war immer Getränke frei und Brötchen im Backstagebereich. Damit waren wir zufrieden.
Und aus meiner Sicht hätten wir uns auch garnicht getraut Geld zu verlangen, wofür auch wir hatten meist Spass dabei und waren alle Anfänger,entsprechend einfach waren auch unsere Songs (keine Cover,was den Unterhaltungsfaktor ja nochmal minimiert). Also kommt halt immer darauf an wer,was und wofür.

Sollte die Hölle zufrieren und ich doch mal wieder den Weg in eine Band finden, würde ich das in einem gewissen Rahmen auch erstmal wieder so machen. Unkosten für Anreise, Getränke und Futter mit drin, dann packe ich auch meine Gitarre aus.
 
Für mich als jemand, der nicht davon leben muss und will, ist es recht einfach: Ich will fair behandelt werden. Macht jemand mit meinem Auftritt Gewinn, möchte ich was davon ab haben. Ist das nicht der Fall und gefällt mir die Veranstaltung aus irgendeinem Grund, spiele ich kostenlos. Als Profi sollte man das aus pragmatischen Gründen natürlich nicht so machen.
 
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Wenn man etwas abliefert, muss es auch bezahlt werden - Punkt.
Wenn ich zum Bäcker gehe, bekomme ich auch keine Brötchen umsonst, weil die Verkäuferin mich kennt oder der Bäcker bekannt werden will.

Ich hatte für die Band die Tage eine Anfrage für Silvester - da sind wir (die Band) nur für das doppelte der sonst üblichen Gage zu haben - ganz einfach, weil ich sonst zu Hause lieber mit der Familie (und der Band) abfeiere.
Bei einem Auftritt für (nachweislich) caritative Zwecke kann man da Ausnahmen machen; ansonsten wird bezahlt.
 
Allerdings interessiert den Veranstalter nicht, was die Band für Unkosten hat. "Umsonst" heißt für den VA, daß er keinen müden Cent zahlt – was für die Band in der Tat heißt, daß sie draufzahlt.
Das ist mein Ansatzpunkt für die Preisverhandlung bei diesem "tollen" Angebot.

Ich versuche, dem Veranstalter klar zu machen, dass Musikerautos nicht ohne Sprit fahren, dass wir die Instrumente und Technik nicht umsonst bekommen haben, unsere Zeit für den Auftritt nicht hinten ans Leben dran gehängt bekommen usw. - und wenn ihn das nicht interessiert, hätte ich gerne (ohne dass unsere Band auf diesem Event spielt!) 20 Freikarten für dieses Event, weil ihn das Ganze ja wohl nix kostet. Meistens sehe ich dann in ein entsetztes / verärgertes Gesicht des Veranstalters, und ganz selten dämmert's langsam .... :D
 
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ein Auftritt ist eine Dienstleistung. Punkt. Es sollte egal sein, ob man Profi oder Amateur ist, denn nur dann haben alle eine Chance, nicht gegeneinander ausgespielt zu werden. Über die Höhe der Gage kann man ja verhandeln.
Wie schon vorher gesagt, müssen alle ihre "Brötchen" verdienen und einen Klempner zu fragen, ob er nicht mal umsonst die Waschmaschine anschliessen könnte, weil grad viele Leute zum Zuschauen hier sind, die evtl. dann auch dafür bezahlen, weil sein Bekanntheitsgrad durch ds. Aktion immens gestiegen ist, ("Wirklich, tolle Arbeit, tolle Stimmung, wir wurden gut unterhalten und das Ding läuft ja tatsächlich") käme wohl eher selten vor ....;-)
Jedoch ist m.E. nicht genug Solidarität unter den Musiker*innen, der Drang nach Auftritten, egal wo, egal wie, ist einfach zu groß; schade eigentlich.
My 2cents
 
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Dass Amateurmusiker den Profis unschöne Konkurrenz machen, ist sicher wahr. Aber da müssen sich die Profis auch ehrlich selbst fragen: Was genau ist mein Job, für den ich da Geld haben möchte? Ist es etwas, was viele andere Leute zum Spaß in ihrer Freizeit machen, ist mein Businessmodell vielleicht nicht so gut durchdacht.
 
Aus Erfahrung würd ich inzwischen alles für lau ablehnen.
Ich bin jetzt ca. 12 Jahre live unterwegs (Coverband). Davon viele Gigs für lau gespielt, weil gute Promo, es könnte einen Mehrwert haben, blabla, kein einziges mal war es so. Es kam im Endeffekt nichts für uns raus.
Inzwischen glaube ich, der versprochene Marketingboost oder sonst was gibts im Prinzip nicht. Jedenfalls nicht bei so Veranstaltungen wie kleinen Straßenfesten, Hoffesten, Vereine und kleine Benefizsachen.
Zum Thema Benefizveranstaltungen:
Auch hier würde ich nicht mehr ganz für lau spielen. Muss jetzt net die Mördergage sein, aber ne Aufwandsentschädigung muss drin sein. Für sowas müssen dann in meinen Augen Sponsoren/Schirmherren hinhalten.

Ich denke mal wenn man eigene Musik macht, lohnt es sich für wenig Geld jedoch mit Merch-Verkauf als Vorband bei Bekannten Bands aufzutreten.
 
Zum Thema "angemessene Gage" bin ich gerade in den letzten Tagen über diesen Artikel gestolpert, der mir gut gefallen hat:

https://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/welche-gage-kann-ich-verlangen.html

Am Anfang geht's um Unterricht, spielende Tätigkeit ist dann weiter unten. Mir hat an dem Artikel gut gefallen, dass er den Spagath schafft, einerseits konkrete Empfehlungen zu geben (auch wenn es vom Tonkünstlerverband übernommen ist) und andererseits ausreichend differenziert darauf aufmerksam zu machen, was für Umstände zu Abweichungen führen bzw was man selbst "einpreisen" sollte.
 
Bei der Gagenforderung (oder Nichtforderung) ist eine gesunde Einschätzung der "Qualität", die man zu liefern in der Lage ist, auch von Bedeutung.
Am Ende sollte es immer eine "Win-Win-Situation" sein. Der Veranstalter macht mehr Umsatz - die Band bekommt Gage, Erfahrung, Reputation oder auch einfach Spaß. Je nach Konstellation kann Erfahrung und Reputation für die Band sehr viel oder auch gar nichts wert sein. Aber selbst wenn man für lau spielt, weil es einfach Spaß macht und die einzige Möglichkeit ist mal vor Publikum aufzutreten, sollte man immer im Hinterkopf haben, dass die Band auch viel Equipment mitbringt und das "unentgeltlich"...

Wir als Band haben uns darauf geeinigt, dass wir pro Jahr einen Gig unentgeltlich spielen. Das idR. für sozial motivierte Events. Da probieren wir aber auch mal neue Stücke oder was in Sachen PA-Technik aus und wenn das dann nicht so 100% klappt, müssen wir uns dann auch nicht schlecht fühlen...
 
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