Finde ich schon mal interessant, dass Du noch an SLS "glaubst", obwohl es bei Dir nicht funktioniert hat. War bei mir auch so, die Methode ist schon irgendwie sehr suggestiv.
"Diese Bridge bildet den Übergang von der Bruststimme (Chest) zur Kopfstimme (Head), und der fragliche Bereich muss dann im "Mix" gesungen werden" + "dieses ständige "jetzt wechseln wir in den Mix, jetzt in die Kopfstimme" war zu kompliziert für mich"
Meiner Meinung nach sollte man immer mischen - in allen Höhen und Tiefen.
Was ist denn für Dich mischen? Ich denke, ich kann das, was viele unter "mischen" verstehen, sehr gut, aber für mich passt dieses Bild des "mischens" nicht. Es ist ja nicht so, dass man zwei Kehlköpfe hätte und ein Mischpult und dann mischen kann. Was ist denn für Dich mischen? Sing mal ein gemischtes Beispiel, fände ich super!
"Atmung / Stütze übt Riggs nicht, weil er sagt, dass bei einem gesunden Menschen die "normale" Atmung ausreicht. Er vertritt die Zwerchfell-Flankenatmung, sagt aber, man müsse diese nicht trainieren (braucht also z.B. für hohe oder laute Töne keine besonders starke Stütze)."
Die Überlegung finde ich nachvollziehbar, wenn man davon ausgeht, dass im Speechlevel das Zwerchfell immer reflektorisch mitstützt und der Kehlkopf relaxt ist. Wenn man es jetzt schafft, ausgehend von dieser Basis der natürlichen und gesunden Atmung (und dazu muss der GL ein gutes Gehör haben), genau auf diese Bruststimme die entsprechende Randstimme hinzuzumischen, bleibt man, wie Riggs sagt, "connected". Und genau, in der Höhe braucht man richtig gemischt immer weniger Luft.
Diese Frage werden wir garantiert nicht diskutierenderweise entscheiden können. Wenn es Leute gibt, die keine Atemübungen machen und trotzdem super singen, sagt die Atemübungsfraktion: "Der hat halt einen guten Muskeltonus". Wenn es Leute gibt, die Atemübungen machen, aber trotzdem schlecht singen, sagen sie "Der macht halt was anderes falsch". Letztlich kann man diese Frage nicht entscheiden, jeder muss selbst sehen, was gut für ihn ist. Für mich war jedenfalls die Beschäftigung mit Stütze usw. sehr hilfreich und fehlte mir definitiv bei SLS.
"keep the larynx down" - anatomischen Anweisungen wie diese halte ich für gefährlich, da die Zwerchfellmuskeln die Kelkopfsenker aktivieren (Husler), und der Kehlkopf nicht willentlich beeinflusst werden soll (was wohl aber Riggs auch gar nicht will). Aus "Bei gesundem Singen ist der Kehlkopf unten" folgt nicht der Umkehrschluss "Kehlkopf unten halten -> Gesang ist richtig". Ich will hier aber Bell nicht widersprechen: Klar ist es sinnvoll dem Schüler das Gefühl zu "zeigen", damit er eine Orientierung hat, wie sich was anfühlt ("Gähnen" tief aus der Brust).
Hier fehlen mir definitiv die objektiven Daten. Ich habe keine Untersuchung gefunden, die bei einer größeren Anzahl von Sängern mal untersucht, was der Kehlkopf macht. Bei mir geht er jedenfalls hoch. Kann sein, dass ich unfähig bin, kann aber auch nicht sein.
Dem Husler würde ich jedenfalls nicht trauen, das Buch ist so alt, da hat sich in der Zwischenzeit medizinisch doch einiges getan.
"die ganzen bekannten Sänger, die Riggs nennt, waren alle vorher schon bekannt" - deswegen habe ich für mich die folgende gewagte Theorie aufgestellt: Riggs Schüler konnten Ihr Speechlevel bei ihm deshalb so gut halten, weil sie schon irgendeine Art der Stütze konnten...
Finde ich plausibel.
Was an Riggs Methode wirklich riskant ist, ist, dass er schon ganz am Anfang von Resonanzen im Kopf spricht, die in der Höhe entstehen. Das tun sie aber nur, wenn's gestützt ist. Das kann der Anfänger (wie ich z. Bsp.) ganz leicht verwechseln mit dem Gefühl das entsteht, wenn ungestützt der Kehlkopf nach oben geht, also doch mit Kraft gearbeitet wird.
Das würde ich noch anders sehen: Manche spüren die Resonanzen gar nicht. Und manche spüren sie einfach ab einer bestimmten Tonhöhe, egal ob "richtig" oder "falsch".
Ich finde tatsächlich, dass SLS "richtig" und "falsch" viel zu eng sieht. Ich denke: Richtig ist es, wenn es nicht weh tut und wenn es so klingt, wie man es haben will. Alles andere ist für einen persönlich dann falsch.