Bei der Frage "wer muss eigentlich wem Platz machen im Mix" gehe ich nach den sog. Moneychannels vor - also wofür haben die Gäste heute eigentlich den Eintritt bezahlt? Das ist bei westlicher Musik üblicherweise der Gesang, und dem muss sich bei mir alles unterordnen. Hätte ich in meinem Leben jemals das Glück gehabt, einen Künstler wie Gary Moore, Jan Cyrka o.ä. zu mischen, steht natürlich die Gitarre im Vordergrund, und dem muss der Rest sich unterordnen.
Früher habe ich auch hauptsächlich cleane Mixes erstellt und dann selektiv bei einigen Kanälen noch etwas den Druck erhöht (hauptsächlich Bassdrum und Bass), das klang schon nicht verkehrt. Aber in den letzten Jahren habe ich gelernt, dass es ganz gut passen kann, wenn man noch eine gewisse Schippe Dreck im Mix beibehält. Ich lasse also z.B. den tiefen Toms, insbes. den Standtoms und den Gitarren mehr Raum in den Tiefmitten, so viel, dass der Gesang so grade eben noch nicht darunter leidet. Auch bei Soulbands z.B. lasse ich der Hornsection mehr Raum in den Tiefmitten. Heute gehe ich halt viel näher an die Grenze zum Verschwimmen ran, die Mixes klingen dadurch voller, reichhaltiger. Allerdings, und darauf lege ich Wert, ich muss es immer noch unter Kontrolle haben, soll heissen, ich suche mir für viele Instrumente schon im Soundcheck ein paar wichtige EQ-Frequenzen, die ich später nutze, um z.B. bei einem Gitarrensolo der Gitarre mehr Biss und mehr Körper zu geben, oder um einer Trompete so ein richtiges "Schallern" zu verpassen, wenn das zur Musik passt.