Donkühli;2943114 schrieb:
jetzt die kernfrage.. was an theorie muss ich mir aneignen das mir an dieser stelle weiterhilft?
Der quintenzikel?und die pentas? oder was genau noch? ich brauch nich jede longformpenta, ich heiß nich zakk wylde
Als erstes brauchst du den Quintenzirkel. Der ist eine andere Anordnung der Chromatik, also der Halbton-Tonleiter, nämlich die Anordnung über Quinten - so hört der Mensch.
Auf dem Quintenzirkel gehören jeweils drei Akkorde direkt zusammen, am Besten, du gehst (anfangs) immer von Dur aus.
Wenn du den Quintenzirkel vor die hast (lerne ihn noch diese Woche auswendig, von vorne nach hinten und umgekehrt, du wirst ihn immer brauchen und du kannst Zusammenhänge besser erkennen UND HÖREN!), drehst du ihn so hin, daß die Tonart, die du spielen willst, auf 12 Uhr steht.
Der Ton, den du dort hast, ist die Tonart, in der du spielst (DUR!), er ist die "Tonika" (T). Rechts davon steht die Dominante (D, eine Quinte höher), links davon steht die "Subdominante" (S, eine Quinte tiefer als die Tonika). Die Buchstaben T, S und D sind die Abkürzungen für diese "Funktionen", die zukünftig verwendet werden (und sozusagen genormt sind). Große Buchstaben bedeuten Dur, kleine logischerweise dann Moll, wir verwenden erstmal Dur, also große Buchstaben.
Wenn du mit diesen drei Akkorden mal etwas herumspielst, erkennst du ein dir sicher bekanntes Akkordmuster, das gut paßt: T - S - D - T, das wird klassische Kadenz genannt.
Wenn du die Tonart änderst, bleiben diese Funktionen trotz dem Drehen des Quintenzirkels auf den Positionen 11 (S), 12 (T) und 1 (D) Uhr, sie drehen also nicht mit!
Nun haben wir nur Akkorde mit drei Tönen verwendet. Wenn du einen Ton hinzufügst, wirst du feststellen, daß S und T durch eine große Septime ergänzt werden (j7, maj7, manchmal durch ein Dreieck symbolisiert, das ist nicht einheitlich, zeigt aber die Harmonielehreschule gut an
)
NUR D hat eine kleine Septime (7 - kommt aus der Zählweise der Tonleitertöne), was ihn besonders macht:
NUR DIESER AKKORDTYP LEITET IN EINEN ANDEREN AKKORD. Das liegt daran, daß er zwei Leittöne besitzt, nämlich seine Terz (3) und eben diese Septime, daher wird er Dominantseptakkord (Dom7) genannt.
Dieser Akkord leitet in den Akkord links auf dem Quintenzirkel, also bei C7 in F, bei G7 in C, bei Ab7 in Db - klar? Und dies funktioniert überall auf dem Quintenzirkel, daher ist ein Dom7 nicht zu einer Tonart zugehörig, weil er eben immer weiterleitet und nicht statisch klingt wie ein j7-Akkord.
Jetzt machst du mal folgendes: Spiele den Quintenzirkel durch, indem du alle Akkorde als Dom7 spielst: C7-F7-Bb7-Eb7-Ab7-usw.
Du wirst keine Tonika erkennen können. Ich nenne diese Funktion des Quintenzirkels "Dominantring" und grenze damit diese Funktion von tonleiterabhängigen Funktionen wie T, S und dem einfachen D (sowie allen weiteren) ab. Die Hauptleitwirkung wirst du immer entgegen dem Uhrzeigersinn feststellen, im Uhrzeigersinn funktioniert das auch, aber eben schwächer - höre es dir einfach an.
So, nun solltest du Dominanten kennen und erkennen können. Und dir sollte auch klar geworden sein, wenn du irgendwann im Quintenzirkel eine Akkordverbindung nach links - also gegen den Uhrzeigersinn - spielst, daß du den ersten Akkord dann mit einer 7 (kleine Septime!) versehen kannst - das geht IMMER!!!
Und du solltest auch begriffen haben, daß Dominanten erstmal nichts mit einer Tonleiter zu tun haben!
Wir gehen jetzt zur Tonleiter, die einer Schichtung von sieben Quinten entspricht, das nennt man Diatonik (Leitereigen) oder Heptatonik (7-Tönigkeit) - schau dir das wiederum auf dem Quintenzirkel an:
Nun siehst du nach (du machst also eine Strukturanalyse), was passiert, wenn du über den Tönen der Dur-Tonleiter Akkorde mit vier Tönen schichtest, die Nummerierung erfolgt mit römischen Ziffern, Stufen genannt, das Ergebnis sollte so aussehen:
I - Dur j7 (T)
II - Moll7
III - Moll7
IV - Durj7 (S)
V - Dur7 (D, Dom7)
VI - Moll7
VII - Moll7/b5 (d.h., der 5. Ton ist um einen Halbton vermindert)
Da erkennst du, daß es nur drei Dur-Akkorde gibt, die praktischerweise im Quintenzirkel direkt nebeneinander liegen - jetzt verstehst du hoffentlich auch den Sinn, die Töne im Quintabstand anzuordnen. Weiterhin fällt auf, daß es auch nur drei Moll-Akkorde gibt - auch die liegen auf dem Quintenzirkel direkt nebeneinander - noch praktischer, oder?
Der VII. Stufen-Akkord ist eine Besonderheit, weil der ja der einzige Akkord ist, der kein Dur und auch nicht ein reiner Moll-Akkord ist.
Noch interessanter wird es, wenn du dir die Zusammenhänge zwischen Tonleiter und Quintenzirkel anschaust: Denn die Tonleiter kannst du direkt im Quintenzirkel ablesen, denn auch diese Töne liegen in einer Folge von Quinten (große Quintfallkadenz genannt):
VIIm/5b - IIIm7 - VIm7 - IIm7 - V7 - Ij7 - IVj7
Als Funktionsfolge so ausgedrückt (die VII. Stufe bezeichen ich mal als "X", weil es dazu - je nach Harmonielehre - verschiedene Ansichten gibt):
Xm7/5b - Dp7 - Tp7 - Sp7 - D7 - Tj7 - Sj7
Wie du sehen kannst, habe ich die Verwandschaftsverhältnisse ausgedehnt, Dp bedeutet Dominantparallele, also von der Dominante die Parallele, die automatisch in Moll ist, wie wir oben ermittelt haben und wie wir mit dem KLEINEN Buchstaben "p" darstellen. Tp ist also die Tonikaparallele, analog dazu Sp die Subdominantparallele.
Es gäbe da noch das Gegenstück z.B. tP, was bedeuten würde, daß du die Tonika einfach in Moll setzt (kann und darf man machen, wenn es das Stück zuläßt...) und somit deren Parallele in Dur steht.
Beispiel: T ist C-Dur, Tp wäre dann A-Moll (3 Quintenzirkelsprünge nach rechts), tP dann Eb-Dur (3 Quintenzirkelsprünge nach links, weil du aus C-Dur ein C-Moll gemacht hast)- schau dir das auf dem Quintenzirkel nochmal ganz genau an und präge dir das geometrische Bild genau ein.
Somit hast du schon einen Großteil der Töne im Quintenzirkel funktional in Zusammenhang gebracht.
Spiele nun die große Quintfallkadenz durch alle Tonarten durch - du wirst erkennen, daß du immer das gleiche spielst, jedoch nur mit anderen Tönen.
Das Verhältnis der Töne zueinander BLEIBT ABER IMMER GLEICH.
WICHTIG!!!
Übe das so lange, bis du auf Anhieb alle Teile dieser Kadenz OHNE INSTRUMENT erkennen kannst - ohne diese handwerkliche Fähigkeit brauchst du keine Harmonielehre dir anschauen oder dich damit zu befassen - ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN!!!!!!!
WICHTIG!!!
Eine wichtige Teilsequenz ist z.B. die II-V-I, also Sp - D - T - die kommt in jedem Musikstück vor, das mehr als drei Akkorde hat.
Moll:
Für Moll-Stücke beginnst du auf der VI. Stufe. Deren Subdominante (also eins nach links auf dem Quintenzirkel) entspricht der II. (Dur-)Stufe. Nun stellst du fest, daß an der Stelle, wo die Dominante steht, ein Moll7-Akkord steht. Die Dominante in Moll ist also normalerweise ein Moll-Akkord!!!
Und nun kommt die Verbindung zum Dominantring ins Spiel:
Du kannst diesen Akkord als Dur7-Akkord spielen, weil du in den Dominantring wechseln kannst. Das ist auch der Grund, warum sich dann die Tonleiter ändern kann und du nicht mehr eine natürliche Moll-Tonleiter, sondern eine Harmonisch-Moll oder gar Melodisch-Moll-Tonleiter spielen kannst!
Als prakische Übung spielst du die große Quintfallkadenz durch (hoch und runter!) und tauschst die III. Stufe, die eigentlich ein Moll-Akkord ist, durch den Dominantseptakkord aus dem Dominantring, also ein Dur7-Akkord.
Der Dominantring wird auch oft verwendet, wenn du die II. Stufe mit mehr Spannung haben willst: Dann spielst du einfach - sofern das die Melodie zuläßt - anstatt dem leitereigenen Moll7 ein Dur7-Akkord, funktionsharmonisch wird das dann Doppeldominante genannt (DD - also die Dominante von der Dominante). Das kannst du auch auf die VI. Stufe ausbauen, da ist das dann eine Trippeldominante (DDD). Daher gibt es dann logischerweise auch Quadruppeldominanten oder Quintuppeldominanten - klingt lustig. Bei genauerem Hinsehen kann man die Dominante von der Moll-Tonart auch als Quadruppeldominante (DDDD) bezeichnen - alles eine Sache der Definition, man muß es aber hören lernen.
Wenn du das kannst, solltest du ALLE Stücke von Juli oder Silbermond auf Anhieb spielen können - ohne die vorher groß Üben zu müssen, nur nach Gehör, und du solltest auf Anhieb die Stufen und Funktionen hören können.
Dann kannst du dir mal den Zusammenhang von Skalen / Tonleitern anschauen, du wirst diese Technik ("Skalentheorie") jedoch nur zur Ergänzung deines Wissens brauchen, nicht jedoch, um Spielen zu können, weil man über diese Skalentechnik nicht wirklich improvisieren lernen kann, und weil einem der Zusammenhang der Funktionen nicht klar wird und man oft verleitet ist, dumm rumzunudeln, um das mal so auszudrücken...
Ach ja - die Pentatonik ist ein Teil der Heptatonik - entweder du suchst im meinen Postings unter Harmonielehre, was ich dazu schrieb, oder du erarbeitest das selbst - was noch besser ist, denn was man sich selbst erarbeitet hat, kann man sich jederzeit wieder herleiten, und beim Spielen wirst du das auch deutlich merken.
Mit diesem Chrash-Kurs solltest du mit einem Einsatz von zwei Stunden pro Tag (1 Stunde Theorie und Raushören/Wiedererkennen, 1 Stunde stumpfes Üben, Stücke üben ist extra Zeit!) innerhalb der nächsten drei Monate das Spielen/Improvisieren/Komponieren ohne Probleme als Basiswissen erlernen können.
Wenn du weniger übst, braucht es entscheidend viel länger, weil du viel vergißt.
Also dranbleiben ist angesagt. Falls du mal eine Weile nicht spielst, kann dir diese Fähigkeit wieder stark einrosten, drum ÜBE täglich...!!!
Deine Bücher kannst du dann ohne weiteres Verstehen, was sonst nur in reinem unbrauchbarem Auswendiglernen enden würde, weil du das System, das hinter deinem Ohr steckt, nicht richtig verstehen könntest.
Eigentlich wollte ich nur ein paar Worte dazu schrieben, nu isses ein Kurs geworden...
Ach ja, ich würde mich über eine Rückmeldung freuen...