Songtext: Ich muss gestehn

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Hier der Text zu meinem aktuellen Song, der hier zu finden ist:

Ich hoffe, ihr verzeiht mir die vielen fehlenden "e" :)


ICH MUSS GESTEHN

Ich muss gestehn
ich hab's gesehn
ich sah dich stehn
und wollte zu dir gehn (du hast mich nicht gesehn)

Ich muss gestehn
ich war dabei
ich habe weggesehn
hab nichts getan

Ich sah es kommen
war ganz nah dran
ich hab mich weggedreht
und bin gegangen

Wenn ich dich jetzt seh
mit den blauen Flecken
wenn ich dich jetzt seh
mit den Schrammen und Narben
wenn ich dich jetzt seh
mit den verschorften Wunden
wenn ich dich jetzt seh
wie du an Krücken gehst

Muss ich gestehn
ich war vor Ort
doch als du mich brauchtest
da lief ich fort

Du hast mich nicht bemerkt
doch ich war da
ich ließ es geschehn
ich war wie einer von denen

Du musst wissen ich sah
was mit dir geschah
es wurden alle befragt
da war ich nicht mehr da

Wenn ich nachts nicht schlafen kann dann
klage ich mich selber an

Ich gehe mit mir ins Gericht
eine Verteidigung gibt es nicht

Ich rufe mich in den Zeugenstand
ich sage die Wahrheit ich hebe die Hand

Ich nehme mich ins Kreuzverhör
ich habe es nicht gewollt, ich schwör

Ich spreche das Urteil über mich
es lautet natürlich lebenslänglich

Und ich muss es dir jetzt endlich gestehn
ich war dabei, ich habe alles gesehn

(Ich muss gestehn) - ich muss gestehn
(Ich muss gestehn) - endlich gestehn
(Ich muss gestehn) - ich muss gestehn
(Ich muss gestehn) - ich muss gestehn
 
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Was das genau soll, weiß ich nicht. Aber gefällt mir erstmal, weil es unkonventionell und schräg ist.
 
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Flüssig geschrieben, gut verständlich, kommt auf den Punkt.
Noch schwanke ich etwas, denn der Text ist mir für ein Schuldbekenntnis etwas allgemein: was passiert ist und worin die eingestandene Schuld des Lyrischen Ich nun konkret liegt, erfährt man nicht. Allerdings: dadurch wird die Phantasie angeregt und die Lesenden können die Geschichte selbst ausfüllen. Und das schafft eine Breite von Möglichkeiten, die gleichzeitig einen eindeutigen Fluchtpunkt hat: das Wegsehen, das Nicht-Eingreifen und Stellung beziehen, da, wo man es hätte tun können und wo es Not tat und einem schließlich auf der eigenen Seele liegt: denn unabhängig davon, ob andere es erfahren - man selbst weiß es und kann dem Wissen nicht entrinnen, spricht sich selbst ein Urteil, das hart und unabdingbar ist.

Und das wiederum öffnet den Weg ins eigene Ich, in das eigene Verhalten: Wohl alle haben in irgendeiner Form die Erfahrung gemacht, nicht genügt zu haben, indem sie in einer Situation, die beherztes Eingreifen erforderte, die Passivität gewählt und weggeschaut haben, teilnahmslos gewesen war und sich dies später vorgeworfen zu haben. Diese Breite spannt sich über das Wegsehen auf persönlicher Ebene bis hin zur Passivität bei gesellschaftlichen Ungleichheiten, Ausgrenzungen bis hin zur Vernichtung - generelle der Teilnahmslosigkeit dem Leid anderer gegenüber, mögen sie nun nah oder weit weg sein.

Was ich als Stärke des Songtextes empfinde. Insofern schwanke ich nicht mehr - ein Songtext zur rechten Zeit, da allenthalben zur Entsolidarisierung aufgerufen wird und das eigene Hemd als das Naheliegendste und Wichtigste erklärt wird: mögen die anderen doch sehen, wo sie bleiben - mit dem Aufrechterhalten der eigenen Lage hat man angeblich oder tatsächlich genug zu tun oder kann es sich zumindest so einreden. Aber wie lange? Und das Wissen darum, dass man am Ende alleine vor der eigenen Schuld stehen wird, kann Energie freisetzen, um im Hier und Jetzt einzugreifen, Stellung zu beziehen, das Notwendige, zu dem man in der Lage ist, es zu tun, tatsächlich auch zu tun.

x-Riff
 
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Ich will mich dem Feedback von @x-Riff anschließen. Ich fühlte mich auch zu Beginn des Textes noch etwas verloren in der wenig konkret beschriebenen Situation, um mich dann aber mehr und mehr dem Innenleben des LI zuzuwenden und diese Perpektive zunehmend "gut" zu finden. So führt mich doch der Text dahin, dass ich aus eigener Erfahrung das Gefühl des Wegsehens oder Nicht-Wahrhaben-Wollens kenne. Und das Ist jetzt nichts, was ich gerne spüre.

Für mich zielt der Text - mehr noch, als auf die Solidarität untereinander - auf die Offenlegung der kleinen Vermeidungsstrategien in uns: Ängstlichkeit und Bequemlichkeit, Furcht vor Konsequenzen etc. und die daraus entstehende Schieflage in uns. Wir spüren insgeheim, dass etwas nicht in Ordnung war und müssen damit
klarkommen.

Gute Text das!
 
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Danke euch für eure Kommentare! Entstanden ist der Text alleine aus der Titelzeile, die mir völlig kontextlos in den Sinn kam.

@x-Riff , du hast den Text besser zusammengefasst, als ich es hätte tun können.
die Lesenden können die Geschichte selbst ausfüllen. Und das schafft eine Breite von Möglichkeiten, die gleichzeitig einen eindeutigen Fluchtpunkt hat: das Wegsehen, das Nicht-Eingreifen und Stellung beziehen, da, wo man es hätte tun können und wo es Not tat und einem schließlich auf der eigenen Seele liegt: denn unabhängig davon, ob andere es erfahren - man selbst weiß es und kann dem Wissen nicht entrinnen, spricht sich selbst ein Urteil, das hart und unabdingbar ist.
Ja, ich wollte zum "Vorfall" gar nicht zu sehr ins Detail gehen und es offen lassen, der Hauptpunkt ist hier, nicht eingegriffen zu haben und sich damit auseinander setzen zu müssen.

Und das Wissen darum, dass man am Ende alleine vor der eigenen Schuld stehen wird, kann Energie freisetzen, um im Hier und Jetzt einzugreifen
Sehr guter Gedanke!


Für mich zielt der Text - mehr noch, als auf die Solidarität untereinander - auf die Offenlegung der kleinen Vermeidungsstrategien in uns
Das stimmt insofern, dass es mir primär eigentlich nicht um einen gesellschaftlichen Aspekt ging, sondern um die persönliche Verantwortung jemand Anderem gegenüber. Aber natürlich kann man das auch viel allgemeiner betrachten, muss es vielleicht sogar. Der Übergang vom privaten Handeln ins Öffentliche ist fließend.
 
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Ein interessanter Text!
Ich hab mir den Song dazu gerade angehört und war vom Stil her etwas überrascht, da ich ich hier fix einen Punk-Song á la Ärzte erwartet hätte :LOL:
 
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Danke für dein Feedback. Ich hoffe "überrascht" heißt hier nicht "enttäuscht" :) Der endgültige Stil ergibt sich bei mir immer erst während den Aufnahmen, in Richtung Ärzte bin ich bisher noch nicht abgebogen. Wäre aber ein interessantes Experiment.
 
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Mir gefällt der Text sehr gut (gerade entdeckt). Das schlechte Gewissen kommt gut durch und den Schreibstil mag ich auch.
Ich mag es, wenn ich den Text ohne "hacken zu bleiben" lesen kann, weil sich dann die Bilder im Kopf besser formen lassen.
Kurz gesagt: Die Leichtigkeit, die oftmals sehr schwer zu erreichen ist. Finde ich jedenfalls, und das passt gut!!

Bei der Musik war ich auch etwas überrascht. Gut gespielt und schön gesungen, aber ich hatte mit anderer Musik gerechnet. Eher mit Metal o.ä.:D
So richtig toternst braucht es ja nicht sein, aber ich finde, dass die Spannung und Dramatik des Textes durch die Musik doch ziemlich aufgehoben wird.
 
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Danke für dein Feedback. Ich hoffe "überrascht" heißt hier nicht "enttäuscht" :) Der endgültige Stil ergibt sich bei mir immer erst während den Aufnahmen, in Richtung Ärzte bin ich bisher noch nicht abgebogen. Wäre aber ein interessantes Experiment.
Nein, natürlich nicht! :)
 
vom Stil her etwas überrascht, da ich ich hier fix einen Punk-Song á la Ärzte erwartet hätte :LOL:

ich hatte mit anderer Musik gerechnet. Eher mit Metal o.ä.:D

Witzig und für mich überraschend, dass jetzt gleich zwei solche Rückmeldungen kommen.
Eigentlich gehört es ja in den anderen Thread, aber ich schreibe jetzt mal hier weiter. Text und Song entstehen bei mir mehr oder weniger parallel, ich denke mir also nicht nachträglich einen passenden Stil zum Text aus. Aber eure Bemerkungen geben mir schon zu denken, vielleicht nehme ich mal beizeiten ein aggressiveres Remake in Angriff.

ich finde, dass die Spannung und Dramatik des Textes durch die Musik doch ziemlich aufgehoben wird.
Dein Empfinden hat vielleicht auch ein wenig damit zu tun, dass Drums und E-Piano komplett programmiert sind und einfach weniger Dynamik und Gefühl rüberbringen als echte Instrumente. Das kann in anderem Zusammenhang ein erwünschter Effekt sein, hier macht es ggf einen etwas zu "braven" Eindruck.
 
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Ich muss gestehen, dass ich annehme, Kunst wird wohl bis zum bitteren Ende jedes Einzelnen Geschmacksache bleiben müssen! :hat:
 
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