Songs erarbeiten - Wie macht ihr das eigentlich?

  • Ersteller Matthaei
  • Erstellt am
in Hinblick auf Ausarbeitung einer soliden Gesangstechnik an "kitzeligen" Stellen (Stütze, Mundstellungen, Atempausen, etc.) und der Gesamtperformance (Pharsierung, Übervokalisierung, Hauchen, etc.)

Ich hab noch nie über einen Workflow nachgedacht, aber ich denke, dass ich grundsätzlich zwei verschiedene Herangehensweisen am Anfang habe, nämlich je nachdem, ob ich über den Song "stolpere" (ich höre ihn irgendwo, höre ihn dann meistens immer wieder, stelle fest, dass er eventuell cool zu singen wäre und versuche mich daran) oder quasi von außen beschlossen wird, dass ich den jetzt singe (Band oder sonstige Konstellationen mit anderen Musikern).
Bei ersterem kenne ich den Song meistens ja schon (sehr) gut, weiß, was er für mich emotional bedeutet, weiß, wo ungefähr was hingehört. Dann schnappe ich mir den Text und singe das ganze mal eher locker, um zu sehen, wie es mir generell damit geht. Kritische Stellen (heißt bei mir entweder Atmung oder Höhen) nehme ich mir für ich alleine so lange vor, bis sie so klingen, wie ich das gerne hätte. Um das zu beurteilen (also ob es prinzipiell mal hinhaut), brauche ich keine Aufnahmen, die verwende ich dann für den Feinschliff. Wenn alles technisch sitzt, bringe ich wieder mehr Gefühl und Ausdruck hinein (da ich, wenn ich zuerst auf voller Emotion beginne, meistens eher stimmungesunde Dinge fabriziere ;) )
Alles in allem stecke ich im Moment noch sehr viel Arbeit in schwierigere Songs bzw. einzelne Passagen daraus, das kann schon mal eine Woche dauern. Liegt aber daran, dass die Technik tw. noch nicht zu hundert Prozent abrufbar ist bzw. war - wird aber von Woche zu Woche besser und damit auch dieser Prozess schneller. Bei zugeteilten Songs unterscheidet sich der Prozess nur am Anfang, da das Lernen von Ablauf, Melodie und Text noch dazukommen.

Die gesangliche Gesamtperformance ergibt sich für mich irgendwie in dem Moment, wo ich Gefühl und Technik wieder zusammenführe.
Die sonstige Performance: ich stehe momentan tatsächlich vorm Handy und nehme mich selbst dabei auf, wie ich mit einem Mikro oder mikrofonähnlichen Gegenstand so tue, als stände ich auf einer Bühne, da ich zu der Erkenntnis gekommen bin, dass ich wohl sonst auf einer richtigen Bühne aussehen werde wie ein verängstigstes Ei. Wer glaubt, die eigene Stimme auf Band wäre schon harter Tobak, sollte das mal probieren - sehr erhellend und danach ist einem fast nichts mehr peinlich :ugly:
Mir ist das wichtig, da ich leider nicht zu den Performing-Naturtalenten gehöre, andere mögen so etwas nicht brauchen :)

Macht das eigentlich noch wer? Also in irgendeiner Art Bühnenperformance üben in allem, was nicht direkt die Stimme betrifft? Grundsätzlich bin ich ja der Meinung, dass das sowieso am besten über die Erfahrung geht (also nur über tatsächliche Auftritte), aber ich mag nicht die ersten 10 Konzerte wie ein Honk aussehen :ugly:
 
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Hmm...also ich singe die Songs einfach zur MP3 mit bzw. spiel sie wahlweiße auch auf dem Klavier. Ansonsten suche ich meist noch nach einer Textübersetzung.
 
In der letzten Zeit musste ich mal wieder feststellen, dass mir Aufnahmen meines Gesangs doch sehr helfen können um meine Performance zu verbessern.

Derzeit arbeite ich an fünf Coversongs, die ich zwar rein technisch einwandfrei beherrsche, allerdings gibt es Stellen, an denen ich noch nicht so wirklich zufrieden mit meiner Stimme bin.
Häufig sind es einfach ungeschickte Artikulationen/Mundstellungen. Wenn ich z.B. ein Wort in die Länge ziehe, dann neige ich dazu eine nicht so ideale Betonung auf bestimmte Endungen zu legen.

Klassischerweise sind das bei mir "n" oder "m" endungen.
Oder ich artikuliere i's und o's noch nicht so ideal.
Auch ziehe ich manchmal Wörter ungeschickt in die Länge, wie z.B. "man" (määäänn), die einfach kurz gesungen gehören.

Das passiert mir vor allem immer dann, wenn ich glaube besonders viel Gefühl in ein Lied zu legen ;-)

Ich finde das ehrlich gesagt auch am schwierigsten.
Die korrekte Intonation ist für mich überhaupt kein Problem. Die technischen Askpekte lerne ich auch relativ schnell,...aber Gesangsausdruck und Mundstellung ist meist ein hartes Stück arbeit.
Ich habe das Gefühl, dass ich dafür noch kein ausgeprägtes Bewusstsein und daher Kontrolle darüber habe, wenn ich singe.
Es klingt für mich nicht unpassend. Erst auf den Aufnahmen höre ich das.

Geht das jemanden eigentlich auch so?

Ich singe meine Lieder gerade mit Vollplayback ein und höre mir dann die Aufnahmen nach einer Pause - mit Liedtext vor mir - an und markiere die Teile, die mir noch nicht passen.
Dann versuche ich diese Stellen zu verändern und mir meine Mundstellung an der Stelle einzuprägen.
 
aber Gesangsausdruck und Mundstellung ist meist ein hartes Stück arbeit.
Ich merke den Ausdruck zwar meistens schon währenddessen, kontrolliere aber trotzdem mit Aufnahmen für den letzten Schliff. Bei mir sind es Feinheiten des Klanges (offener vs. eher dumpfer Klang), an denen ich so arbeite, besonders in der Verbindung bestimmter Vokale und gemischte / gebeltete Höhen (I'm looking at you, C#5 Ä und I...). Da unser Gitarrist, der bis jetzt bei den meisten Sachen die Lyrics schreibt, eine Neigung zu Äs und Is in Refrains hat und ich ebenso eine Neigung, sehr hohe Refrain-Linien zu schreiben, habe ich da teilweise viel Spaß beim Singen :ugly:
Wo es mir aber vielleicht ähnlich geht wie dir, sind teilweise Aussprachefeinheiten im Englischen (beim Sprechen merke ich das direkt, beim Singen irgendwie nicht so) und Nuscheln. Dass ich manche Sachen komisch ausspreche, merke ich auch meist erst hinterher, aber mithilfe von häufigen Aufnahmen geht es immer besser, das auch schon direkt beim Singen wahrzunehmen. Da ich einen S-Fehler habe, muss ich da besonders aufpassen; hatte hier mal eine Hörprobe hochgeladen, wo ich statt 'priietsching' ('preaching' ;) ) Priiezzing singe :ugly:
 
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