Solo richtig improvisieren ??

  • Ersteller Guitarplayer03
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Spieltechnik auf der einen Seite, auch Speed und dann "Kreativität", "Spontanität", "sich selbst treu bleiben" und weitere Dinge - finde ich - sind nicht gegenseitig ausschließend alternativ zu sehen, nach dem Motto "sei kreativ STATT Technik zu lernen". Beides hat seinen Platz und seine Zeit.
Wie oft ging es mir beim Besuch in einem Musikladen so, wenn da ein anderer Gitarrist ein geiles Riff oder Solo spielte, während aus meinen Fingern wieder nur Quark rauskam, dass ich mir wünschte, ich hätte mal ein paar geile Licks gelernt und parat.
Mir haben Regeln wie "sei Du selbst", "sei spontan", "mach Dein Ding" meist nicht so viel gesagt, zumindest dann nicht, wenn ich gerade dabei war, ein spielttechnisches Problem lösen zu wollen.
Wenn Du gerade dabei bist, eine Spieltechnik unbedingt lernen und üben zu wollen, dann bist Du doch absolut "Du selbst", wenn Du genau das tust.
Ich selbst habe immer Zeiten gehabt, wo ich mich mehr auf Spieltechnik konzentriert habe und dann wieder Zeiten, wo andere Dinge (Kreativität, Gefühl etc.) beim spielen im Vordergrund standen.

Beim raushören und kopieren anderer habe ich gelernt - nicht nur Technik sondern auch musikalische Spielkonzepte. Es hat mir aber auch gut getan, mal keine Covers zu machen, sondern komplett eigene Stücke im Bandkontext zu machen, nur das ist erheblich mehr Zeitaufwand als kopieren, covern, interpretieren.
 
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Spieltechnik auf der einen Seite, auch Speed und dann "Kreativität", "Spontanität", "sich selbst treu bleiben" und weitere Dinge - finde ich - sind nicht gegenseitig ausschließend alternativ zu sehen, nach dem Motto "sei kreativ STATT Technik zu lernen".

Hat - denke ich - auch niemand so gemeint. Das ist ein sich wechselseitig beinflussender Vorgang, wenn du bestimmte Dinge technisch gelernt hast, erweitert das ja auch deine Ideen, Vorstellungen und Melodien im Kopf. Und: jede Vorstellung im Kopf kann ja auch zu etwas führen, was man technisch erst noch lernen muss. Ich bin auch im Kopf besser als mit den Fingern, und das geht vermutlich den meisten so. Mir ging's also hier erstmal nur um die Aussage "habe null Plan, was ich spielen soll", und ich denke, jo, so klingt das dann auch zwangsläufig. Also Idee - Üben - noch mehr Ideen - noch mehr Üben - … so wird ein Schuh daraus. Aber den ersten Schritt kann man nicht weglassen.

Bernd
 
Ja, logisch tut er das. Und genau deswegen sage ich: es ist NICHT nötig, rasende Tonleitern zu präsentieren. Es darf auch ganz einfach sein, solange eine Idee, eine Vorstellung dahinter steckt :)
Jein. Manchmal eben schon. Durch Tonleitern zu rasen allein ist natürlich nichts tolles, die Fähigkeit das zu tun aber ein nützliches technisches Fundament.
 
Jein. Manchmal eben schon. Durch Tonleitern zu rasen allein ist natürlich nichts tolles, die Fähigkeit das zu tun aber ein nützliches technisches Fundament.

So wie schnell sprechen können? :D

Zum wiederholten Male: ich habe nirgendwo behauptet, dass ausgereifte technische Fähigkeiten überflüssig sind. Ich sagte nur, dass OHNE dahinterstehende Idee drauf gepfiffen ist. Und dass ein langsames Solo MIT Idee mehr hergibt als ein schnelles Solo OHNE Idee, in rein mechanischer und unreflektierter Skalendudelei. Und wenn ein Anfänger oder Fast-Anfänger sich verständlicherweise daran stört, dass er keine Idee hat, dann wäre z.B. "lern deine Skalen schneller zu spielen, dann hört keiner, dass du planlos bist" keine wirkliche Hilfe.

Bernd
 
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dazu kommt noch, dass die besten improvisationen die sind, wo man selbst ueberrascht wird.

Darum sind Improvisationen von Anfängern die besten. Da ist jeder Ton eine Überraschung.

:mampf:

Ich mein das nicht abwertend. Ich will zum selbständigen Überdenken dieser Floskel anregen
;)
 
Tach!

Hm. Ein "Solo richtig improvisieren"...und als Antwort die üblichen Verdächtigen

"lerne Pentatonik", "lerne Licks", "lerne 3nps", "Harmonielehre", "höre auf Dein Herz, denn nur mit dem Herzen sieht man richtig gut"

Was ich immer wieder vermisse, ist Rhythmik. Ist die bei den Antwortgebern hier so selbstverständlich vorhanden, dass man sie als gegeben voraussetzen kann und bin ich der einzige hier, der hart am Timing, am Groovegefühl, an der Rhythmik üben muss und es auch tut?

Je länger man spielt, und je öfter man sich selbst zuhört, desto klarer wird einem, dass das entscheidende Moment, das einen Musiker, der sich auf seinem Instrument auszudrücken weiß, von einem nichts sagendem Ton-Emittierer unterscheidet, nicht die Anzahl der Noten ist, die er wählen könnte (Wissen über Skalen/Arpeggios/Theorie), auch nicht die Anzahl der Noten, die er in kurzer Zeit spielen könnte (16tel ab 300bpm), und auch nicht seine subjektive Tiefe des Gefühls, sondern zunächst einmal der Zeitpunkt, an dem er die aktuelle Note spielt.

Erst dann kommt alles andere ins Spiel.

Das ist universell. Blöd ist nur, dass man eine rhythmische Sehschärfe erst entwickeln muss, um das zu können.

Du musst gar nicht zum Jazzrocker werden, mit einer guten Rhythmik reichen dann plötzlich auch drei bis vier Licks (siehe B.B. King), oder Pentatonik plus Würznoten (siehe SRV und viele Blueser), dann klingt auch Shred plötzlich klasse (Yngwie und alle 80ies), und überhaupt wird aus Musik plötzlich Musik. Natürlich immer vorausgesetzt, dass man auch ansonsten seine Hausaufgaben gemacht hat, eine gute Griff- und Spieltechnik entwickelt hat, Geschmack hat, den Ton zu formen gelernt hat, sein Gefühl einbringen kann, ein Vokabular, sei es aus irgendeinem Medium gelernt oder selbst entwickelt, erarbeitet hat.

Die Anzahl der Webseiten, die sich um die rhythmische Grundausbildung dreht, ist sehr, sehr überschaubar. Es gibt eigentlich kaum eine Quelle dafür. Mir fallen hierzu nur einige Videos von Hal Galper ein, und jazclass.aust.net ein (http://www.jazclass.aust.com/rhythmcl/1rc.htm), die das Problem im Kern erfassen.

Also, um Soli richtig zu improvisieren, solltest Du lernen, mit der Rhythmik gut umzugehen. Mit gut umgehen meine ich, dass Du solange alle Subdivisionen eines Taktes lernst, bis Du sie messerscharf spielen kannst. Das kann dauern (ich weiß von einigen Musikstudenten, und auch von Pros, dass sie sich teileweise monatelang nur mit Vierteln beschäftigen, und zwar damit , diese absolut präzise spielen zu können). Du musst wissen, wo im Takt/in der Songform Du gerade bist. Du musst Dich als Teil des musikalischen Geschehens begreifen lernen, genau wie Du lernen musst, das musikalische Geschehen als Teil Deiner Improvisation zu erkennen.

Hier noch ein absolut bemerkenswertes Video von Hal Galper zum Thema Rhythmik. Lass Dich vom Jazz-Kontext nicht abschrecken. Im Prinzip gilt alles, was er hier sagt, universell für alle Musikrichtungen, nur die Stilmittel ändern sich.



Grüße Thomas
 
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Klar ist Rhythmus wichtig. Er ist die Quintessenz, der Herzschlag der Musik, sozusagen die Basis.
Wenn ich schriebe, dass ich das spiele, was in meinem Herzen ist, dann hat das einen Rhythmus. Der ist nicht immer einfach, den muss man üben um ihn auch spielen zu können.
Das Rhythmusgefühl und das rhythmisch spielen können ist sozusagen die Basis, auf der die Musik aufbaut. Das sind Grundlagen, die man sich aneignen muss.
Da hatte ich zu meinem Glück schon in jungen Jahren einen "Komponisten" namens Sevcik, der mir auf der Geige beim erlernen der verschiedenen Rhythmen und Spieltechniken geholfen hat. Ich bin dankbar, dass mein Geigenlehrer damals nicht locker gelassen hat und ich dabei viel lernen durfte.
Das kommt mir natürlich heutzutage zugute und ist meine Grundlage :)
Trotz allem, eine bewegende Melodie, etwas, was mich berührt, wo ich Freude, Trauer, Spaß und Leidenschaft ausdrücken kann, das entspribgt meinem Herzen, meiner Inspiration und genau das will ich spielen!
...das ich es auch spielen KANN, dazu muss ich üben. Haltung, Technik, Rhythmus, Vibrato, Bending, Synchronität beider Hände und vieles mehr ist dazu nötig.
Sonst bleibt die Melodie in meinem Kopf und kann nicht "zum Leben erweckt werden".

Also: Spiele was Du fühlst und übe, dass Du es auch spielen kannst.

Was beim Üben eine super Hilfe ist, ist ein Looper.
Ich spiele gerne eine Akkordfolge Rhythmusgitarre in den Looper und anschließend improvisiere ich dazu Melodien. Macht Spaß und man lernt viel :)
 
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Was beim Üben eine super Hilfe ist, ist ein Looper.
Ich spiele gerne eine Akkordfolge Rhythmusgitarre in den Looper und anschließend improvisiere ich dazu Melodien. Macht Spaß und man lernt viel :)

So mache ich das auch. Angefangen hab ich auch mit dem üben von Pentatoniken. Und ich bin immernoch sehr weit weg vom freien, intuitiven Improvisieren. Was mir aber durchaus gelingt, ist, das mir durch das üben von Pentatoniken Melodien einfallen und ich diese dann ggf in Songs verarbeite. Ist ja schon mal was.

Ansonsten ist der Ansatz mit dem Looper oder einer Jammachine ein sehr guter. Ich mache das auch oft, das ich akkordfolgen aufnehme , diese ablaufen lasse und dann versuche darüber zu solieren. Dabei kommen auch ganz interessante Sachen raus. Was mir nur auch noch fehlt, ist die Schnelligkeit mit der meine Finger die töne wechseln. Aber das ist ein anderes Thema

Noch ein Zusatz:
Auch nehme ich auf dem Looper akkordfolgen eines bekannten songs auf und versuche darüber etwas zu solieren...ist auch ne interessante Sache

Und ein Tip:
Nimm dir mal das erste Solo von COMFORTABLY NUMB von Pink Floyd.
Das ist schön langsam, nicht zu komplex und hat so ziemlich alles, was ein gutes Solo braucht.
Vor allem ist da Gefühl drin .(aus meiner Sicht...allerdings bin ich auch ein Fan von PF-Solos)
Und es lässt sich mMn super leicht lernen.

Ich finde aus den Solos von David Gilmour kann man mMn eh sehr viel über das solieren lernen

Probier es mal aus...vielleicht hilft es Dir ja
 
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Was ich immer wieder vermisse, ist Rhythmik. Ist die bei den Antwortgebern hier so selbstverständlich vorhanden, dass man sie als gegeben voraussetzen kann und bin ich der einzige hier, der hart am Timing, am Groovegefühl, an der Rhythmik üben muss und es auch tut?

Da hast du Recht, es zu betonen. Ich spiele seit über 30 Jahren primär Funk, Soul, AllesWasGrooveHat, da ist die Gewichtigkeit dieses Aspekts sowieso eine wesentliche Grundlage. Wenn ich in meinen Postings von "Idee mit wenigen Tönen" gesprochen habe, hat das selbstverständlich eine interessante rhythmische Gestaltung mit gemeint. Übrigens habe ich/haben wir in den ersten Jahren mit Band die Rhythmik mit Trommeln trainiert (nur auf kleinen Bongos, Djembes oder sowas, zur Not auch auf'm Knie), und das regelmäßig gemeinsam mit der Band. Und später war's genau das, was ich mit meinen Kindern bereits in jüngstem Alter gemacht habe. Erfolgreich. Beide sind heute musikalisch und rhythmisch/timingtechnisch richtig gut :)

Grüße,
Bernd
 
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Das Beste ist: Sobald du mal anfängst in die "höheren Sphären" der Solospielerei einzutauchen gibt es immer wieder Dinge die im Prinzip jeder bekannte Gitarrist spielt.

Das wären z.B. Diagonalskalen, 2 oder 3 bekannte Blueskonzepte und vor allem die Mischung aus der Dur- und Moll-Pentatonik, u.U. noch gefüttert mit Bluestönen (Dur- / Moll-Blues-Pentatonik oder nenn es wie du willst ...).

Was ich damit sagen will: Legt du alle diese Pattern übereinander kannst du in einer Tonart ​theoretisch 90% aller Töne auf dem Griffbrett spielen. Theoretisch rechtfertigen geht sowieso (parallel Moll, Dorisch, Lydisch, und alle anderen Modes). Die Kunst ist aber die richtigen Töne im richtigen Kontext zu spielen.

Und da schadet es nichts mit der Moll-Tonleiter zu beginnen und ruhig mal auszuprobieren was mit den Tönen in der direkten Nähe der Pentatonik passiert und welche Wirkung sie haben. Stichwort: Blue-Notes bzw. Blues-Pentatonik!
 

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