DrKeule, man kann da zwar theoretisch rangehen, aber das bringt IMHO nicht soo viel wie du dir erhoffst um ein gutes Solo zu Improvisieren/Komponieren.
Z.B ist es recht unbrauchbar nur von einer Beziehung zwischen Akkorden und
den Skalen auszugehen - wie es z.B. die
Akkord-Skalen-Theorie weismacht - um auf gute Ergebnisse zu kommen. Die
Akkord-Skalen-Theorie macht diesbezüglich erstmal nur die Aussage das ein
Akkord X mit Optionen == Skala X ist und somit beide aus dem gleichen Tonmaterial bestehen (natürlich lehrt die AST noch mehr, klar, aber wir sind ja hier jetzt bei Improvisation von Melodien). Es werden keinerlei Aussagen darüber gemacht über Melodieführung, Phrasierung usw. und den passenden Nebenoten. Das heißt, wenn man nur die zugrundeliegende Skala verwendet endet es sehr schnell in Skalendudeln (schlimstenfall rauf-/runterspielerei).
Zu einer guten Improvisation gehören auch chromatische Nebenoten (Hagenwil hat dazu ein sehr guten kurzen Text geschrieben der es auf den Punkt bringt:
https://www.musiker-board.de/vb/harmonielehre/281067-woran-erkennt-man-die-tonart-2.html#post3160711), ein gute Führung der Töne (Sprünge, Sekundenschritte, usw. halt eine bestimmte Art der Strukturierung der Töne), usw. Über all das macht die AST keinerlei aussagen. Das einzige was AST diesbezüglich bringt ist erstmal die Selektion von überhaupt passenden Tönen (die man aber auch ohne sowas mit Erfahrung hinkriegt), was durchaus hilfreich ist und eventuelle Zeit sparen kann.
Mir z.B. hat es (bisher) nichts gebracht Akkorden nur statisch deren Skalen zuzuordnen um es als einziges improvisatorisches Tonmaterial zu benutzen. Auch eine Mischung aus verschiedenen Skalen (wie du es vor hast) bringt nichts und ist in der Praxis (für mich) unbrauchbar; man hat da nicht die Zeit für während dem Spiel und das eigentliche oben angesprochene Problem löst es auch nicht.
In einem Blues z.B. denke ich lieber an die Grundskala die ich benutze (Moll-Penta bzw. die erweiterte "Blues-Skala" als Moll/Dur-Mischung) und denke mir alle Nebenoten als chromatische Erweiterung, Durchgangstöne und chromatische Annäherungen
Das ist IMHO schmerzfreier als wenn ich mir denke
"weil ich nun die Noten a-f und zusätzlich Note x, y, z gespielt habe bin ich nun in Skala X und nicht mehr in Y". Wie ich nun die Noten anordne ergibt sich aus dem Studium des jeweiligen Stils und der Erfahrung heraus. Wenn ich Musik mache wo verschiedene Akkorde tatsächlich ein anderes Tonmaterial (=Skala) benutzen, dann denke ich selbstverständlich dann auch in alle den betreffenden Akkorde an
den von mir benutzen Grundskalen, klar.
Mir hat daher AST bezüglich Jazz-Improvisation (und sonstigen Stilen) bisher KEIN Stück was gebracht (!) oder sonstwie diesbezüglich weitergebracht. Es gehört wie gesagt etwas mehr dazu als
Akkord X mit Optionen == Skala X.
Mein Tipp an dich ist daher sich erstmal die Moll-Penta und deren Möglichkeiten zu benutzen, und dir dann zu überlegen welche zusätzlichen Noten du an bestimmten stellen (=Akkorden, Zählzeiten (=Grade/ungerade bzw. inbeat/offbeat), ...) hinzufügen kannst. Selbstverständlich kannst du mehrere Skalen hinzuziehen um zu schauen welche Töne du überhaupt benutzen kannst, aber denken würde ich dann nicht gleichzeitig in mehreren Skalen für
einen Akkord sondern wie oben beschrieben (Nicht falsch verstehen, wenn Akkord X,Y,Z jeweils eine eigene Skala brauchen, so denkst du für all die in genau diesen Skalen. Alle Nebenoten die sich ergeben betrachtest du dann als chromatische Nebenoten/Druchganstöne/etc. je nachdem was passend ist).
Das ist aber nur mein momentanes Fazit (dem bestimmt viele widersprechen werden) und könnte sich vielleicht in einem Jahr wider ändern. Aber momentan bringt mir die AST für Melodisch Improvisationen NULL Erkenntnis bzw. nichts worauf ich auch nicht so gekommen wäre. Dafür bringt mir die AST aber viele andere brauchbare Erkenntnisse, daher nicht als "runtermachen" falsch verstehen
Gruß