Alle Saiten zwecks Reinigung und Neubespannung entfernen ist völlig unproblematisch.
Aber hinter jedem Gerücht oder Mythos kann auch durch einzelne Vorfälle unter bestimmten Bedingungen etwas Wahres stecken. Nur werden leider viele andere wirkungsvolle ursächliche Umstände meistens verschwiegen und alle Probleme einer Handlung (alle Saiten entfernt oder alle Saiten immer auf Spannung gelassen) zugeschrieben.
Bei sehr alten Gitarren bei denen der Hals immer einer hohen Zugbelastung ausgesetzt war, kann es irgendwann notwendig werden den Halswinkel zu korrigieren (neck reset) --> dies ist bei geschraubten Hälsen von Westerngitarren (alle sind auch nicht geschraubt) einfacher als z.b. bei Klassikgitarren.
Bei sehr langer Lagerung von Gitarren ohne Saitenbespannung (z.b. Dachboden) unter eventuell sehr ungünstigen Klimabedingungen (vor allem der rel. Luftfeuchtigkeit z.B. unter 30% oder über 80%) kann ein sogenannter "backbow" (verkehrte Halskrümmung) entstehen oder andere ungünstige Verformungen des Halses. Wobei solche ungünstigen klimatische Verhältnisse auch bei Gitarren die mit Saiten bespannt sind einige Schäden anrichten können.
Auch wird die Konstruktion (Gitarrenbauer) und die verwendeten Hölzer (Art, Qualität, Lagerung) der Gitarre eine Rolle spielen. --> Könnte sein, dass zwei Gitarren immer mit gleichem Saitenzug bespannt waren und bei einer davon ein "neck reset" notwendig wird und bei der anderen nicht. Oder z.B. von zwei jahrelang unbespannten Gitarren am Dachboden hat dann nur eine wesentliche Schäden am Hals.
Da viele unterschiedliche Schäden bei Gitarren aufgetreten sind und auch auftreten werden --> und die wahre Ursache oft schwierig zu fassen ist --> ist es einfach die Saiten als Täter abzustempeln, egal ob sie am Tatort waren oder nicht
--> und schon ist ein Gerücht bzw. Mythos geboren
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Ich persönlich wechsle immer alle Saiten auf einmal und entspanne die Gitarre nicht bei Abwesenheit (Urlaub, ect.). Falls ich für sehr lange Zeit meine Gitarren allein lassen müsste (1 - 2 oder mehr Jahre) dann würde ich die Saiten um ca. 2 - 4 Halbtöne runterstimmen (je nachdem welche Saitenart da gerade aufgespannt ist).
Für jene angehenden Gitarristen, die noch große Stimmprobleme haben und sonst auch wenig Erfahrung würde ich das Wechseln der Saiten einzeln empfehlen (Probleme die richtige Tonhöhe zu finden bzw. eine Oktave zu hoch oder zu nieder zu stimmen bzw. neue Saiten dabei zu zerstören würden aufgrund der Bezugssaiten entfallen; oder Rausfallen von Stegeinlagen und verkehrt wieder reinstecken könnte auch nicht vorfallen, ect.) - das Griffbrett beim einzelnen Wechseln der Saiten zu reinigen und zu pflegen ist auch möglich --> halt nur nicht auf einmal sondern in 6 Etappen.
Das Gerücht bzw. der Mythos wird vermutlich unzerstörbar sein und auch in Zukunft entsprechende Fragen und auch Empfehlungen diesbezüglich diskutiert werden
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