Solid Body Bass einschwingen - Wissenschaft, Mythologie oder Schöpfung?

Custom Shop Bässe muss man hier wieder eine Sonderstellung einräumen. Sie werden zwar optisch in die Vintage Ecke getrieben aber man setzt hier doch auf modernere Maßstäbe die auch Sound beeinflussend sind. So bekommen sie meist einen ultra leichten Korpus und Quatersawn Hälse.

Hier habe ich mich auch immer gefragt ob sich ein Ultraleicht Korpus leichter frei schwingen würde als ein höher verdichteter.
Das liest sich so, als ob du annähmest, dass alte bzw. vintage Bässe schwereres Korpusholz hätten als Custom Shop Reissues. Nachdem ich nun schon einige Precis aus den Sechzigern in der Hand hatte, muss ich sagen: dem ist nicht so. Ich habe z.b. einen 65er Sunburst gespielt, der war leicht wie eine Feder. Und die beiden weißen 63er waren auch nicht (viel) schwerer. Daher bin ich der Meinung, dass die CS Bässe deswegen so leicht sind, weil die Originale auch so leicht sind/waren.
 
es ist imho eine Masche um Geld zu verdienen ... ok - stinkt nicht :p
oder um (möglicherweise) Mängel im Material, sprich abgelagertes Holz etc zu kompensieren
ich hab mir mal das Holz eines guten 70er Precis genau angesehen (hatte Bild und Ton des Instruments)
dann hab' ich einfach einen Mexicaner von Ende 90 gekauft, der dem möglichst ähnlich sah
und siehe da: vintage Ton ... :D
(zumindest in für mich ausreichendem Masse)

cheers, Tom

Mir scheint, dass hier jetzt einiges durcheinander gerät:

1. Es geht nicht um die Frage, wie man einen Bass dazu bekommt, wie ein Vintagebass zu klingen, sondern darum, ob durch lange Spieldauer bzw. technische Hilfsmittel wie Einschwingen oder Einfrieren die Klangeigenschaft positiv verändert wird.

2. Unter Vintage verstehe ich nicht die Fenderbässe aus den 70ern, mit Ausnahme der manchmal gut klingenden Sumpfeschebodies mit Ahornhals und -griffbrett, die wirklich einen neuen eigenen Sound etabliert haben. In Bezug auf Fender ist die goldene Ära aber die Pre-CBS Zeit bis 65, ab dann wurde die Produktionsweise stark verändert und die Qualität zugunsten einer Massenherstellung deutlich gesenkt. Entsprechend klingt ein JB oder Preci aus den Jahren 60-64 ganz anders als etwa aus den 70ern. Und wieder anders klingen die frühen Precis aus den 50ern. Was gefällt ist natürlich Geschmackssache, aber im allgemeinen gefällt der Sound der 50er und 60er Bässe mehr, wobei man auch wieder beachten muss, dass es totale Gurken aus dieser Zeit gibt, die einfach gar nicht so toll klingen und das Geld, dass hierfür verlangt wird, auch nicht rechtfertigen. Dass etwa auch späte 70er Fenderinstrumente als Vintage angeboten werden, liegt auch daran, dass es zur Zeit einen riesigen Markt dafür gibt, die Instrumente aus den 50ern und 60ern aber so teuer und selten sind, dass sich nur wenige solche Instrumente leisten können. Man will hier einfach die Nachfrage bedienen und was da zum Teil angeboten wird ist aus meiner Sicht .

3. Ich glaube nicht, dass man anhand von Bildern und Tonaufnahmen eines alten Basses einen neuen Bass suchen kann, der genauso klingt - so hatte ich Deine Aussage verstanden. Ein Preci klingt auch heute typisch, aber so wie ein guter alter klingen selbst die Custom Shop Geräte nicht, geschweige denn die aus der Großserie. Den Unterschied kann man auch nur im direkten Vergleich beider Bässe hören und fühlen.

4. Durch Einschwingen lässt sich kein Vintageinstrument simulieren. Vintageinstrumente weisen aber häufig neben ihrem individuellen Klang allgemeine Eigenschaften wie Sustain, Ausgewogenheit, Wärme, Attack, Obertonreichtum etc. auf, die den Spieler und Zuhörer erfreuen. Diese Eigenschaften sind bei Neuinstrumenten meist nicht so ausgeprägt und es geht beim Einschwingen, Einfrieren, Entlacken etc. darum, diese Eigenschaften des jeweiligen Instruments zu fördern. Die These lautet ja, dass mit zunehmendem Alter und Spielzeit auch diese Eigenschaften verstärkt werden, nur deshalb der Vergleich mit alten Instrumenten. Ich bin mir sicher, dass auch Dein Mexikaner aus den 90ern, wenn Du ihn viel gespielt hast, heute anders klingt als am ersten Tag und diese Eigenschaften deutlicher ausgeprägt sind.
 
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Wenn Stars über ihre alten Instrumente reden, die sie erworben haben geht es eigentlich nicht um den Begriff Eingeschwungen.
Sting mag an seinem Bass den Umstand, dass der durch sein hohes Alter Narben des Lebens trägt, wie er selbst auch.

:D Der Man hat aktuell keine Haare... und der Bass kein Pickguard. Besteht da ein Zusammenhang? Und wenn ja, wie korreliert das zum Thema: der Bassist und sein Bart? :gruebel:

Sorry for OffTopic
 
1. Es geht nicht um die Frage, wie man einen Bass dazu bekommt, wie ein Vintagebass zu klingen, sondern darum, ob durch lange Spieldauer bzw. technische Hilfsmittel wie Einschwingen oder Einfrieren die Klangeigenschaft positiv verändert wird.
'Klangeigenschaften' ist mir zu allgemein formuliert
mit 'Vintage-Bass' beziehe ich mich auf einen Instrumenten-Typus, der ganz bestimmte Qualitäten aufweist
dazu gehören ein definierter Ton und ein straffes Tiefmitten-Fundament, im Charakter einer grossen Trommel nicht unähnlich
ob diese Bässe früher tatsächlich häufiger waren oder ob wir aus Aufnahmen nur die Creme de la Creme kennen... kA

dieser 'Sound' ist bei mir fest eingeprägt - unbewusst vergleiche ich jeden Bass, den ich in die Hand nehme damit
ich war mal überzeugt, dass es mit EQ und Kompression ein Klacks ist, das aus jedem 'guten' Instrument herauszuholen
was sich schnell als Illusion herausgestellt hat - solche Bässe sind (offenbar) doch sehr individuell... :gruebel:

ein ideal tief und obertonreich schwingender Bass mit viel sustain ist (für meinen Geschmack) eine Schlaftablette
ein Knurr-Monster à la Warwick Thumb (sorry) empfinde ich als entnervend

im Grunde klingen alle Precis gleich
aber einige haben eben dieses Extra an Definition, das man in alten Aufnahmen häufiger hört
deswegen 'vintage' - wann die letztlich gebaut wurden ist mir egal - bin ja kein Sammler

ob das entsprechend dem Zeitgeist auf die eine oder andere Art aufgenommen wurde spielt (für mich) ebenfalls keine Rolle
den Charakter hört man immer heraus
der Typ von den Arctic Monkeys spielt zB so'n Ding (sieht aus wie ein 70er in natur-look)
darauf würden sich mit entsprechendem Amp die alten Motown Sachen perfekt kopieren lassen

versuch mal, in Rock Videos auf YT einen vergleichbaren Preci Sound zu finden... das hebt diesen Bass heraus
und die 'Masse', die im Laden hängt, bringt das einfach nicht mit
es klingt immer Preci-typisch und ist so gut wie immer 'brauchbar', aber es fehlt der ultimative kick

da selbiger nach meiner Einschätzung auf der Summe von Teilen beruht, kann man Holz schütteln solange man will
es wird nie das herauskommen, was gemeinhin als Gral bezeichnet wird... ;)
insofern zählst du unter Punkt 4 zwar korrekte Elemente auf, ziehst daraus aber (imho) die falschen Schlüsse

ein Bass hat von Anfang an das Potential - oder er hat es nicht
vielleicht hat uns Leo Fender ja auch deswegen sein Baukastensystem hinterlassen...
(dann wechselt man halt den Hals, den Body, den PU, die Bridge - alles schnell und schmutzig erledigt) :D

cheers, Tom
 
Das liest sich so, als ob du annähmest, dass alte bzw. vintage Bässe schwereres Korpusholz hätten als Custom Shop Reissues. Nachdem ich nun schon einige Precis aus den Sechzigern in der Hand hatte, muss ich sagen: dem ist nicht so. Ich habe z.b. einen 65er Sunburst gespielt, der war leicht wie eine Feder. Und die beiden weißen 63er waren auch nicht (viel) schwerer. Daher bin ich der Meinung, dass die CS Bässe deswegen so leicht sind, weil die Originale auch so leicht sind/waren.

Die Custom Shop Bässe, die ich so in der Hand hatte waren allesamt ziemlich leicht, Precis teilweise 3,4 bis 3,7 Kilo aber selbst einen 77 er Custom Shop Jazz Bass lag mit 3,8 Kilo doch recht günstig. Ich will ja nicht ausschließen, dass es 1977 auch mal einen Jazz Bass gab der so leicht war aber stellvertretend für die Epoche ist das ja nicht.
Überhaupt scheint es beim Custom Shop egal zu sein was für ein Bass Modell sie bauen. Selbst Telecaster Bass nachbauten sind da leicht.

Die Bässe , die ich aus den 60 er Jahren in der Hand hatte lagen laut Koffer Waage so um 4 Kg. Aber da kann ich wegen der geringen menge auch nicht wirklich etwas allgemeingültiges zu sagen.

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2. Unter Vintage verstehe ich nicht die Fenderbässe aus den 70ern, mit Ausnahme der manchmal gut klingenden Sumpfeschebodies mit Ahornhals und -griffbrett, die wirklich einen neuen eigenen Sound etabliert haben. In Bezug auf Fender ist die goldene Ära aber die Pre-CBS Zeit bis 65, ab dann wurde die Produktionsweise stark verändert und die Qualität zugunsten einer Massenherstellung deutlich gesenkt. Entsprechend klingt ein JB oder Preci aus den Jahren 60-64 ganz anders als etwa aus den 70ern. Und wieder anders klingen die frühen Precis aus den 50ern.

Hier möchte ich auch noch mal zu sagen, dass man die Epochen noch anders eingrenzen müsste:
In den 50 er Jahren waren die Bässe grob unterschiedlich da sie bis 1960 in richtiger handarbeit gefertigt wurden
Die 60 er sind geprägt durch bessere maschinelle fertigung
Die CBS Zeit hat zwar zu Qualitätsmängeln geführt, es ist aber nicht so, dass ab 1966 gleich jeder bass schlecht war.
Mitte der 70 er ging Fender über auf Sustain zu setzen. Was für die Strat gut war führte beim Jazz Bass zu fast 6 Kilo schweren Instrumente.
Die Zeit ab 82 - die tiefe Fender Krise, der Konzern rettete sich durch die Japan Produktion und Vintage Reissues.
1994 setzte Fender auf Qualität, Einführung von Karbonstäben im Hals.

Es ging ja hier um das Einschwingen und da wäre es ja nun egal aus welcher Epoche der Bass stammen würde. Ich glaube ohnehin, dass die schlechtesten Instrumente der früheren zeit schon aus dem Rennen oder neu überarbeitet wurden. Die meisten Gurken sind dann wohl eh schon raus. ;)

Ich bin aber auch Deiner Meinung, dass es eher ein allgemeiner Alterungseffekt ist, der die Instrumente verändert als alleine Schwingungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist das schon desöfteren bei neuen Instrumenten aufgefallen, dass sie irgendwie noch nicht richtig klingen.

Auch bei meinem brandneuen G&L L2500 hat sich der Sound nach 3 Monaten verändert.
Irgendwie kommt mir alles straffer vor. Er spielt sich subjektiv angenehmer (das ist aber wahrscheinlich nur Gewohnheit) und klingt "kompakter".

Ich würde das jetzt aber nicht nur das Holz schieben, sondern vielmehr auf die Konstruktion ansich.
Alle Schrauben und Befestigungen müssen erst ihren Platz in der Konstruktion finden.

Diese Spannungen lösen sich erst nach und nach und kann schon etwas ändern.
 

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