So viele Schlachten

noch eine einseitige (bevorzugende) Einnahme der Täterperspektive.
Ich sehe die Schilderung eines Seekrieges zwischen zwei Heeren, deren Kriegsbeginn weit zurückliegt und an dessen Gründe, falls es sie gab (und es nicht nur Vorwände waren), man sich kaum noch erinnern kann.
das kommt so an! Beide Seiten kämpfen immer weiter, beide Seiten erleiden Verluste und worum es geht, scheint vergessen und wer einmal angefangen hat, bleibt unklar.
 
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Ja
das kommt so an! Beide Seiten kämpfen immer weiter, beide Seiten erleiden Verluste und worum es geht, scheint vergessen und wer einmal angefangen hat, bleibt unklar.
Die meisten Prädikate des Textes stehen in der Gegenwart oder höchstens in der vollendeten Gegenwart. Darüber hinaus blickt der Text eventuell in einigen Versen in eine graue Zukunft. Der Krieg scheint mittels Segelschiffen auf dem Meer statt zu finden. Ich bin mir nicht sicher, ob das in jedem Falle sorgfältig überlegt ist. Denn meine Gefühle senden (etwas vernebelt) „Seekrieg“ und „Mittelalter“.

Da das Mittelalter symbolisch oft für Grausamkeit steht, weckt der Text in mir vermutlich einige Ängste des Autors. Ohne dass ich mich zunächst dagegen wehren kann, denn diese Ängste stecken ja offensichtlich auch in mir. ;)

Und der Text liefert mir leider keinen Trost. Wobei man als Dichter nicht mit Trost und Humor sparen sollte, so lange der eigene Kopf es zulässt… Vielleicht sollte man dem „Mittelalter“ etwas entgegen stellen? Beispielsweise die Idee von @michaw57 „und wieder…“ gefiel mir. Das klingt irgendwie lösbar nach der Devise „ „Und wieder haben die Dummköpfe das Einfachste übersehen…“
 
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Die Idee von @michaw57 wird es wohl auch werden.

Die Zeitformen im Text decken einiges an Zeiten ab - gefällt mir so ganz gut, check ich noch mal. Die Zeit der Segelschiffe geht meiner Schätzung nach bis ins 18te Jahrhundert rein, werde ich aber auch noch mal checken. Jedenfalls ist es nicht nur die "dunkle Zeit des Mittelalters".
Angst, Schrecken, Hoffnungslosigkeit - das sind die vorwiegenden Emotionen, Schuld, Sünde, Verantwortung und Ausgeliefertsein die moralischen Dimensionen ... würde ich mal jetzt spontan so raushauen. Die geschilderte Szenerie soll so weit zurückliegen, dass eine gewisse Distanz entsteht - aber gleichzeitig so packend sein, dass man hineingezogen wird.

Eine neue Version mit der Smartphone-Tastatur einzugeben ist mir grade zu mühsam - der Tag ist mit Urlaub gefüllt.

Danke für das Feedback!

x-Riff
 
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Für mich liest der Text inzwischen so, dass er viele Ichs, wie in einem Theaterstück sprechen lässt. Man kann ja teilweise satzweise jemand anderes zu Wort kommen lassen. Alle können unterschiedliche Ränge, Aufgaben und Konfliktseiten abdecken. Ihnen ist gemein, dass sie an de Austragung eines Konflikts zweifeln, an dem sie beteiligt sind. Genauso ist es möglich, dass ein Einzelner durchgängig „spricht“.

Die Zweifel werden genährt durch Aspekte der inneren Kriegslogik. Feind und Freund sterben teils grausam, man erleidet Verzicht, und das alles für ein Ziel, dass man evtl. gar nicht mehr vertritt. Dazu kommt, dass die Außenwelt immer weniger am Konflikt interessiert ist (Da regt sich kein Mitleid). Man hat sich arrangiert.

Zeitlich eingegrenzt wird die Story durch die Begriffe Flotte und Segel, also die Antike bis ins 19. Jhd. Örtlich findet das ganze auf dem Meer statt, also irgendwo. Damit bekommt der Rahmen etwas universelles.

Die gesamte Story würde ich so lassen und Anpassungen im Wesentlichen nur sprachlich vornehmen, um Komposition und Text zu synchronisieren.
 
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Für mich liest der Text inzwischen so, dass er viele Ichs, wie in einem Theaterstück sprechen lässt.
Interessante Entwicklung… aber nachvollziehbar: Je länger man sich an einem Text abarbeitet, umso „kreativer“ arbeitet der innerliche Selbstschutz…. ;) Der Umtausch der Dialoge im modernen Theater hat ja auch auf mich, wenn auch nur kurzfristig, eine wirklich verblüffende Wirkung.

ABER:
1. Ich frage mich auch jedesmal, ob derartige Wechsel nicht billige Tricks sind, um inhaltliche oder dramaturgische Hänger zu kaschieren. Warum trennen wir uns nicht gleich von charakterisierenden Dialogen und würfeln statt dessen vor jeder Vorstellung aus, wer wann was sagt?
2. Außerdem ist der Songtext im besten Fall an eine charakteristische Musik gekettet und eben nur EINEN Interpreten gekoppelt… :unsure:

Mal zugespitzt gefragt: Sollten wir künftig alle eher verrückte „Mois - Zeus -Rollen“ spielen? Um der Menschlichkeit unserer Ratlosigkeit künftig neue Freiräume einzuräumen?

Sorry, da lese ich dann doch lieber, wie Rilke und Kollegen ihren traditionellen Sprachen seit Ewigkeiten immer wieder scheinbar neue Ausdrucksweisen entlocken, die mit etwas Ruhe betrachtet, überraschend stimmig klingen … und mE sogar sind!
 
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1. Ich frage mich auch jedesmal, ob derartige Wechsel nicht billige Tricks sind, um inhaltliche oder dramaturgische Hänger zu kaschieren. Warum trennen wir uns nicht gleich von charakterisierenden Dialogen und würfeln statt dessen vor jeder Vorstellung aus, wer wann was sagt?
Billig würde ich nicht sagen, es bringt halt Tempo in ein Stück, wenn in rascher Folge Einzel-Statements abgegeben werden. Auf der Bühne kann man so all seinen Schauspielern mal den Fokus geben. Auf so einem Schiff ist eben nicht nur ein einzelner Matrose..der eine hat mehr den Fokus auf Zwieback, der andere auf Monition..

2. Außerdem ist der Songtext im besten Fall an eine charakteristische Musik gekettet und eben nur EINEN Interpreten gekoppelt… :unsure:
Beim Sprechgesang ist es ja nicht unüblich die Performance auf mehrere Stimmen zu verteilen, im Musical auch nicht..

mal zugespitzt gefragt: Sollten wir künftig alle eher verrückten Mois - Zeus -Rollen spielen? Um der Menschlichkeit unserer Ratlosigkeit künftig neue Freiräume einzuräumen?
..die Idee ist eine Farbe von vielen im Meer der Möglichkeiten, die man nutzen könnte..mehr nicht..
 
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Interessante Entwicklung… aber nachvollziehbar: Je länger man sich an einem Text abarbeitet, umso „kreativer“ arbeitet der innerliche Selbstschutz…. ;)
Lieber @Jongleur Meinst mit "man" einen Leser, der sich abarbeitet?
Vor was sollte der "innerliche Selbstschutz" einen Leser denn schützen?

x-Riff
 
..die Idee ist eine Farbe von vielen im Meer der Möglichkeiten, die man nutzen könnte..mehr nicht..
Ich schrieb ja eingangs, dass ich deinen Gedanken folgen kann, auch aus eigenem Erleben.
Beim Sprechgesang ist es ja nicht unüblich die Performance auf mehrere Stimmen zu verteilen, im Musical auch nicht..
Auch dem widerspreche ich gar nicht!

Denn deine Beispiele betreffen Inszenierungen...Und ich stelle mir gerade die Frage, wie produktiv es ist… in einem Lyrik-Forum über die spätere Inszenierung fertiger Textes zu diskutieren. In den meisten Fällen sind die Autoren ja gar keine Regisseure. Und ich habe das Gefühl, dass unser Forum sich an Autoren wendet… sonst wäre es ja sinnvoll, nicht nur um fertige Texte, sondern sogar fertige Songs zu bitten, um über deren Inszenierung kreativ diskutieren zu können.

Die Instrumentalisten sprechen über Instrumente. Weil es entsprechende Erfahrungen gibt. Die Komponisten über Kompositionen. Weil es Erfahrungen gibt. Und die Texter? Worüber könnten die Texter reden?

Ich würde gern Erfahrungen, die man bezüglich eigener Texte macht, austauschen. Und so gesehen, macht man die in den eigenen vier Wänden, in Mails, Proberäumen und in Studios. Sowie letztlich auf Bühnen macht. Oder?

ENDE Teil 1.


In Teil 2 interessiert mich der aktuelle Stand der Diskussion von: „So viele Schlachten

Was mich betrifft: Ich fühle mich mich aktuell national wie international von Kriegsgefahr umgeben. Deshalb wundere ich mich eher, dass @x-Riff für einen private Konflikt die Metapher eines „Seekrieges“ benutzt. Oder anders gesagt: warum @x-Riff für eine real nachvollziehbare Situation eine Metapher benutzt, welche hier hoffentlich die meisten von uns nur vom Hörensagen kennen…,

Also vermutete ich, dass der Autor bereits mit dem Titel auf eine wohl zunehmende Angst vor einem 3.WK anspielte. Unter „Wir“ verstand ich die Menschheit. Derart angetriggert fand ich auch die gewählte Zeitform für seinen „Seekrieg“ unverständlich.

Ehrlich gesagt sehe ich in meinem Text weder Täter noch Opfer noch eine einseitige (bevorzugende) Einnahme der Täterperspektive.
Ich sehe die Schilderung eines Seekrieges zwischen zwei Heeren, deren Kriegsbeginn weit zurückliegt und an dessen Gründe, falls es sie gab (und es nicht nur Vorwände waren), man sich kaum noch erinnern kann.
???
Ein Krieg ohne Täter und Opfer?
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Vor was sollte der "innerliche Selbstschutz" einen Leser denn schützen?
Das wirst du leicht erfahren, wenn du in deinem Umfeld fragst, wer Lust hat, mit dir über eine Seeschlacht, also über Krieg zu reden! Also ich habe es heute 2x ausprobiert. Leider keine Zeit… lautete die Antwort. Zufall?
 
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Ich durchlebe gerade ein schwierige Zeit. Und spüre intensiver, was mir mehr oder weniger gut tut Ich werde mal improvisieren:

Negativ
Da regt sich kein Mitleid im Winde,
in den Wellen nicht und nicht im Meer
Es öffnen sich weiter die Schlünde
Was oben ist, sinkt zum Grund
Von Dauer ist nur der Schwund
Und Euch fehlen zum Aufhör'n die Gründe

Positiv
wo treibt grad das Mitleid im Winde?
Unter Wellen? draußen im Meere und
Wann schließen sich wieder die Schlünde
Wann strandet der Schlamm auf den Grund
Wann Säubert er sich, reift der Schwund?
Wird Boden und bietet den Hoffnungen Gründe
(Wird Boden und bietet den Hoffnungen Grund)

Ich habe mir für die positive Variante kaum Zeit genommen. Sie enthält ähnliche Bilder wie die negative Variante von @x-Riff , aber eben die Schwester der Enttäuschung, die Hoffnung betonend. Mit extrem geringen Aufwand.
 
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In einigen Antworten hier schwingt nach meinem Empfinden ein wenig der Vorwurf mit, dass @x-Riff nun genau diesen Text geschrieben hat, dessen Thema eng umgrenzt ist, nämlich die Verzweiflung kriegsmüder Matrosen auf einem Kriegsschiff, zu welcher Zeit auch immer. Und nicht einen anderen Text, der statt dessen oder zusätzlich weitere Schrecken und Auswüchse eines Krieges mit thematisiert.
Mich erinnert das Setting ein wenig an "Brothers in Arms", auch dort ist die Sicht die eines Soldaten, der keinen Sinn im Krieg sieht und die eigene Rolle hinterfragt. Auch dort gibt es keine Thematisierung "Täter / Opfer", es sei denn, man sieht die Soldaten in beiden Rollen gleichzeitig.
 
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In einigen Antworten hier schwingt nach meinem Empfinden ein wenig der Vorwurf mit, dass @x-Riff nun genau diesen Text geschrieben hat, dessen Thema eng umgrenzt ist, nämlich die Verzweiflung
Kein Vorwurf! Es ist meine individuelle Antwort auf eine konkrete Nachfrage von @x-Riff an mich.

Mich erinnert das Setting ein wenig an "Brothers in Arms", auch dort ist die Sicht die eines Soldaten, der keinen Sinn im Krieg sieht und die eigene Rolle hinterfragt.
Ich habe „Brothers in Arms“ (genehmigt) nachgedichtet und erinnere mich genau, was mich während der Nachdichtung ständig zu Tränen rührte: Es war der letzte Blick des Sterbenden in das Tal, auf seine unendlich geliebte Heimat. Ich glaube, das kaum ein Mensch heute noch davon träumt, für die Reichen des Landes zu sterben. Aber ich glaube, das sich das Gehirn in den letzten Stunden des Lebens am liebsten an das Liebste des Lebens erinnert.

Vermutlich, ohne es steuern zu können. Und deshalb vertraue ich während einer Krise der Zauberkraft positiver Gedanken. Noch dazu, weil ich kein nachtragender Mensch bin…
 
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Ich kann mich @Blazer81 gut anschließen, bin allerdings, was generell Feedback anbetrifft, offen für alle ausgelösten Empfindungen und Assoziationen.
Schon weil sie mir sagen, was mein Text auslöst. Und das kann eben vieles sein. Und mir sind Reaktionen eher lieber als die ebenfalls gern gesehenen Sternchen, die - das liegt in ihrer Art - eher unkonkreter sind.

Und richtig: ich habe @Jongleur ja konkret gefragt und werde auch darauf eingehen, aber später.

Vielleicht so viel zu einem von ihm aufgeworfenen Aspekt:
... Denn deine Beispiele betreffen Inszenierungen...Und ich stelle mir gerade die Frage, wie produktiv es ist… in einem Lyrik-Forum über die spätere Inszenierung fertiger Textes zu diskutieren. In den meisten Fällen sind die Autoren ja gar keine Regisseure. Und ich habe das Gefühl, dass unser Forum sich an Autoren wendet… sonst wäre es ja sinnvoll, nicht nur um fertige Texte, sondern sogar fertige Songs zu bitten, um über deren Inszenierung kreativ diskutieren zu können.

Die Instrumentalisten sprechen über Instrumente. Weil es entsprechende Erfahrungen gibt. Die Komponisten über Kompositionen. Weil es Erfahrungen gibt. Und die Texter? Worüber könnten die Texter reden?

Ich würde gern Erfahrungen, die man bezüglich eigener Texte macht, austauschen. Und so gesehen, macht man die in den eigenen vier Wänden, in Mails, Proberäumen und in Studios. Sowie letztlich auf Bühnen macht. Oder?
Was mich betrifft: ich bin ja alles in einem: Texter, Musiker (Komponist und Ausführender) und dann der, der seine songs zu Gehör bringt (alleine und/oder in einer Band).

Natürlich passiert das nicht gleichzeitig. Die letzten drei geposteten Texte entstanden ohne musikalische Idee, also als reine songtexte. Aber dennoch sind alle Ebenen sozusagen direkt in Schwingung gebracht.

Wenn ich das halbwegs richtig vermute, trifft diese "Mehrfachfunktion" auf mindestens die Hälfte der hier versammelten Feedbackgebenden zu. Dennoch ist mir wichtig, dass der Text als solcher funktioniert: Verständlichkeit, Sprachstil, flow ...

Genau so, wie man die Musik einzeln betrachten kann oder die Vortragsweise, kann man auch einen Songtext gesondert betrachten - auch in dem Wissen, dass ein song letztlich - im besten Falle - ein organische Ganzes ist.

x-Riff
 
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Zu einigen Aspekten und Fragen, die @Jongleur angesprochen hat:

Ich hatte kein Thema. Der Text hat sich aus mir herausgeschrieben. Zu Anfang, vielleicht die ersten Zeilen lang, hatte ich einen Anflug, eine Ahnung, dass es um einen Beziehungskrieg gehen könnte. Der Text hat sich dann aber anders entwickelt. (Ich hätte besser auf die Erwähnung verzichten sollen.)

Doch ein Bindeglied gibt es: Zermürbung und Sinnlosigkeit. Es ist eine Phase beschrieben, in der beide Seiten viel geopfert haben, ohne etwas zu gewinnen - und der Sinn des ganzen Unterfangens drängt sich auf. Es geht nur weiter, weil keine Seite (von sich aus) aufhören will oder kann.
Insofern alle Opfer, alle Täter, alle Verlierer gleichermaßen. Wie in einem Rosenkrieg, wie in einem Mafia-Krieg: die Vergeltung begründet die Vergeltung und hält sie dadurch aufrecht. Keiner der Lebenden weiß noch, warum und wie es begann, aber alle sind der Vergangenheit ausgeliefert.

Trost und Hoffnung
Trost auf keinen Fall, sofern sie dazu dient, den Beteiligten ihr Los geringfügig zu erleichtern, um in ihrem sinnlosen Tun fortzufahren. Hoffnung nicht, sofern sie auf Hilfe von Außen setzt.
Ich sehe die Hoffnung einzig darin, dass Einsicht in die Lage zu einer Änderung führt. Aber es sind nicht die Subjekte des Seekriegs, die einsehen werden - es sind die Lesenden des Textes, die über die Schilderung eines sie nicht direkt betreffenden, vergangenen Krieges die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens (das jederzeit neu und in anderer Form aufflackern kann - etwa in einem dritten Weltkrieg oder einer Erweiterung des Russland-Ukraine-Krieges oder wenn wir es schlicht nicht schaffen, diesen Planeten weiterhin für uns bewohnbar zu erhalten) erkennen können.
Meine Hoffnung liegt darin, dass die Lesenden aus der Perspektive des Nicht-Betroffenseins und dem geschilderten Schrecken gleichermaßen ins Denken geraten. Ziel des derzeitigen Textes ist die Konfrontation. Kurz: Die Hoffnung liegt nicht im Text, sondern in der Reaktion der Lesenden auf diesen Text. Die letzte Zeile wird in Richtung "Noch immer fehlen zum Aufhören die Gründe" gehen. Im "noch" steckt das Potential der veränderungswirksamen Erkenntnis, im Refrain die Anrufung einer Wendung: Weh uns! Weckt uns!

Allerdings: ich bin da ambivalent. In vielen meiner Texte lege ich Wert auf die Darstellung einer Lösungs- oder Wendemöglichkeit im Text. Denn ich will eine Brücke bauen zu einer Veränderung.
Wenn ich mich aber frage, was bei mir persönlich am meisten nachwirkt, ist es gerade die direkte Konfrontation und die Verstörung.

Konfrontation und Publikum
Konfrontation verlangt dem Publikum viel ab und deshalb findet sich auch dort nicht oder nur selten der große Zulauf. Das ist mir bewusst. Und: es bleibt immer die Möglichkeit, dass es beim Publikum nicht zu Erkenntnis und Änderung führt, sondern bei Hoffnungslosigkeit und Lähmung verbleibt.
Und: es gibt diese Texte, die anrühren und verstören und ein breites Publikum finden ... und weiter wollte ich schreiben: "und etwas bewirken" - aber stimmt das?

Eine für mich ganz wichtige Frage. Auf die ich keine schlüssige Antwort habe. Fakt ist, dass viele meiner Texte eine Brücke bereithalten und ein Licht am Ende des Tunnels erkennen lassen. Fakt ist, dass dieser Text dies nur sehr bedingt tut.

x-Riff
 
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Zu einigen Aspekten und Fragen, die @Jongleur angesprochen hat:
Und ich sage @x-Riff schon mal vorweg ein herzliches Danke für die sehr interessante Offenlegung seines Schreibvorganges
Ich hatte kein Thema.
:unsure: Hier muss ich leider nachfragen: Fehlte die „Idee“, das „Thema“ oder die „Story“?

1. „Idee“:! Generell die Rolle der Liebe im eigenen Leben. Das zerstörerische unbeständiger Liebe oder ihre heilende Kraft.

2.. „Thema“: Die konkrete Rolle einer Liebe zwischen einem LI und einem LD.
- Das Thema eines Gedichts ist das zentrale Anliegen oder der Hauptgegenstand, um den sich das Gedicht dreht. Es handelt sich um das übergeordnete Thema, das durch die Inhalte, Bilder und Motive des Gedichts vermittelt wird.
- Beispiele für Themen könnten Liebe, Tod, Natur, Krieg, Vergänglichkeit, Einsamkeit usw. sein.

3. **Story**:
- Bilder für Zeit, Ort, Art und Weise, Ursachen, Folgen, Beschränkungen
Der Text hat sich aus mir herausgeschrieben. Zu Anfang, vielleicht die ersten Zeilen lang, hatte ich einen Anflug, eine Ahnung, dass es um einen Beziehungskrieg gehen könnte. Der Text hat sich dann aber anders entwickelt.
So gehe ich auch ran. Wenn mir die Idee und das Thema etwas klarer geworden ist. sammle ich Bilder. Ich lebe seit vielen Jahren freiwillig in einer stabilen Beziehung, aber es ist weder die erste noch eine konfliktfreie Bindung! Für Außenstehende manchmal ein Beispiel für „Gegensätze ziehen sich an?“. 🤔
(Ich hätte besser auf die Erwähnung verzichten sollen.)
Und wir betrachten uns beide definitiv nicht als Kriegsgegner. Dann und wann vielleicht als Opfer eigener Illusionen. Manche Fragen sollte man nicht zu oft stellen…;)

Aber es lohnt sich auch, die zahllosen Stunden des Glücks niemals für immer aus dem Gedächtnis zu streichen. Solche Stichworte und Spruchfetzen könnte ich immer und ewig spinnen und bin mir sicher, dass mein Inneres jedesmal dabei eine Musik entwickelt.

Bin ich unzufrieden, bäumt sich in mir etwas auf, bin ich traurig, zweifle ich am Sinn des Lebens, bin ich eifersüchtig… tröstet ich mich schreibend… aber was bleibt, wenn ein Krieg ausbricht?!?

Passen dessen Bilder zu meiner Liebe? Überhaupt nicht! Wir haben einige herbe Enttäuschungen verursacht und fühlen die Folgen noch heute. Und zerbrachen und zerbrechen nicht daran. Wir verloren Illusionen und entdeckten mehr Vertrauen dahinter als befürchtet! Bin ich glücklich? Oft genug. Unglücklich? Oft genug! Unzufrieden? … Nein! Und wäre ich es ernsthaft, hätte ich mich sicher bis zur Erschöpfung gewehrt. Vielleicht entspringt meinem Leben doch noch rein zufällig der verdiente Welthit! ;)

Wenn ich in mich lausche, finde ich IMMER und SOFORT ein Thema: Etwas vermisse ich momentan und etwas ist mir gleichzeitig zu viel. Beide Wahrnehmungen sind negativ und ich verwandle sie zuerst mal in ihr Gegenteil. Bin ich einsam, suche ich die Bilder meiner ehemals besten Freunde. Lese ich zu viel, gehe ich, so wach wie nur möglich unter Menschen. Quälen mich Geldsorgen, visualisiere ich die Bettler auf meinen täglichen Wegen und plötzlich fühlt sich mein Kontostand positiv an.
Der Text hat sich aus mir herausgeschrieben. Zu Anfang, vielleicht die ersten Zeilen lang, hatte ich einen Anflug, eine Ahnung, dass es um einen Beziehungskrieg gehen könnte. Der Text hat sich dann aber anders entwickelt. (Ich hätte besser auf die Erwähnung verzichten sollen.)
Hm:unsure: Warum aufn den Vergleich verzichten? Ist dein Leben von der Liebe bedroht?! Dann verwandle deine Geschichte. Wie schrieb Rilke:, „ ist dir trinken bitter, werde Wein“
Doch ein Bindeglied gibt es: Zermürbung und Sinnlosigkeit. Es ist eine Phase beschrieben, in der beide Seiten viel geopfert haben, ohne etwas zu gewinnen - und der Sinn des ganzen Unterfangens drängt sich auf. Es geht nur weiter, weil keine Seite (von sich aus) aufhören will oder kann.
Das ist vermutlich der häufigste Grund für Frieden…;)
Insofern alle Opfer, alle Täter, alle Verlierer gleichermaßen. Wie in einem Rosenkrieg, wie in einem Mafia-Krieg: die Vergeltung begründet die Vergeltung und hält sie dadurch aufrecht. Keiner der Lebenden weiß noch, warum und wie es begann, aber alle sind der Vergangenheit ausgeliefert.
An dieser Stelle gebe ich gern zu, dass mein Inneres nicht an die Stabilität des Wetters glaubt. Ich passe mich, so gut es geht, an jede Wetterlage an. Ob ich nun draußen oder im Bett träume, egal wem ich meine Bequemlichkeit zu verdanken habe… abgerechnet wird am Schluss.

Trost und Hoffnung

Trost auf keinen Fall, sofern sie dazu dient, den Beteiligten ihr Los geringfügig zu erleichtern, um in ihrem sinnlosen Tun fortzufahren. Hoffnung nicht, sofern sie auf Hilfe von Außen setzt.
Mein Trost ist, was mich tröstet. Und wenn der Trost nur einen Augenblick, nur einen Blick andauert… dieser Augenblick kann reichen für eine wunderschöne Zeile… für ein Lächeln, dass irgendwo landen wird, ohne mich davon in Kenntnis zu setzen…:hat:
Ich sehe die Hoffnung einzig darin, dass Einsicht in die Lage zu einer Änderung führt.
Ich frage mich gerade, warum die Soldaten an der Front unter der Laterne „Lilly Marlen“ bevorzugten….
Aber es sind nicht die Subjekte des Seekriegs, die einsehen werden - es sind die Lesenden des Textes, die über die Schilderung eines sie nicht direkt betreffenden, vergangenen Krieges die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens (das jederzeit neu und in anderer Form aufflackern kann - etwa in einem dritten Weltkrieg oder einer Erweiterung des Russland-Ukraine-Krieges oder wenn wir es schlicht nicht schaffen, diesen Planeten weiterhin für uns bewohnbar zu erhalten) erkennen können.
… und eben nicht Erinnerungen an Schlachten.
Allerdings: ich bin da ambivalent. In vielen meiner Texte lege ich Wert auf die Darstellung einer Lösungs- oder Wendemöglichkeit im Text. Denn ich will eine Brücke bauen zu einer Veränderung.
Wenn ich mich aber frage, was bei mir persönlich am meisten nachwirkt, ist es gerade die direkte Konfrontation und die Verstörung.
Ich glaube, alles Irdische kann mit Licht UND Dunkelheit gut leben.
Konfrontation und Publikum
Konfrontation verlangt dem Publikum viel ab und deshalb findet sich auch dort nicht oder nur selten der große Zulauf. Das ist mir bewusst. Und: es bleibt immer die Möglichkeit, dass es beim Publikum nicht zu Erkenntnis und Änderung führt, sondern bei Hoffnungslosigkeit und Lähmung verbleibt.
Und: es gibt diese Texte, die anrühren und verstören und ein breites Publikum finden ... und weiter wollte ich schreiben: "und etwas bewirken" - aber stimmt das?
Konfrontation ist oft Ausdruck von Verzweiflung. Wenn allerdings Tausende Verzweiflung bejubeln, gibt das meinem Inneren die Botschaft, Verzweiflung kann sich in einen Aufstand verwandeln… Und schon bin ich wieder bei meiner geliebten positiven Botschaft. An die ich wirklich glaube. Trotz aller Selbstironie!
Eine für mich ganz wichtige Frage. Auf die ich keine schlüssige Antwort habe. Fakt ist, dass viele meiner Texte eine Brücke bereithalten und ein Licht am Ende des Tunnels erkennen lassen. Fakt ist, dass dieser Text dies nur sehr bedingt tut.

x-Riff
Siehe oben… vielleicht…;):hat:
 
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Nur kurz für's erste:
Ich fange nicht selten an, einfach zu schreiben, wenn ich in Stimmung bin.
Ohne Thema, ohne Story, ohne Idee. Alles ergibt sich aus dem Prozess selbst. Wie eine musikalische Session. Das sind die Texte, in denen ich erst nachher merke, was mich umtreibt. Das ist einer dieser Texte. Oft sind dies die Texte, zu denen es viel Feedback gibt und sehr interessante Diskussionen entstehen. Danke herzlich für Deine Beiträge dazu, @Jongleur !

Später mehr.

x-Riff
 
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Ich fange nicht selten an, einfach zu schreiben, wenn ich in Stimmung bin.
Ich schreibe jeden Tag nach dem Erwachen. Dabei suche ich als erstes etwas, das mir Freude bereitet. Das geht IMMER. Wenn ich traurig bin, lache ich über mich… oder das Problem.., oder die Dämlichkeit meine Gedanken … meine Unfähigkeit, den Morgen mit guter Laune zu beginnen… oder das Märchen… und wenn sie nicht gestorben sind… usw,

Das sind die Texte, in denen ich erst nachher merke, was mich umtreibt. Das ist einer dieser Texte
Geht mir genauso! Bei irgendeiner Zeile murmel ich glücklich: DAS ISSES! Diese Zeile klingt nach IDEE lässt mich das THEMA erahnen. Und derart verdichtet bieten sich nun die ersten SZENEN der STORY an. Parallel sucht mein Hirn weiter fieberhaft nach der Formulierung der IDEE, die ich jetzt TITEL nenne.

Als ich Profi wurde, schlug ich mich wochenlang ergebnislos mit einer Idee rum. Weil meine Partner ewig Gegenvorschläge hatten. Heute sage ich frühzeitig freundlich: Na, dann schreib das mal schön selber.

Nicht selten monieren Musiker früher „höchstens“ 5 kleine Worte, die sie nicht so mögen! Die aber leider als End- Reime auffallen.

Dann schlage ich ihnen heute meinerseits 5 neue Akkorde vor,- Die einen verstehen das richtig, die anderen leider nicht! Viele Musiker sind vielleicht von Natur aus schlauer!!! Aber auch Erfahrung macht mit der Zeit klug! ;)

Aber Kollegenschelte bringt gar nichts, wenn man die Schere im eigenen Kopf nicht als das größere Problem übersieht!!! Momentan schreibe ich mindestens 4 (!) Zeilen, bevor ich einen Einfall verwerfe. Sehr oft verschiebe ich dabei geduldig das Satzgefüge, wenn die Idee gut ist, aber sich kein interessanter Reimweg als Ausweg anbietet.
 
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