MEIN SONGWRITING
Auch meine Herangehensweise deckt sich teilweise mit den bereits gelesenen Posts. Bei mir ist es so, dass ich mir zuerst einmal ein Riff zusammenstelle. Ich spiele dabei von Anfang an nicht irgendwelche Akkorde, sondern versuche schon eine Vorsondierung.
Was meiner Meinung nach wichtig ist, dass die Strophe und der Chorus unterscheidbar sind (Entweder durch eine gute musikalische Leistung mit der Stimme oder einfacher mit weniger Akkorden in der Strophe). Das heisst, Strophe kann auch mal nur eine Abfolge sein, Am und Dm7 oder so etwas, reicht schon. Als Überleitung in den Chorus, dient dann entweder eine kurze harmonische oder melodische Überleitung oder einfach eine stimmliche Überleitung ohne gespieltes Instrument (In der Ruhe liegt die Kraft ;-)). Und Stille in einem Song kann durchaus auch Musik in den Ohren sein. Der Chorus hat bei mir in der Regel eine eher eingängige Struktur, ABER: Das heisst nicht unbedingt Standardgeschrumme à la Em / C / G / D... (Schon eine leichte Abwandlung der Akkorde kann zu einer interessanten Harmoniefolge werden, sprich Akkordumkehrung. Solche Sachen geben einem Song noch einen speziellen Touch, da der Grundakkord nicht immer gleich zu hören ist (muss aber nicht zwingend sein, lieber dezent einsetzen). Bei mir ist vor allem wichtig, dass die Akkorde nicht "abgehackt" klingen, sprich ein fliessender Übergang zwischen Akkorden erreicht wird. Teils mache ich dies instrumental, teils mit Stimme (man kann ja auch nicht immer nur singen, ab und an muss man ja auch mal Luft holen, da kommt ein instrumentales Intermezzo ab und an genau richtig ^^).
Weiter schaue ich, dass ich ebenfalls schon "Bananentext" singe, um schon eine Melodie wie auch rhythmische Spielweise festzulegen. Ab und an ganz schön, wenn man bestimmte Akzente mit der Stimme rhythmisch untermalen kann. Eine besondere Herausforderung stellt mMn die Bridge dar. Da ich mir jeweils im Voraus überlege, ob der Song eher melancholisch, nachdenklich, sphärisch oder fröhlich werden soll, habe ich meist schon eine Ahnung, wie ich die Bridge gestalte. Ich achte aber meist darauf, dass sich die Bridge vom restlichen Song etwas abhebt, um einen Spannungsbogen halten zu können. Ganz einfach wäre natürlich auch: Eine dritte Strophe anhängen, dann hat man diese Scherereien nicht.
Oder eine schöne instrumentale Harmoniefolge ohne Gesang, oder ein schönes Gitarrensolo (dann aber mit Band). Für den letzten Chorus überlege ich mir immer, wie kann ich den nochmals etwas ausgestalten, damit ein "Gänsehaut"-Feeling entsteht. Entweder stelle ich Akkorde um, ändere sie leicht ab oder addiere zusätzliche Höhen, welche ich durch das gesamte Band mitziehe, um eine bessere Range zu erzielen (das mache ich aber nicht immer). Ab und an fand bei mir ein Song auch schon in der Bridge sein Ende. ^^
ARRANGIEREN IM BANDGEFÜGE
Einen Song schreiben, finde ich in der Regel nicht so schwer (Ich meine damit jetzt nicht Text!!), da sich schnell etwas zusammenstellen lässt, was auch klingt (akustischer Gitarre sei Dank
) Schwerer finde ich da schon das Arrangement und die Ausgestaltung des Songs.
Einfach wäre: Genau gleich spielen wie beim Songwriting und einfach noch ein Schlagzeug und ein Bass der die Grundtöne "trällert". Et voilà. Meiner Meinung nach lässt sich aber noch etwas mehr aus einem Song herauskitzeln, zumal man ja auch einem Klavier, einem zweiten Gitarristen und auch dem Bassspieler noch etwas Raum lassen will.
Dazu verfahre ich wie folgt: Zuerst wird der Song (Musikprogramm zwingend für diese Variante, da Gitarre und Stimme auf je einer separaten Spur) aufgenommen (Mit Gitarre oder Klavier und natürlich der Stimme ^^).
Da ich ja nun weiss, welche Akkorde der Song beinhaltet, höre ich mir das Ganze nochmals an, mute aber die Spur der Gitarre und höre nur auf die Stimme. Dazu schaue ich mir die Akkorde an und versuche aufgrund dessen, leichte rhythmische und melodiöse Phrasen zusammenzustellen. Dabei achte ich aber peinlichst, dass ich nicht zu viel Melodie reinpacke. Der Stimme sollte ja die meiste Aufmerksamkeit zukommen, da diese ja die Geschichte erzählt und die musikalischen Aspekte nur die Stimmung der Geschichte zu untermalen haben. Es kann also durchaus sein, dass eine Strophe lang immer nur ein Ton in rhythmischen Abständen zu hören ist oder ein leichter Harmoniegang mit vielleicht auch nur 2 Tönen (Paradebeispiel: Chasing Cars). Je minimalistischer ein Song daherkommt, umso wichtiger wird die Stimme und deren Einbettung. Durch diese Herangehensweise kann ich auch einen guten Übergang in den Chorus schaffen (Ich schreibe natürlich nicht immer nur "minimalistisch", sehe darin aber immer die grösste Herausforderung). Dieser darf dann schon etwas mehr haben, aber man hat schon einmal einen leichten Spannungsbogen erreicht. Man muss nicht immer die Akkorde voll und ganz hören. Man kann die Stimme auch einmal sich selbst überlassen (es gibt ja auch noch einen Bass; der muss ja auch seine Daseinsberechtigung im Bandgefüge haben). Die Bassspur wird von mir jeweils so arrangiert, dass sie als Bindeglied zwischen Percussion und Harmonie (als Stütze der Stimme) fungiert. Da ich noch durch das Songwriting weiss, wie die rhythmische Grundstruktur im Song ist, kann dieser Part nun durch das Schlagzeug übernommen werden (guter Ersatz, wenn man nicht immer nur eine "Schrumm-Schrumm"-Variante will mit Gitarre).
Ich hoffe, ich konnte Euch meine Art des Songwritings etwas näherbringen.
Wenn was nicht verstanden, einfach fragen.
Achja: Auf diese Weise hört sich ein Unplugged-Konzert auch wieder etwas anders an, da man nun die vollen Akkorde zu hören bekommt und sich ein Song so nicht genau gleich nur halt akustisch anhört, sondern doch noch etwas "Spezielles" in sich birgt.
Man grüsst. ;-)