Betrifft: Jazz-Improvisation
Welche Akkorde passen je Skala? Beispiel: C mixolydisch, II-V-I Akkordprogression. Die Stufenakkorde Dm7, G7, Cmaj7 erscheinen mir vom Klang her betrachtet nicht geeignet.
Kennt jemand eine Möglichkeit, zu einer vorgegebenen Skala eine Auswahl passender Akkorde zu finden?
Deine Vorgehensweise ist falsch. So geht das nicht. Sonst rennst du immer mit so ein paar Tabellen unter dem Arm rum. Mach das so:
Entweder du hast die Akkorde - oder du hast eine Skala.
Wenn du Akkorde hast, ist der Fall einfach. Du kannst fast alles an Skalen spielen, sie müssen nur die Akkordtöne enthalten. Wenn du das weiter betreibst, überlegst du dir, welchen Spannungsbogen du haben willst. Spannung erzeugst du fast immer über Dominantseptakkorde - Begriffe wie dieser sollten dir bekannt sein, du kannst die hier im Thread erklärt finden.
Wenn du weißt, welchen Spannungsbogen du haben willst, solltest du dich mit einigen Skalen beschäftigt haben. Wichtig sind die Skalen, die NICHT auf das Diatonische (7-tönige Dur/Moll-) System zurückführen lassen, also explizit die alterierten Skalen (Threat durchsuchen...).
Besser wäre es noch, wenn du einige Akkordvarianten lernst, so z.B. 6/9, maj7/9 für die Tonika oder 7/9/#11, 7/9/13, 7/b9... ein paar müssen´s halt schon sein, und einige Lagen solltest du wegen dem Voicing auch lernen.
Wenn du diese Akkorde gut kennst - also auch im Schlaf ERkennst - dann ist die Skalenauswahl sehr einfach.
Generell gilt bei diesem Verfahren: Je mehr Optionstöne (7, 9, 11, 13 und die Alterierungen davon) im Akkord, desto klarer die Skala, logisch. Wenn ein Akkord 6 von 7 Tönen beinhaltet, kannst du nur bei einem Ton falsch liegen.
Das Erlernen erfordert einige Zeit, aber du wirst völlig unabhängig von irgendwelchen Skalentheorien. Und innerhalb allerkürzester Zeit weißt du, welche Skala bei welchem Akkord verwendet werden kann, bzw. du kannst on the fly mitten im Spiel dir eine andere Skala aussuchen und einsetzen.
Aber ich warne dich: Skalen und Akkorde ergeben in den seltensten Fällen - sie sind so selten, daß mir kein einziger Fall bekannt ist - ein gutes Solo. Dazu mußt du dich mit Melodik (Wirkung von Schlußtönen, Wechselnoten, Rhythmik u.v.a.m.) und Formenlehre beschäftigen. Leider gibt es dazu fast nichts, da mußt du auf diverse Studien und Literatur (z.B. Oxford, italienische Melodik, Hindemith, teuer, teuer...) zurückgreifen oder ersteinmal 300 Solis nachspielen und aus ihnen lernen.
Wenn erst die Skalen bekannt sind, solltest du dich darauf konzentrieren, in welchem harmonischen Zusammenhang die stehen könnten, Stichworte Funktionslehre und Quintfall bzw. Quintenzirkel...
Wenn du das weißt, ist es ganz einfach. Du ordnest die Akkorde gemäß oben genannten Prinzipien an und passt die Akkorde der Skala an.
Doch Achtung: Die meisten Lehrbücher (z.T. auch Sikora) orientieren sich nach der Berklee -Lehre, die im Prinzip auf George Russell zurückgeht. Seine Irrtümer wurden ebenfalls übernommen. Wie schon jballestrem beschrieb, ist das dauernde Wechseln von Skalen reiner Blödsinn, solange man sich im diatonischen Bereich (also aus der Folge von 7 Quinten über der Subdominante, um das mal mit Russell auszudrücken...)aufhält.
Denn da kannst du dir die Tonika raussuchen, und genau diese Töne der Skala sind das, so einfach ist das.
Du kannst auch mal Pöhlert lesen, da brauchst du aber viel Geduld, sehr viel Geduld, aber sie können einen Offenbarung für denjenigen sein, der sich intensiv mit der Materie beschäftigt, er erklärt alles über den Quintfall und Umdeutungen.
Entspanne dich erstmal - Das Wesen der Musik ist die Dualität von Spannung und Entspannung...