Ja, falsch verstanden.
Es geht nicht darum warum manche Jazzer gegen was neues hätten. Haben sie garnicht. Frage ist eher, warum sie nicht für das historische Erbe zu sein scheinen. Gegen nagelneues, noch nicht dagewesenes spricht nichts. Falls es das gibt. Die Welt dreht sich halt weiter.
Ich denke dass viele Leute hinter was Neuem her sind. Wer da was attraktives findet hat ausgesorgt. Gibt es überhaupt einen neuen Stil? Natürlich so in der Qualität von Soul, Bebop, New Orleans, Country etc? Wer oder Was löst den Hip Hop ab?
Donany wäre auch an einem neuen Stil interessiert, sagte er mal. Ich frag mich wie sähe ein neuer Stil bei der H-Moll Messe aus? Es ist über 30 Jahre her, als ich das letzte mal eine "Jazz" Band erlebte, die sich den Kompositionen und Arrangements von Benny Moten und Clarence Williams gewidmet hat.
Gestern Abend habe ich die Scene Blätter der Region der letzten drei Monate durchgeblättert und mir alle Bands angeschaut. Ein neuer Stil war nicht dabei. Keine einzige Band hat Stilrein! was historisches angeboten. Alle, durch die Bank machen Patchwork Musik. Dixie mit Swing, Soul mit R&B und Rock und Blues, Bebop mit Cool, etc. etc. Alle fusionieren mit irgendwas. Historisch sauber, stilrein, das versuchen anscheinend nur die Klassiker. Abgesehen von Einzelfällen wie Renè Franc, der Sidney Bechet coverd, oder Woody Allen (kein Witz) der eine hervorragende New Orleans Band hat.
Noch ein Link zu Craig Klein, der sich New Orleans Trombonist nennt. Sehr mutig in heutiger Zeit:
http://craigklein.neworleansnightcrawlers.com/sounds.html
Conservare heißt erhalten, bewahren, und kultivieren heißt pflegen. Wer macht sowas im Jazz? Wenn ich jetzt die Meinung äußere, das weder was echt Neues in Sicht ist, noch "Kultur" von kultivieren, dann ist das ein Eindruck. Patchwork ist ja nicht wirklich neu oder historisch sauber. Viele Bands scheint das gar nicht zu interessieren. Sie fischen sich ihre Lieblingssongs raus und haben ihren Spaß, was ja auch o.K. ist. Hoffentlich fühlt nun nicht jemand seine Illusion zerstört, und wertet dies als Angriff.
Diskutieren wir über Geschichte und seinen Wert, wird das auch provokant. Wozu Geschichtsunterricht an den Schulen? Sind wir nicht auch unsere Geschichte? Die letzte philosophische Begründung kenne ich auch nicht. Aber es erscheint mir ein Wert da drin zu sein. Sicher gibt es Bereiche, etwa Medizintechnik, da macht es keinen Sinn sich für die Operationstechniken der alten Ägypter zu interessieren. Aber wozu bezahlt man Archäologen? Das Geld könnte man doch in neue Medizintechnik stecken? Wozu bezahlt man Museen? Wozu Bibliotheken mit den alten Schwarten? Nur das Neueste nicht älter als ein halbes Jahr! Das wäre es doch oder? So für die Novitätssüchtigen.
Mit Jazz und der Jazzgeschichte geht man recht Spannungsgeladen um. Der alte Streit zwischen HotJazz und den modern Revoluzzern (siehe Hugues Panassier, Die Geschichte des echten Jazz) ist auch nicht ausgestanden.
Ich würd ja gerne über Jazz diskutieren. Da gibt es so manche Ideologie. Doch wie war das? Kaum erwischt man jemanden bei seiner Lebenslüge - bums - schon nimmt er es persönlich! So habe ich mich in anderen Foren auch schon unbeliebt gemacht. Also halt ich hier meistens die Klappe.
Kleiner Link noch um mal zu sehen, was es sonst noch gibt:
http://www.swinging-hamburg.de/o_such.php?such=hh-jb1
Cyril meint, man könne auch andere Genres mal kritisch beleuchten. Na, wenn man die auch noch durch den Cacao ziehen wollte, brauchte man eine Flatrate bei der Schokoladenfabrik. Bittere Schokolade bitte.