Sind diese Progressionen jazzig oder einfach nur "falsch"?

  • Ersteller Ex-The Maniac
  • Erstellt am
E
Ex-The Maniac
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
12.10.14
Registriert
08.11.05
Beiträge
111
Kekse
0
hab mal folgende Frage: Sind diese Progressionen Jazz Progressionen ?

a) Fmaj7/C / Fmaj7(b5)/B / Bbmaj7(b5) / Am(b5) / A#add4 / A /

b) Am / Am(b5) / Am / F7M(b5) / Fadd4/7M / Em7(b5) / E° / Em(b5) /

-> geht hier weiter : D#(b9) / D(b9) / D

Sind die Progressionen a) & b) Jazz-progressionen
oder handelt es sich dabei nur um sinnlose bzw. falsche Akkorde, die keinen musikalischen Sinn ergeben ?
 
Eigenschaft
 
Klingt etwas seltsam in dieser Aneinanderreihung. Insbesondere die gehäufte Anwendung von Akkorden überm A. Macht für mich spontan musikalisch wenig Sinn. Wo hast du das denn her?
 
Die hat ein Bekannter von mir neulich mal gespielt und ich sollte darüber improvisieren, was allerdings nicht gerade einfach war, da bei manchen dieser Akkorde gar keine sinnvolle Skala gespielt werden konnte.
 
Als harmonische Übung kann ich mir das durchaus vorstellen. Mit welchen Akkorden hattest du denn Probleme? Es müssen ja nicht immer vollständige Skalen sein....
 
Hauptsächlich mit den "flat5-Akkorden", die machen das ganze so dermaßen dissonant und schräg, dass sowohl die normalen diatonischen Skalen als auch mit der verminderten Quinte einbezogen darüber nicht schön klingen. Ich bin es einfach nicht gewohnt solche schrägen, dissonanten Intervalle einzubauen, sowhl bei Akkorden als auch bei Skalen. Ich spiele sonst immer nur tonal, ohne irgendwelche skalenfremde Töne einzubeziehen. Wenn ich ein Stück in B-Moll spiele, benutze ich auch nur die B-Moll Skalaund die Modes um über die Progression zu solieren bzw. Melodien zu spielen. Weil für mich alle nicht diatonischen Skalen außer der harmonischen Moll Skala und der Gypsy-Skala einfach atonal klingen. Ist das falsch ?


Aber andererseits finde ich, dass die normalen diatonischen Sachen (Moll, Dur, Mixolydisch, Lydisch, Dorisch) extrem nach Popmusik klingen. Irgendwie klingt mir das zu simpel. Ich möchte gerne, dass die Musik, die ich mache extrem komplex klingt und das habe bisher noch nicht geschafft mit diatonischem Spielen. Ist das normal ? Verursacht die Diatonik diesen Effekt, dass die Musik so simpel klingt ? Ich suche außerdem mehr einen mediterranen Sound, welche Skalen werden in mediterraner Musik überhaupt verwendet, nutzen die auch ganz normales Moll und Dur ?
 
Also die Unterscheidung in "richtig" und "falsch" darfst du in dem Zusammenhang beruhigt weglassen. Wenn du viel mit klassischer und Pop-Musik zu tun hast, kommen dir die Tritoni in der Jazz-Harmonik natürlich erstmal sehr abgefahren vor. Da geht aber sehr vieles mit, man denke nur an Blues usw.

Wenn dir der Umgang mit flat5 nicht zusagt, beschränke dich erstmal auf Terzen und Septimen, das "Grundgerüst" eines jeden (Jazz-)Akkords. Klingt auch "jazzig", keineswegs falsch und dein Ohr kann sich entspannen....;)
 
Genau mit Septimakkorden arbeite ich ja auch. Aber ich möchte gerne eine Mischung aus mediterraner Musik (Flamenco usw.) und Jazz machen, welche Skalen sollte ich dafür verwenden ?
 
Kann eine normale diatonische Moll oder Dur-Skala überhaupt Jazzig klingen oder werden im Jazz so gut wie nie Moll und Dur-Skalen verwendet ?
 
So pauschal lässt sich das nicht beantworten. Ich habe hier eine wunderschöne Scheibe mit brasilianischer Pop-Musik. Das geht von den einfachsten Harmonien bis hin zu vollverminderten Akkorden oder Blues-Skalen. Latin-Musik definiert sich für mich weitgehend über die Rhythmik. Harmonisch jedenfalls wüßte ich nicht, wie sich Latin definieren ließe, dafür ist der Stil einfach zu offen von den Einflüssen her.

Mein Tipp: leih dir doch mal das Latin-Real-Book von Sher aus (Musikbib). Wenn du sicher bist, diese Musik auch weiterhin hauptsächlich zu spielen, lohnt sich auch der mit etwa 30 Euro etwas teure Kauf. Da stehen die wichtigsten Standards drin und du bekommst ein Gefühl für Harmonik und Rhythmik.
 
Ja das wäre eine Überlegung wert, gut wenn sich Latin nicht über die Harmonik definineren lässt, wie ist es dann bei anderen Musikrichtungen. Was z.B. unterscheidet Jazz von Popmusik ?
 
Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Der gestrenge Musikwissenschaftler steckt Jazz und Pop in die Schublade "Popularmusik", auch unter dem typisch deutschen Begriff "U-Musik" bekannt ("Unterhaltungsmusik" als Gegenpol zur "ernsthaften" E-Musik), macht also keinen Unterschied zwischen diesen Stilen, was von seiner Warte durchaus nachvollziehbar ist.

Für mich ist Pop-Musik rhythmisch und harmonisch eingängiger, eintöniger und sehr beschränkt. Da ist ein normaler Septakkord schon mal das höchste der Gefühle. Muss natürlich nicht immer so sein (siehe z.B. brasilianischer Pop). Jazz-Harmonik wiederum ist nicht umsonst für viele ein dickes Buch mit sieben Siegeln: das geht z.T. sehr weit in die tonalen Möglichkeiten unseres Tonsystems, manchmal auch an deren Grenzen.

Mit ein paar Dur- und Moll-Akkorden kann fast jeder einigermaßen Musikbewanderte ein nettes Pop-Liedchen schreiben. Ein durchdachter Jazz-Track braucht wesentlich mehr an harmonischer Kenntnis. Aber auch nicht immer und überall....;)
 
Ex-The Maniac schrieb:
a) Fmaj7/C / Fmaj7(b5)/B / Bbmaj7(b5) / Am(b5) / A#add4 / A /

b) Am / Am(b5) / Am / F7M(b5) / Fadd4/7M / Em7(b5) / E° / Em(b5) /

-> geht hier weiter : D#(b9) / D(b9) / D

Die b5 beim Fmaj7(b5)/B ist in wirklichkeit eine #4.
Spiel F-Lydisch oder B-Lokrisch darüber, je nachdem was du als Grundton betrachtest.

Über die Folge Am / Am(b5) / Am würde ich einfach die Blues-Tonleiter spielen,
genauso bei dem Teil "Em7(b5) / E° / Em(b5)".

Bei dem D#(b9) und dem D(b9) könnte HTGT weiterhelfen.

Was heißt das 'M' in F7M(b5)?
 
Das M meint major.

@Martin : Ist denn dann wenn ich auf einer NylonstringGitarre z.B. eine Progression spiele bestehend aus: Am / Fmaj7 / Em7 / Cmaj7
und darüber ein Solo improvisiere das ja dann diatonisch bzw. tonal ist, ist das ganze dann Popmusik oder Jazz oder was ist das dann, ich meine wodurch wird denn definiert welche Musik es dann ist ?
 
Es ist doch eigentlich egal wie es jezt heißt.
Mach einfach die Musik die dir gefällt.
Wenn dir komplexe Harmoniestruckturen gefallen,
dann mach das halt, aber warum die grenze
zwischen jazz und irgendwas suchen?:confused:
Deine Musik ist das was du in dir hörst, und dann
ist es deine Musik, egal wie es irgendwer nennt.
 
kleinershredder schrieb:
Deine Musik ist das was du in dir hörst, und dann
ist es deine Musik, egal wie es irgendwer nennt.

:great:

Man kann sich hinsetzen und sich den Kopf über akademische Definitionen zermartern (mach ich immer wieder gerne ;) ), man kann sich aber auch hinsetzen und einfach seine eigene Musik machen (mach ich immer öfter immer gerner ;) :D ))....
 
:great: Ihr habt ja beide SOOOOO recht!
 
HëllRÆZØR schrieb:
:great: Ihr habt ja beide SOOOOO recht!

Kein Wunder, das ist bei uns immer so. ;)

Ist aber bei Aussagen, die so offen sind wie Db(b9) auch nicht allzu schwierig....:D
 
Hier habe ich mal ein kurzes Sample in dem Stil in dem ich musiziere. Zu Anfang sind ein paar synchron eingespielte Läufe, in verschiedene n Tonlagen. Dann folgt eine Rhythmus-Begleitung, die Progression ist : Am / Fmaj7 / Em7 / Cmaj7
über diese Progression improvisere ich ein Solo. Ich habe das Stück mal kurz aufgenommen um von euch zu erfahren was euch auffällt. Für mich klingt die Musik, die ich mache zu simpel und zu poppig, ich will viel komplexere Sachen machen, daher würde mich mal interessieren, ob ihr das auch so empfindet, dass mein Stil irgendwie so simpel und poppig klingt. Vielleicht liegt es ja an den Harmonien oder einfach daran, dass ich ausschließlich diatonische Skalen verwende. Jedenfalls interessiert mich mal wie sich der Sample-Ausschnitt für euch anhört, also ob jazzig, bluesig (wohl kaum), poppig, New Age-mäßig, klassisch oder was auch immer. Und ob euch irgendwas daran auffällt, zum Beispiel, dass es besonders simple klingt oder besonders diatonisch usw.

Hier ist der Link :

 
Ex-The Maniac schrieb:
Jedenfalls interessiert mich mal wie sich der Sample-Ausschnitt für euch anhört, also ob jazzig, bluesig (wohl kaum), poppig, New Age-mäßig, klassisch oder was auch immer. Und ob euch irgendwas daran auffällt, zum Beispiel, dass es besonders simple klingt oder besonders diatonisch usw.

Junge, Junge, ich wünschte, meine Finger würden nur halb so schnell laufen....:great:

Ich würde das als virtuosen Flamenco-Pop kennzeichnen. Und das sage ich mit allem Respekt, das spielt nicht jeder. Harmonisch ist es in der Tat etwas "eintönig", d.h. viel Dur und Moll mit Einsprengseln von "gewollten" Dissonanzen.

Das kenne ich so nur allzu gut von meinem eigenen Spiel. Ich kann dein Problem sehr gut nachvollziehen. Seit einigen Wochen habe ich nun Unterricht bei einem wirklich fitten, älteren und erfahrenen Jazzer. Und: es wirkt schon. Ist anfangs sehr seltsam, sich nochmal auf etwas völlig Neues einzustellen. Aber es lohnt sich.

Ich habe mir auch den Sikora zugelegt, aber ein altgedienter Jazzer kann dir das viel besser, nachvollziehbarer und direkter vermitteln. Kann ich dir nur wärmstens empfehlen....:great:
 
Ok. Dann werde ich mal darauf hoffen, dass mir mal ein solcher Jazzer begegnet, ich wohne nämlich in einer Kleinstadt und hier sind nicht gerade viele Gitarristen anzutreffen, die so eine Musikrichtung machen wollen oder sich damit auskennen.
Naja ich habe ja auch vor Gitarre zu studieren, ich hoffe dort treffe ich dann mehr solcher Leute.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben