
JoGo
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Hallo Leute,
ich löse hier mein an anderer Stelle dieses Forums gegebenes Versprechen ein, einen kleinen Bericht über meine Sigma abzuliefern. Viel Spaß!
Erfahrungsbericht Sigma 000R 28V
Ich war schon lange auf der Suche auf einer 000 oder OM Style Gitarre, bislang hab ich eher Jumbos und Dreadnoughts gespielt.
Auf meiner Suche habe ich dabei Gitarren von nahezu allen namhaften und auch unbekannteren Herstellen in allen möglichen Preisklassen getestet.
Wirklich überzeugend waren für mich nur wenige Modelle.
Umso erstaunter war ich, als ich zum ersten Mal die Sigma 000R 28V in der Hand hatte. Gleich beim ersten Anspielen hat die mich klangtechnisch absolut beeindruckt.
Klar, ausgewogen, kräftig und genau die richtige Portion Mittenpower, die so ein Modell braucht.
Dazu kam dann, dass sie alle meine anderen Vorstellungen (klassische Optik, lange Mensur...) auch noch erfüllte.
Der Blick auf das Preisschild gab mir den Rest.
Ich musste diese Gitarre sofort kaufen!
Hab ich den Spontankauf bereut? Nein!
Nach nun 6 Wochen Dauerspielen kann ich sagen: Der beste Gitarrenkauf meines Lebens.
Meine anderen hängen seit Wochen nur noch traurig an ihren Haken (Gibson SJ 200, Gibson Hummingbird Pro, Martin J1, Framus FD30EC, Ovation, Eko….).
Aber der Reihe nach…
Ich versuch mich hier mal in einem kurzen Testbericht:
Konstruktion:
Die in China hergestellte Gitarre ist in der klassischen Martin 000 Korpusgröße gebaut, die Sigma Namensgebung ist aber ein klein wenig irreführend. Durch die lange Mensur (645 mm) entspricht die Sigma 000R 28V eher einem Martin OM Modell.
Angeblich werden die Gitarren nach der Herstellung in China bei AMI Guitars in München nochmal gecheckt und eingestellt.
Der Hals und die Kopfplatte sind aus einem Stück Mahagoni gefertigt, der untere Teil des Halsfußes ist angeleimt. Die Rückseite des Halses ist angenehm griffig matt lackiert, im Übergang von Hals zu Kopfplatte befindet sich auf der Rückseite die martintypische, klassische pyramidenartige Verstärkung. Der Hals hat ein angenehm zu greifendes C Profil, am Sattel ist er 43 mm breit. Der Sattel ist -soweit ich das beurteilen kann- aus Knochen gefertigt und für eine Gitarre dieser Preisklasse bemerkenswert sauber eingepasst. Überhaupt wirkt gerade der Hals Vergleich zu anderen Modellen dieser Kategorie sehr sauber verarbeitet und fühlt sich echt gut an. Ich sehe hier eigentlich keinen Unterschied zu den Vorbildern aus den USA.
Die Kopfplatte ist vorne mit einem Palisanderfurnier versehen und trägt das mattgoldene Sigma Logo, das dem Martin Logo aus der Entfernung schon sehr ähnlich sieht. So schön gold-glänzend wie der Martin Schriftzug ist das Sigma Logo aber nicht. Stilistisch absolut passend sind offene Grover Sta Tite Mechaniken montiert. Die befinden sich auch auf x-fach teuereren Gitarren und funktionieren natürlich tadellos.
Die Bünde würde ich als "Vintage" bezeichenen, genauso wie ich sie auch von meiner Martin her kenne. Im Gegensatz zu Jumbo Bünden ermöglichen diese dünnen Bünde genaueres Intonieren (später hierzu mehr…). Wer will auf so einer Gitarre schon groß Saitenziehen? Was wiederum mit Jumbos besser ginge…
Die Bundkanten sind makellos verrundet, der Hals spielt sich wie eingebuttert…
Das Griffbrett aus gleichmäßig gemasertem Palisander trägt -wie es sich gehört- Snowflake Bundeinlagen aus Abalone, die sehr dezent in allen Farben schillern. Sehr schön!
Der Korpus in der 000 Form besitzt eine feingemaserte Decke aus massiver Sitka Fichte. Boden und Zargen bestehen aus gesperrtem indischem Palisander. Alles ist hochglänzend lackiert. Die Decke trägt eine schöne Herringbone Einfassung, das Schallloch ist mit simplen Kunststoff (?) Ringen in schwarz-weiß versehen. Ganz so wie das Martin Vorbild halt.
Die Naht des Bodens ist mit einer schönen Intarsienleiste verziert.
Das dünne, tortoisefarbige Pickguard ist aus Kunststoff. Wenn man es mit der Uhrmacherlupe betrachtet sieht man, dass das Tortoise ein Fotodruck ist. Zudem habe ich bei mehreren Sigma Modellen bemerkt, dass das Pickguard sich stellenweise ablöst, bzw. Blasen wirft. Ein kleiner Makel, der sich aber sehr leicht beheben lässt (Ich überleg mir ohnehin, für meine ein schöneres Pickguard zu besorgen).
Der Steg ist aus Palisander. An den Kanten war der nicht überall perfekt zugerichtet. Ich hab kleine raue Stellen mit einer Nagelfeile nachbearbeitet. Kein echtes Problem…
Die Stegeinlage ist -wie auch der Sattel- aus Knochen mit einer Kompensation für die H-Saite. Knochen für Stegeinlage und Sattel sind in dieser Preisklasse beileibe nicht selbstverständlich, aber dem guten Klang natürlich überaus zuträglich. Meiner Gitarre war eine Ersatzstegeinlage aus Kunststoff beigelegt. Möglichweise für den Fall dass man einen PU nachrüsten möchte?
Bridgepins aus Kunststoff halten die Saiten fest.
Als Saiten waren übrigens werksseitig .012 Martin Saiten montiert, der Tag an der Gitarre, der darüber informierte, machte aber keine Aussage über die genaue Saitenversion. Irgendwo hab ich gelesen, es sollen Martin "Lifespan" Saiten sein. Das halte ich für durchaus möglich, da meine Saiten nach nun fast 6 Wochen intensivem Spielens immer noch relativ frisch klingen. Wenn nicht Lifespan, dann sind es aber sicherlich Phosphor Bronze Saiten.
Das Korpusinnere kann ich mangels Spiegel nicht so genau beschreiben. Ich bin mir auch über die Beleistung nicht ganz sicher. Da das 000R 28V Model bei Sigma aber in der speziellen Vintage Serie gelistet ist, vermute ich, dass es hier im Vergleich zu den anderen Serien Unterschiede gibt. Optisch wirkt das Innere sauber, die Deckenbeleistung ist aber nicht ganz so akribisch gehobelt wie beim großen Vorbild. Auch ist beim Hinsehen mit Argusaugen an einer Leistenkreuzung eine etwas unsauber wirkende Stoffverstärkung erkennbar.
Ein simpler Endpin hält den Gurt, ich habe mir am Halsfuß einen zweiten Pin eingeschraubt, muss aber nicht. Man kann den Gurt, wenn man nicht bohren will, schließlich auch in alter Wandergitarrenmanier an der Kopfplatte festmachen.
Was vergessen zur Konstruktion? Ich hoffe nicht…
Dann also auf zur
Praxis:
Wenn man Jumbos und Dreadnoughts gewöhnt ist fühlt sich diese Gitarre ungemein handlich und bequem an. (Ich erwisch mich inzwischen schon dabei, wie ich mit ihr umgehängt durch´s Haus lauf…) Durch die Gurtbefestigung am Halsfuß ist bei mir trotz der leichten Grover Mechaniken eine minimale Kopflastigkeit erkennbar. Das wird bei einer 3000.- € Martin konstruktionsbedingt aber auch nicht anders sein…
Insgesamt fühlt sich die Gitarre einfach perfekt an, so als hätte man nie etwas anderes gespielt. Ich staune immer wieder, dass mir beim Gitarrenwechsel meine teilweise jahrzehntealten anderen Gitarren plötzlich irgendwie fremd vorkommen.
Die Sigma klingt -wie es sich für eine Gitarre mit dieser Korpusform gehört- deutlich mittenlastig. Allerdings nicht so wie eine knallige Bluesbox, sondern auf eine sehr elegante Art und Weise. Sie reagiert sehr sensibel auf den Saitenanschlag, gezupfte Töne tönen schön durchsetzungskräftig und klingen in einem gleichmäßigen und schönen Sustain aus. Ich spiele die Gitarre gern mit einem Daumenpick, oder mit seinem sehr harten "Dunlop Big Stubby" Pick. Gerade mit dem Big Stubby klingt sie noch feiner, finde ich. Der durchsetzungskräftige Ton der Saiten wird mit einem crispen, silbrigen Schimmer überzuckert. Das ist einfach nur schön... Strumming verträgt sie auch, aber das steht ihr nicht ganz so gut zu Gesicht wie beispielsweise einer Dreadnought. Da geht sie dann verhältnismässig schnell in die Knie. Für mich ist das allerdings ein Vorteil, da ich mir beim Livespielen in den letzten Jahren ein sehr hartes Strumming angewöhnt habe. Die Sigma hilft mir gerade dabei, das wieder etwas kontrollierter hinzubekommen…. J
Die Saiten kommen lautstärkemäßig sehr ausgewogen rüber. Vielleicht könnte die tiefe E Saite noch klitzekleines Stücken Schub mehr vertragen, aber halt…, dabei komm mir jetzt fast schon pingelig vor. Nachdem ich noch keine Saiten gewechselt habe kann ich deren Einfluss auf den Gesamtklang noch nicht so richtig abschätzen. Ich werd als nächstes mal reine Bronze Saiten testen, um das volle Bassvermögen auszuloten.
Die Intonation der Gitarre ist im Übrigen absolut erstaunlich. Ich möchte fast behaupten: Perfekt! Meine teilweise wesentlich teuereren Gitarren haben da sogar zum Teil das Nachsehen.
Es klingt in allen Lagen harmonisch und wohltemperiert. Hut ab!
Mangels PU hab ich die Gitarre auch noch nicht live eingesetzt. Ich bin aber drauf und dran einen einzubauen. Aktuell liebäugele ich mit einem LR Baggs Anthem Stagepro System, das wäre aber allein schon fast so teuer wie die ganze Gitarre…
Also?
Im Fazit des Testberichts des Magazins "Akustik Gitarre" hab ich gelesen, es wäre zum großen Martin Vorbild schon noch ein merklicher Unterschied. Ein Unterschied mag vielleicht vorhanden sein. Aber sooo groß? Ich persönlich finde, diese Gitarre klingt besser als so manch wesentlich teuerere Gitarre. Und auch von der Verarbeitung her muss sie sich keineswegs verstecken.
Ich spiele seit fast 40 Jahren Gitarre, hab schon hunderte Gitarren in der Hand gehabt und trau mir so ein Urteil zu.
Mich würde mal sehr interessieren, wie diese Gitarre in einem Blindtest abschneiden würde…
Ich kann jedem, der sich für eine Gitarre dieser Bauart interessiert die Sigma 000R 28 V zum persönlichen Antesten nur wärmstens empfehlen. Vor allem sollte man sie direkt mit anderen Gitarren vergleichen. Meiner Meinung nach ist sie jeden Cent wert. Ich jedenfalls bin von meinem neuen Schätzchen absolut begeistert.
Trotzdem hab ich mich bemüht hier objektiv zu bleiben und hoffe euch mit meinem Bericht weitergeholfen zu haben.
(Übrigens: Ich hab persönlich rein garnix mit Sigma, Martin, oder AMI Guitars am Hut…!)
ich löse hier mein an anderer Stelle dieses Forums gegebenes Versprechen ein, einen kleinen Bericht über meine Sigma abzuliefern. Viel Spaß!
Erfahrungsbericht Sigma 000R 28V
Ich war schon lange auf der Suche auf einer 000 oder OM Style Gitarre, bislang hab ich eher Jumbos und Dreadnoughts gespielt.
Auf meiner Suche habe ich dabei Gitarren von nahezu allen namhaften und auch unbekannteren Herstellen in allen möglichen Preisklassen getestet.
Wirklich überzeugend waren für mich nur wenige Modelle.
Umso erstaunter war ich, als ich zum ersten Mal die Sigma 000R 28V in der Hand hatte. Gleich beim ersten Anspielen hat die mich klangtechnisch absolut beeindruckt.
Klar, ausgewogen, kräftig und genau die richtige Portion Mittenpower, die so ein Modell braucht.
Dazu kam dann, dass sie alle meine anderen Vorstellungen (klassische Optik, lange Mensur...) auch noch erfüllte.
Der Blick auf das Preisschild gab mir den Rest.
Ich musste diese Gitarre sofort kaufen!
Hab ich den Spontankauf bereut? Nein!
Nach nun 6 Wochen Dauerspielen kann ich sagen: Der beste Gitarrenkauf meines Lebens.
Meine anderen hängen seit Wochen nur noch traurig an ihren Haken (Gibson SJ 200, Gibson Hummingbird Pro, Martin J1, Framus FD30EC, Ovation, Eko….).
Aber der Reihe nach…
Ich versuch mich hier mal in einem kurzen Testbericht:
Konstruktion:
Die in China hergestellte Gitarre ist in der klassischen Martin 000 Korpusgröße gebaut, die Sigma Namensgebung ist aber ein klein wenig irreführend. Durch die lange Mensur (645 mm) entspricht die Sigma 000R 28V eher einem Martin OM Modell.
Angeblich werden die Gitarren nach der Herstellung in China bei AMI Guitars in München nochmal gecheckt und eingestellt.
Der Hals und die Kopfplatte sind aus einem Stück Mahagoni gefertigt, der untere Teil des Halsfußes ist angeleimt. Die Rückseite des Halses ist angenehm griffig matt lackiert, im Übergang von Hals zu Kopfplatte befindet sich auf der Rückseite die martintypische, klassische pyramidenartige Verstärkung. Der Hals hat ein angenehm zu greifendes C Profil, am Sattel ist er 43 mm breit. Der Sattel ist -soweit ich das beurteilen kann- aus Knochen gefertigt und für eine Gitarre dieser Preisklasse bemerkenswert sauber eingepasst. Überhaupt wirkt gerade der Hals Vergleich zu anderen Modellen dieser Kategorie sehr sauber verarbeitet und fühlt sich echt gut an. Ich sehe hier eigentlich keinen Unterschied zu den Vorbildern aus den USA.
Die Kopfplatte ist vorne mit einem Palisanderfurnier versehen und trägt das mattgoldene Sigma Logo, das dem Martin Logo aus der Entfernung schon sehr ähnlich sieht. So schön gold-glänzend wie der Martin Schriftzug ist das Sigma Logo aber nicht. Stilistisch absolut passend sind offene Grover Sta Tite Mechaniken montiert. Die befinden sich auch auf x-fach teuereren Gitarren und funktionieren natürlich tadellos.
Die Bünde würde ich als "Vintage" bezeichenen, genauso wie ich sie auch von meiner Martin her kenne. Im Gegensatz zu Jumbo Bünden ermöglichen diese dünnen Bünde genaueres Intonieren (später hierzu mehr…). Wer will auf so einer Gitarre schon groß Saitenziehen? Was wiederum mit Jumbos besser ginge…
Die Bundkanten sind makellos verrundet, der Hals spielt sich wie eingebuttert…
Das Griffbrett aus gleichmäßig gemasertem Palisander trägt -wie es sich gehört- Snowflake Bundeinlagen aus Abalone, die sehr dezent in allen Farben schillern. Sehr schön!
Der Korpus in der 000 Form besitzt eine feingemaserte Decke aus massiver Sitka Fichte. Boden und Zargen bestehen aus gesperrtem indischem Palisander. Alles ist hochglänzend lackiert. Die Decke trägt eine schöne Herringbone Einfassung, das Schallloch ist mit simplen Kunststoff (?) Ringen in schwarz-weiß versehen. Ganz so wie das Martin Vorbild halt.
Die Naht des Bodens ist mit einer schönen Intarsienleiste verziert.
Das dünne, tortoisefarbige Pickguard ist aus Kunststoff. Wenn man es mit der Uhrmacherlupe betrachtet sieht man, dass das Tortoise ein Fotodruck ist. Zudem habe ich bei mehreren Sigma Modellen bemerkt, dass das Pickguard sich stellenweise ablöst, bzw. Blasen wirft. Ein kleiner Makel, der sich aber sehr leicht beheben lässt (Ich überleg mir ohnehin, für meine ein schöneres Pickguard zu besorgen).
Der Steg ist aus Palisander. An den Kanten war der nicht überall perfekt zugerichtet. Ich hab kleine raue Stellen mit einer Nagelfeile nachbearbeitet. Kein echtes Problem…
Die Stegeinlage ist -wie auch der Sattel- aus Knochen mit einer Kompensation für die H-Saite. Knochen für Stegeinlage und Sattel sind in dieser Preisklasse beileibe nicht selbstverständlich, aber dem guten Klang natürlich überaus zuträglich. Meiner Gitarre war eine Ersatzstegeinlage aus Kunststoff beigelegt. Möglichweise für den Fall dass man einen PU nachrüsten möchte?
Bridgepins aus Kunststoff halten die Saiten fest.
Als Saiten waren übrigens werksseitig .012 Martin Saiten montiert, der Tag an der Gitarre, der darüber informierte, machte aber keine Aussage über die genaue Saitenversion. Irgendwo hab ich gelesen, es sollen Martin "Lifespan" Saiten sein. Das halte ich für durchaus möglich, da meine Saiten nach nun fast 6 Wochen intensivem Spielens immer noch relativ frisch klingen. Wenn nicht Lifespan, dann sind es aber sicherlich Phosphor Bronze Saiten.
Das Korpusinnere kann ich mangels Spiegel nicht so genau beschreiben. Ich bin mir auch über die Beleistung nicht ganz sicher. Da das 000R 28V Model bei Sigma aber in der speziellen Vintage Serie gelistet ist, vermute ich, dass es hier im Vergleich zu den anderen Serien Unterschiede gibt. Optisch wirkt das Innere sauber, die Deckenbeleistung ist aber nicht ganz so akribisch gehobelt wie beim großen Vorbild. Auch ist beim Hinsehen mit Argusaugen an einer Leistenkreuzung eine etwas unsauber wirkende Stoffverstärkung erkennbar.
Ein simpler Endpin hält den Gurt, ich habe mir am Halsfuß einen zweiten Pin eingeschraubt, muss aber nicht. Man kann den Gurt, wenn man nicht bohren will, schließlich auch in alter Wandergitarrenmanier an der Kopfplatte festmachen.
Was vergessen zur Konstruktion? Ich hoffe nicht…
Dann also auf zur
Praxis:
Wenn man Jumbos und Dreadnoughts gewöhnt ist fühlt sich diese Gitarre ungemein handlich und bequem an. (Ich erwisch mich inzwischen schon dabei, wie ich mit ihr umgehängt durch´s Haus lauf…) Durch die Gurtbefestigung am Halsfuß ist bei mir trotz der leichten Grover Mechaniken eine minimale Kopflastigkeit erkennbar. Das wird bei einer 3000.- € Martin konstruktionsbedingt aber auch nicht anders sein…
Insgesamt fühlt sich die Gitarre einfach perfekt an, so als hätte man nie etwas anderes gespielt. Ich staune immer wieder, dass mir beim Gitarrenwechsel meine teilweise jahrzehntealten anderen Gitarren plötzlich irgendwie fremd vorkommen.
Die Sigma klingt -wie es sich für eine Gitarre mit dieser Korpusform gehört- deutlich mittenlastig. Allerdings nicht so wie eine knallige Bluesbox, sondern auf eine sehr elegante Art und Weise. Sie reagiert sehr sensibel auf den Saitenanschlag, gezupfte Töne tönen schön durchsetzungskräftig und klingen in einem gleichmäßigen und schönen Sustain aus. Ich spiele die Gitarre gern mit einem Daumenpick, oder mit seinem sehr harten "Dunlop Big Stubby" Pick. Gerade mit dem Big Stubby klingt sie noch feiner, finde ich. Der durchsetzungskräftige Ton der Saiten wird mit einem crispen, silbrigen Schimmer überzuckert. Das ist einfach nur schön... Strumming verträgt sie auch, aber das steht ihr nicht ganz so gut zu Gesicht wie beispielsweise einer Dreadnought. Da geht sie dann verhältnismässig schnell in die Knie. Für mich ist das allerdings ein Vorteil, da ich mir beim Livespielen in den letzten Jahren ein sehr hartes Strumming angewöhnt habe. Die Sigma hilft mir gerade dabei, das wieder etwas kontrollierter hinzubekommen…. J
Die Saiten kommen lautstärkemäßig sehr ausgewogen rüber. Vielleicht könnte die tiefe E Saite noch klitzekleines Stücken Schub mehr vertragen, aber halt…, dabei komm mir jetzt fast schon pingelig vor. Nachdem ich noch keine Saiten gewechselt habe kann ich deren Einfluss auf den Gesamtklang noch nicht so richtig abschätzen. Ich werd als nächstes mal reine Bronze Saiten testen, um das volle Bassvermögen auszuloten.
Die Intonation der Gitarre ist im Übrigen absolut erstaunlich. Ich möchte fast behaupten: Perfekt! Meine teilweise wesentlich teuereren Gitarren haben da sogar zum Teil das Nachsehen.
Es klingt in allen Lagen harmonisch und wohltemperiert. Hut ab!
Mangels PU hab ich die Gitarre auch noch nicht live eingesetzt. Ich bin aber drauf und dran einen einzubauen. Aktuell liebäugele ich mit einem LR Baggs Anthem Stagepro System, das wäre aber allein schon fast so teuer wie die ganze Gitarre…
Also?
Im Fazit des Testberichts des Magazins "Akustik Gitarre" hab ich gelesen, es wäre zum großen Martin Vorbild schon noch ein merklicher Unterschied. Ein Unterschied mag vielleicht vorhanden sein. Aber sooo groß? Ich persönlich finde, diese Gitarre klingt besser als so manch wesentlich teuerere Gitarre. Und auch von der Verarbeitung her muss sie sich keineswegs verstecken.
Ich spiele seit fast 40 Jahren Gitarre, hab schon hunderte Gitarren in der Hand gehabt und trau mir so ein Urteil zu.
Mich würde mal sehr interessieren, wie diese Gitarre in einem Blindtest abschneiden würde…
Ich kann jedem, der sich für eine Gitarre dieser Bauart interessiert die Sigma 000R 28 V zum persönlichen Antesten nur wärmstens empfehlen. Vor allem sollte man sie direkt mit anderen Gitarren vergleichen. Meiner Meinung nach ist sie jeden Cent wert. Ich jedenfalls bin von meinem neuen Schätzchen absolut begeistert.
Trotzdem hab ich mich bemüht hier objektiv zu bleiben und hoffe euch mit meinem Bericht weitergeholfen zu haben.
(Übrigens: Ich hab persönlich rein garnix mit Sigma, Martin, oder AMI Guitars am Hut…!)
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