Hallo Cryin' Eagle,
- freut mich mal wieder von Dir zu hören und auch dass Dir die Customs optisch zusagen. Ich bin zwar mit der Uni seit Jahren fertig, aber anstelle ab nächstem Wochenende intensiv auf meinem Siggi-Sechssaiter herumzuflitzen, habe ich einen (Übersetzungs-)Großauftrag, mit dem ich bis Ende August voll ausgelastet bin. Beruflichen Druck habe ich derzeit ordentlich im Nacken. Aber immerhin weiß ich eine gute Antwort auf die Frage: "Warum mache ich das Ganze eigentlich?" (Bzw. was mache ich später mit dem Geld?)
Der Live-Custom-Action-Termin von letzter Woche hat mich wirklich sehr beruhigt, da einige letzte Änderungen strikt nach meinen Wünschen vorgenommen wurden. Das einzige, was mich an den Instrumenten stört - aber vielleicht gewöhne ich mich dran bzw. eigentlich hat Siggi alles so gemacht wie ich wollte - ist die extrem großzügige Fräsung für die schräge Klinkenbuchse. Diese schräge Klinkenbuchen-Führung hatte ich an beiden Gitarren bestellt und bin von einer holzschonenden Minimal-Fräsung wie z.B. bei Ibanez ausgegangen. Dummerweise hatte ich noch gefragt, ob auch der Anschluss von Winkelklinken möglich wäre. Und daraufhin hatte Siggi gesagt: Können wir machen, dann wird der Ausschnitt großzügig verschliffen (oder so ähnlich). Resultat: Viel Holz entfernt (fördert eher Kopflastigkeit, wo wir uns diesbezüglich schon wegen der Kopfplatten haben anstrengen müssen) und dann eine prähistorisch anmutende Klinkenbuchsen-Platte im Großformat installiert. Hätte ich doch nur das Resultat vorher gekannt, hätte ich die Winkel-Option entweder sofort gecancellt oder mir was anderes einfallen lassen. Wie gesagt, ist dies aber im Nachhinein (Überraschungen sollte es keine mehr geben) der einzige (subjektive) Mangel an den Gitarren. Und dies kann ich Siggi nicht direkt vorwerfen - fällt vielleicht unter die Rubrik "Kommunikation" und da trage ich meinen Teil dazu bei.
Wer braucht schon einen Winkelklinken-Anschluss? Ich wollte mir halt alle Optionen freihalten. Außerdem spiele ich (besonders beim Recording) meist sitzend und habe die Gitarren in klassischer Manier zwischen die Beine geklemmt. Da wäre ein regulärer schräg eingeführter Stecker nicht besonders praktisch - eher beim Spielen im Stehen, z.B. Live (nur dass ich _nie_ live spiele). Daher die Winkelklinken-Option, die im Sitzen sehr bequem wäre. Einen Vorteil haben die riesigen Fräsungen aber doch (bzw. man könnte es so interpretieren): Die Gitarren sind dadurch etwas leichter geworden ;-)
Richtig begeisternd finde ich Siggis Erfahrung im Bereich Korpusfarben/Beizmischungen und dass er z.B. Bursts im Handbeizverfahren (!!!!) aufträgt - Vorteil: Die Maserung bleibt bis zu den Rändern sichtbar! Ich sage nur F*nder, G*bson - da weiß man, was man von Bursts hat - nämlich deckende Lackierungen und keine durchgehend erkennbare Maserung. Und das schimpft sich dann auch noch "Custom Shop". Sorry für den Ausbruch... Aber auch bei PRS fängt das auf jede Decke abgestimmte Beizen und Handbeiz-Bursts leider auch erst ab dem Private-Stock-Segment an (wenigstens soviel ich weiß).... Rein von der Holz- und Verarbeitungsqualität liegt man bei (zugegeben leicht anspruchsvolleren) Siggi-Customs mindestens gleichauf mit dem Edelsten, was die Großhersteller in deren Premium-Segment anbieten. Siggis Akribie geht so weit, dass z.B. die blaugrau-türkisfarbene Decke (inkl. Backtop) meines 7-Saiters zuvor gebleicht wurde, weil da sehr viele Braun-Anteile vorhanden waren. Durch das Bleichen ist hat die Maserung zwar etwas an Masertiefe verloren, lässt aber den von mir gewünschten Farbton sehr gut zur Geltung kommen. Bei den großen Herstellern hätte man für solche Custom-Spielchen schlicht keine Zeit, bei Siggi ist dieser individuelle Abstimm-Service automatisch eingebaut (und nicht mal eingepreist). Als Folge davon fallen aber identische Farbbezeichnungen wie "Amber Burst" bei diversen Siggi-Gitarren durchaus unterschiedlich aus, eben weil die Decken unterschiedlich hell waren oder verschieden starke Farbanteile hatten.----Arky