Shuffle Definition

Ohne die anfänglich erwähnte Notation im Gesamtzusammenhang des Stückes zu kennen,
Nur wird auch eine komplette Notation wenig weiterhelfen, denn es geht ja gerade darum, dass die Notenwerte abweichend von der Notation wiedergegeben werden.
Abgesehen davon scheint mir die Frage aber rein theoretischer Natur.

Es macht allerdings wenig Sinn, solche Fragen rein abstrakt zu diskutieren, weil es den gewünschten Universalanspruch der Spielweise nicht gibt.
Für unzählige bekannte Regeln und Gesetzmäßigkeiten gibt es dagegen Beispiele, wie diesen Regeln in irgendwelchen Stücken überzeugend widersprochen wurde.


Ich habe noch das Beispiel Queen Bee herausgesucht, ein Swing mit etlichen 16tel Notenwerten in den Stimmen. Besonders auffallend ist eine Stelle des Trompetensatzes im vorletzten Formteil.
Im Video beginnt die Transkription nach einem kurzen Pianosolo bei 2:46, Takt 5 mit den 16tel ist dann bei 2:55 zu hören. Man achte auf die Artikulationsanweisung über den Noten " - . "

queen bee.jpg


 
Es wurde ja schon im Wesentlichen agesprochen: Das ist eine eher "akademische", vielleicht didaktische Frage.

Warum? Weil es im Normalfall musikalisch wenig Sinn macht, die Viertel-Zeiten einmal ungerade (die geshuffelten 8-tel) und dann sofort gerade (die 16-tel) zu teilen. Das mag abschnittsweise musikalisch sinnvoll sein (also etwa für ein Zwischenspiel), praktisch ist es eher eine richtige Stolperfalle: Viele sind schon froh, wenn sie die eine ODER die andere Teilung sauber hinbekommen :D

- - - HISTORISCH - - -
Diese 8-tel Notation kommt übrigens aus einer anderen Zeit. Aus der Zeit, als es gute Musik in verrauchten Spielorten spätnächtens gab, und der Computer noch nicht einmal ansatzweise erdacht war. (Was gewisse Folgen für Notationsprogramme mit sich bringt: Die gibt's damals noch gar nicht.)

Was tat man also, um Jazz oder Blues zu notieren? Man zückte Papier und Stift, und: schrieb. Und weil das eben bereits nach wenigen Takten einfach ätzend ist, Triolen mit der Pause in der Mitte zu notieren, besann man sich darauf, dass dieses Notenbild in UNGERADER Teilung doch genauso aussieht, wie die beiden 8-tel in GERADER Teilung. Und fluggs schrieb es sich viel besser, schneller und sauberer.

Und nun begann das Drama.


- - - FOLGEN - - -
In jener Zeit wusste man es, dass hier natürlich triolisch geshuffelt wird. Und manche schrieben es dann deutlichst an den Anfang der Notation: "Swing" oder das Notenbild der ersten Zeile im Anhang des TO ("8-tel bedeuten für dieses Stück ...").

Und etwas später spielte man manchmal genau das, was da stand: GERADE geteilte 8-tel. Kann klingen, muss aber nicht :( ... Denn den Shuffle vergleichen manche mit dem Herzschlag (dum - DUMmmm, besser DUMmmm - dm), oder mit einem hinkenden Gehstil. Wie auch immer, er hat eine gewisse eigene Lebendigkeit.


Und wenn man jetzt konsequent ist, und oben "Swing" drüber steht, dann sind zwei 8-tel rhythmisch dasselbe wie zwei 16-tel, und beide kann man ungezwungen "swingen". Spielt sich leicht, und spricht sich blöd: Triolen und Hextolen (eben 3 oder 6 Noten gespielt in der Zeit einer Viertelnote. mit der mitgedachten Pause jeweils in der Mitte).

- - - PURISTISCH - - -
Und ganz puristisch angemerkt ist "triolisch geshuffelt" auch nur eine Konvention, die dem gesungenen und gespielten Timing oft am nächsten kommt. Je nach Interpret oder Band kann es da im Mikrotiming durchaus Abweichungen geben ... die man entsprechend ausnotieren kann. (Und ob das dann besser ist, ist ein wenig auch Geschmackssache ...)


UND ganz puristisch muss man alle auftretenden gewünschten Timings am Notenanfang genau definieren:
  • "2 8-tel bedeuten dies und das"
  • "2 16-tel bedeuten das und was"
  • usw.
Die eine einzige Konvention gibt es nicht, und im Grunde ist ja auch jeder Künstler frei darin. Zum Nachspielen ist weniger Konfusion, also Unerklärtes, mehr.

Grüße :)
 
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Auf (Blue Suede Shoes ab ca. 1:20) sind trotz des üblichen Shuffle-Hinweises zu Beginn (Zwei Achtel sind als Ein Viertel und ein Achtel zu spielen) die Achtel gerade gespielt, oder? Hat sich der Coverartist also einfach mit der Notation vertan?
Ich lern das nämlich grad...
 
Grund: Zeilenumbruch nach Medienlink gesetzt
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hat sich der Coverartist also einfach mit der Notation vertan?
Nein. Die Achtel ab 1:20 sind nicht gerade, sondern geshuffled/geswingt.

Allerhöchstens könnte man darüber sinnieren, ob sie eventuell nicht zu 100 % geswingt, also nicht zu 100 % triolisch sind. Aber gerade sind sie keinesfalls.
Und das ist auch normal so, den geswingte Achtel sind in der Praxis immer irgendetwas zwischen gerade und (100 %-ig) triolisch. Das hängt immer vom Musikstil, vom Tempo und von der persönlichen Phrasierungssprache des Musikers ab.

LG
Thomas
 
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