Zum Chorsingen kann ich als Chorleiter vielleicht noch etwas beisteuern:
Ja, es gibt tatsächlich eine gewisse Tradition, dass man als ChorsängerIn einen "konzentriert strengen" Blick führen muss. Mir ist das relativ egal, solange der Klang passt, den ich bekomme. Nun ist es so, dass zum Singen eine flexible Gesichtsmuskulatur von Vorteil ist. Heißt nicht, dass man die ärgsten Grimassen schneiden soll, aber dass ein "aktives Gesicht" (leichte Spannung) wünschenswert ist.
Wer nun eine schwierige Passage tatsächlich konzentriert singt, der wird es nicht wie die Schlagersänger machen können und blöd-lächelnd die Grenzen der Stimme ausloten, sondern im Gegenteil versuchen mit diversen Tricks (Augen aufreißen, leicht in die Knie gehen, Kiefer weit auf machen) die Passage zu meistern. Die "Show" ist da egal, was zählt ist der Klang.
Aber: das heißt nicht, dass man ein Stück die ganze Zeit mit dem gleichen Gesicht singen soll! Eine Grundspannung bedeutet bei den meisten, dass andeutungsweise ein Lächeln vorhanden ist. Davon sieht man jedoch bei den meisten Laien nichts - bei den schlechten Chören fällt mir oft auf, dass sie mit faden Gesicht in den Noten hängen. Ich merke auch bei meinen SängerInnen, dass sie präsenter sind, wenn sie etwas lächeln und mich anschauen.
Zu den Chorknaben kurz gesagt: ein Freund von mir war Wiener Sängerknabe, die haben die Hände hinter dem Rücken verschränken müssen. Zum Öffnen der Brust ist das zwar nicht schlecht, aber sich in irgendeinert Art und Weise zu schließen ist beim Singen in der Regel nicht gut. Das ist halt wieder eine "Form", die dort eingehalten wird...
Meine Meinung kurz gesagt: egal in welchem Genre, wichtig ist für SängerInnen, dass sie mit dem ganzen Körper beim Singen sind. Wenn das besser geht, wenn sie ruhig stehen oder die halbe Bühne abklettern muss jedeR für sich entscheiden.