Set nach Akkord stimmen

  • Ersteller hypersayyajin
  • Erstellt am
Hmm, ich habe schon öfter gelesen, ein Fell würde keinen Ton erzeugen, um im nächsten Moment gefragt zu werden, welche Intervalle man zwischen den Toms denn am besten einstellen soll.
Wie denn jetzt???? Entweder erzeugt eine Trommel einen Ton, dann kann man Intervalle einstellen, oder sie erzeugt keinen Ton, dann gibts auch keine Intervalle.

Richtig ist:
- eine zylindrische Trommel mit Kreismembran erzeugt einen dominanten Grundton und eine zugehörige Obertonreihe (=>Spektrum), die mit Hilfe der Bessel'schen Gleichungen berechnet werden können
- die Obertonreihe ist NICHT harmonisch, weshalb die Trommel keinen sauberen Ton, wie z.B. eine Gitarrensaite, erzeugen kann
- die Nutzung des Trommeltons als musikalische Note ist wegen der unharmonischen Obertonreihe schwierig
- hinzu kommt, dass handelsübliche Trommeln sich im Sinne einer musikalischen Note nur sehr ungenau stimmen lassen und auch leicht wieder verstimmen
- bei Trommeln mit zwei Fellen kann das Spektrum durch verstimmen der beiden Grundtöne von Schlagfell und Resonanzfell gegeneinander verändert werden. Das geht sogar so weit, dass der Grundton aus dem Klangbild nahezu eliminiert werden kann.

Wie Sinnvoll ein Akkord ist, hängt von den Stimmfähigkeiten und dem Kontext ab, in dem das Schlagzeug verwendet wird.

My 2cents.
 
Mein Senf dazu:

Felle werden strenggenommen nicht gestimmt, sondern gespannt.

Schliesslich heisst das Ding über dem Fell ja nicht Stimmreifen, sondern Spannreifen, gelle?! ;)
 
@diggon86: Erstmal Willkommen und dann: Wie könnten sich alle Drummer dieser Welt darüber einig sein, eine faktische Musiktheorie (-praxis) als falsch zu deklarieren?

Es bleibt dabei, auch 6 Jahre später lassen sich herkömmliche Toms mit Schlag- und Resofellen NICHT tonal stimmen. Man kann sie in die Nähe von einzelnen Frequenzen stimmen, aber niemals rein. Das ist keine Theorie, sondern physikalischer Fakt. Aber natürlich gibt es dominante Frequenzen, dadurch beantwortet sich auch nils1 Hinweis bzgl. tonaler Abstände. Das machen sicher fast alle Schlagzeuger, ich auch. Aber immer im Wissen, dass ich keinen reinen Ton stimmen kann, der aus einer Grundfrequenz samt harmonischen Vielfachen besteht.
Bzgl. Herr Collins: Du weisst schon, dass Hr. Collins ein Verfechter sog. Concert Toms war? Und dass selbige keine Resofelle haben? Und dass diese daher auf Tonhöhen stimmbar werden?
 
...dreh da einfach so lange rum bis es mir gefällt ob andere das jetzt als gestimmt ansehen oder nicht ist mir da relativ wurst.

Ich kann leider keine direkte Quellen-/Urheberangabe machen, aber ich meine so etwas ähnliches auch letzten in irgendner Fachzeitschrift/Homepage gelesen zu haben. Empfehlung: Den 'natürlichen' Klang der Toms suchen, also auf nen gesunden Rebound spannen und dann in Einklang bringen.
Ich denke, man auch versuchen, sich in einem gewissen Maße an bestimmten Grundtönen zu orientieren, was allerdings
(a) wie schon aufgeführt, bestimmt nicht mit einer 'Gesamtstimmung' in dem Ton enden dürfte und
(b) nur mit naheliegenden Tönen probiert werden sollte, um die Hardware nicht unnötig zu belasten.

Generell empfinde ich es beim Stimmen nach Tönen als nicht-wirklich-was-anderes-als-Schlagzeug-Spieler sehr hilfreich, den Ton im Kopf zu haben, das heißt am besten mitsingen oder -summen zu können.
 
im buch "drum tuning" wird ebenfalls die möglichkeit auf die resonanz des kessels zu stimmen beschrieben, was aber an sich kein "ton" ist sondern einfach die eigenresonanz frequenz die der kessel beim schwingen zu tage fördert, was dann wiederum noch mehr sustain bringt wenn man die felle entsprechend stimmt.
im buch wird zB auch die raumresonanz genutzt um die bass lauter zu machen. sind alles simple physikalische grundlagen. und die definition für einen "ton" wurde nunmal vom menschen geschaffen und ist somit bei vielen denke ich falsch behaftet bzw falsch zugeordnet.
mit nem wahwah veränder ich frequenzen und mit nem whammy/pitchshifter auch, dennoch ändert nur der pitchshifter den "ton"... alles reine definitionssache ^^
 
Es bleibt dabei, auch 6 Jahre später lassen sich herkömmliche Toms mit Schlag- und Resofellen NICHT tonal stimmen. Man kann sie in die Nähe von einzelnen Frequenzen stimmen, aber niemals rein. Das ist keine Theorie, sondern physikalischer Fakt. Aber natürlich gibt es dominante Frequenzen, dadurch beantwortet sich auch nils1 Hinweis bzgl. tonaler Abstände. Das machen sicher fast alle Schlagzeuger, ich auch. Aber immer im Wissen, dass ich keinen reinen Ton stimmen kann, der aus einer Grundfrequenz samt harmonischen Vielfachen besteht.
Bzgl. Herr Collins: Du weisst schon, dass Hr. Collins ein Verfechter sog. Concert Toms war? Und dass selbige keine Resofelle haben? Und dass diese daher auf Tonhöhen stimmbar werden?

Hmmm, das Fehlen des Reso macht aus der Obertonreihe der schwingenden Kreismembran noch keine harmonische.
Tatsächlich kann man durch geschicktes Stimmen die Obertonreihe einer zweifelligen Trommel
sehr viel näher an die harmonische bringen, als eine einfellige Trommel mit offener anderer Seite ist. Man muss lediglich das Reso so hoch und das Schlagfell so tief stimmen, dass der Grundton eliminiert wird
Bei einer Kesselpauke ist das auf die Spitze getrieben: die Federwirkung der enthaltenen Luft lässt den Grundton verschwinden und die Obertonreihe sortiert sich annähernd harmonisch über dem dann dominanten ersten Oberton.
Wer dazu mehr lesen will kann gerne Material von mir bekommen, PN genügt.

Viele Grüße, Nils
 
Hallo Nils,

Orchester-Pauken sollen/können ja auch tonal gestimmt werden (Pedale). Bei einem Drumset in einer Pop-/Rockband mit Stücken unterschiedlicher Tonarten auf der Bühne sehe ich da so meine Probleme.

"Hey Band, wartet mal 20 Minuten mit dem nächsten Stück - muss mal gerade auf Fiss-Möff umstimmen! Unterhaltet bitte solange das Publikum."
 
Hallo Nils,

Orchester-Pauken sollen/können ja auch tonal gestimmt werden (Pedale). Bei einem Drumset in einer Pop-/Rockband mit Stücken unterschiedlicher Tonarten auf der Bühne sehe ich da so meine Probleme.

"Hey Band, wartet mal 20 Minuten mit dem nächsten Stück - muss mal gerade auf Fiss-Möff umstimmen! Unterhaltet bitte solange das Publikum."

Ich käme auch nicht auf die Idee, im Livebetrieb tonal stimmen zu wollen. Nur wenn ich lese, dass der Ton einer einfelligen Trommel reiner sei, als der einer zweifelligen, dann kann ich nicht schweigen. Mit geht es in dem Post oben darum, die Frage des Reinheit einer Obertonreihe zu thematisieren. Im Livetrieb ist es aber aus meiner Erfahrung generell besser, möglichst weit weg von musikalischen Noten zu stimmen, weil die Nähe zu einer Note, die gerade von andern Instrumenten verwendet wird, in aller Regel dazu führt, dass die Trommel ganz fürchterlich klingt. Sicher kennen viele Trommler das Problem, dass ein bestimmtes Tom normalerweise gut klingt, aber in der einen Nummer an einer bestimmten Stelle einfach nicht passt - genau das meine ich. Lieber irgendwo, als ganz knapp daneben.

Aber nochmal zu den Grundlagen:
Wenn eine Pauke einen Ton im Sinne einer musikalischen Note produzieren kann, gibt es Anlass zu der Vermutung, dass eine andere Trommel dies unter bestimmten Voraussetzungen auch kann. Ob diese sinnvoll im Bandkontext nutzbar ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Der Ton einer Pauke ist deshalb als musikalische Note nutzbar, weil der dominante Ton NICHT der Grundton der Membran, sondern der erste Oberton ist, über dem sich die weiteren Obertöne einigermaßen harmonisch sortieren.

Das ist bei einem Concert-Tom a la Collins ganz anders. Es kommt der reinen Bessel'schen Lehre am nächsten und hat eine sehr unharmonische Obertonreihe über einem klar vernehmbaren Grundton.

Kommt ein zweites Fell hinzu, wird die Lage komplexer. Die Verteilung der Obertöne lässt sich durch gezielte Wahl unteschiedlicher Töne von Schlag- und Resonanzfell beeinflussen. Durch die Kopplung der Felle über Kessel und Luftsäule entsteht ein schwingendes System dessen Verhalten ganz wesentlich von der Kopplung bestimmt wird und nicht aus einfacher Überlagerung von Tönen beschrieben werden kann. Ist das Volumen klein genug und das Reso straff genug, kommt es zur weitgehenden Eliminierung des Grundtons aus dem wahrnehmbaren Spektrum und die Trommel klingt sehr aufgeräumt.


P.S:: Interessanterweise ist das Spektrum von Klaviersaiten, insbesondere der tiefen Töne, auch nicht harmonisch, weil das Schwingungsmodell nicht das der Saite ist (wie bei den dünnen Saiten einer Gitarre), sondern eine Mischung aus Saite und Balken. Trotzdem würde kaum jemand behaupten, das seien nur Geräusche.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit den tiefen Klaviersaiten ist mir neu.
Toll - hier lernt man nie aus! :great:
 

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