Hi,
das sind jetzt echt ne Menge Fragen. Freut mich. Ich versuche alles zu beantworten:
Die Saiten sind richtig herum aufgezogen
. Das ist genau so geplant gewesen. Zum Einen für die Optik und zum Anderen für die Praxis beim Stimmen. Es gibt halt linke und rechte Mechaniken - die drehen dann halt jeweils anders herum. Klar könnte man sich das so basteln, wie man will, aber es sollte ja ein bißchen optisch passen. Wenn mir jemand einen Vorteil von gerade/parallel geführten Saiten hinter dem Sattel nennt, dann hol ich nochmal den Bohrer raus
. Nee, also das mit dem Knickwinkel ist nun wirklich egal(das bißchen Reibung mehr interessiert das Ebenholz nicht - ich hab mir an diesem Material schon Werkzeuge kaputt gemacht). Bei diesem Design passt es optisch halt so besser.
Im Moment brauche ich recht lange für ein Instrument, so ca. 200 Stunden. Es muss halt alles neu gemacht werden, zb. die Frässchablonen. Wenn man jetzt immer wieder dieselbe Form baut, dann reduziert sich die Zeit stark.
Die Hölzer müssen sorgfältig ausgewählt werden. Ich lagere mitlerweile halt einige Holzsorten um sie dann mal zu verarbeiten. Wer damit keine Erfahrung hat, der kann sich beim Tonholzhändler fertige Ware bestellen. Bitte selber suchen, da ich hier keinen bevorzugen will - ich hab da auch schon schlechte Erfahrungen gamacht, sodass ich selbst Initiative ergriffen habe um nicht mehr auf fertiges "Tonholz" zurückgreifen zu müssen. Bei näherer Betrachtung ist das halt ein sehr kompliziertes und umstrittenes Feld. Ein Tip von mir ist der Schreiner um die Ecke. Für das erste Instrument reicht das allemal.
Die Lackierung wurde ja auch angesprochen. Das diese unfertig aussieht hat einen Grund: Ich habe mich bewusst für eine offenporige Lackierung entschieden. Dadurch sinkt der Lack in die Poren ein und das Resultat ist eine sehr natürliche Holzoberfläche. Ich finde diese Art der Lackierung auf Mahagoni einfach schöner als eine ganz glatte Oberfläche. Es gibt übrigens keine Nachteile bezüglich des Feuchtigkeitsaustauschs gegenüber der Lackierung der Stangen-Gitarren.
Die Einmuldungen für die Pickups wird zu meinem Markenzeichen
, das gefällt mir auch besonders gut. Ist tatsächlich auf ein Missgeschick beim Fräsen zurückzuführen. So konnte ich den Fehler ausmerzen.
Aqua du hast ein sehr gutes Auge. Steg und Saitenhalter liegen so, wie du es beschrieben hast. Die Schräge ist halt für die Mensur da - ich wäre bei gerader Einsetzung zu weit nach hinten gekommen. Dafür war das aber alles konzipiert, sodass die Saiten jetzt ein wenig abknicken. Eventuell werde ich bei Gelegenheit mal einen neuen Saitenhalter machen. Andererseits hat sich mein Bassist noch nicht beschwert
. Die Konstruktionspläne sehen sehr wild aus. Sie sind handgeschrieben und gemalt - du würdest damit nichts anfangen können. Ich kann aber gerne nochmal ein Detaill-Foto machen und dir schicken. Die einzelnen Saitenreiter werden mit einer Führungschiene und einer Gewindeschraube verschoben. Diese Führungen werden von der Hauptkonstruktion gehalten. Ist schwierig zu erklären. Guck dir mal die Alembic-Bridges an - die sind ganau gleich aufgebaut.
Die Stiffening Rods gehen bis kurz vor den Sattel und enden sichtbar kurz unter dem Griffbrett. Da kommt noch eine kleine Abdeckung aus V4A drauf.
Der Steg war ein Versuch. Wir hatten auch die Idee mit dem V4A. Vielleicht bau ich den noch und probiere aus, was besser klingt. Die Kerbungen sind für die Saiten, die mein Bassist mir gegeben hat
. Keine Ahnung was das ist. Ich kann aber gerne mal nachmessen.
Ok, ich hoffe ich habe alles beantwortet. Falls was fehlt, einfach nochmal fragen.
Grüße
Ben