Studiomusiker (das schließt auch Sänger mit ein) ist ein verdammt harter und teilweise auch undankbarer Job. Erstens muß man richtig präzise sein, kaum ein Vergleich zu live - da müssen auch die Nuancen stimmen, die man im Proberaum oder auf der Bühne im Normalfall eh nicht hört. Daß man diese Leistung immer auf Abruf bereit haben muß, brauche ich nicht erst zu erwähnen, oder? Studiozeit ist Geld - und zwar eine Menge, jeder Take kostet, d.h. die Leute, die mit 1-2 Takes den Kram im Kasten haben, werden wieder gebucht - die anderen kriegen 'nen Tritt in den Hintern. Das ist ja genau der Grund, warum man auf den Plattencovern die feschen Leutchen mit den ulkigen Frisuren und den Piercings sieht, während das, was man hört, von wem anders stammt - bei Rock-am-Ring merkt man's dann, wenn man nicht zu besoffen, müde, taub oder zugedröhnt ist oder gerade versucht, sich am eigenen Schopfe aus dem übergelaufenen Dixiekloakensumpf zu hieven
. Zweitens muß man in der Lage sein, sich schnellstens Songs draufzuschaffen und auch verschiedene Varianten anbieten können. Drittens muß man professionell arbeiten können und einigermaßen symphatisch sein, sonst will nämlich niemand mit einem arbeiten. Viertens muß man in der Lage sein, sein Ego komplett auszublenden. Man singt für den, der einen bucht, und macht das was verlangt wird - egal ob es einem gefällt oder nicht. Fünftens muß man damit klarkommen, daß einen niemand kennt, auch wenn man auf hunderten von Aufnahmen vertreten ist und zu guter Letzt braucht man einen sicheren Nebenjob, weil man sich nie drauf verlassen kann, daß man von der Studioarbeit die Miete zahlen kann.
Ach, und noch eins - man muß hartnäckig genug sein, um bei diversen Studios den Fuß in die Tür zu kriegen. Die halten sich natürlich auch erstmal an die, die sie schon kennen und ein Neuling ist da immer ein kritischer Faktor - schließlich geht's da zum Teil um ganz nette Sümmchen...
Ich ziehe meinen Hut vor jedem etablierten und gestandenen Studioprofi, das ist die Königsdisziplin. Ich stand auch schon selbst auf Sängerlisten in teuren Studios, ist aber im Sand verlaufen (hatte mich auch nicht weiter drum gekümmert, war mir alles zu weit weg...). Eine wertvolle Erfahrung ist's allemal, aber als Berufswunsch würde ich grundsätzlich abraten. Man muß schon sehr besessen und verdammt gut sein, um da erstmal hineinzukommen - und drinzubleiben. Also versuche ich jeden zu verscheuchen, der nicht besessen genug ist - die anderen lassen sich eh nicht abbringen
Aber der angenehm relaxte Easy-going-Job ist das nicht. Und nach alldem zurück zur Frage: Wenn all diese Punkte auf einen zutreffen und man es wirklich erstmal dahin packt - dann hat man sicher kein Problem mit Schüchternheit oder mangelndem Selbstvertrauen.