... ein 16bit Wandler der genannten Kategorie liefert eher 13 als 14 gültige bits.
Gut, nehmen wir mal an, dass es sich um einen einfachen 16-bit-Wandler handelt und er nicht mehr als 13 "gültige" bits liefert (oder die ENOB - Effective Number Of Bits - wie es technisch heißt nur 13 bits beträgt).
Dann wäre der
nutzbare Dynamikumfang ´nur´ 78 dB - hört sich erst mal tatsächlich ziemlich mau an (1 bit entspricht 6 dB Dynamikumfang).
Nehmen wir weiter an, dass sich die nicht nutzbaren bits wie folgt aufteilen: die ´unteren´ 2 bits gehen im Rauschen unter und das ´oberste´ bit, also der Dynamikbereich 90-96 dB ist nicht oder nur eingeschränkt nutzbar, weil es schon verzerrt.
Der Rauschpegel würde dennoch bei -84 dB liegen, immerhin. Nebenbei sei angemerkt, dass die Nulldurchgänge der aufgezeichneten Schallsignale nicht verloren gehen, auch wenn die unteren 12 dB rauschen. Das Signal wird in jedem Fall vollständig abgebildet und such später wieder rekonstruiert. Allenfalls Signale, die diese 12 dB nicht überschreiten, würden vom Rauschen stark überlagert sein, wären aber immer noch nicht verloren. Praktisch betrachtet müssen die leisesten Signale natürlich einen gewissen Abstand zu diesem 12 dB-Rauschteppich einhalten, damit dieses nicht stört. Nun haben selbst gut bedämpfte Studios ein Hintergrundrauschen von rund 20 dB SPL, der Raum liegt also schon über dem Eigenrauschen des Wandlers.
Der TE müsste allerdings schon über beachtliche stimmliche Qualitäten verfügen, um diese maximal zur Verfügung stehenden 78 dB auch nur halbwegs auszureizen. Er müsste sich beim leisesten Flüstern im Bereich des Studiorauschens bewegen und beim lauten Schreien so laut sein wie ein Lautsprecher in der Disco aus 1 m Entfernung (siehe diese Tabelle:
http://www.sengpielaudio.com/TabelleDerSchallpegel.htm). Ich bezweifle, dass er das kann, ich bezweifle, dass es überhaupt viele Sprecher gibt, die das schaffen. Aber selbst wenn, dieser Dynamikumfang wäre beim Rezipienten beim besten Willen nicht sinnvoll reproduzierbar. Das leiseste Flüstern bliebe in einem normalen Raum unhörbar und beim lauten Brüllen würde sich bald der Wohnungsnachbar beschweren. Allenfalls über sehr gute geschlossene Kopfhörer wäre es vielleicht möglich, diese Dynamik ohne Nachregeln und permanentes Anpassen am Lautstärkeregler zu reproduzieren. Aber selbst da würde ich sehr aufpassen, dass mir die Pegelspitzen nicht die Ohren schädigen. Das Gehör kann nämlich seinerseits nur durch Anpassung einen solch großen Dynamikumfang ohne Schaden verkraften. Sehr leise Signale werden im Innenohr verstärkt und sehr laute Signale werden durch ein muskuläres Versteifen der Innenohrknöchelchen gedämpft, wobei diese Anpassungen etwas Zeit brauchen. Wenn sich das Ohr auf sehr leise Signale angepasst hat und dann abrupt ein sehr lautes Signal folgt, kann das Innenohr unmittelbar geschädigt werden.
Der Sprecher wird sich also immer in einem deutlich kleineren Dynamikbereich bewegen. Es ist immer wieder verblüffend zu hören, wie laut ausgebildete Sprecher (vor allem Bühnenschauspieler) Flüstern können und wie effektiv ´laut´ ihr ´leises´ Sprechen ist. Sonst würde sie im Saal auch keiner mehr verstehen. Sie erreichen das mit einer Veränderung des Timbres der Stimme, so bleibt sie sonor und klingt trotzdem leise.
Mehr als rund 40 dB Dynamikumfang sind also praktisch nicht zu erwarten, wenn überhaupt.
Und wie schrieb
@SynSpree:
Ich werde hauptsächlich Stimmaufnahmen für Livestreams benutzen.
Hier würde ich empfehlen, eine Dynamik von maximal 20 dB nicht zu überschreiten, sonst werden die Hörer an anderen Ende der Kette ärgerlich, weil sie möglicherweise in ihrer Hörumgebung schon manches nicht mehr verstehen.
Außerdem würde ich vermuten, dass weder leises Flüstern noch lautes Brüllen bei den Projekten des TE vorkommen sondern nur ganz normales Sprechen - es sei denn, es würde in Richtung Hörspiel gehen.
Es muss also lediglich dafür gesorgt werden, dass am Eingang des Wandler durch entsprechend eingestellte Vorverstärkung des Signals und ggf. Kompression die leisen Signale in etwa bei 60-70 dBFS liegen und die lauten damit bei ca. 80 dBFS, jedenfalls nicht über 90 dBFS. Damit liegt man weit genug weg vom Rauschen und von eventuellen Verzerrungen. Sollte der Pegel dann vor dem Einspeisen in den Livestream zu laut sein, kann man ihn vorher auf digitaler Ebene wieder anpassen und etwas zurück nehmen.
Ich würde also sagen: passt schon!
Selbstverständlich würde ich für eine ausgewachsene Hörspielproduktion oder eine Vorleser-CD, die in den Handel kommen soll, eine bessere Technik empfehlen als so ein kleines Xeynx und wahrscheinlich auch nicht das AT2035. Aber für den
beabsichtigten Zweck reichen die Sachen ganz bestimmt aus, vor allem, wenn man korrekt damit umgeht.
Noch etwas zum eingesetzten Wandler:
Leider schweigt sich Behringer über den eingesetzten Typ aus und gibt auch weiter keine Daten bekannt. Dazu müsste man so ein Teil mal aufschrauben (und dann dürfte der Aufdruck auf dem Chip auch nicht unkenntlich gemacht worden sein). Es würde mich aber nicht wundern, wenn selbst in den billigen Xenyx ein guter 24-bit-Wandler drin steckt. Die Wandler in den X18 und X32-Serien können alle bis 96 KHz Samplerate, sind aber schaltungstechnisch auch maximal 48 KHz geblockt.
Es ist von der Kalkulation für einen Hersteller wie Behringer/Midas viel billiger, nur einen Typ Chip einzukaufen und diesen überall einzusetzen, wo er passt (und ihn dann einfach durch das Setzen eines "Flags" anzupassen). Denn bei den Millionen-Stückzahlen an Chips (OP/Wandler) die Behringer in seinem Konzern verbaut und damit beim Chiphersteller ordern kann, sinkt der Stückpreis auf ein unschlagbares Minimum.
Wenn dem so wäre, würde das 24-bit-Signal am Ausgang des Wandlers nur auf 16-bit herunter skaliert, wahrscheinlich sogar mit Dither. Dann sollten die ENOB bestenfalls sogar gleich den theoretischen 16-bit sein ohne ´ungültige´ bits.
Dieses Vorgehen wäre insofern sinnvoll, da das Gerät dann class-compliant wäre und keinen Treiber bräuchte. Da sich Behringer mit den Minis vorwiegend an eher unerfahrene Amateure wendet und diese es möglichst einfach haben wollen, passt das so auch.