Zu gut erletzt noch das ein Thema: Unterschiedliche Sounds (Gitarre, Keyboard) und variierender Micabstand.
Die ganze Technik am FOH (und das kann viel sein) nütz nix, wenn die Musiker einem kein halbwegs kontinuierliches Signal geben.
Dynamik ist was wunderbares, und darf gern jeder verwenden (soll auch
). Jedoch Gitarrenverzerren, die den Pegel so dermaßen ändern, bringen jeden Mischer ins schwitzen. Noch schlimmer sind unterschiedliche Keyboradsounds (vom selbem Keyboard weg). Zuerst nette Streicherflächen die sich schön einfügen lassen,
dann ein krasser Wechsel zun irgendeinem Leadsound der viel zu laut ist... Da ist man als Mischer ständig mit einer Hand an diesem Kanal und kann nicht entspannt arbeiten.
Bleibt bei Keyboards nicht aus. Jedenfalls nicht, wenn derjenige Keyboarder nicht den ganzen Abend nur Piano, Rhodes und Hammond spielt, sondern wechselweise eine klassische Keyboardburg, ein Soul-Orchester und das gewaltige elektronische Studiosetup von Trevor Horn oder so emulieren muß.
Bei mir ist es einerseits so, daß ich vier elektronische Klangerzeuger (zwei Workstations und zwei virtuell-analoge Synthesizer jeweils von unterschiedlichen Herstellern und mit gerade bei den VAs einigermaßen unterschiedlicher Klangcharakteristik, von der ohnehin immensen klanglichen Bandbreite eines Synthesizers mal abgesehen) submixe zu einer Stereosumme und auch schon mal in einem und demselben Song sechs, acht, zehn Sounds vor-, nach-, neben-, über- und untereinander spiele, und die haben dann eben nicht alle dieselbe Lautstärke und spielen auch nicht alle in demselben Frequenzbereich. Andererseits wird aber nichts per Hand eingestellt oder geregelt, sondern alles ist vorprogrammiert und wird zentral über eine MIDI-Patchbay (und auch nur die) gesteuert. Speicherplatz anwählen, aufrufen, und vier Synths, die theoretisch 36 Sounds unabhängig voneinander produzieren könnten, sind mit digitaler Präzision komplett neu eingestellt, frei von der Ungenauigkeit händischer Regelung oder analoger Spannungssteuerung. Die Lautstärkenverhältnisse sind je nach Song bei jedem Gig immer ganz exakt dieselben. Beim Soundcheck gebe ich dem Toni daher immer das lauteste Signal, das bei einem Gig anfallen kann, damit ich ihm nicht im dazugehörigen Song den Mischer wegblase. Idealerweise braucht er spätestens im zweiten oder dritten Song nicht mehr nachregeln.
Sounds einzeln nach vorne legen ist auch keine Lösung. Bei den Unmengen an Sounds, die ich pro Gig verwende, müßte ich regelrecht einen Rackschrank mit noch mehr Klangerzeugern füllen, besonders mit Samplern mit je 16 Ausgängen und auch VA-Synths mit möglichst vielen Ausgängen, und dem Toni dann 30, 40, 50 Leitungen oder mehr nach vorne legen (ich spiele aktuell um ein Vielfaches mehr Sounds, als meine Synths Ausgänge hätten). Dann kann er jeden Sound einzeln mischen, EQen usw., wie er es braucht. Aber: Erstens haben wohl selbst absolute Topacts keine so großen FOH-Mischer, geschweige denn Stadtfestbühnen, zweitens würde sich ein Toni bei der Unmenge an Eingängen gerade ohne Meterbridge hoffnungslos verzetteln, selbst wenn ich ihm einen Wisch gebe, auf dem steht, in welchem Song wann was für Sounds über welche Eingänge kommen, und drittens bräuchte man den ganzen Nachmittag für einen Soundcheck.
Die Monitorwege müssen auf jeden Fall pre-Fader laufen, weil ja sonst bei jeder Faderänderung am FOH auch der Monitorpegel diese Signals geändert wird. Und der Monitor sollte ja unabhängig vom FOH-Mix sein.
Wobei ein Post-Fader-Monitormix vielleicht die Lösung für mein Problem sein könnte. Ich hätte nämlich gern ganz genau die Mische, die auch vorne rausgeht. Ich will mich nicht exponiert hören, ich will mich in exakt demselben Lautstärkenverhältnis im Vergleich zur übrigen Band hören wie der Toni und das Publikum, höchstens unter Auslassung der Drums, neben denen ich meinen Platz habe. Wenn der Toni mich in der Summe runterzieht, höre ich das sofort. Dann kriege ich das mit, wenn der Toni der das womöglich mal wieder nicht kennt, daß ein Keyboarder auch mal im Vordergrund spielt mich zu leise gedreht hat,
bevor sich die ganze Band bei In The Stone nach meinem 10%-Handspiel-90%-Sequencer-Orchesterintro mit Claves-Klick auf 2 und 4 orientiert und mich womöglich spätestens dann nicht mehr hört, wenn der Gitarrist nach der Hälfte des Intros einsteigt, oder zumindest das Publikum vom Intro nur Baß, Gitarre, Drums und Piano hört, nicht aber das aufwendig bei EW&F abreplizierte Orchesterarrangement, das eigentlich den Sound des Intros ausmacht. Im übrigen haben wir auf der Bühne genau null Amps; nur der Gitarrist hat seinen eigenen Aktivmonitor, aber der wird nicht abmikrofoniert.
Über einen bandeigenen Toni haben wir auch schon nachgedacht, aber bisher noch keinen geeigneten gefunden, der nicht pro Gig mehr verlangt, als wir als gesamte Bandgage kriegen. (Wir sind Amateure, spielen auch mal Gigs mit drei, vier, fünf Sets zu dreistelligen Preisen und dürften aktuell wohl für keinen Gig mehr als 1200 kriegen.)
Leider bedeutet eine ordentliche Technik von einer Firma nicht, dass auch ein ordentlicher Mischer dabei ist. Gerade bei den üblichen Stadtfesten wird da gerne der Azubi geschickt. Der meint dann er muss ständig am Gain schrauben oder vergisst die Auxe Pre-Fader zu schalten und schon ist es passiert.
Hatten wir auch schon. Üppiges Yamaha LS9-32, aber der Toni konnte mit dem Ding nicht umgehen.
Martman