Hallo Holzkiste,
du meinst vermutlich diesen und die folgenden Posts:
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/358469-einzelne-toene-verstimmt.html#post4254063
Die Aussage steht nach wie vor und wird auch weiterhin gültig bleiben. Das ist ein grundsätzliches Phänomen der Werkstofftechnik und sorgt in der Technik immer wieder für unangenehmen Überraschungen (Stichwort verzogene Messmaschinen, wie lange sind Bauteile in der Luftfahrt verwendbar etc...). Wäre es nur um Stimmzungen gegangen, hätte sich wahrscheinlich niemand die Mühe gemacht die Sache so genau unter die Lupe zu nehmen.
Insgesamt erfolgt sicherlich eine "Einspielphase" beim Gerät - Es würde an ein Wunder grenzen, dass sich bei so vielen Teilen, die im Akkordeon verbaut werden nicht aber auch gar nichts sitzt, anschmiegt, einläuft, oder verstimmt. Was nun nicht heißen soll, dass es bei jedem Instrument so stark in Erscheinung tritt, dass man es gleich hört
Womit wir wieder bei den Stimmzungen wären.
Dass die sich im Ton verändern, muss auch nicht jede machen, da kommen viele Faktoren zusammen. Alleine schon wie lange die Platte schon in der Schublade gelegen hat, bis sie ins Instrument eingebaut wurde, spielt da eine Rolle, ob und wieweit sich eine Zunge bemüßigt fühlt sichnoch weiter zu "entspannen" (und zu verstimmen)
Ob die Zunge allerdings schlecht oder gut anspricht, dürfte hiervon praktisch nicht abhängen. Neben den baulichen Gegebenheiten, wie Spaltabstand und generelle Bauform (Konisch, trapezförmig, parallel etc.) die bauarttypisch nur gringfügig veränderbar sind, spielt die Form, wie die Zunge "liegt" eine sehr große Rolle.
Ein sehr wichtiger Punkt ist der schon mehrfach angesprochene Lösabstand - stimmt der nicht, will die Zunge nicht recht in die Pötte kommen und ist, solange man den nicht in den richtigen Bereich bringt, eine schlechtlaufende Gurke.
Inzwischen habe ich aber gelernt, dass sich der Lösabstand nicht nur auf den vorderen Zungenbereich beschränkt, sondern über die ganze Zungenlänge betrachtet werden muss. Wie weiter oben beschrieben habe ich feststellen müssen, dass auch der hintere Bereich der Stimmzunge richtig liegen muss (und zwar oberhalb der Platte), sonst spricht die Zunge auch nicht gut an, obwohl der Lösabstand vorne richtig eingestellt ist.
Im übrigen habe ich festgestellt, das es nach meinen Erfahrungen eigentlich nur
einen optimalen Bereich für den Lösabstand gibt. Verlässt man den, wird das Ansprechverhalten immer schlechter. Diese Ansicht vertreten auch alte Haudegen, wie Herr Lindenmeier,der frühere Chefkonstrukeur von Hohner.
Dass Stimmzungen im Ton "wegkippen" kenne ich auch. Allerdings habe ich das bislang nur bei den tieferen Tönen feststellen können - die höheren haben den Effekt nach meiner Erfahrung nicht.
Ich war auch langer Zeit der Anscht, dass dies durch eine Einstellungssache des Lösabstandes behebbar sei. Das glaube ich inzwischen allerdings nicht mehr. Denn alle Stimmzungen, die ich mit diesem Effekt hatte, sind im hinteren Teil der Zunge entweder lokal stärker eingeschliffen gewesen, oder von Haus aus mit konstanter Zungenstärke (die ganz tiefen Töne mit den Ballastgewichten z.B.).
Und damit kommt der Effekt zustande, dass bei zunehmendem Spieldruck ( und Lautstärke) der hintere Teil der Zunge weiter ausschwingt und damit einen größeren Teil an der Tonbildung mit übernimmt. Durch die Schwächung eines kleinen Teilbereichs im hinteren Teil der Zunge nehme ich aber der Zunge die Möglichkeit der Schwingung entsprechend Widerstand gegenzusetzen - Die Zunge gibt also in diesem Bereich dann stärker nach, als sie eigentlich von der optimalen Form her soll. Damit wandert der Ton erst mal in den Keller - kann man bei den tieferen Tönen ganz gut mithören. Der Ton driftet also weg. Wenn man nun noch mehr Druck drauf gibt, kann diese Drift soweit wegführen, dass die ursprüngliche Schwingung (des vorderen Teils der Zunge) soweit gestört wird, das die Tonbildung zusammenbricht und gar nichts mehr rauskommt.
Dadurch dass das Material ja schon weg ist, kann man im großen und Ganzen an diesen Zungen nicht mehr viel machen, außer austauschen und dann de neue schonender stimmen (lassen). Bei den Zungen, die so tief im Ton sind, dass eh schon nichts mehr and er Zungendirche des Stahlbandes weggenommen wird, kann man gar nichts machen - da hilft auch kein Austausch, da es keine tiefen Zungen mit dickerem Stahlblech gibt (weil es sonst nicht mehr stanzbar ist). Man müsste diese Zungen dann trapezförmig ausgestalten, wie die Piccolozungen, um dem hinteren teil der Stimmzunge mehr Steifigkeit zu verleihen. Aber das hat bislang meines Wissens so noch keiner gemacht.
Letzten Endes sind es mehrere Effekte, die teilweise nicht behebbar sind, weil die derzeitigen Bauformen der Stimmzunge das nicht zulassen. Oder weil schon von der Herstellung die Stimmzungen versehentlich oder unwissentlich im hierfür wichtigen Bereich falsch geschliffen wurden. Oder weil bein nachträglichen Stimmen lokal zu herzhaft gearbeitet wurde.
Die Effekte sind leider, so sie mal in der Stimmzunge drin sind immer drin. Da hat aber keinen Einfluss auf das Ansprechverhalten, sondern zeigt sich nur in Toninstabilität bei veränderter Lautstärke.
Ist nur die Zunge falsch gebogen, dann kann man das beheben. Das heißt, wenn die Zunge schlecht anspricht, dass kann man in aller Regel beheben (auch wenn es im einzelnen mitunter eine mühsame Suche ist).
Soweit erstmal ,
gruß, maxito
(Ui! das waren aber wieder viele Worte! Viel Spaß beim sezieren dieser Wortwüste!)