Schlagzeuger und Gefühl für Songs, Sound (und sein Instrument)

  • Ersteller Hotspot
  • Erstellt am
Hotspot
Hotspot
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
08.01.24
Registriert
01.04.08
Beiträge
6.292
Kekse
35.398
Ort
Ennerweh
Hallo,

auch auf die Gefahr hin, dass ich mich hier mit einer ganzen Gilde anlege...nein ;)
Ich mache mir schon seit Jahren Gedanken darüber, warum es so schwer ist, jemanden an den Drums zu finden, der genügend Gefühl für sein Instrument und die zu begleitenden Songs mitbringt.
Ich habe in all den Jahren schon mit vielen verschiedenen Schlagzeugern zusammen gespielt. Immer wieder stellte es sich als Problem heraus, dass die überaus meisten davon einfach kein Gehör/Gefühl für Songs hatten, die nicht mit einem durchgehenden Standardpattern gespielt werden sollten.
Ich/wir schreiben und spielen Songs, die nicht besonders schnell sind und mehr auf Dynamik, Sound und "Stop and go" setzen. Hier kommt es darauf an, konzentriert zu sein und sein Schlagzeugset nicht als Ganzes zu begreifen, sondern jedes einzelne Bestandteil als separates und vollwertiges Instrument zu verstehen und einzusetzen.
Es kann also sein, dass man einen ganzen Song lang nur mit der Hihat begleitet und nur ein einziges mal das Crashbecken als Höhepunkt einsetzt (Beispiel).
Akzente setzen ohne mit einem Beat alles tot zu knüppeln. Der Beat kommt natürlich auch, aber eben z.B. nur in einem Refrain oder am Schluss des Songs.
Ist das für Schlagzeuger zu schwer? Macht ihnen/euch das keinen Spass?

Der zweite Teil der Frage bezieht sich auf die Grundlautstärke des Schlagzeugspiels. Wir spielen viel akustisch und "so leise wie nötig", einfach aus Gründen des bestmöglichsten Sounds.
Es passiert regelmäßig, dass der Mensch am Schlagzeug nicht bereit ist, sich auf eine moderate Grundlautstärke einzulassen. "Schlagzeg kann man nunmal nicht leise spielen"...wie oft habe ich den Satz schon gehört...
Ich bin zwar weder ein guter noch besonders geübter Drummer (da ich eigentlich ein Saitenbediener bin :), doch wenn ich mich hinter ein Schlagzeug setze und demonstriere, wie extrem gefühlvoll man Snare, Hihat oder Becken spielen kann und wie viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten man allein durch den "Headroom" an Lautstärke nach oben hat, ernet ich meist nur verständnislose Blicke oder "...das macht doch so keinen Spass...".

Geht euch das auch so? Ist Schlagzeug spielen für die meisten eher eine sportliche Betätigung (übertrieben ausgedrückt) oder etwas, um mal richtig die Sau raus zu lassen?
Klingt vielleicht gefrustet, war aber nicht so gemeint (nur ein bisschen vielleicht ;)
Mich interessiert einfach die Meinung der erfahrenen Drummer zu diesen Fragen. Ich bin bisher noch nicht wirklich dahinter gekommen, wo man ansetzen kann, um die Sache dorthin zu bekommen, wo man sie hin haben will.

Danke fürs Lesen
Falcone
 
Eigenschaft
 
Interessantes Thema!

Zu:

1. Das ist für viele nicht ganz leicht, denn in meinen Augen kommt das, was du da beschreibst, erst nach einer gewissen Zeit. Will sagen, das entwickelt sich, genauso wie gute Technik. Ein Anfänger oder halb Fortgeschrittener wird wohl erst darauf schauen, dass er sich eine gewisse Grundtechnik draufschafft, anstatt mit seinem Set "eins zu werden". Das kommt halt meistens erst später, wenn man über eine solide Grundtechnik verfügt, was ich auch verständlich finde!
Für viele ist es halt auch langweilig, ein Stück wirklich nur (!) mit der HH zu begleiten. Für sowas muss man sein Instrument schon lieben :D
Ich persönlich habe in den letzten Wochen mich sehr stark mit der Dynamik und dem "Abstrakten" am Schlagzeug beschäftigt (wenn man das so ausdrücken kann) und spiele das mittlerweile verdammt gerne, allerdings muss ich zugeben, ein Stück nur mit HH zu begleiten, wäre für mich ehrlich gestanden auch nichts. Aber wenn das ganze gut aufgebaut ist, dann fände ich das durchaus interessant, beispielsweise die Strophe mal nur mit ein paar Tomtom- und Floortomschlägen zu begleiten und erst im Refrain einen Beat zu spielen.

2. Viel diskutiertes Thema: für viele Drummer ist das Schlagzeugen eine sportliche Betätigung. In den letzten Jahren sind durch den Metalcore diese ganzen Kiddies zum Drummen gekommen, die halt nur sowas spielen. Die sind ja teilweise echt gut, keine Frage, aber eben nur in ihrem Element. Wenn man ihnen dann sagt, spiel mal etwas leiser oder Ähnliches, schauen sie dich an, als wärst du vom anderen Stern. Aber sorry... aber in der Richtung muss man einfach nicht leise spielen, deswegen sei es ihnen verziehen. Dadurch ist halt allerdings ihr Background im Schlagzeug spielen etwas limitiert und deswegen hört man eben oft Sätze wie eben "Schlagzeug kann man einfach nicht leise spielen", sie haben es halt nicht anders vermittelt bekommen, das ist das Problem.
Schlagzeug IST in gewissem Maße eine sportliche Betätigung, sicherlich mehr als Gitarre/Bass oder Gesang, auch wenn man beispielsweise "nur" Jazzdrummer o.ä. ist und manchmal ist es auch geil, an einem beschissenen Tag am Set die Sau rauszulassen, aber es geht halt eben durchaus auch anders. Das ist eben das tolle daran, dass beides geht ;)
 
Ich glaube, dass ich nachvollziehen kann, was du meinst.

Bei mir hat es ewig gedauert bis ich mal festgestellt habe, wie gefühlvoll man spielen kann. In der Bigband bin ich mitlerweile einer der leisesten Spieler ;)

Das problem ist, dass man - bevor man sich auf leises Spiel einlassen kann - (Zumindest geht es mir so) erst einmal wissen muss, wie man ein Schlagzeug stimmt, damit es sensibel genug reagiert. Eine Snare, die leicht angeschlagen wird klingt nicht immer direkt mit. Der Snareteppich muss in dem Fall bereits beim kleinsten tip rascheln.

Viele Schlagzeuger wollen auch garnicht, dass die Snare das tut. Weil: Hohe Sensibilität = Viel nachrauschen der Snare.
Und das Schlagzeugspiel, wie du es verlangst, gibt es so an sich in unserer Zunft zwar, wird aber kaum ausgeübt. Ein Schlagzeug ist für die meisten hier ein Rhytmusinstrument zur Begleitung einer Band. Somit wird der Soloaspekt vernachlässigt.

Viele können sich, denke ich mal, auch nicht so in das Thema hineinversetzen, weil es ihrem Geschmack nicht entspricht: Und man kann niemandem irgendwas aufgrund seines Geschmackes vorwerfen. Ich weiss, wie toll ein Schlagzeug leise gespielt sein kann. Wobei ich teils auch schon Rods verwende. Auch im Jazzbereich.

Was du suchst ist, glaube ich, eine Konsorte wie Terry Bozzio. Und sowas macht leider kaum jemand.
 
Ich spreche jetzt nicht für die ganze "Gilde" sondern nur für mich.

Meine Schlagzeugerischen Fähigkeiten sind eher begrenzt. Ich kann weder besonders schnell spielen, noch habe ich besondere technische Finessen drauf. Mit der Zeit habe ich mir aber eine ganze Menge Gefühl für Musik angeeignet. Das lernt man nicht einfach, das kommt mit der Erfahrung und langjährigen Trommeln in Bands und zu Musik. Mir fällt es aber genau wie anscheinend deinen Drummer schwer Pausen und Akzente richtig zu setzen. Der Grund? Ich habe mich nie wirklich darum gekümmert Fill-Ins mit Breaks oder bestimmte Akzente zu setzen. Das kann man allerdings lernen. D.h. es gibt einen Unterschied zwischen der technischen Machbarkeit des Drummers und seinem Gehör, damit er hört, wann er was für Akzente setzen kann und wann er einfach die Sticks mal liegen lässt.

Chad Smith hat mal was wichtiges gesagt:"Als Drummer in der Band spielt man immer für den Song, auch wenn es heißt mal nicht zu spielen!"

Das nenne ich schonmal ein super Grundverständnis für die Herangehensweise an Musik innerhalb einer Band.

Ich kann deine These weitesgehend unterstreichen, auch wenn ich wahrscheinlich von meinen Kollegen auf den Deckel bekommen werde. Die meisten Drummer wollen einfach nur Trommeln und drauflos hauen, Energie verbraten und schneller sein, als alle anderen Drummer. Schnell hört sich bei ungeübten Musikern meist immer gut an. Das hört sich dann bei vielen Drummern, die sich nicht wirklich für das Instrument interessieren gut an. Leider... Es gibt viele gute Drummer und viele Drummer die ihr Instrument mit Herzblut spielen, es gibt aber auch ganz, ganz viele Schlagzeuger, die einfach nur Trommeln wollen weil es cool ist, weil es sonst keiner macht oder weiß der Teufel warum... Es gibt aber viele von diesen Drummern.

Ich kann dir auf deine Fragen keine genaue Antworten geben, weil man es einfach nicht pauschalisieren kann.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
ich würde als Antwort auf alle Fragen zusammenfassend sagen:

Sucht Euch keine Drummer, sondern Musiker die Drums spielen.

Wie oben schon mehrfach erwähnt, gibt es instrumentspezisch für die allermeisten erstmal ein Höher, Schneller, Weiter, Lauter,... - und leider hört das auch bei vielen nie auf. Die bleiben halt immer Schlagzeuger.

Wenn es gut läuft, dann geht das ganze einher mit (menschlicher und) musikalischer Reife, das eigene (Drummer-)Ego tritt in den Hintergrund, das band- und songdienliche Musikmachen bestimmt das Miteinander.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich kenne auch Gitarristen, die soundmässig alles zumüllen. die werden erst leiser, wenn man den Verstärker ausschaltet.

Generell würde ich sagen, dass bei der überwiegenden Mehrheit der Bands die Proberaumlautstärke viel zu hoch ist. Bei manchen ist das echt abartig.

Man kann allerdings auch nicht alle über einen Kamm scheren. Wir (bzw. unsere Gitarristen) schreiben auch selbst Songs. Meist kommt allerdings der Vorschlag von mir eine Pause, einen Break oder einen schlagzeuglosen Part einzuführen. Es ist oft spannender einen Song nicht mit einer Lautstärke durchzuknüppeln, sondern die Dynamik zu wechseln. Das baut Spannung auf.

Das lernt man aber erst mit der Zeit. Vielen (und das sind nicht nur Schlagzeuger) ist aber auch die Fähigkeit Musik richtig zu hören abhanden gekommen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Es ist aber auch einfach Übungssache. Mir ist aufgefallen, dass ich mit den meisten Gitarristen nicht so gut funktioniere, wie mit "meinem" Gitarrist. Den kenn ich jetzt einfach schon so gut, dass ich weiß, wie er tickt und wie er sich Sachen vorstellt. Die Chemie muss natürlich auch irgendwie stimmen. Es gibt Leute, mit denen passt man musikalisch einfach nicht zusammen.

Dynamik ist natürlich für einen Schlagzeuger extrem wichtig, wobei das ja nicht heißt, dass man alles leise spielt. Bei einem fetten Rock-Song gehören Snare und Bassdrum in den Vordergrund, da würde keiner auf die Idee kommen, nur mit der Hihat zu begleiten.

Mein Lehrer hat immer versucht mir das beizubringen und als ich dann eine Weile in meiner Band gespielt hab, hat er zu mir gesagt, "Jetzt spielst du so, wie ich es dir immer beibringen wollte." Manche Sachen lernt man eben nur in der Praxis und nicht in der Theorie.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Bei mir hat es auch Jahre gedauert, bis ich gelernt habe, banddienlich zu spielen. Das ist alles reine Übungs und Erfahrungssache. Man muss halt erstmal erfahren haben, wie es ist, auch ruhig zu spielen und zu explodieren, wenn es passt und es keiner erwartet und was für ein tolles Gefühl das eigentlich ist.

Zur Lautstärke: Viele Drummer fangen mit falschem Equipment an, da hört es sich einfach besch... an, wenn man leise spielt, weil die Instrumente das Klangspektrum einfach nicht hergeben. Vorallem, wenn man bis ans Ende gedämpfte Felle spielt und sonst was. Mit Streicheln kommt da nichts raus.

Ansonsten alles, was die anderen gesagt haben. Ist nunmal so. Du kannst auch davon ausgehen, dass das, was du hier liest, nur von den Drummern kommt, die das schon durch haben und eben die Eigenschaften schon eher besitzen. Denn vorher kann man das einfach nicht und einsehen tut man auch nichts. Das muss von allein kommen, leider. Aber so ist es nunmal in der Welt der Musiker, auch mit Gitarristen, Bassisten, Posaunen, Trompeten..... ihr wisst, wohin das geht.

Wirklich interessantes Thema, das meiste ist aber wohl gesagt. In meinen Augen ist das Problem recht simpel zu klären, nur die Ursache nicht. Wie gesagt, dauert Jahre bei den meisten. Aber ist nunmal normal. :)

Liebe Grüße,

Bacchus
 
Hinzu kommt bei Schlagzeugern ein latentes Ego-Problem: Wir sitzen eh´ schon hinten, gerne auch im Dunklen, die show findet vorne statt und die ernten auch die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Und dann soll der Drummer auch noch superleise und optimalerweise unauffällig spielen... das führt immer zu Unwillen. Der Drummer will zumindestens gehört werden, die Möglichkeiten dazu hat er allemal. Gesehen werden ist bei uns schon nicht mehr so wichtig, damit können wir zumeist ganz gut umgehen.
Neulich sprach mich eine Zuschauerin nach dem Gig an und brachte Ihre Begeisterung zum Ausdruck. Nur den Drummer hatte sie gar nicht wahrgenommen... und blickte suchend im Raum herum! Schon irgendwie witzig - unauffällig bin ich eher nicht.
Zumeist sind wir für das rythmische Fundament zuständig, und wenn wir dies nicht erbringen dürfen, fragen wir uns schon, was wir dann sollen. Was Du suchst sind Fertigkeiten, die eher im klassischen Schlagzeug denn in der moderneren U-Musik zu finden sind.
 
Mein Thema :)

Ich teile Drummer grob in 4 Gruppen auf. Die erste Gruppe besteht aus Drummern, die eher mit dem Bassisten zusammenspielen. Die zweite Gruppe, die eher mit dem Gitarristen spielen (die sind mir am liebsten :D) Dann die Gruppe von Drummern, die nur für sich spielen. Und die letzte Gruppe ist sehr klein. Denn da ist nur Keith Moon drin.

Innerhalb der Gruppen kommt es auf den Typ Drummer an. Es gibt absolute Chefs, die eine Band, ein Orchester, oder was auch immer "führen" können. Dann gibt es den Typ von Drummer, die sich lieber an die Mitmusiker "hängen". Beides hat Vor- und Nachteile.

Später vielleicht mehr. Muss jetzt weg.

Tühüß,

Paul
 
Also ich kann auch noch etwas senf dazugeben - ich bin eben nicht nur drummer, sondern auch Musiker (Klavier) ;-)
Außerdem wurd schon seit der grundschuhle mein gehör groß gelobt.......wenn ich musik mache, bin ich mittlerweile (nach 11 Jahren) soweit, dass ich ungefähr höre, wie sich das gesamtkonzept anhört, und mich dementsprechend benehmen kann.....also absolut banddienlich ;-) Aber was ich auch gemerkt habe - ich habe einmal in einer band Keyboard gespielt - grauenvoll als drummer sich einen anderen Drummer "unterzuordnen" Das fällt mir auch so schwer, dass ich Klavier nur noch für mich spiele ;-)

Ich find aber auch, dass es am anfang schwer ist mal wenig oder nichts zu tun - ich kann jetzt vieles von unserer Wöchentlichen Musikvereinprobe erzählen, wo wir 2 14-Jährige haben, die zu jedem lied möglichst viel laut machen wollen, aber nichts so richtig passend ;-)
Das muss man ihnen noch einflößen:D
 
Ich muss euch loben: durchweg gute bis sehr gute Antworten - liegt wohl daran, dass ihr "Musiker" seid! :):great:

Der Schlagzeuger soll "musikdienlich" agieren ... aber wenn ich mir das so richtig überlege, sollte das JEDER Musiker sein, der mit anderen zusammen musiziert. Die Befriedigung persönlicher Eitelkeiten hat bei der Musik (die ja man bekanntlich für's Publikum spielt) eigentlich nichts zu suchen, egal, ob man Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist oder Sänger ist.

Ich für meinen Teil kann behaupten, dass ich mich sehr gut zurücknehmen kann und an den richtigen Stellen auch mal leise, nur mit dem Ride, den Hats ... oder gar nichts spiele. Ich habe auch tatsächlich einen Song ganz ohne Schlagzeug geschrieben.
 
Klasse Antworten bis jetzt, durchweg gute Beiträge, die meine Hoffnung aufrecht erhalten, dass es doch gar nicht so schlecht aussieht. Scheint also ganz klar ne Erfahrungssache zu sein.
Und richtig, es gibt natürlich auch noch die Gitarristen, die alles tot gebraten kriegen. Die fallen für mich in die gleiche Kategorie der Un-Musiker. Mach ich nen grossen Bogen drum.

Lustig fand ich deine Anmerkung, BumTac, mit der klassischen Musik :))
Ich habe im Eingangspost natürlich etwas übertrieben mit der durchgehenden Hihat, aber ich denke, jeder weiss, was gemeint war.
 
Ich denke, es ist alles eine Frage der Disziplin und des Übens.
Oder vielmehr des Übens, diszipliniert zu spielen.

Es dauert einfach eine Weile bis man weiß, was man kann und wo man sich einfach überschätzt.
Vor allem aber glaube ich, ist Einsicht das Wichtigste.
Einzusehen, hier oder da mal einen sich profilierenden Fill oder da irgendein Gefrickel wegzulassen wäre wohl schonmal ein guter Schritt in Richtung songdienlichen Spiels.

Wenn ich Aufnahmen von mir anhöre, stelle ich zumindest fest, dass ich, je aktueller die Aufnahmen sind, immer weniger spiele, hier und da unsinnige Ausschmückungen weglasse etc. Ich hoffe, dass dem auch wirklich so ist und ich mir das nicht nur einbilde ;)

Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt ist, wie es mir selbst auch auffällt, wenn ich Musik mit anderen Menschen mache:
Achtet bei euern Drummern darauf, dass sie auch in etwa die selbe Musik hören wie ihr.
Nicht, dass ich nicht offen für Neues bin, aber Grundvoraussetzung bei mir für eine Zusammenarbeit mit anderen wäre, dass sie in etwa meinen Musikgeschmack teilen.
Spart erfahrungsgemäß viele nervige Erklärungsversuche, da man einfach weiß, was die anderen in etwa erwarten und was man von den anderen erwarten kann.
Wenn du verstehst, was ich meine.
 
Hi.

Sehr interessantes Thema und sehr interessante Beiträge. Ich will aber nochmal ein Argument von Bacchus aufgreifen
Zur Lautstärke: Viele Drummer fangen mit falschem Equipment an, da hört es sich einfach besch... an, wenn man leise spielt, weil die Instrumente das Klangspektrum einfach nicht hergeben. Vorallem, wenn man bis ans Ende gedämpfte Felle spielt und sonst was. Mit Streicheln kommt da nichts raus.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die, die mich kennen, können bestätigen, dass ich z.B. nicht leise spielen kann. Trotzdem würde ich von mir behaupten, dass ich songdienlich spiele und durch meine Arrangements vieles zu unseren Songs beitrage. Allerdings passt es dann auch ins Genre. Die Sounds hören sich in dem Kontext gut an. Ich spiele aber z.b. g2-Felle auf den Toms, ein Stack-Becken, dass sehr hart klingt, eine Pearl-Free-Floating Kupfer Snare und neuerdings eine Tama Bubinga 13*6 Snare mit Emperor-X-Schlagfell. Diese Sachen sind auf bestimmte Sounds ausgelegt und klingen in dem Kontext auch nur gut, wenn sie laut gespielt werden. Ebenso habe ich mir eine Technik angewöhnt, die laut und mit Rimshots am besten klingt.
Wenn ich etwas leise spielen sollte, bräuchte ich erstmal ein anderes Schlagzeug. Dann könnte ich mich darauf einlassen und in relativ kurzer Zeit etwas entwickeln.
Ich liebe es übrigens, an fremden Schlagzeugen zu spielen. Meistens sieht man ja schon beim ersten hingucken, wie es ungefähr klingen wird. Und wenn ich dann dran spiele, passe ich meinen Stil dem Sound des Drumsets an. Das geht den anderen hier bestimmt auch so und das macht einfach Spaß.

@ falcone: Zu eurem Stil: Könntest du vielleicht mal einen Link zu einer Aufnahme posten? Ich würds gerne mal hören, damit ich eine Orientierung habe, was damit überhaupt gemeint ist.

Klar ist, dass man Drummer, die solche Sachen wirklich spielen können, viel seltener sind als der Pop-, Rock- oder Metaldrummer von nebenan.
 
HI,

ich denke drumer hören musik anders als sänger gitaristen keyboarder etc. das hängt auch mit dem instrument selbst zusammen
weil das schlagzeug da rhythmusinstrument schlechthin ist. ich denke am anfang wird auch oft das gelernte erstmal abgefragt
man spielt zu der musik weil man im geiste wieder mehr den rhythmischen ablauf hört und nicht die melodie.

ich denk das hat mit erfahrung und training zu tun. sicher gefühl kann man nicht wirklich lernen, aber erst wenn man mit anderen
musikern zusammen spielt wird man merken wie man die musik versteht bzw. fühlt und ob masn die technik hat das was man fühlt auf das set zu übertragen.

ob ein drumer laut und leise spielen kann ist für mich eine sache der kontrolle die kontrolle ist widerum das ergebnis der technik .

am anfang kommen die schläge schön aus dem 90° winkel dieser sound prägt sich ein . das ist ähnlich wie bei fehlhaltungen, die bekommt man auch sehr schlecht wieder raus. ich denke das ist normal man muss ja erstmal die hände und füsse trainieren bzw.
den bewegungsablauf erlernen und speichern, das geht nur über diesen weg. wichtig ist , dass man die kurve bekommt .

ich fand bei meinen ganzen technik übungen gerade die übungen am schwersten wo es um dynamisches spielen ging..
ich hatte damals immer das gefühl wenn ich leise spiele klingt die bude nicht mehr. ich habe es dann wirklich mit der brechstange gelernt
also durch meine zeit im musikverein. wenn man zu laut war, dann hat eben der andere gespielt , was die höchststrafe war.
ich denke auch das viele am limit spielen, dadurch sind sie sosehr auf sich konzentriert dass sie verkrampfen was sich bei beiden punkten
bemerkbar macht. verkrampftes spielen ist meist lautes spielen und wenn man zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist wie soll man dann noch gescheit auf seine mitspieler hören.

Lg

DT
 
Hallo,

1.
es ist nun mal in der Popularmusik üblich, das Schlagzeug als batteria continuo anzusehen. Viele Gitarristen oder Bassisten brauchen das ja auch, um nicht aus dem Takt zu kommen. Wenn dann ein anderer Ansatz auftaucht, braucht man eben einen Schlagzeuger, der auch etwas anders kann und will.

2.
Ähnlich ist es bei der Lautstärke. Hier tritt noch das Problem auf, dass manche Instrumente für gewisse Lautstärkebereiche hergestellt sind. Mit einer Marshall-Wand wird man es im Jazz-Trio auch schwer haben. Also braucht man einen Schlagzeuger, der nicht nur in der gewünschten Dynamikstufe spielen kann und will (!), sondern auch das entsprechende Instrumentarium vorhält. Da auch hier die Mehrheit von Pop/Rock geprägt sein dürfte, ist das Laustärke-Level in der Regel eher mittellaut. Leise orientierte Trommler wird man seltener bis sehr selten finden.

Ich habe zwar die Musik nicht gehört, von der Beschreibung her, könnte man allerdings auf die Idee kommen, eher einen Perkussionisten als einen (üblichen) Schlagzeuger zu suchen.

Grüße
Jürgen
 
Jürgen K;5637253 schrieb:
Hallo,

Ich habe zwar die Musik nicht gehört, von der Beschreibung her, könnte man allerdings auf die Idee kommen, eher einen Perkussionisten als einen (üblichen) Schlagzeuger zu suchen.

Grüße
Jürgen

Oder man lässt ihn einfach weg. Wenn es ohne geht (und das besser) braucht man auch keinen.
 
Jürgen K;5637253 schrieb:
... Ich habe zwar die Musik nicht gehört, von der Beschreibung her, könnte man allerdings auf die Idee kommen, eher einen Perkussionisten als einen (üblichen) Schlagzeuger zu suchen ...
An und für sich seine sehr gute Idee, zumal im Perc.-Instrumentarium noch einige mehr Sounds und Möglichkeiten stecken, die ein Drumset nur bedingt oder gar nicht bietet - ...nur sind brauchbare Percussionisten für diesen Bereich Musik noch viel dünner gesät.

Zumal da ja auch wieder Teile vom Drumset ins Perc.-Set integriert werden sollten.
 
Geiles Thema!!

Ich sag dazu mal folgendes:
Ich selber spiele seit November letzten Jahres in einer neuen Band. Wir legen sehr viel Wert auf Musikalität und vor allem Sinn hinter dem, was wir so zusammenschreibseln. Allerdings hat es mir eine gewisse Lernphase durchaus abverlangt, mich dem zu öffnen. Zum Beispiel fand ich 3/4 Takte am Anfang ziemlich grausig, was sich mitlerweile von Grund auf verändert hat. So finde ich teile die 3/4-3/4-4/4-3/4-3/4-5/4-3/4-3/4-6/4 lauten sehr viel cooler als nur simple 4/4-Beats. Aber wie gesagt, dafür brauchts erst mal Zeit. Es is dann aber auch wichtig, den Schlagzeuger explizit in die Entstehung eines Songs einzubinden, vernünftige und logische Verknüpfungen zwischen musikalischem Ausdruck und Rythmik sowie Dynamik und Melodik zu finden 1. näher zu Bringen und 2. auch schmackhaft zu machen. Unser Gitarrist hat das mit mir sehr gut hinbekommen. Wobei natürlich eine gehörige Portion Offenheit von Schlagzeugerseite dazugehört, sonst bringen alle Versuche nicht.
Letztendlich würde ich sagen - es gibt die Leute, die durchaus das etwas orchestrale, zurückhaltende Spiel mögen und beherrschen, jedoch muss jedem die Möglichkeit gegeben werden, eine Liebe dafür zu entwickeln - wobei natürlich eine gewisse Grundbegeisterung für einen musikalischen Kontext (gerade beim Songwriting) mitgebracht werden muss!

Ich wünsche euch allen noch nen schönen Abend
Simon
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben