hey.. also erster eindruck: im direkten vergleich wirkt die ltd gegen die schecter ein bischen wie kinderspielzeug. ich beziehe mich dabei auf die verarbeitung und den klang.
bei der LTD sind mir direkt ein paar kleinere optische Mängel aufgefallen: kleine Druckstelle neben dem PU Umschalter, kleiner Kratzer auf der Hinterseite der Kopfplatte. Dann Mängel in der Verabeitung: Der Übergang vom Binding in die Lackierung ist neben dem Übergang vom Hals in den Korpus nicht astrein. Auf der Vorderseite am oberen Rand sieht es aus als wäre nicht staubfrei lackiert worden. Die Bundstäbchen sind an den Enden meiner Meinung nach nicht weit genug abgeschliffen worden, sie wirken etwas kantig beim Spielen (das hat mich am Anfang am meisten gestört, kann auch sein, dass man sich daran gewöhnt). Das Tone Poti sitzt nicht ganz gerade und dreht sich dadurch etwas ungleichmäßig in punkto Dreh-Widerstand. Bei einigen Bundstäbchen sind jeweils direkt unterhalb dieser, seitlich auf den Hals geblickt, an der Außenseite des Griffbretts kleine Einkerbungen zu erkennen (kA woher die stammen womöglich im Bundierungsprozess?), was keine Auswirkungen auf Bespielbarkeit hat, aber den Gesamteindruck nicht unbedingt verbessert. Hört sich jetzt alles schlimmer an, als es eigentlich ist, wie gesagt, die kantigen Bundstäbchen haben mich am meisten gestört. Die Saitenlage könnte etwas tiefer eingestellt sein.
Der Ton der LTD kommt sauber und artikuliert. Bringt über den Amp von Haus aus deutlich weniger Bassanteil mit als meine Jackson Dinky mit passiven PUs, was aber wohl an den EMGs liegen mag. Über den AMP (TSE X50 virtuell oder meine Peavey Combo) würde ich sagen, der Sound ist ausgeglichen bis zu einer leichten Betonung der Mitten und Hochmitten, klingt nicht unbedingt von Haus aus schon besonders agressiv oder druckvoll, aber es macht Spaß damit Metalcoremäßig zu spielen, also würde ich nicht sagen, dass die Gitarre nicht gut klingt, sie ist nur kein Vergleich zur Schecter, wie ich festgestellt habe...
Die Schecter Hellraiser ist 1A verarbeitet. Nur die Tussrod-Abdeckung ist nicht richtig befestigt, da musste ich die Schraube reindrehen. Das Griffbrett könnte besser aussehen, ich denke, das benötigt eine Ölung (siehe Bild). Sonst fällt mir nichts an optischen oder Verarbeitungsmängeln auf. Sie kostet auch knapp 300€ mehr und ist in Süd-Korea gefertigt (die LTD in Indonesien). Wenn man sie nach der LTD in die Hand nimmt, fällt direkt das größere Gewicht auf. Alles wirkt insgesamt etwas wertiger, die Stimmmechaniken sind sehr fein einstellbar und drehen sich wie Butter und der Hals und dessen Bespielbarkeit erinnern stark an eine Gibson LP. Auch vom Ton her kommt sie der Gibson sehr nahe. Und zum Ton kann ich nur sagen: Genial. Die Schecter über meinen virtuellen 5150 zu spielen brachte mir ein Dauergrinsen in's Gesicht, das mir sagt: Die ist es! Ich hatte schon 2 Les Pauls, weil ich deren Sound einfach mag, dieses saftige, schmatzige sustainreiche Pfund, aber es gab immer Probleme, die eine (Traditional) war mir einfach zu schwer und zu unhandlich, ich mag vom Handling her lieber Gitarren, die nicht so dick sind und die Studio WornBraun hatte keine AhornDecke und war auch zu zahm für meinen Geschmack (wobei die nichtmal für Metal sondern für anderes vorgesehen war). Also diese Gitarre kann einfach nur fies klingen und schiebt ohne Ende. Die Schecter bringt auch Terzen verminderte Quinten usw. sehr sauber rüber. Klanglich die LP from Hell und genau das was ich schon immer gesucht habe: Somit ist die Entscheidung für mich gefallen. Kann nur empfehlen, das Teil mal anzutesten.
Der Bandkontext und der Proberaum-Amp sind natürlich hier noch nicht berücksichtigt, da wird sich zeigen, ob die Schecter ihre gute Figur beibehält. Die LTD wird sich aufgrund ihrer starken Mitten/Hochmitten sicher gut durchsetzen können, aber das würde ich auch der Schecter nicht absprechen, sie ist einfach etwas mehr im Growl und im Tiefmitten-Bassbereich zuhause, was nicht heißt, dass ihr woanders was fehlt. Meine Vermutung ist, sie wird der Menge und dem Gitarristen gleichermaßen Spaß bringen
Ein weiteres Fazit ist für mich, dass trotz ähnlicher Specs (PUs, Holz) und Form zwei Gitarren doch sehr unterschiedlich klingen können. Die LTD eher in Richtung Superstrat und die Schecter in Richtung LP.