Sax Anfänger / Vintage Selmer Modell 22, 26

[skyliner]

Hallo Leute!

Ich hätte einige Fragen zum Thema Saxophon generell und speziell zu den Modellen Selmer 22 und 26.

Folgendes: Ich bin Gitarrist und habe nun beschlossen mich am Saxophon zu versuchen, habe aber bisher null Erfahrung in diesem Bereich. Ich habe vor die Sache einigermaßen prof. zu betreiben, da ich das Sax dann auch nächstes Studienjahr oder ev schon SS14 als Zweitinstrument nehmen möchte, je nachdem wies läuft.

Ich stehe nun einmal vor den grundsätzlichen Fragen:
Welches Instrument soll ich nehmen? (da ist schon ziemlich sicher für den anfang Alt)
Was is alles wichtig zu Wissen wenn man mit Sax beginnen will? Insbesondere Das Mundstück Thema, mit welchen sollte man beginnen usw. ?

Stunden bei einem Lehrer werde ich auf jeden Fall nehmen, aber wohl erst ab Oktober.

Was haltet ihr speziell von den alten Selmer 22er und 26 Modellen?
Ich stehe generell auf Vintage Intrumente (vom Sound her) und in meinem Umfeld stünde ein 22er und auch ein 26er zum verkauf. was wären da faire Preise für ein regelmäßig gespieltes und gewartetes 22er oder ein eher überholungsbedürftiges 26er? Was muss man bei alten Instrumenten alles beachten beim Kauf usw. könntet ihr mir da auch ein wenig aufklären bitte?


hat es überhaupt sinn mit einem Vintage anzufangen? Was würdet ihr empfehlen?

vielen dank im voraus
lg

 

[Knebi89]

Hallo skyliner,

ohne selbst Sax zu spielen ist es ziemlich gewagt, zu behaupten man stehe auf den Sound von Vintage Saxophonen. (Übrigens auch als Saxophonist ist das ziemlich schwer zu sagen.)
Der Sound hängt ab:
Erstens, zweitens und drittens: Vom Saxophonisten.
Viertens und Fünftens: Von Blatt und Mundstück.
Sechstens: Vom Instrument.

Wichtig für Anfänger ist vor allem, dass das Instrument einwandfrei anspringt. Das kann man leider schlecht beurteilen, wenn man selbst (noch) nicht spielt. Da solltest du einen Saxer deines Vertrauens zu Rate ziehen. Wenn das Instrument bei jemandem, der schon länger spielt nicht perfekt anspringt würde ich dir raten: Lass es! Das führt nur zu Frust.

Weiters sollte das Instrument gut stimmen, was natürlich auch vom Zusammenspiel Mundstück-Instrument abhängt. Wenn du bereits Musiker (Musikstudent?) bist, ist es wahrscheinlicher, dass du Stimmungsprobleme erkennst und entsprechend reagieren kannst. Angenehmer ist es aber natürlich, wenn das Instrument in sich gut stimmt, und du dich mit der Problematik weniger beschäftigen musst. Man darf sich hier nichts vormachen, in den letzten 80-90 Jahren hat sich da schon einiges verbessert. Moderne Saxophone stimmen im Schnitt bestimmt besser, bei alten Intrumenten gibt es da innerhalb der einzelnen Baureihen auch größere Unterschiede. Von dem her ist es schwierig zu sagen, wie das betreffende Instrument stimmt. Auch hier würde ich mich von jemandem mit Ahnung beraten lassen.

Der Wert eines Selmer 22er oder 26er hängt stark vom Zustand ab. Wenn es ein besonders gut klingendes und stimmendes Instrument ist, das nicht nachlackiert wurde und wo der Originallack zu 95% erhalten ist, kann das schon um die 3000€ wert sein. Ein Instrument mit optischen Mängeln, das sich aber ganz gut spielen lässt bekommt man vielleicht schon um 1800€. (PS: Das ist meine laienhafte Einschätzung, bitte nicht unhinterfragt übernehmen!)
Das positive daran: Der Wert sinkt nicht, wenn du das Instrument gut behandelst! (Im Gegenteil, ich würde das als ziemlich "sichere" Geldanlage betrachten.)

Unter'm Strich muss man sagen: Du bekommst wahrscheinlich ein "unproblematischeres" modernes Instrument um weniger Geld. Was Kosten-Nutzen betrifft würde ich mich bei gebrauchten Instrumenten umsehen. Selmer Mark VII sind Kosten-Nutzen-mäßig recht gut, aber auch die üblichen Verdächtigen "Einsteigersaxophone" von Yamaha oder Jupiter. Wenn du allerdings aus unabhängiger Quelle bestätigt bekommst, dass das Vintage-Instrument gut anspricht und einigermaßen stimmt (und es für dich leistbar ist) spricht auch nichts dagegen.

Was Mundstücke betrifft: Da würde ich am Anfang einfach ein "Standard" Ding nehmen, also ein Kunststoffmundstück mit <0,080 Zoll Bahnöffnung (Vergleichstabelle). Fast jedes Mundstück, das bei einem Instrument dabei ist wird diese Kriterien erfüllen. Die üblichen Verdächtigen sind hier Yamaha 4c, Selmer C* oder ein Meyer 5 oder 6.

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.
Lg, Sebi.

 

[skyliner]

Hi Sebi,

danke für die informative und ausführliche Antwort.
Ungefähr diesen Sound hier assoziiere ich mit vintage... rauchig, mellow... hier spielt der Saxophonist eben auch ein Modell 22. Das würde ich gerne mit meinem Instrument dann auch umsetzen können (nach ein paar Jahren lernen und üben natürlich^^).

kann man grundsätzlich jedes Mundstück mit jedem Sax der betreffenden Stimmlage kombinieren, oder bräuchte man für ein Vintage-Teil dann auch ein Vintage Mundstück?

ist wohl am Besten so, mit einem erfahrenen Saxer die in frage kommenden Instrumente auszuchecken. werde mich da mal mit ein paar Studienkollegen in Verbindung setzen, (ich studiere Gitarre (Jazz) und komme nun ins 3. Semester)

lg Stefan

 

[Knebi89]

kann man grundsätzlich jedes Mundstück mit jedem Sax der betreffenden Stimmlage kombinieren, oder bräuchte man für ein Vintage-Teil dann auch ein Vintage Mundstück?

Naja, ältere Mundstücke haben tendentiell kleinere Kammern und Bahnöffnungen als modernere... und nachdem diese Mundstücke und Saxophone gemeinsam und füreinander entwickelt wurden wär's logisch, dass ein altes Instrument auch mit einem alten Mundstück besser stimmt. Das ist auch die Erfahrung, die ich gemacht habe. Aber generell sind Mundstücke mit einer kleinen Bahnöffnung und Kammer einfacher zu intonieren als Mundstücke mit großer Bahnöffnung und Kammer. Von dem her...

Ich selbst spiele ein 80 Jahre altes Instrument mit einem 3 Jahre alten Mundstück. Also das geht. Wie gesagt: Für den Anfang einfach ein Standard-Ding, nichts allzu teures. Mit 1-2 Jahren Erfahrung im Gepäck kannst du dich dann vielleicht auf Mundstücksuche begeben, vorher weißt du nicht, wonach du suchst.

Nochmal zum Vintage-Instrument für Einsteiger: Meiner Meinung nach hat das wirklich nur Sinn, wenn man das Ganze langfristig und relativ ernsthaft angeht. (Und man die musikalische Kompetenz mitbringt... was wohl gegeben ist.)
Ich glaube schon, dass man mit dem Instrument, mit dem man anfängt besonders "verwächst". Es kann Jahre dauern, bis man sich an ein neues Instrument gewöhnt. Schön ist dann natürlich, wenn dieses erste Instrument ein gutes Instrument mit Charakter ist. Die Kehrseite der Medaille: Ein altes Instrument hat wahrscheinlich mehr "Eigenheiten" was die Stimmung betrifft, das würde dann einen Umstieg auf ein anderes Instrument umso schwieriger machen. Naja, das alles ohne die betreffenden Instrumente zu kennen, vielleicht stimmen die auch "perfekt". Kann auch sein.

 

[Kokopelli]

Hi Sebi,

Ungefähr diesen Sound hier assoziiere ich mit vintage... rauchig, mellow... hier spielt der Saxophonist eben auch ein Modell 22. Das würde ich gerne mit meinem Instrument dann auch umsetzen können (nach ein paar Jahren lernen und üben natürlich^^).

Allerdings darfst Du nicht erwarten, wenn Spieler xy mit dem Mod.22 so-und-so klingt, dass Du dann ebenfalls so-und-so klingst. Der Spieler macht den Sound!

Grüße,

Kokopelli

 

[saxoklar]

Hey skyliner,

ich habe neulich als ich mir ein (billiges no-name) Sopransaxofon gekauft habe aus Spaß an der Freude ein altes Saxophon das dort rumstand, welches aktuell immer noch einen Wert von ca 1500 € hat angespielt.
Ich spiele seit 10 Jahren Saxofon und bin hauptsächlich in klassischeren Bereichen unterwegs, spiele natürlich aber auch Jazz, Big Band etc.

Das was du mit dem rauchigen Sound verbindest ist das, was jmd. aus einem Sax herausholt, der
a) den richtigen Ansatz hat
b) das richtige Equipement
c) das Know-How das Equipement zu bedienen.

Wenn du dir also so eine "alte Röhre" kaufst, ob sie gut ist oder nicht, wird sich der Start erstmal "schlimmer" anhören, als mit einem neuen Instrument, welches mit weniger Aufwand einen angenehmeren Ton produziert.
Auch mit einem neuen Instrument kannst du mit entsprechendem Training "dreckig" spielen, aber das kommt erst später.
Beim Autofahren gehst du auch erst in die Fahrschule, bevor du Rally fährst oder?

Was für ein Budget hast du denn?
Gerne machen wir dir Vorschläge, welche guten Einsteigerinstrumente es gibt.
Die mögliche Preisspanne reicht da von ca 1300-2500€, wobei letzteres schon eine sehr gute Qualität hat (mit der ich auch angefangen habe und mit der ich immer noch spiele).

 

[lePhilippe]

Wenn du dir also so eine "alte Röhre" kaufst, ob sie gut ist oder nicht, wird sich der Start erstmal "schlimmer" anhören, als mit einem neuen Instrument, welches mit weniger Aufwand einen angenehmeren Ton produziert.
Auch mit einem neuen Instrument kannst du mit entsprechendem Training "dreckig" spielen, aber das kommt erst später.

Hi!

deiner Aussage, saxoklar, muss ich schon ein bisschen widersprechen. Ich würde nicht behaupten, dass modernere Saxophone automatisch besser klingen. Zum einen gibt es auch bei neuen Hörnern totale Kröten, und zum andern ist es ja Geschmackssache was besser oder auch angenehmer klingt. Viele finden ja Yamaha Saxophone klanglich völlig kalt und leblos, obwohl es wirklich super Instrumente sind.
Dass der Start auf nem modernen Horn weniger schlimm klingt, stimmt schon, aber für mich liegt das eher an der verbesserten Intonation als am Klang selbst..

Viele Grüße
Philippe

 

[saxoklar]

Hallo LePhilippe,

ich will nicht sagen, dass ein altes Saxofon automatisch ein schlechtes ist.
Über ein (am besten gut erhaltenes) Mark IV freuen sich wahrscheinlich auch die meisten.

 

[Claus]

Über ein (am besten gut erhaltenes) Mark IV freuen sich wahrscheinlich auch die meisten.

Wäre das nicht eher das Mark VI?
"...the Mk VI design is universally regarded as one of the best saxophone models ever produced by any manufacturer."
Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Selmer_Mark_VI

 

[saxoklar]

Tschuldige.. "Zahlen"-Dreher

 

[cwegy]

Im saxophonforum.de gibt es auch einen Thread zum Thema. Dort heisst es auch, lieber erst ein solides, modernes Sax, dann später ggf. ein Vintage. Andererseits kenne ich einen Saxophonisten, der jahrelang auf einem ziemlich vergurktem Weltklang gespielt hat, als er auf ein Selmer SA80III umgestiegen ist, musste er sich gewaltig umstellen.

Ich selber suche auch mit einem Auge wieder ein Saxophon und gucke bei Vintage und Modern. Letztendlich hilft nur anspielen und wenn es passt ist es richtig. Habe ich das Gefühl ich muss mich arg "verbiegen" kann es nicht passen und es ist egal wie alt das Horn ist.

Jetzt verkaufe ich erstmal meine Gretsch und dann habe ich schon mal einen Grundstock, solange werde ich Lesen und mir erstmal wieder ein "Meyer M6M" kaufen, da weiss ich wenigstens, dass das Mundstück passt, denn das hatte ich schon mal.

 

[Kokopelli]

Wenn das Saxophon schlecht intoniert, passt sich der Spieler an, drückt und zieht die Töne in den kritischen Bereichen, dass sie wieder stimmen. Wenn man dann mit dieser Gewohnheit auf ein gut intonierendes Instrument umsteigt, wird das - eigentlich gute - Instrument natürlich schlecht intonieren...

Mayer M6M ist sicher kein Fehler, insbesondere wenn Du Alt spielst.

Grüße,

Kokopelli

 

[Knebi89]

...ist auch die Frage, ob man bei einer Diskussion über Vintage-Instrumente das MarkVI als Beispiel verwenden sollte, weil das ja so ziemlich den Prototyp des modernen Saxophones darstellt. Aber das nur am Rande. ;-)

 

[skyliner]

Hallo Leute, also.... es hat sich einiges getan ; )

es ist zwar kein Selmer geworden aber dafür ein anderes ziemlich geiles Vintage Teil. Und gleich vorneweg... ich könnte mit meiner Wahl nicht glücklicher sein.

Ich habe lange überlegt, beim Kauf nichts überstürtzt, neue und alte Röhren begutachtet, verglichen und sämtliche Saxo-Threads absorbiert. Bin zurzeit sozusagen im Sax-Fieber, und auch vom spielerischen her läuft es absolut klasse, hab zurzeit einfach nur Spaß damit. Das Sax ist ein tolles Instrument !!!

Also... es ist ein Buescher New Aristocrat, dazu habe ich ein Meyer 7 medium chamber Mundstück genommen und verschiedene Reeds. Am angenehmsten spielt es sich für mich zurzeit mit Vandoren ZZ 2.
Ich bin zwar noch Anfänger, aber soweit ich das beurteilen kann spricht das Sax sehr gut an und die Mechaniken sind auch angenehm zu bedienen, mein Lehrer hat daran auch nichts auszusetzen und findet es super.

das einzige, was ich ev beanstanden könnte ist die Blattschraube, die beim Meyer dabei war.... ehe ich mich versah, habe ich mir schon das Mundstück damit verkratzt. Ist zwar nicht weiter schlimm, aber ein wenig ärgerlich ist es schon ^^.

Danke euch auch an die netten und hilfreichen Beiträge im Vorfeld.

lg skyliner

 

[rbur]

Herzlichen Glückwunsch, gute Buescher sind Sahneteile.
In ein paar Jahren hol ich mir auch eins ...