Klar, es ist ein einreihiges diatonisches Instrument. Das ist im Tonumfang beschränkt, das ist klar. Die Aussagen, man könne nur dieses oder jenes Genre spielen, richtig gut klänge die dafür geeignete Musik aber dann auch nur auf einem anderen, besseren Instrument ... Das halte ich auch - sorry, ich habe sonst eine andere Wortwahl - für ausgesprochenen Blödsinn. Da könnte man auch behaupten, polyphone Musik wäre mit dem Akkordeon nicht zufriedenstellend möglich, weil man einzelne Stimmen nicht hervorheben kann. Auf Klavier oder Gitarre etwa kann man die Hauptstimme stärker anschlagen als Begleitstimmen, geht nicht auf dem Akkordeon. Mit dem sind bekanntlich nur Seemannslieder, Volksmusik, Musettewalzer etc. möglich. Tango Argentino geht auch nicht, dafür braucht man ein Bandoneon. Mehrstimmig spielen geht mit dem Akkordeon sowieso kaum, weil die temperierten Terzen und Sexten grauenvoll klingen. Sogar auf der Bass-Saite sind die vorkonfigurierten Akkorde nicht rein gestimmt sondern temperiert, das muss man sich mal vorstellen! Das Instrument hat eigentlich nur Nachteile.
So, was ist jetzt auf einem solchen Einreiher möglich?
Man kann sehr schnell Erfolge erzielen. Einfache Stücke (die in einer Tonart bleiben) hat man ohne Intonationsprobleme schnell drauf, sogar mit passender Begleitung (die falschen Töne hat man nämlich weggelassen). Solche einfachen Stückerl kann man mit ein wenig Übung sogar recht leicht aufpeppen: man spielt sie zweistimmig, indem man einfach den Nachbarknopf mit dazudrückt. Volkstanzmelodien gehen rhythmisch und mit Power. Die meisten irische Tanzmelodien kann man darauf spielen und viele amerikanische Fiddletunes.
Klassische Musik geht sicher nicht, außer vielleicht Donna e mobile oder das allseits bekannte Hauptthema aus Vivaldis Frühling in den vier Jahreszeiten.
Wenn man tiefer einsteigt wird es recht anspruchsvoll: manche Stücke kann man spielen, indem man Töne weglässt, durch andere ersetzt, stattdessen eine Variation spielt etc. Das erfordert aber viel Erfahrung und wird schnell relativ anspruchsvoll, wo andere sich einfach an ihr chromatisches Instrument spielen und ohne geistigen Aufwand gedruckte Noten wiedergeben.
Wie bei jedem Instrument gilt: was richtig gut klingen soll muss an die Möglichkeiten und Klangeigenschaften des Instruments angepasst und abgeändert werden. Wenn man das schafft, kann mit beschränktem Tonvorrat gute Musik machen.
Schnelle Erfolge mit einfachen Stücken dürfte jeder mit ein bißchen Ausprobieren hinbringen. Auch ohne Noten.
Wer mehr will muss viel Energie investieren, wahrscheinlich mehr als mit einem chromatischen Instrument. Jeder muss selbst wissen, ob er das will oder nicht. Die erwähnten pauschalen Antworten finde ich aber - pardon - komplett unbrauchbar.