Könntet Ihr nochmal bitte etwas mehr zum Klang der Supernatural-Erweiterung sagen? Ich hab sie zwar schon oft im Laden gespielt und finde sie grundsätzlich sehr gut, aber mich interessiert, ob ihr mal Vergleiche zu Software-Pianos, Yamaha CP5, Nord oder ähnlichem gemacht habt und ob oder wie sich die Roland Sounds da schlagen können.
Also ich habe vor kurzem bei Justmusic in HH mal wieder die aktuellen Teile nacheinander verglichen. Das Nord Piano habe ich ja nicht ohne Grund gekauft, aber es ist immer wieder interessant, den Vergleichsmaßstab anzulegen.
Mein Eindruck in Kürze:
> Roland Supernatural (habe ein HP-irgendwas und das 700 GX angespielt):
+ Grundsound gefällt mir gut, positiv ist der Dynamikumfang und die Möglichkeit, sehr dunkle pianissimo-Töne zu spielen
+ schöner stufenloser Übergang aller Velocitybereiche
+ Tastatur ist klasse, hätte ich auch gerne
- insgesamt etwas "artifizieller" Eindruck; man merkt, daß die Sounds aus diversen Geräuschkomponenten zusammengebastelt werden, die Details klingen teilweise etwas "gewollt". Im Zusammenklang stört das gar nicht mal, aber hier ist das gehypte "Modeling" nicht ausschließlich segensreich.
- Loopphase, Loslassgeräusche, Pedal-Down/Saitenresonanz: das ist alles irgendwie vorhanden, aber klingt deutlich artifizieller, leb- und liebloser als z.B. bei Nord.
- es gibt zwar Varianten, aber unterm Strich gehen sie dann doch eher auf diesen einen Grundcharakter zurück. Ich schätze, das es letztlich nur ein oder zwei Grundsamples gibt.
- E-Pianos nicht konkurrenzfähig zu den bekannten Spezialisten.
> Yamaha CP-1:
+ richtig gut gesampelter, universeller Sound (das große Flügelsample), Gesamteindruck etw. lebhafter und weniger artifiziell als bei Roland. Der Roland-Sound gefällt mir charakterlich zwar besser, von der Umsetzung paßt mir das Yamaha eigentlich mehr.
Insgesamt ist der Yamaha-Flügel der am wenigsten spektakuläre Sound im Sinne von "klingt groß/prächtig/wow", aber ich glaube, daß er im Zusammenspiel sehr gut funktioniert.
+ ebenfalls: tolle stufenlose Dynamik.
+ Tastatur gefällt mir auch richtig gut. müßte ich nochmal direkt mit Roland vergleichen, wenn eines der beiden Teil für mich in Frage käme.
- für das kleine Flügelsample kann ich mich nicht so begeistern. Klingt auch "nach Yamaha", aber eben einfach kleiner als das größere...
- E-Pianos und -Effekte sind einfach schlechter und von der Bandbreite eingeschränkter als bei Korg und Nord.
Letzlich bleibt bei mir der Eindruck: klaviertechnisch alles toll gemacht und gut einsetzbar, bloß macht es mich nicht wirklich an. Roland und Nord lösen bei mir mehr Gefühle aus.
> Kawai (diverse, z.B. MP5 / MP 8):
+ die Klaviersounds sind an sich schon brauchbar, teilweise eigenständig und "funktionieren" zweifellos, ...aber...:
- das klingt alles tot, glatt, steril, digitalpianomäßig. Ob simulierte Saitenresonanzen, Ausklangverhalten, Pedaleinsatz: die Konkurrenz spielt da inzwischen in einer anderen Liga. Bei den übrigen Sounds übrigens auch... bin gespannt, inwieweit die neuen MP6/10 da was reißen werden.
> Korg SV1 (Pianosounds):
Was soll man sagen...?
+ für Korg ganz weit vorne, recht ausgewogen, eigenständiger Klang, diverse gesampelte Klangdetails. Der Sound geht voll in Ordnung, kommt in der Gesamtheit m.E. aber an Yamaha, Roland und Nord nicht ganz ran. Kein spektakulärer Grundsound, keine auffällig gute Dynamik, aber alles im grünen Bereich.
- Tastatur nicht auf dem Niveau von CP1 oder RD-GX & co. Eher Nord oder schlechter.
> Nord Piano:
+ Grundsound(s): zunächst mal: größte Bandbreite wirklich unterschiedlicher Pianos. Ich hatte von den Nords eigentlich immer den Eindruck, daß sie einigermaßen bedeckt klingen, aber beim direkten Vergleich würde ich das NP insgesamt sogar in die brilliante, obertonreiche Ecke einsortieren.
+ eigenständige Sounds mit einer Portion Leben. Mal strahlend, direkt und powervoll (Steinway), mal dynamisch und eine Nummer kleiner (Yamaha C7 2), mal alt, durchgenudelt und voller Schwingungen (Yamaha C7 1). Die Uprights sind ganz und gar konkurrenzlos, denn in den anderen Geräten klingt das, was unter Upright läuft meist nur wie eine künstlich schlechter gemachte Flügelvariante - und nicht wie ein eigenständiges Soundgenre.
+ Sehr authentische Klangdetails und tolles, dynamisches Pedal mit gesampelten Pedalgeräuschen. Detailrealismus wie bei großen PlugIn-Libraries.
- Tastatur kann mit CP-1 oder Roland nicht mithalten. Funktioniert sauber, aber eindeutig weniger Klavierfeeling. Kein Druckpunkt, insgesamt eher leicht gewichtet, aber mit einem kaugummiartigem Widerstand. Ich bin mitlerweile gut drauf eingespielt, da ich es täglich spiele, fände aber eine knackigere, druckpunktmäßigere Ausführung besser.
- Größere Sprünge zwischen Sample- und Velocityzonen als bei Cp-1 oder Supernatural. Das ist alles noch im grünen Bereich, aber hier hat die Yamaha- und Roland-Werbung recht: die können's stufenlos. Insgesamt zeigt sich deutlich, daß bei letztgenannten der Samplespeicher eher für diese Stufenlosigkeit draufgeht, bei Nord hingegen eher für lange Loops, "richtige" Pedal-Down-Samples und derlei Kram.
Recht angetan war ich nebenbei bemerkt vom Numa Piano, dessen Flügelsound zwar nur "brauchbar" ist (wenn auch eigenständig!), das aber eine für dieses Gewicht sensationelle Tastatur hat und dessen Rhodes- und Wurli-Sound mich sehr positiv überascht haben - zumal in dieser Preisklasse.