Da du mehrere solcher Videos veröffentlicht hast, will ich mal etwas Feedback dazu geben.
Zunächst sind User-Demos hier natürlich immer willkommen.
Die Aufnahmequalität ist größtenteils in Ordnung, da habe ich auf YouTube schon ganz anders erlebt. Aber bei 14:11 verzerrt es wirklich übel und ich bin froh, dass ich da keine Kopfhörer aufhatte. Gerade, weil der Part davor vergleichsweise leise war, irritiert das ziemlich. Als würde jemand in dein Ohr flüstern und dann das Schreien anfangen.
Da würde ich dringend empfehlen, dein Aufnahmesignal richtig einzupegeln, in der DAW einen Limiter zu laden und - falls das nicht reicht - die Audio-Datei manuell an der Stelle leiser zu machen oder zumindest zurechtzuschneiden.
Im Ernst, das sollte bei einer Demo wirklich nicht passieren. Beim Jammen zuhause ist das eine Sache, die wohl schon jedem mal passiert ist. Aber wenn man das jemand anderem präsentiert, sieht es ganz anders aus. Meine Reaktion ist da noch recht wohlwollend, wenn sich ein anderer Zuhörer dabei sein Equipment kaputt macht oder körperlichen Schmerz empfindet, weil das auf sein Trommelfell drückt, wird darauf wenig freundlich reagiert.
Dann will ich dir zu Gute halten, dass da tatsächlich einige Sounds dabei sind, die ich aus anderen Demos so noch nicht kannte. Das ist natürlich immer ein Pluspunkt.
Allerdings finde ich die Sounds manchmal etwas zu "extrem". Das kann man natürlich einbauen, um auch die etwas härteren Sounds zu zeigen, die bei anderen Demos weniger im Vordergrund stehen. In dem JD-Xi-Video ist es mir aber etwas zu viel davon. Besonders mit den Sounds, die früher oder später in ein stark leierndes Vibrato über ganze Oktaven übergehen, finde ich, hast du es etwas übertrieben.
Zu hören ist das zum Beispiel bei 1:08, 2:08, 2:52, 3:08, 3:48, 4:08, 6:28, 7:06, 9:11, 10:35, 12:38 und 14:51. Ich habe mir nicht jeweils aufgeschrieben wie lang es ging, aber gefühlt war der Effekt in der Demo alle 30 Sekunden zu hören. Das ist wirklich viel, erst recht bei einem 15-minütigen Video.
Für einen Übergang am Ende eines Sounds oder einen einzelnen Pacman-Effektsound kann man so ein extremes Vibrato schon mal verwenden. Aber mehr wird mit der Dauer nicht nur recht anstrengend und ist in den wenigsten Songs verwendbar, sondern zeigt auch den Klangcharakter des Synthesizers kaum. Mit so einem starken Vibrato ist es egal, ob das Ausgangssignal mal analog, digital, ein Sägezahn oder eine Orgel, ein JD-Xi oder Microkorg war, man kann es kaum auseinanderhalten.
Da gehen ein paar durchaus interessantere Sounds wie ganz am Anfang, bei 3:01, bei 4:35, und bei 13:50 leider ziemlich unter. Wäre ich ein zufälliger Nutzer, der das Video einfach auf YouTube vorgeschlagen bekommt, hätte ich wohl nicht so lange durchgehalten und schon früher weggeschalten.
Auch finde ich es etwas schade, dass vom JD-Xi immer nur ein Synth-Sound zu hören war. Gerade in Verbindung mit dem Sequenzer, den Drums und dem Vocoder hätte man da wohl noch mehr zeigen können. Der JD-Xi ist ja eine kleine Groovebox, da bieten sich kleinere Songs aus Drums + Synth-Sequenz + gespielte Pad/Lead/Akkord-Begleitung an. Das erzeugt auch direkt etwas Abwechslung.
Ich habe kurz mal in deine anderen YouTube-Videos eingehört, z.B. Wüstensand. So etwas könnte ich mir durchaus auch in ähnlicher Form für den JD-Xi vorstellen und es würde einen recht guten Eindruck vom Gerät zeigen. Und sei es nur für 20-30 Sekunden. Solche etwa "harmonischeren" Sounds und Melodien tun einer Demo auch ganz gut.
Falls du etwas Orientierung bei Demos suchst, kann ich Jexus' Kanal empfehlen. Hier zum Beispiel vom Waldorf Blofeld:
Da sind auch einige Sounds dabei, die etwas extremer und kaputter sind und die ich nicht unbedingt selbst verwenden würde. Aber ich finde, er kann sie dennoch gut einbauen und wechselt sie vor allem zwischendrin auch mal mit deutlich anderen, traditionelleren Synth-Sounds ab. So bleibt es recht abwechslungsreich.
Dazu hat er ein Gefühl dafür, wenn man von einem Sound zu viel hat, und schaltet dann weiter. Notfalls kann man immer noch kurz 20 Sekunden vorspulen und sich den nächsten Sound anhören.
Seine Videoschnitt-Effekte werten es natürlich auch ein bisschen auf, aber die braucht es nicht wirklich. Seine Fingerfertigkeit ist auch nicht notwendig. Wenn man das Ganze in halber Geschwindigkeit spielen und präsentieren würde, wäre es auch nicht viel schlechter.
Wichtig ist auch, dass man bei der Demo ein bisschen ein "Best-Of" von dem präsentiert, was man selbst mit dem Gerät erlebt hat. Nahezu alle YouTuber nehmen ihre Demos nicht in einem Durchgang auf, sondern schneiden sie zurecht, wenn mal ein paar Passagen weniger überzeugend sind. Sei es, weil man einen ähnlichen Sound schon mal hatte oder weil man sich beim Spielen etwas verhaspelt hat. Das ist überhaupt kein Problem. Nur sollte man im Nachhinein ein bisschen durchgehen und aussortieren, dann hinterlässt das einen größeren Eindruck beim Zuschauer.
Zusammengefasst noch mal wie wichtigsten Verbesserungsvorschläge:
- Auf ungewünschte Verzerrungen achten und diese notfalls vor der Präsentation abschwächen/rausschneiden
- Bei "extremen Sounds" ein bisschen auf Abwechslung achten, insbesondere bei starkem Vibrato
- Auch andere Merkmale des Synths ein bisschen hervorheben (hier z.B. Drum Machine, Sequenzer oder Vocoder)
- Bei viel Aufnahmematerial (grob: mehr als 5-6 Minuten) auch ein bisschen aussortieren und zusammenkürzen, damit der Zuschauer mehr Highlights sieht und sein Interesse erhalten bleibt
Das mag erst einmal nach einer Menge klingen. Aber du bist deinem YouTube-Kanal nach zu urteilen recht produktiv und motiviert, insofern denke ich, dass du die Punkte locker umsetzen und deine Demos dadurch besser machen kannst. Deine Fortschritte kannst du dann natürlich gerne wieder hier zeigen.