Martman
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Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie alle Naselang neue Firmen aus ihren Löchern gekrochen kommen, die den Minimoog noch nicht geklont haben – und den Minimoog klonen. Marke "Wer hat noch nicht, wer will nochmal".
Bummelig zwei Jahrzehnte, nachdem der Hype angelaufen war, und noch dazu, nachdem Moog selbst den Minimoog Model D neu aufgelegt hat, muß jetzt auch Roland einen Klon bringen. Noch dazu machen sie es sich einfach. Sie entwickeln nicht etwa eine Digitalemulation. Sie bauen auch nicht etwa die (bekannten) Originalschaltkreise nach. Nein – sie nehmen im Prinzip den ollen Studio Electronics SE-1 (vielleicht sind sie auch blöd genug, den SE-1X mit langsameren Hüllkurven zu nehmen), pflanzen ihn in ein Boutique-Gehäuse und vollbeknopfen™ ihn. Vorteil: kaum Entwicklungskosten wieder reinzuspielen, weil die Klangerzeugung nicht nur schon entwickelt, sondern sogar schon abgeschrieben ist.
Aber eins muß man sagen: Die Verwendung von Studio-Electronics-Technik hat noch einen weiteren charmanten Vorteil. Studio Electronics hat als bisher einziger Hersteller einen Minimoog-Klon (der Voyager war nie ein Klon, das wird euch jeder Moog-Enthusiast sagen) gebaut, der vollanalog, diskret (!) und speicherbar ist. Ansonsten hat man die Wahl zwischen Software (wer außer d16 und Xils hat noch keinen Minimoog-Softwareklon gebracht) und Alle-Sounds-jedes-Mal-Stück-für-Stück-immer-wieder-neu-Zusammenschrauben. Selbst beim (bis auf die von Moog übernommenen Schaltungen) komplett neu entwickelten Behringer D gibt's keinen Speicher. Und Roland bietet jetzt auf einmal einen speicherbaren Minimoog-Klon in derselben Preisklasse wie der Ulimoog™ an.
Wie das so ist, hört man jetzt schon einiges an Gejammer. Erstmal gilt der SE-02 als praktisch unbedienbar, weil alles (inklusive der Tasten) so winzig ist – man hofft wohl insgeheim darauf, daß Roland dieselbe Technik in ein Gehäuse in Minimoog-Größe mit 44 Tasten und zwei schmalen, geriffelten Kunststoffwheels stecken möge. Dann warte ich auf die Übergeeks, die einen 1:1-Vergleich mit einem 70er-Jahre-Minimoog machen, um dann auf die klanglichen Unterschiede hinzuweisen und zu sagen, der Roland ist rausgeschmissenes Geld, weil er kein Stück wie ein originaler Minimoog klingt. Studio-Electronics-Aficionados beklagen sich heute schon darüber, daß im SE-02 nur das eine Filter steckt – und nicht auch noch das ARP-Filter oder das Jupiter-Filter oder das 303-Filter... Und dann gibt's die, die sich mokieren, daß der SE-02 keine Patchpunkte hat.
Letztlich werden die Zielgruppen der beiden Unter-1000-€-Klone wahrscheinlich unterschiedlich sein. Möglicherweise werden einige SE-02 in Livebands aufschlagen, wo sie von anderen Tastaturen aus ferngesteuert werden – entweder, weil man viel Prog und Manfred Mann's Earth Band und so spielt, daher tatsächlich sehr originalgetreue Minimoog-Sounds braucht und keinen Bock auf Software hat, oder vielleicht, weil man immer mal einen echt- oder virtuell-analogen Leadsynth brauchen kann, und wenn der wie ein Minimoog klingt, um so besser (daß er nicht mal in der Nähe von ARP, SEM, Pro-One usw. ist, scheißegal, denn der Minimoog klingt eh besser als all die anderen Synths zusammen).
Frokler und Modularanhänger greifen eher zum Ulimoog™, gerade auch Modularanhänger, denen klar sein sollte, daß der Ulimoog™ billiger ist als ein kompletter AJH Synth MiniMod und möglicherweise kleiner, auch wenn man mit dem MiniMod wohl noch wilder herumpatchen kann. Speicher lehnt man in diesen Kreisen eh kategorisch ab. Und wer sich mal auf der Superbooth umgesehen hat, wird bemerkt haben, daß von den etlichen Dutzend Eurorack-Systemen, die da standen, fast kein einziges eine Klaviatur hatte. Beim Ulimoog™ wird sie also keiner vermissen.
Bester Kommentar bisher zum SE-02 aus dem Nachbarforum™:
Martman
Bummelig zwei Jahrzehnte, nachdem der Hype angelaufen war, und noch dazu, nachdem Moog selbst den Minimoog Model D neu aufgelegt hat, muß jetzt auch Roland einen Klon bringen. Noch dazu machen sie es sich einfach. Sie entwickeln nicht etwa eine Digitalemulation. Sie bauen auch nicht etwa die (bekannten) Originalschaltkreise nach. Nein – sie nehmen im Prinzip den ollen Studio Electronics SE-1 (vielleicht sind sie auch blöd genug, den SE-1X mit langsameren Hüllkurven zu nehmen), pflanzen ihn in ein Boutique-Gehäuse und vollbeknopfen™ ihn. Vorteil: kaum Entwicklungskosten wieder reinzuspielen, weil die Klangerzeugung nicht nur schon entwickelt, sondern sogar schon abgeschrieben ist.
Aber eins muß man sagen: Die Verwendung von Studio-Electronics-Technik hat noch einen weiteren charmanten Vorteil. Studio Electronics hat als bisher einziger Hersteller einen Minimoog-Klon (der Voyager war nie ein Klon, das wird euch jeder Moog-Enthusiast sagen) gebaut, der vollanalog, diskret (!) und speicherbar ist. Ansonsten hat man die Wahl zwischen Software (wer außer d16 und Xils hat noch keinen Minimoog-Softwareklon gebracht) und Alle-Sounds-jedes-Mal-Stück-für-Stück-immer-wieder-neu-Zusammenschrauben. Selbst beim (bis auf die von Moog übernommenen Schaltungen) komplett neu entwickelten Behringer D gibt's keinen Speicher. Und Roland bietet jetzt auf einmal einen speicherbaren Minimoog-Klon in derselben Preisklasse wie der Ulimoog™ an.
Wie das so ist, hört man jetzt schon einiges an Gejammer. Erstmal gilt der SE-02 als praktisch unbedienbar, weil alles (inklusive der Tasten) so winzig ist – man hofft wohl insgeheim darauf, daß Roland dieselbe Technik in ein Gehäuse in Minimoog-Größe mit 44 Tasten und zwei schmalen, geriffelten Kunststoffwheels stecken möge. Dann warte ich auf die Übergeeks, die einen 1:1-Vergleich mit einem 70er-Jahre-Minimoog machen, um dann auf die klanglichen Unterschiede hinzuweisen und zu sagen, der Roland ist rausgeschmissenes Geld, weil er kein Stück wie ein originaler Minimoog klingt. Studio-Electronics-Aficionados beklagen sich heute schon darüber, daß im SE-02 nur das eine Filter steckt – und nicht auch noch das ARP-Filter oder das Jupiter-Filter oder das 303-Filter... Und dann gibt's die, die sich mokieren, daß der SE-02 keine Patchpunkte hat.
Letztlich werden die Zielgruppen der beiden Unter-1000-€-Klone wahrscheinlich unterschiedlich sein. Möglicherweise werden einige SE-02 in Livebands aufschlagen, wo sie von anderen Tastaturen aus ferngesteuert werden – entweder, weil man viel Prog und Manfred Mann's Earth Band und so spielt, daher tatsächlich sehr originalgetreue Minimoog-Sounds braucht und keinen Bock auf Software hat, oder vielleicht, weil man immer mal einen echt- oder virtuell-analogen Leadsynth brauchen kann, und wenn der wie ein Minimoog klingt, um so besser (daß er nicht mal in der Nähe von ARP, SEM, Pro-One usw. ist, scheißegal, denn der Minimoog klingt eh besser als all die anderen Synths zusammen).
Frokler und Modularanhänger greifen eher zum Ulimoog™, gerade auch Modularanhänger, denen klar sein sollte, daß der Ulimoog™ billiger ist als ein kompletter AJH Synth MiniMod und möglicherweise kleiner, auch wenn man mit dem MiniMod wohl noch wilder herumpatchen kann. Speicher lehnt man in diesen Kreisen eh kategorisch ab. Und wer sich mal auf der Superbooth umgesehen hat, wird bemerkt haben, daß von den etlichen Dutzend Eurorack-Systemen, die da standen, fast kein einziges eine Klaviatur hatte. Beim Ulimoog™ wird sie also keiner vermissen.
Bester Kommentar bisher zum SE-02 aus dem Nachbarforum™:
Martman