Rhythmus-Gefühlsbildung für Dummies

Alter 15min.! Das ist hardcore!
15 Minuten am Stück für so eine Übung wären mir auf jeden Fall zuviel, das würde mir ziemlich schnell die Motivation rauben.
:confused:Hä??? Wie übt ihr denn? :D 15 Minuten üben ist doch gar nichts. :nix:
Metronom anstellen, auf 2 und 4 klicken lassen und 1/4h über Autumn Leaves improvisieren. Danach kann man es wenigstens. Bei mir kommt, je länger ich das mache, immer mehr Spaß auf. Ich lasse das Metronom aber irgendwann nur noch auf die 4 klicken.

Hilfreich ist es, wenn man sich an die üblichen terminologischen Konventionen hält. Dann ist die Kommunikation - vor allem im Netz - einfacher:

engl. Bar = dt. Takt.
Ein Takt ist das, was sich - im Abbild der Notenschrft - zwischen 2 Taktstrichen befindet. Also so z.B. so etwas:
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2bars sind dann so etwas:

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Bei kurzen Übungen mit einigen Wiederholgen bleibt die Konzentration erhalten und ebenso der Spaß am Üben.
Aus angenommenen 15 Minuten (mit zumindest bei mir fragwürdigem Gefühl am Ende) würden dadurch z.B. 3 x 5 Minuten mit 2 Pausen à 2-3 Minuten zwischen den Blöcken, also maximal 21 Minuten und gutem Gefühl für die nächste Einheit.
Bei mir funktioniert das tatsächlich völlig anders. Ich brauche erstmal 15-30 Minuten, in denen ich meinen inneren Schweinehund überwinden und mich zwingen muß, überhaupt zu üben. :D Wenn die herum sind, geht es immer leichter. Nach 1h beginnt so allmählich die kreative Phase. Nach 2-3h - ohne Pause(!) - komme ich in musikalische Bereiche, die ich sonst nie erreiche. Dann kommt so eine Phase, wo ich am liebsten nie mehr aufhören will. :hail:

Leider habe ich nicht mehr so oft die Zeit, das auch durchzuziehen. Sch... Arbeitsleben. :D

Wahrscheinlich geht das auch gar nicht mit jedem Instrument: Bei Trompete z.B. macht einem wohl der Ansatz einen Strich durch diese Rechnung.

Viele Grüße,
McCoy
 
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15 Minuten üben ist doch gar nichts.
Da hast Du meine Aussage aber falsch verallgemeinert und etwas überlesen, ich zitiere mich mal:
"Monotone Übungen sollten dabei m.E. deutlich kürzer sein als musikalisch gehaltvollere (z.B. Walking Bass über Rhythm Changes)."
Ein Beispiel für Übungen, die ich in "5-Minuten-Einheiten" üben würde, damit die Konzentration und Motivation leichter hoch bleibt:
https://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/basics-grundlagenforschung-rhythmik/2.html

Ich habe eben die besten Erfahrungen mit der Unterscheidung der Übetechnik bei betont technischen Übungen (=> mehrere kurze Einheiten mit kleinen Pausen dazwischen) und üben über so etwas wie "Autumn Leaves" (oder mein Beispiel Rhythm Changes) gemacht. Dabei kann dank Flow die auf der Uhr vergangene Zeit beim Spielen von Chorus für Chorus leicht vergessen werden, was auch völlig ok bzw. erwünscht ist.

Trompete üben ist wegen der Anforderungen an den Ansatz und der sehr unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen m.E. ein Thema für sich. Das hatte ich aber nicht im Sinn, weil unser TE schließlich Bass spielt.

Gruß Claus
 
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LOL, mein Metronom definiert also die Summe aller Klicks als einen Takt. Sorry, das wusste ich nicht (im Nachhinein aber auch sehr logisch) Jetzt ist mir jedenfalls klar, wie es zum Missverständnis kam. Thx a lot!
 
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Da hast Du meine Aussage aber falsch verallgemeinert und etwas überlesen,
Da hast Du natürlich recht. Ich habe vielleicht auch etwas (zu) überspitzt formuliert, um zu verdeutlichen.

Aber ich gehe noch einen Schritt weiter
"Monotone Übungen sollten dabei m.E. deutlich kürzer sein
und sage: Monotone Übungen sollte man am besten überhaupt nicht machen. Wenn die Übungen monoton sind, macht man irgendetwas falsch. Ein kreativer Prozeß muß immer mit im Spiel sein, selbst wenn man nur einen 4/4-Takt zum Metronom zählt. Man kann ja statt dessen auch Hare Krishna chanten und sich dadurch in Trance singen oder sonstwas ... :rolleyes: Rhythmus hat ja auch meistens ein ekstatisches Moment.

Viele Grüße,
McCoy
 
Monotone Übungen sollte man am besten überhaupt nicht machen.
Als Bassist oder Drummer? Das kenne ich ganz anders, sonst fehlt es einfach an den Grundlagen.

Ich habe oben ein typisches Beispiel für solche Grundlagen-Übungen verlinkt, die für mich schnell Monotonie verbreiten. Sie sind aber den Aufwand wert und die ersten Schritte zu rhythmischer Sicherheit.

Liegt z.B. ein Big Band Arrangement mit ausnotierter Bass-Stimme auf, gibt es nichts zu improvisieren.
Entweder kann man dann seine Synkopen spielen, weil man ausreichend rhythmische Grundlagen-Übungen geübt hat oder man hat es eben verkackt.

Bräuchte ich einen Chirurgen, dann würde ich einen bevorzugen, der seine Routinen gelernt hat anstatt ekstatische Momente zu erleben, während er/sie sich durch meinen geöffneten Bauchraum improvisiert.
Genauso sehe ich das in der Musik.
upload_2017-6-3_20-5-35.png

youtube.com/watch?v=qJwjA1UJGCM

Gruß Claus
 
Als Bassist oder Drummer? Das kenne ich ganz anders, sonst fehlt es einfach an den Grundlagen.
Da ist dann offenbar tatsächlich ein Punkt, an dem wir unterschiedliche Ansichten haben.
Ich spiele auch meine Tonleitern, Arpeggien und rhythmischen Grundlagen-Übungen grundsätzlich immer mit Spaß und Leidenschaft, sonst würde ich es gar nicht tun. Das steht für mich ach nach 40 Jahren immer noch im Vordergrund: Musik machen ist grundsätzlich geil, macht Spaß, bringt Freude und hat massives Suchtpotential. Und zwar ganz egal, was gespielt wird. Pflichtübungen kenne ich nicht, mache ich nicht. Entweder mit Spaß oder gar nicht.

Big Band speile ich ja auch seit mittlerweile 20 Jahren, und da geht es mir nicht anders: Auch rhythmisch komplexes, ausnotiertes Zeug kann man mit Leidenschaft spielen. Und wenn eine Big Band in Ekstase rhythmisch exakt spielt, gefällt es mir einfach besser, als wenn sie chirurgisch exakt spielt. Mir gefällt aber auch eine Big Band besser, die mit Leidenschaft rhythmisch nicht ganz so exakt spielt, als jene, die ohne Leidenschaft und mit abgebrühten Gemütern alles exakt runterknallt, aber man aus ihren Gesichtern (und aus ihrem Ton) ablesen kann, daß sie eigentlich keinen Bock haben zu spielen.

Beim Chirurgen würde ich denjenigen vorziehen, der mit Herzblut, Geist, innerer Überzeugung, Menscheitsliebe und therapeutischer Phantasie seine Routinen beherrscht. Der andere, der seine Routinen ebenso gut beherscht, aber bei dem ich das Gefühl habe, daß er bei jedem Schnitt an seine Gehaltsabrechnung denkt, würde meine eigenen Heilungskräfte wahrscheinlich nicht so stark anregen können.

Viele Grüße,
McCoy
 
Was Du alles in einen mit konkretem Beispiel vollziehbaren Satz von mir hineindeutest und wie Du das geradezu absurd übersteigert zu einer Grundeinstellung verallgemeinerst, das ist schon atemberaubend.
Allerdings bleibt die Unterstellung genau wie zuvor schon widersprochen falsch. Das hat nichts mir zu tun oder damit, wie ich übe und musiziere.
Ich spiele auch meine Tonleitern, Arpeggien und rhythmischen Grundlagen-Übungen grundsätzlich immer mit Spaß und Leidenschaft, sonst würde ich es gar nicht tun.
Ich bezweifle, dass Du rhythmische Grundlagenübungen übst, wie sie in diesem Thread eigentlich das Thema sind.
Das passt überhaupt nicht zu deinem Können und der jahrzehntelangen Erfahrung und Praxis als Berufsmusiker.

Deine Haltung zu Tonleitern, Arpeggien usw. las sich nur Stunden zuvor noch ganz anders:
Ich brauche erstmal 15-30 Minuten, in denen ich meinen inneren Schweinehund überwinden und mich zwingen muß, überhaupt zu üben. :D Wenn die herum sind, geht es immer leichter. Nach 1h beginnt so allmählich die kreative Phase...
Dein jüngstes idealistisches Bekenntnis ehrt dich natürlich und damit ist ein chronisches Problem wohl erst einmal überwunden.

Schöne Feiertage, Gruß Claus
 
Du hast meinen Widerspruchsgeist mit diesem Satz gereizt:
"Monotone Übungen sollten dabei m.E. deutlich kürzer sein als musikalisch gehaltvollere (z.B. Walking Bass über Rhythm Changes).
Und ich bleibe dabei: Wenn irgendwelche Übugen monoton sind, macht man etwas falsch. Tonleitern, Arpeggien etc. sind musikalisch gehaltvoll.

Der indische Sarodmeister Krishnamurti Sridar hat mir einmal erzählt, daß sein Lehrer (AFAIK Zia Mohiuddin Dagar) zwei Gläser vor ihn stellte, eins mit Reiskörnern gefüllt, das andere leer. Sridar mußte nun Tonleitern spielen. Immer wenn er richtig gespielt hatte, kam ein Reiskorn ins andere Glas. Immer wenn er einen Fehler machte, kamen alle Reiskörner zurück ins erste Glas. Er mußte die Tonleiter solange spielen, bis alle Reiskörner im anderen Glas waren.

Ich erzähle diese Geschichte gerne meinen Schülern, die Reaktion ist fast immer dieselbe: "Was für ein Sadist, was für eine Qual." Wenn man diese Übung für sadistisch oder eine Qual hält, hat man die ganze Sache m.E. noch nicht richtg erfaßt. Es herrscht bei vielen Schülern heute seltsamerweise die Meinung, daß Tonleitern üben eine Strafe oder ein notwendiges Übel ist. Aber das ist gar nicht der Fall, Tonleitern üben kann Spaß machen! Wenn dieser Fall eintritt, ist die Reiskornübung das reinste Vergnügen. Man muß einfach nur jeden Ton mit vollster innerer Beteiligung spielen, dann geht das. Wenn es keinen Spaß macht, kann man es im Grunde auch bleiben lassen, denn dann bringt es auch nichts.

BTW: Ja, ich mache die Reiskornübung manchmal mit meinen Schülern. Aber nur mit 3 Reiskörnern. :D

Deine Haltung zu Tonleitern, Arpeggien usw. las sich nur Stunden zuvor noch ganz anders:
Da hast Du mich falsch verstanden. Das habe ich gar nicht in Bezug auf Toneitern gesagt, sondern in Bezug auf das Üben im Allgemeinen. Das ist wie beim Bergsteigen. Während man sich die erste Stunde Schritt um Schritt den Berg hochzwingt, sagt man sich andauernd: "Was für eine bescheuerte Idee, hier hochzukraxeln. Wäre ich doch zu Hause geblieben und ins Schwimmbad gegangen." Danach wird es besser, und wenn man oben ist, ist man im 7. Himmel. So ähnlich geht es mir oft beim Üben.

Ich bezweifle, dass Du rhythmische Grundlagenübungen übst,
Falsch gedacht: Gerade heute habe ich den ganzen Vormittag lang die Konnakol for Beginners aus dem Nachbarthread geübt, und dabei wieder mal die Erkenntnis gehabt: Ein Vormittag reicht nicht. Bis das verinnerlicht ist, braucht es etwas länger. Die Übung wird mich wohl eine Weile lang begleiten, die Reiskörner müssen noch zu oft zurück ins erste Glas.

Viele Grüße,
McCoy
 
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So, moin, moin,

dann will ich nochmal ein Feedback wagen. Also ich muss wirklich sagen, abgesehen von einem mal, wo ich bei einer Trockenuebung voll weggeknackt bin *gg*, find ich 15min. wirklich kein bißchen viel. Echt ueberraschend. Im Gegenteil. Bei ner langen Autofahrt wurdens auch schonmal als Trockenuebung weit mehr als 30min. und in der U-Bahn wird es das mittlerweile relativ regelmaeßig. Habe u.A. hier vor mir in Baelde die Divisions/Subdivisions zu erarbeiten.

Mein Taktgefuehl ist jetzt definitiv nicht bombe. Keineswegs, aber ich bin zumindest soweit, dass ich mich relativ schnell im Takt ein- und zurechtfinde und auch beim 2/4 nicht staendig rausfliege.

Gerade habe ich mich erstmals wieder an Bornemanns Uebung gewagt und bin sehr zuversichtlich. Fuer morgen habe ich mir folgende Combo-Uebung vorgenommen (wenn ich vom Bass-Unterricht zurueck bin ;):

Tom Bornemanns Afaik Zia Mohiuddin Dagar-Uebung :D :D :D thumbsup!


Also an alle Einsteiger: Es macht Laune, wenn es beginnt zum Automatismus zu werden ... es einfach lauft. Das wiederum motiviert mich und wahrscheinlich dann auch Dich, tiefer in die Materie einzusteigen und step by step, sich strukturiert voranzuwagen. Wenn ich mal weiß wo ich hinwill, haette ich richtig Lust mir ein gutes Buch zu zu kaufen. Hoffe, dass ich da von meinem Lehrer noch was in Erfahrung bringen kann.

@McCoy: @Claus: CHAPEAU! Vielen Dank fuer diese ersten Schritte!

jmb
 
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