egoldstein
HCA Synthesizer
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Übersicht
In diesem Review möchte ich euch den Repro-5 von u-he vorstellen, einen vor wenigen Monaten erschienenen Software-Synthesizer, den ich sehr schnell ins Herz geschlossen habe.
Wer die technischen Details und Hintergründe weniger interessant findet und den Repro-5 einfach nur in Aktion hören will, kann gleich zum vierten oder fünften Beitrag springen.
Der Testbericht ist wie folgt gegliedert:
- In diesem ersten Beitrag geht es um die Vorgeschichte und Installation des Repro-5.
- Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit der Bedienoberfläche und dem Grundklang einzelner Bestandteile des Repro-5, wie beispielsweise Oszillatoren und Filter.
- Beim dritten Beitrag wird ein Blick unter die Haube geworfen: es geht um Feinjustierungsmöglichkeiten bei der Klangerzeugung.
- Im vierten Beitrag zeige ich den Preset-Browser und spiele ein paar Presets aus unterschiedlichen Kategorien an.
- Danach geht es im fünften Beitrag um ein paar kleine, von mir komponierte Demo-Songs unterschiedlicher Genres, in denen der Repro-5 zu hören ist.
- Zum Schluss gibt es im sechsten Beitrag noch ein paar Zeilen zum CPU-Verbrauch des Plug-Ins, bevor ich…
- …im siebten Beitrag zum Fazit komme.
Die Links führen jeweils zu den Beiträgen und ersparen langes Scrollen.
Nun aber zum eigentlichen Review!
Einleitung
u-he - die Entwickler im kurzen Überblick
Urs Heckmann und sein Berliner Entwicklerteam u-he sind unter Kennern von Software-Instrumenten kein unbeschriebenes Blatt. Das wohl bekannteste Produkt aus ihrem Hause ist Diva, ein Software-Synthesizer, der Komponenten mehrerer historische Vorbilder der letzten 50 Jahre in einem einzelnen Plug-in vereint.
Unter Synthesizer-Fans gilt DIVA nicht nur als eine der originalgetreuesten Emulationen, sondern auch als einer der besten Software-Synthesizer überhaupt. Ebenso berüchtigt sind allerdings die Anforderungen, die das Plug-In an einen Rechner stellt: auf einem Computer mit zu schwacher CPU sollte man sich schnell darauf einstellen, dass es zu Knacksern und Aussetzern kommt, weil der Rechner zu langsam ist. Eine Diva ist eben anspruchsvoll…
2016 erschien Repro-1, ebenfalls ein Software-Synthesizer, der sich aber darauf konzentrierte, so zu klingen und auszusehen wie ein einziges Vorbild: der Sequential Circuits Pro-One. Da der Pro-One von vielen als reduzierte Version des deutlich beliebteren, klanglich verwandten Prophet-5 gesehen wird, war bei vielen Usern der Wunsch groß, dass dieser als Nächstes von u-he modelliert wird.
Im November 2017 war es dann schließlich so weit: in seinem Forum startete Urs Heckmann die öffentliche Beta zu dem Synthesizer, der dem Userwunsch gerecht werden sollte: der Repro-5.
Aufstieg und Fall eines Propheten - eine kleine Geschichtsstunde
In der Musikgeschichte gibt es viele Synthesizer, aber nur wenige waren so bahnbrechend wie das Vorbild des Repro-5.
Dieser basiert nämlich auf dem Prophet-5 von Sequential Circuits, der 1978 auf den Markt kam. Der Name „Prophet“ mag aus heutiger Sicht recht hoch gegriffen wirken, aber vor gut vier Jahrzehnten war seine Ankunft tatsächlich eine kleine Offenbarung. Vor allem zwei Eigenschaften haben damals für Aufsehen gesorgt:
- Wie die 5 schon andeutet, war der Prophet-5 fünffach polyphon, konnte also fünf Stimmen/Noten gleichzeitig spielen.
- Die Sounds, die man auf dem Prophet-5 programmiert hat, konnte man speichern und laden, so dass sie selbst nach dem Ausschalten wieder abrufbar waren. Der Speicher reichte anfangs für 40 Sounds.
Wie so viele Analog-Synthesizer kam der Prophet-5 allerdings Mitte der 1980er außer Mode, weil digitale Synthesizer, allen voran der 1983 veröffentlichte Yamaha DX7, plötzlich den Ton angaben. Sequential Circuits konnte mit Drum Machines und Samplern zwar noch ein paar Achtungserfolge erzielen, musste aber schließlich Konkurs anmelden und wurde 1987 von Yamaha aufgekauft. Somit war die Firma Sequential Circuits weniger als ein Jahrzehnt nach ihrem großen Durchbruch schon wieder in der Versenkung verschwunden. Und mit ihnen auch ihre analogen Synthesizer.
Nun, nicht ganz…
In den 90er-Jahren kamen die alten Analogsynthesizer wieder in Mode - ein Trend, der bis zum heutigen Tage anhält. Sequential Circuits-Gründer Dave Smith brachte daher 2007 den Prophet '08 auf den Markt, einen analogen Synthesizer, der an den Prophet-5 erinnert, sich aber auch in einigen Punkten unterscheidet. Noch originalgetreuer ist der 2015 erschienene Prophet-6, der die analoge Klangerzeugung noch um ein paar moderne Annehmlichkeiten wie mehr Speicherplatz oder digitale Effekte erweitert.
Aber auch viele andere Synthesizer-Hersteller haben Sounds, Samples oder sogar ganze Emulationen des Prophet-5 für ihre Produkte übernommen.
Der originale Prophet-5 bleibt dennoch ein hochgeschätzter Synthesizer, der gebraucht immer noch beachtliche vierstellige Beträge kostet. Ein Grund dafür ist, dass das Original in den Ohren vieler nach wie vor unerreicht klingt, egal wie sehr Hardware- und Software-Synthesizer versuchen, ihn zu kopieren…
…bis jetzt?
Kauf und Installation
Eine wichtige Information vorab: einzeln kann man Repro-5 nicht kaufen. Er ist Teil des Pakets Repro, das auch den Repro-1 umfasst. Wer diesen schon besitzt, darf sich freuen: das Upgrade ist kostenlos.
Alle anderen können Repro auf der offiziellen u-he-Webseite, aber auch in anderen Online-Shops (z.B. thomann) kaufen. Der Preis für Repro liegt seit 01.01.2018 bei etwa 150$/€ und ist damit auf dem Niveau anderer u-he-Synths wie Diva oder Hive. Anders als viele Software-Hersteller ist u-he dafür bekannt, dass die Preise konstant bleiben; regelmäßige Rabatte und Sonderaktionen gibt es nicht.
Da das für viele eine Menge Geld ist und Repro recht hohe Anforderungen an den Rechner hat (dazu später mehr), empfiehlt es sich, zuerst die etwa 30/60 MB große Demo von der u-he-Webseite herunterzuladen. Getrennte Downloads für Demo und Vollversion gibt es nicht, nach Eingabe eines Lizenzschlüssels verwandelt sich die Demo in die Vollversion.
Die Demo ist zeitlich unbefristet, aber erinnert den Nutzer in unregelmäßigen Zeitabständen durch Einblendungen und rauschende Störgeräusche daran, dass er doch bitte eine Lizenz kaufen soll. Hat man nur eine Instanz von Repro-5 geöffnet, sind diese Störgeräusche noch recht dezent, aber bei mehreren Instanzen hatte ich schon den Fall, dass die Störgeräusche beim gleichzeitigen Einsetzen den Lautstärkepegel locker verdoppelten. Daher: Vorsicht beim Ausprobieren!
Repro gibt es für PC und Mac als 32/64-Bit-Plugin in den Formaten VST2, VST3, AAX und AU. Für Linux-Nutzer steht zudem eine VST2-Version zur Verfügung, diese ist allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht auf dem neusten Stand (v1.1).
Eine Standalone-Version gibt es nicht, man benötigt also eine DAW oder einen anderen Plug-In-Host, um den Synthesizer nutzen zu können.
Die Installation ist selbsterklärend: gewünschte Komponenten und Plug-In-Formate auswählen, Zielort wählen, warten, fertig. Lädt man das Plug-In, kann man dort direkt den Lizenzschlüssel eingeben. Zusätzliche Licenser oder Dongles sind also nicht nötig.
Auch gut zu wissen: Lizenzen von u-he sind an die Person gebunden, nicht an Computer. Das heißt, man kann sie auf beliebig vielen Rechnern und Betriebssystemen gleichzeitg nutzen. Im Vergleich zu anderen Herstellern, die die Nutzung meist auf 2 oder 3 Rechner beschränken, ist das überaus kundenfreundlich.
Ist die Installation und Aktivierung fertig, kann man sich nun endlich dem eigentlichen Synth widmen:
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