Review Hohner Essential Roots ER-1 M0

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Gitarre und Danke für dieses sehr ausführliche und interessante Review :great: Da kann man mal sehen, wie gut Tastendrücker auch mit Gitarren klar kommen. Umgekehrt verhält es sich häufig etwas schwieriger ;)


Sehr interessante Ausführungen, McCoy! :great: (Bei deinen beiden Tonbeispielen habe ich das Gefühl, dass bei der zweiten Einstellung D-Dur nicht mehr so gut klingt wie bei der ersten, fällt das sonst noch jemandem auf?)
Ja, mir :)
Das liegt daran, dass zwar dass die Quinte e-h bei Edur besser klingt, aber dadurch die Terz d-f# bei Ddur noch unruhiger wirkt als sie eh schon ist. McCoy hat intuitiv genau die Akkorde gewählt, wo dieser Unterschied sehr deutlich wird und letztendlich die Krux beim Gitarrenstimmen ist. Auch die Gitarrenstimmung ist, wie jede andere Stimmung auch, immer ein Kompromiss. Ohne jetzt allzu sehr ins Detail gehen zu müssen, ist dieser zu wählende Kompromiss von Gitarre zu Gitarre unterschiedlich und wird vom jeweiligen Gitarristen auch unterschiedlich bewertet und wahrgenommen und dementsprechend auch anders gestimmt. Faktoren die das Stimmen beeinflussen wären z.B. Sattelhöhe, Saitenstärke, Position und Höhe der Bundstäbchen (ein heiß und oft diskutiertes Thema ;)), Druck der Finger auf die Saiten, Qualität der Saiten, Mensurlänge, Halskrümmung usw
Spielt man allein, kann man praktisch machen was man will, solange es einem selbst gefällt. Spielt man mit anderen Instrumenten zusammen, wird´s kniffliger. Gerade E-Gitarristen wissen davon ein Lied zu singen, wenn vorzugsweise verzerrt gespielt wird. Dann können solche Terzen wie im 2. Beispiel bei Ddur ziemlich schauderhaft klingen. Bei E-Gitarren hat man diverse Einstellmöglichkeiten. Diese sind jedoch bei akustischen Instrumenten begrenzt, was bedeutet, dass man nicht umhin kommt z.B. die Intonation mit dem Druck der Finger auszugleichen. Das setzt ein gutes Gehör und das Beherrschen des Instrumentes voraus.

Die oben angesprochene "Fächerbundierung" wird z.B. von der kanadischen Firma Dingwall für ihre Bässe verwendet. Ein Bassist, mit dem ich in einer Band spiele, hat so einen Bass. Nicht nur dass das Ding ein echter Hingucker ist, klingt der Bass echt prima. Er hat ihn als 5saiter und das tiefe H (oft eine Problemzone von 5saitern) klingt aufgrund ihrer Länge genauso ausgewogen, wie die anderen 4 Saiten. Was das bespielen eines solchen Instrumentes angeht, kann ich nicht viel dazu sagen. Ich hab´s natürlich versucht und es ist erst einmal sehr ungewohnt. Der Bassmann meint aber, dass man sich schnell daran gewöhnt :)

Das Queen-Jazz-Tribut-Foto ist klasse :great:
 
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Vor 2 Jahren habe ich auf der Messe in Frankfurt mal die Möglichkeit gehabt um eine knappe Stunde die Zick/Zack Bundierung zu spielen ... Ich empfand es als sehr erstaunlich, wie schnell sich die Finger dran gewöhnen und das selbst Bendings damit problemlos gingen ... und ich hatte das Gefühl, dass das Ohr damit fast mehr Probleme hat als die Finger.

Was ich aber als "Nachteil" empfinde ist die Tatsache, dass man sehr stark "der einen Einstellung" der Gitarre ausgeliefert ist ... Mal andere Saitenstärken probieren, anderes Tuning usw. eliminiert oder konterkariert einen Teil des Effektes.

Gruß
Martin
 
Nachtrag zum 4. Streich:

Nach der Beschäftigung mit der Stimmproblematik und auch nach einer PN-Diskussion mit einer Userin hat es mir natürlich keine Ruhe gelassen, ich mußte der Stimmproblematik etwas tiefer auf den Grund gehen. Bei meinen Recherchen bin ich auf eine Seite gestossen, auf der von einem Klavierstimmer der sog. Steinway-Stimmzirkel erklärt wird. Ausgehend davon ist mir die ganze Problematik wieder etwas klarer geworden: Wenn ich mene Gitarre nach der Flageolett-Methode stimme, versuche ich normalerweise, die zwischen den Flageolett-Tönen auftretenden Schwebungen wegzustimmen. Was sind nun diese Schwebungen? Nehmen wir mal an, ich habe 2 Saiten, eine gestimmt auf 440 Hz und die andere gestimmt auf 441 Hz. Wenn beide gleichzeitig erklingen, entstehen diese Schwebungen und zwar in genau der Frequenz, die die Differenz zwischen beiden Hz-Zahlen ist. Im vorliegenden Fall also eine Schwebung von 1 Hz. Das heißt nichts anderes, als daß diese Schwebung eben einmal pro Sekunde auftritt. Wäre die zweite Saite auf 446 Hz gestimmt, hätte ich eine Schwebung, die 6x pro Sekunde auftritt, also eine Frequenz von 6 Hz hat. Diese 6 Hz Schwebung kann man hören. Wie schnell sind 6 Hz? Man rufe die Atomuhr auf: http://www.uhrzeit.org/atomuhr.php, beobachte die fortschreitenden Sekunden und denke sich pro Sekunde einen 6/8-Takt. Genau so schnell schingen 6 Hz.

Die Überlegung war mir dann schlagartig klar: Ich brauche die Schwingungs- (Hertz-)zahlen der Gitarrenleersaiten in der heute üblichen gleichstufigen Stimmung und kann daraus die Schwingungen der Obertöne errechnen (1. Oberton doppelt so schnell, 2. Oberton 3x so schnell etc.). Wenn ich nun die Hertzzahlen der beim Flageolett-Stimmen verwendeten Obertöne voneinander subtrahiere, erhalte ich die Geschwindigkeit, mit der die beiden Flageolett-Töne pro Sekunde gegeneinander schweben.

Ein Beispiel, in der unten stehenden Tabelle rot gekennzeichnet. Ich stimme die A-Saite mittels Stimmgabel am 3. Oberton auf 440 Hz. Wenn ich nun die E-Saite dazu stimmen will, kann ich das Flageolett der E-Saite am 5. Bund (= 3. Oberton, 329,46 Hz) mit dem Flageolett der A-Saite am 7. Bund (= 2. Oberton, 330 Hz) vergleichen. Die Differenz der beiden Hertzzahlen ergibt 0.36 Hz. Das ist etwas schneller als eine Schwebung alle 3 Sekunden. Ich versuche also, die E-Saite nicht schwebungsfrei, sondern um soviel tiefer zu stimmen, daß sie ungefähr alle 3 Sekunden einmal mit der A-Saite schwebt. Dann habe ich eine gleichstufig temperierte Quarte gestimmt. Das Problem ist, daß man das aber fast nicht mehr hört, so langsam schwebt das.

Deshalb schauen wir uns mal die Sexten und Terzen an: Die große Sexte von d zu h hätte als reine Sexte den 4. OT der d-Saite mit dem 2. OT der h-Saite gemeinsam. Gleichstufig temperiert träte hier eine Schwebung von 6.7 Hz auf, in der Tabelle goldgelb gekennzeichnet. Ich stimme anhand dieser beiden Obertöne (auf der d-Saite am 4. Bund, auf der h-Saite am 7. Bund) die Sexte erstmal rein, also schwebungsfrei, und erhöhe die h-Saite dann solange, bis ich den Eindruck habe, die Geschwindigkeit der Schwebung entspricht dem oben angeführten 6/8-Takt in einer Sekunde, also in etwa 6 Hertz, besser etwas schneller. Ähnlich verfahre ich mit der Terz g - h und der Sexte g - e'.

Hier ist meine Tabelle:

Gitarrenstimmung:
Frequenzen der Grundtöne und ihrer Obertöne, Schwebungen der Stimmflageoletts

Saite:EAdghe'
Frequenz Grundton82,41 Hz110 Hz146,8 Hz196,0 Hz246,9 Hz329,6 Hz
Frequenz 1.Oberton164,82 Hz220 Hz293,6 Hz392 Hz493,8 Hz659,2 Hz
2.Oberton247,23 Hz330 Hz440,4 Hz588 Hz740,7 Hz988,8 Hz
3.Oberton329,64 Hz440 Hz587,2 Hz784 Hz987,6 Hz1318,4 Hz
4.Oberton412,05 Hz550 Hz734 Hz980 Hz1234,5 Hz
Schwe-
bungen
pro
Sekunde
Zwischen den Obertönen
3.E - 2.A:
0,36 Hz ≈
1 Schweb. pro 2 Sek.
3.A - 2.d
0,4 Hz ≈
1 Schweb. pro 2 Sek.
3.d - 2.g
0,8 Hz ≈
fast 1 Schweb. pro Sek.
4.g- 3.h
7,6 Hz ≈
7 Schweb. pro Sek.
3.h - 2.e'
1,2 Hz ≈
etwas schneller als 1 Schweb pro Sek.
4.d - 2.h
6.7 Hz ≈ 7 Schweb. Pro Sek.
4.g - 2.e'
8.8 Hz ≈
fast 9 Schweb. Pro Sek.

Soweit die Theorie, die Praxis sieht schon wieder anders aus. Die Gitarre besteht leider nicht aus mathematisch idealen Saiten, mache sind z.B. umsponnen, manche nicht. Wenn eine Saite einen Knick hat oder in der Produktion ungleichmäßig gewickelt wurde, schwingt sie nicht mehr gleichmäßig.

Die h-Saite ist relativ dünn, wenn man da an einem Bund auch nur etwas zu fest draufdrückt, steigt sie gleich in der Tonhöhe. Wenn die h-Saite nun minimal zu hoch gestimmt ist, hat das gleich fatale Auswirkungen, zumal ich festgestellt habe, daß ich da gerne mal etwas fester draufdrücke. Dann stimmt schon die Oktave d-Saite mit h-Saite 3. Bund nicht mehr. Warum also nicht die h-Saite etwas tiefer stimmen? Die Terz g-h klingt sowieso besser, reiner, wenn man sie etwas kleiner stimmt als temperiert. Dann stimmt aber die Quinte d-Saite 2. Bund zu h-Saite leer nicht mehr. Genau hier gilt es Kompromisse zu finden. Wenn man sich mal angewöhnt hat, die Terz- und Sext-Schwebungen zu hören, kommt man da wahrscheinlich ein gutes Stück weiter.

Die drei tiefen Saiten verhalten sich in diesem Spiel dabei immer relativ robust, die g-Saite geht noch, wenn sie umwickelt ist. Probleme bereiten immer die beiden nichtumwickelten Saiten. Das wiederum hängt wohl mit der Steifigkeit der Saiten zusammen (Danke, Richelle!). Eine Saite mit hoher Steifigkeit verhält sich beim Niederdrücken anders, als eine Saite mit geringer Steifigkeit. Eine umwickelte Saite hat eine höhere Steifigkeit als eine nicht umwickelte. Da wiederum kam mir die Frage, warum man eigentlich nicht - wie beim Klavier - Saiten produziert, bei denen die Umwicklung erst hinter dem Sattel beginnt und vor dem Steg aufhört. Aber vermutlich gibt's das schon irgendwo ...

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum. Ich habe den ganzen Abend damit verbracht irgendwelche Gitarren zu stimmen, am Schluß habe ich es nicht mehr fertig gebracht, weil immer irgendwelche Flöhe gehustet haben oder das Gras meinte lauthals wachsen zu müssen, wenn ich eine Saite stimmen wollte. Bei dem Lärm habe ich's dann nicht mehr richtig gehört. :ugly:

Es wird also Zeit, daß die Pfade der grauen Theorie verlassen werden und wieder mal richtig Musik gemacht wird. Der nächste Streich wird etwas zum Hören enthalten. Dass kann aber noch ein bißchen dauern: Ich habe diese Woche Auftritte, die ich vorbereiten muß ... mit dem Klavier. :D

Viele Grüße,
McCoy

PS: Ach so, bevor ich es vergesse: Die Little Ho hat ihren ersten Auftritt schon hinter sich! :) Als Begleitinstrument des Kasperletheaterstückes "Warum kommt der Frühing nicht?" beim Kindergeburtstag meiner Tochter. Und warum kommt der Frühling nicht? Weil der Räuber Hotzenplotz, dieser Mistkerl, die Frühlingsprinzessin entführt hat und sie erst gegen ein Lösegeld von 200 Säcken Erdbeeren wieder freiläßt ...

Vertrackte Geschichte, wo kriegen wir bloß diese Erdbeeren her?
 
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Und da war sie wieder meine Lieblingsfehlermeldung bei fleißigen Schreibern ... "Du musst erst .... "

Sehr schön das Thema noch mal aufgegriffen und so dargestellt, dass man es nachvollziehen kann ... Und glücklicher Weise auch mit einem "grau ist alle Theorie" abgeschlossen :D

Wichtig an dem Thema finde ich das man sich mal bewusst wird, dass das System Gitarre in der Regel nicht das Optimum an allen Stellen des Griffbrettes liefern kann. Ein wenig Gedanken darüber gemacht, wo man sich die meiste Zeit aufhält und in der Folge diesen Bereich "optimiert", ist schon mal ein guter Schritt. Ich würde aber auch behaupten, dass unsere Hörgewohnheiten dieses Manko bis zu einem gewissen Punkt ausgleichen - immerhin wurden wir ja schon mehrere Jahrzehnte mit diesem Manko beschallt und sind in gewisser Weise "konditioniert" ...

Daher auch meine Anmerkung von oben, dass bei erstem Kontakt mit dem "reineren" Zick-Zack Fretboard mein Ohr leicht irritiert war ;)

Gruß
Martin
 
Ein wenig Gedanken darüber gemacht, wo man sich die meiste Zeit aufhält und in der Folge diesen Bereich "optimiert", ist schon mal ein guter Schritt

Das bringt es auf den Punkt! :great:

Wobei ich nach wie vor das Gefühl habe, dass sich bei Nylonsaiten das Problem weniger stellt, deshalb ist das Thema auch ganz neu für mich...
 
Das Hauptmanko ist mMn die schlechte Auflösung der westlichen Ohrwascheln. Jeder kennt sicher das Phänomen, als er das erste mal Musik aus dem Osten gehört hat. "Omg. Kann der bitte mal sein Instrument stimmen!" Dachte ich mir, bis ich lernte, daß hier eben nicht nur mit Halb-, sondern mit Vierteltönen musiziert wird. Sprich die doppelte, respektive feinere Auflösung. Ein Interface mit hörbar geringerer Auflösung empfinden wir als schlecht und veraltet. Aber unsere musikalische Wahrnehmung hingegen hat sich jedoch so gesehn diesbezüglich seit hunderten Jahren immer noch nicht, oder kaum weiter entwickelt. ;)
 
Wobei ich nach wie vor das Gefühl habe, dass sich bei Nylonsaiten das Problem weniger stellt, deshalb ist das Thema auch ganz neu für mich...

Ob es dabei an den Nylon Saiten, oder den flacheren Bünden liegt - da würde ich mich nur bedingt festlegen wollen ... Aber z.B. meine Albert Lee mit flachen Bundstäbchen drücke ich weniger aus dem Tuning und merke, dass ich automatisch "weicher" Greife/Spiele als mit der "Arbeiter Strat" ... ebenso kann es aber auch sein, dass du bei dem weicheren Nylon einfach den Querschnitt auf dem Bund ins "ovale" drückst, dadurch aber den Weg der Saite nicht verlängerst ...

Gruß
Martin
 
Eigentlich könnte man diesen Teil getrost auslagern und ein neues Thema daraus machen :)

Bei meinen Recherchen bin ich auf eine Seite gestossen, auf der von einem Klavierstimmer der sog. Steinway-Stimmzirkel erklärt wird. Ausgehend davon ist mir die ganze Problematik wieder etwas klarer geworden: ...
Es gibt noch andere Stimmzirkel. Ich nutze z.B. verschiedene - immer dem Instrument angepasste - Stimmzirkel. U.a. auch einen von Eb - Eb1. Es gibt nicht die perfekte Stimmung. Es gibt immer nur eine Annäherung. Und die hängt letztendlcih von der Qualität des Instrumentes und natürlich auch vom Können des Stimmers ab.

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum. Ich habe den ganzen Abend damit verbracht irgendwelche Gitarren zu stimmen, am Schluß habe ich es nicht mehr fertig gebracht, weil immer irgendwelche Flöhe gehustet haben oder das Gras meinte lauthals wachsen zu müssen, wenn ich eine Saite stimmen wollte. Bei dem Lärm habe ich's dann nicht mehr richtig gehört. :ugly:
Dann hast Du alles richtig gemacht :)
Als ich damals als kleine Kröte zu meinem Vater ging und ihn bat die Gitarre zu stimmen, sagte er zu mir: Ich zeig Dir das jetzt einmal und dannach stimmst Du selbst. Er nahm den Ton A mit einer damals handlesüblichen Stimmpfeife (die wahrscheinlich unheimlich präzise war ;)) ab und stimmte ruckzuck die anderen Saiten dazu. Das sah leicht aus. Dann probierte ich es selbst und stolperte immer wieder über die H-Saite. Zur E-Saite klang sie prima und zur G-Saite scheußlich. Egal was ich machte, irgendwas stimmte immer überhaupt nicht. Ich konnte mir partout nicht vorstellen, dass das Intervall g-h nicht genauso "schön" also gleichschwebend klingen sollte wie h-e, oder d-g, a-d und e-a. Irgendwann biß ich in den sauren Apfel und "verstimmte" die H-Saite. Und siehe da: Alles andere passte :)

Es wird also Zeit, daß die Pfade der grauen Theorie verlassen werden und wieder mal richtig Musik gemacht wird.

Ich hab´s schon mal gepostet. Vielleicht helfen Dir folgende Akkrode weiter. Sie bestehen aus lauter Oktaven, Quinten und Quarten, die man eigentlich ganz gut hören kann. Und es stören keine wie auch immer geartete Terzen ;)
-. - .-1 .-- -- -5
- .- .-1 .-- -- -5
- .- .-1 .-- -- --
- .- .-1 .-- -- --
0 .- .-- .-- -- --
0 .- .-- .-- -- --
.....1. 2. 3. 4. 5.

-. - .-- .-1 -- --
- .- .-- .-1 -- --
0 .- .-- .-- -- --
- .- .-- .-- -- -5
- .- .-- .-- -- -4
- .- .-- .-D -- --
.....1. 2. 3. 4. 5.


Wenn ich diese Akkorde (vorallendingen verzerrt kann man´s gut hören) anschlage und eine oder mehrere Saiten sind verstimmt, dann stimme ich die betreffenden Saiten mit der rechten Hand, während der Akkord noch klingt, kurz nach.

Im Studio nutze ich nur das A1 entweder vom Stimmgerät oder vom stimmführenden Instrument (je nach gewünschter Tonhöhe) und stimme dann nach Gehör und natürlich temperiert :) Auch alle Saiteneinstellarbeiten mache ich nach Gehör. Das macht man im Klavierbau im übrigen genauso. Von daher kenne ich es auch nicht anders.


Ich würde aber auch behaupten, dass unsere Hörgewohnheiten dieses Manko bis zu einem gewissen Punkt ausgleichen - immerhin wurden wir ja schon mehrere Jahrzehnte mit diesem Manko beschallt und sind in gewisser Weise "konditioniert" ...
Da ist zwar was wahres dran, aber unser Gehirn tickt da doch etwas anders. Hören - vorausgesetzt ein funktionierendes Gehör - tun wir alle dasselbe. Das ist genauso als wenn wir uns ein Bild betrachten. Das Bild verändert sich weder von den Farben noch von der Größe. Es ist so, wie es da hängt. Nur wahrnehmen tun wir es unterschiedlich. Der eine hat vielleicht Schwierigkeiten die Farben zu benennen. Muss er auch nicht. Es muss auch nicht jeder sofort die Tonart sagen können, wenn er ein Lied hört. Aber anhand z.B. dieser Tonart kann er dieses Lied von einem anderen unterscheiden.
Es gibt wissenschaftliche Studien, die besagen, dass auch Menschen, die keine Musiker sind, Tonarten und Tempi erkennen und genauso wiedergeben können. Das was uns einen "Streich" beim Hören spielt, sind letztendlich wir selbst. Und zwar dann, wenn z.B. das Stimmen einer Gitarre nach Gehör gleich schwarzer Magie gesetzt wird. Wenn ich das einem Anfänger vermittel, dann wird er es tatsächlich auch schwer haben.
Das Hauptmanko ist mMn die schlechte Auflösung der westlichen Ohrwascheln. Jeder kennt sicher das Phänomen, als er das erste mal Musik aus dem Osten gehört hat. "Omg. Kann der bitte mal sein Instrument stimmen!" Dachte ich mir, bis ich lernte, daß hier eben nicht nur mit Halb-, sondern mit Vierteltönen musiziert wird. Sprich die doppelte, respektive feinere Auflösung.
Einspruch euer Ehren ;)
Wir hatten (und haben teilweise immer noch) hier in Europa dermaßen viele verschiedene Stimmsysteme und die auch noch auf verschiedenen Tonhöhen, dass einem schwindlig werden konnte. Da wurden lustig Terzen und Sexten in alle Richtungen gebogen, dass es nur so eine Freude war (Stichwort historische Stimmungen) und das teilweise auch noch mit 2 verschiedenen Kammertönen. Das war schon eine ganz besondere Art der "feinen Auflösung" ;)

... ebenso kann es aber auch sein, dass du bei dem weicheren Nylon einfach den Querschnitt auf dem Bund ins "ovale" drückst, dadurch aber den Weg der Saite nicht verlängerst ...
Egal wie hoch die Bundstäbchen stehen, ist es immer eine Sache des Drucks der Finger. Sonst würde z.B. das Spielen auf einem scalloped Fretboard zu einem zweifelhaften Vergnügen werden.
 
Vielleicht liegt das daran, dass die Nylonsaiten alle relativ dick sind, auch die oberen drei. Die 1. Saite ist zwar auch dünner als die 6., aber der Unterschied ist niemals so gravierend wie bei Stahlsaiten.

Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Stahl und Nylon.
Das Elastizitätsmodul (Materialkennwert für das Verhalten bei Spannung, Dehnung und Verformung) von Nylon ist 50- bis 100-fach kleiner als der Wert für Stahl.
Die Zugkrafterhöhung beim Niederdrücken der Saite zwischen zwei Bundstäbchen bis auf das Griffbrett kann bei Nylon um bis zum 100-fachen kleiner sein als jene bei Stahlsaiten.
Dies spielt eine große Rolle bei Intonationsproblemen, die aufgrund einer unkontrollierte Greifkraft beruhen.
Hat aber weniger zu tun mit der Problematik der unterschiedlichen Saitensteifigkeit der einzelnen Saiten, welche oft am Steg (weniger am Sattel) kompensiert wird.

steifigkeit.gif

Aufgrund der Steifigkeit der Saiten wird die Schwingungslänge etwas verkürzt und dadurch wird der Ton etwas höher. Dies wird oft durch die besondere Form der Stegeinlage (Kompensation) ausgeglichen.
In selteneren Fällen gibt es eine solche Kompensation auch am Sattel.
sattel-komp.gif

Die Schrägstellung der Stegeinlage wiederum gleicht die Tonerhöhung durchs Niederdrücken beim Greifen aus (Stahlsaitengitarren haben einen stärker schräg gestellte Stegeinlage als Nylonstring-Gitarren).

Dies alles hat wiederum überhaupt nichts zu tun mit der Unvereinbarkeit von reiner Stimmung zu gleichstufiger Stimmung und deren Komprommisse. Möchte ich nur sicherheitshalber erwähnen, da hier in kurzer Zeit sehr viele unterschiedliche Problematiken angeführt wurden und ich nicht möchte, dass dies jemand vermischt oder verwechselt.

Abschließend möchte ich hier noch anschließend eine spezielle Stimmungsmethode von Kevin Ryan verlinken, welcher solch wundervolle Gitarren baut:
Tempered tuning method
 
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Hoppla, langsam muss ich Fachliteratur einsetzen, um den theoretischen Ausführungen zu folgen. :p
Und schon 4 Streiche - ich dachte für den "Streich der Woche" wäre in Freiburg ein gewisser Fussballtrainer verantwortlich. :)

Fall ich das jetzt nicht überlesen habe:
Ich hätte gerne noch etwas zur Bespielbarkeit und Bending-Fähigkeit der Kurzmensur gehört.
Für mich wäre so ein Instrument als Solo-Akustik interessant.
 
Fall ich das jetzt nicht überlesen habe:
Ich hätte gerne noch etwas zur Bespielbarkeit und Bending-Fähigkeit der Kurzmensur gehört.

Der nächste Streich wird etwas zum Hören enthalten. Dass kann aber noch ein bißchen dauern: Ich habe diese Woche Auftritte, die ich vorbereiten muß ... mit dem Klavier. :D

Kommt alles, nur sind die Osterferien gerade vorbei.

Und schon 4 Streiche - ich dachte für den "Streich der Woche" wäre in Freiburg ein gewisser Fussballtrainer verantwortlich. :)
[OT]Ich hatte ja gehofft, daß sie den ganzen Quatsch im Zuge der Stadionneubaudebatte nach Rust auslagern ... [/OT]
 
Moin ... korrektes Tuning ... da habe ich auf der Messe noch ein paar Infos gesammelt, die ihr im Messe Thread findet (Post 1 und 9)

Gruß
Martin
 
5. Streich

Little Ho ist schon ein treuer Begleiter geworden: Sie ist leicht, klein, gut zu spielen und und klingt gut. Deshalb nehme ich sie gerne zum (Kavier-)Unterrichten mit, um meine Schüler zu begleiten. Bei den Gitarrenkollegen hat sie auch schon Bewunderung hervorgerufen, der eine überlegt sogar, eine für sich zu besorgen. Er war sofort begeistert, erst recht, als er den Preis gehört hat.

Allerdings fehlt mir zum sicheren Transport noch eine gescheite Tasche. Für den Westernkoffer der Dean Exotica ist sie ebesnso zu klein wie für die alte Klassikgitarrenhülle. Nicht nur deshalb habe ich Little Ho mal einigen Messungen unterzogen:

Länge über Alles:
96 cm (95 cm ohne Gurtpin)

Breite:
am Bauch 35 cm
an der Schulter 26 cm

Korpustiefe:
10,3 cm am Gurtpin
8,9 cm am Halsansatz
für den Steg muß man nochmal 1,5 cm dazurechnen.

Halslänge:
47 cm
der Übergang zum Korpus befindet sich am 12. Bund. Insgesamt hat die Gitarre 18 Bünde, das entspricht einer übermäßigen Undezime zur Leersaite.

Halsbreite am Sattel:
4,2 cm
(zum Vergleich: bei der Dean Exotica 4,5)
Saitenabstand ca. 0,8 cm
(bei der Dean eher in Richtung 0,9)

Halsbreite am 12. Bund:
5,2 cm
(Dean 5,5 cm)

Kopfplatte Breite:
11,5 cm (inkl. Mechaniken)

Gewicht:
1,7 kg
(Dean 2,5 kg)

Ein Gigbag für eine 3/4-Klassikgitarre könnte passen, allerdings haben die in der Regel eine Tiefe von 10 cm. Little Ho kommt inkl. Steg und Saitenhalterpins auf 11,8. Das könnte schon eng sein. Eine Tasche für 7/8-Gtarren habe ich noch nirgends gesehen, ich weiss gar nicht, ob es so etwas gibt. Oder nimmt man für 7/8-Gitarren gleich die normale Klassik-Tasche?

Saiten und Bespielbarkeit:
Die Hohner ER-1 M0 wird mit den ummantelten D'Addario EXP11 Coated 80/20 Bronze, Light, 12-53 Saiten geliefert. Die Saitenstärken sind: .012 .016 .024 .032 .042 .053. Auf der Dean spiele ich die Elixir Polyweb Custom Light mit den Saitenstärken .011 .015 .022 .032 .042 .052 (ja, ich bin ein Weichei, nix 13er Satz :D) Und jetzt endlich das Thema Bending und Bespielbarkeit: ich bende mit den 12er Saiten auf der Hohner genauso leicht wie mit den 11ern auf der Dean! Auf den tiefen Saiten ist die Dean sogar schwerer zu spielen, die Hohner spielt sich auch mit den 12ern sehr angenehm. Das Hauptproblem, das ich beim Spielen habe, ist die engere Saitenlage, da der Hals etwas schmaler ist als bei der Dean. Diese 3 mm Unterschied wirken sich deutlich aus: Ich muß genauer greifen und manchmal dämpfe ich versehentlich Nachbarsaiten ab (man hört das in der Aufnahme unten).

Sound:
Den Sound zu beschreiben und zu beurteilen ist naturgemäß schwer. Die folgenden Aussagen stammen aus dem Vergleich mit der Dean, die allerdings nicht mehr die jüngsten Saiten aufgezogen hat. In der Lautstärke geben sich die beiden nichts. Beide sind vom Höreindruck gleich laut. Bemerkenswert dabei ist, daß die Decke der Hohner deutlich stärker schwingt und vibriert als die Decke der Dean. Vermutlich wird dadurch eine größere Lautstärke erreicht. Ich bin kein Gitarrenbauer, aber ich habe den Eindruck, daß die Decke der Hohner irgendwie leichter und dünner ist.

Im Klangbild ist die Hohner etwas (nicht viel) hölzerner, dumpfer als die Dean, die mehr Brillianz in den Höhen zeigt. Die Dean hat in der tiefen E-Saite ein bißchen mehr Bassubstanz als die Hohner, aber schon bei der A-Saite höre ich diesbezüglich keinen Unterschied.

Und jetzt gibt es etwas zum Hören: Im Auto läuft gerade Neil Young, Harvest, und da habe ich mal The Needle and the Damage Done geübt.
(Stimme noch nicht ganz von der Erkältung erholt, das Gitarrentuning könnte auch ein Tick besser sein, und zu schnell ist es auch. :redface:)
Mikros: 2 Rode NT5 für die Gitarre und ein altes Electro-Voice BK1 für die Vocals.

https://soundcloud.com/mccoymb/needle-and-the-damage-done

Viele Grüße,
McCoy
 
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