Really Terrible Orchestra - so muss Musik sein!

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Vielleicht haben einige von euch in ttt (Titel, Thesen, Tempramente)
vor 8 Tagen den Beitrag über das "Really Terrible Orchestra" gesehen?

Hier der Beitrag: http://www.youtube.com/watch?v=qArxeZJdgok

Ein Orchester, das seit 13 Jahren existiert und kaum über das Niveau eines Schulorchesters herausgekommen ist.

Aussagen wie:
"In 13 Jahren bin ich ca. 15% besser geworden."
"Bei schnellen Liedern spiele ich nur jeden zweiten Ton."
"Man wünscht ihnen so sehr, dass sie das Stück schaffen und alle gleichzeitig aufhören."
"Ich kann die Noten spielen, bis auf das Hohe D. Meine Chance es bei einem Konzert zu treffen? Null ..."

Oder wie Keith Richards sagte: "Ron (Wood) und ich sind mittelmäßige Gitarristen - aber zusammen hauen wir 10 gute in die Pfanne." :cool:

Okay; das Really Terrible Orchestra treibt einem schon manchmal Tränen in die Augen, aber die Mitglieder lieben Musik und wollen ihre Liebe mit anderen teilen. Das verstehe ich unter guter Musik. :great:

Weg von Leistungsdruck und Perfektion, hin zur wahren Liebe ...

Gruß
Andreas
 
Eigenschaft
 
Ich habe mir das gerade angeschaut/angehört :D, das ist ja einzigartig, mit welcher Ernsthaftigkeit die Damen und Herren hier zu Werke gehen, man kämpft wirklich um jeden einzelnen Ton und alle sind froh, wenn am Ende des Stückes auch gemeinsam alle fertig "gespielt" haben.

Das wäre das ideale Begleit-Orchester für Florence Foster Jenkins gewesen...

Es ist ja irgendwie sympathisch, wenn man nur nix hören müsste dabei :D:D
 
sehr sympathische leute :D
 
Das ist ja toll! Ich müsste das hier mal ein paar Leuten aus unserm Orchester zeigen. Vom Video her würde ich raten dass die trotz der Talentlosikkeit was für die Musik tun, hart proben und nicht frustriert sind und sich sogar gegenseitig aufbauen (der Aplaus wenn alle Blechbläser den gleichen Ton finden^^). Ich versteh garnicht was der Dirigent frustrierend findet, ist doch viel besser als eine Truppe aus Jugendlichen mit guten Vorraussetzungen, die aber überhaupt nichts fürs Orchester tun.
 
Das sind bestimmt alles absolute Profis, die dadurch eine gesellschaftskritische Karikatur der leistungsorientieren Musikwelt darstellen wollen :D:D:D
 
Das sind bestimmt alles absolute Profis, die dadurch eine gesellschaftskritische Karikatur der leistungsorientieren Musikwelt darstellen wollen :D:D:D
:great:

Find ich auch sehr sympathisch. Aber irgendwie stößt mirs bitter auf, dass man damit bekannt wird... (zumal das ja bestimmt nicht Absicht des Vereins war)
 
Die spielen immerhin 13 Jahre zusammen!
Und wenn man dann immer noch so schlecht ist, erzeugt das Aufmerksamkeit! :D

Wichtig ist, dass gute Musik nicht virtuos sein muss - aber immer aus dem Herzen kommen sollte ...

Gruß
Andreas
 
Ich versteh garnicht was der Dirigent frustrierend findet, ist doch viel besser als eine Truppe aus Jugendlichen mit guten Vorraussetzungen, die aber überhaupt nichts fürs Orchester tun.

das sagst du so. also ich kann das auch nachvollziehen, dass es irgendwann nervt, wenn leute irgendwelche dinge - die aus deiner sicht total einfach sind - einfach nicht gebacken kriegen. ich kenne diese frustationsgefühl gut, wenn meine saxsection letzte woche einen laufen spielen konnte, den ich mit den jungs hart eingeübt habe.. und diese woche gehts dann wieder nicht ..

aber man ist ja nicht wirklich böse auf die leute oder so..
 
aber man ist ja nicht wirklich böse auf die leute oder so..

Eben, darum würd ich mir nen Spaß draus machen wenn ich schon so eine Stelle annehme. Auf die Leute die einfach nix tun bin ich böse. Gut, das ist nicht das gleiche wie Frust aber schlimmer find ich. Das was dagegen einmal klappt und dann wieder nicht (vorzugsweise beim Konzert) kenn ich als Hornist auch nur zu gut.
 
Die Leute vom RTO kokettieren ein wenig zwar mit ihrem niedrigen Niveau ;), andererseits stehen sie dazu und geben es offen zu.
Das habe ich auch schon ganz anders erlebt. Wer schon mal einen schlecht intonierenden Männerchor( in diesem Fall aus der Provinz ) gehört hat, der sich auch noch einbildet, Kulturträger der Region zu sein, der weiß zu schätzen, wenn - wie beim RTO - die Leute zu ihren Schwächen stehen. :)

http://de.wikipedia.org/wiki/The_Really_Terrible_Orchestra
 
Wenn sie nur 2-3 von den 13 Jahren genutzt hätten, um Unterricht zu nehmen und zu üben, hätte daraus ein akzeptables Laienorchester werden können. m hiesigen Musikschulorchester darf theoretisch auch hinz und kunz spielen, aber das ist überhaupt kein Vergleich mit diesem Gehupe - da viele gute Musiker mitspielen und auch hinz und kunz meist irgendwann fortschritte machen, ist es sogar wirklich gut. Also ich kann dem wenig sympatisches abgewinnen :redface:

Ein Orchester, das seit 13 Jahren existiert und kaum über das Niveau eines Schulorchesters herausgekommen ist.

Sogar unser Unterstufenorchester würde die noch locker an die Wandspielen...
 
Wuahahahaha.... :D

Ich glaube, wenn Ihr die mögt, dann sind auch Portsmouth Symphonia ganz nach Eurem Geschmack...
Portsmouth Symphonia sind quasi das RTT der 70er Jahre.
Devise war: jeder, wirklich jeder, kann sich ein Instrument aussuchen und mitspielen. Einzige Bedingung: gib Dir Mühe, spiel nicht absichtlich falsch.
Was dann dabei rauskam, kann man hier hören...
Bitte vorher die Toilette aussuchen. Keine Nahrungs- und Getränkeaufnahme während des "Konzerts". Ich hafte nicht für Folgeschäden, weder Suizidgedanken, noch Gehörverlust oder Zwerchfelldurchbruch! Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Und wer dann immer noch nicht genug hat, der darf sich dann noch das Wiener Gemüseorchester antun gönnen. ;)

;)
Hamster
 
Ich habs zwar noch nicht gehört, aber ich glaub ich kann die jetzt schon gut leiden :D
Die Idee ist der Hammer! Das hat was erfrischend neues...

grühs
Sick
 
Ist das toll :)

Weg vom Musiksport :)


/Edith omg, dsa Portsmouth Orchestra ist ja NOCH besser :D
 
...für sowas bin ich zu perfektionistisch....:D is ja ganz schön mit anzusehn und auch lustig...aber ich bin wsentlich glücklicher wenn alle die richtigen noten spieln...
 
So, jetzt konnte ichs mir endlich anschauen!
Wie geil! :D:D:D Ich glaub ich bin ein Fan! Das ist noch echte Leidenschaft!
Und mal ganz ehrlich: wieviele von uns haben sich schon auf Gigs von befreundeten Bands aus purer Solidarität fast die Rübe weggebangt, auch wenn die absolut gar nichts konnten? ;)

grühs
Sick
 
Ich finde, man sollte genausowenig mit schlechter Leistung rumtönen wie mit Guter. Man soll zusehen, dass man Musik sprechen lässt, ohne außenherum ein Klimbim gleich welcher Sorte zu veranstalten. Sollte die Musik dann nicht ANsprechen, dann muss man gucken, ob man das nicht einfach seinlässt. Ich hasse den Musiksportgedanken ebenso, wie die meisten hier, aber wenn man jetzt aus dem nicht so bekömmlichen Musizieren auch eine ulkige Show macht, disqualifiziert sich das genauso, wie unerträgliche Rasantspielproleten, deren Getue man genauso wenig ertragen kann. Dieser Gedanke ist vielleicht einmal kurz erheiternd, aber auf Dauer lässt sich auf solch einer Annahme doch nicht allen Ernstes eine Künstlervereinigung gründen.
 
Dieser Gedanke ist vielleicht einmal kurz erheiternd, aber auf Dauer lässt sich auf solch einer Annahme doch nicht allen Ernstes eine Künstlervereinigung gründen.

Da stimme ich völlig zu. Aber was ist, wenn man diesen musikalisch radebrechenden Haufen nicht als Künstlervereinung ansieht, sondern als Dokumentation purer Lebensfreude, die sich in die Klassik verirrt hat?

Jede Schülerband spielt ja ihre Vorbilder mehr schlecht als recht und hat trotzdem ihre Fans. Neu hingegen ist, dass dieser freudige Eifer nun auch in der Klassik auf unterstem Level öffentlich wird. Als therapeutisches Projekt finde ich das ebenso OK wie es andereseits musikalisch natürlich wertlos ist.

Letztlich ist das Youtube Live auf der Bühne. Jeder kann mal, jeder darf mal. Problem ist: es ist weder Kultur noch Antikultur. Früher haben lange Haare; schräge Klänge unn der Zungenkuss mit der Freundin in der U-Bahn ausgereicht, um derb anzuecken und aufzufallen. Heute wird jedes Extrem sofort vermarktet. Und da die Leistungsdichte oben extrem zugenommen hat und meist unereichbar ist, sucht man sich seine Vergleiche heute lieber nach unten.
 
... Als therapeutisches Projekt finde ich das ebenso OK wie es andereseits musikalisch natürlich wertlos ist.

Hallo Hans,

das sehe ich anders ...

Selbstverständlich gibt es Musik die so wunderbar ist, dass sie uns "die Großartigkeit der Schöpfung" vor Augen führt, uns "dem göttlichen" näher bringt.
Es gibt auch Musik, die wir wie ein Bauwerk bestaunen und untersuchen können.

Musik hat meiner Meinung nach per se Wert.
Sie braucht keine Qualität um wertvoll zu werden.

Bestes Beispiel ist das Kinderlied, das ein Elternteil seinem Kind vorsingt. Es kann grauselig schlecht vorgetragen und schief sein - seinen Wert gewinnt es durch die (positive) Wirkung auf das Kind. Ein Schlaflied wird nur dann schlecht vorgetragen, wenn es das Herz des Kindes nicht erreicht. Der Wert liegt nicht im geringsten in künstlerischer Ausgestaltung.

Wir leben in einer (perversen) Welt, in der Perfektion zum Gott erhoben wurde.
Das sehen wir an Mode-Tussis, allgemeinem Schönheits- und Jugendwahn, an sportlichen Höchstleistungen, daran wie Arbeitskraft bezahlt wird (und wem sie angeboten wird).

Das Really Terrible Orchestra ist mMn alleine deswegen musikalisch wertvoll, weil es einen Gegenpol zu "perfekter Musik" setzt.
So wie jedes Gesicht auf einem Mode-Cover retouchiert wird, wird auch die Musik in den Studios retouchiert. Fast perfekte Musiker werden mit moderner Technik (und Zeit) noch perfekter gemacht.
Das RTO setzt dem die Unvollkommenheit des normalen Menschen (und Musikers) gegenüber. Es regt an, selbst Musik zu machen - falls man das möchte. Sein Wert ist es, den Wert der Musik an sich herauszustellen. Musik muss nicht perfekt sein - sie sollte Freude bereiten.

Gruß
Andreas
 
Ich werf mal einen anderen Aspekt in den Raum: Die großen Komponisten hatten sicher nicht im Sinn, dass ihre Werke so gespielt werden. So ein Gehupe kann ein Stück ja schnell kaputt machen.

Es geht mir gar nicht direkt darum, dass es grausam klingt, sondern darum, dass man sich offensichtlich nicht mal Mühe gibt bzw absichtlich auf dem Niveau bleibt, noch stolz darauf ist und das ganze so vermarktet.
Die Leute spielen mindestens seit 13 Jahren ihr Instrument - selbst wenn sie es nur einmal wöchentlich zur Probe anfassen, kann man zumindest das Niveau eines durchschnittlichen Schul- oder Laienorchesters erwarten.
Es gäbe durchaus Umstände unter denen ich sowas als legitim betrachten würde, aber mit dieser "Wir sind zu faul zum üben, wollen aber Beethoven spielen"-Einstellung habe ich irgendwie meine Probleme...
 

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