Ray schrieb:
Noch mal ich (hab heut meinen Frage-Tag)
Ne frage zum Lace sensor Nierdohm-PU. Vorbemerkung: es geht NICHT um die Sensors wie die Holy Grails oder die Gold-, Silver- etc. mit den beiden hochkantigen Dreickspulen!
ich mein diese hier:
----schnipp------
[...] er besteht aus einem Magneten, einem dicken Kupferring als Abschirmung und einer einzigen Umwicklung mit Wickeldraht. Wo andere Hersteller 6000 bis 8000 Wicklungen auf ihre Spulen legen, kommt dieser Lace Sensor mit kanpp 15 cm (!) Draht aus - Ultra Low Impedanz also. [...] Damit dieser PU überhaupt ein brauchbares Signal liefert, ist er mit einem kleinen Überträger ausgestattet, der seine Ausgangsleistung auf ein übliches Maß hoch transformiert [...] Dies alles funktioniert passiv und kommt Musiker-freundlich ohne Batterie aus.
-----schnapp-------
Wie kann das funktionieren?
Dagegen hat ein EMG ja gradezu viele Wicklungen
, und zusätzlich nen echten Pre Amp.
Was kann das für ein "Überträger" sein, der passiv (!) das Signal aus EINER Wicklung auf Standard Niveau verstärken kann? Ich meine, EINE Wicklung, das ist ja niederohm-hardcore......
Das funktioniert grundsätzlich wie jeder magnetische Tonabnehmer! Da man mit nur einer Windung aber nur eine sehr geringe Induktionsspannung erzeugen kann, muß diese in irgendeiner Weise verstärkt werden.
Lace beschreitet hier den gleichen Weg, wie seinerzeit Gibson mit der LP-Recording und LP-Professional: Es wird ein Anpassungsübertrager verwendet, der die geringe Spannung hochtransformiert.
Da ein Trafo dem System keine Energie zufügen kann (das ist den Verstärkern vorbehalten), wird der Strom runtertransformiert (Physik 9. Klasse). Auf diese Weise wird die gesamte Konstruktion dann wieder hochohmig. Aus Sicht des Verstärkers ist die Konstruktion niederohmiges PU und Trafo gleich einem hochohmigen PU.
Der Trick mit dem Kondensator zur Verschiebung der Resonanzfrequenz funktioniert hier auch, jedoch sind hier, je nach dem ob der Kondensator auf der Primär- oder Sekundärseite des Trafos eingebaut wird, unterschiedliche Werte erforderlich.
An den Übertrager sind jedoch besondere Anforderungen zu stellen, denn er darf selber nicht in die Übertragungscharakteristik eingreifen. Genau das tat jedoch der Trafo in der LP-Recording: Er verschluckte Höhen! Hier ist also ein Ultralinearübertrager gefordert und solche Bauelemente sind teuer.
Ein einfacher Vorverstärker liefert leicht ein viel besseres Ergebnis inklusive niederohmigem Ausgang und ist zudem preiswerte. Aber viele Gitarristen fürcheten ja die Batterie in der Gitarre, wie der Teufel das Weihwasser.
Stellt sich noch die Frage, warum Don Lace sich für diese Konstruktion entschieden hat. Hier ein paar Möglichkeiten:
Durch das breite Kupferband und die extrem niederohmige Wicklung ist der Tonabnehmer selber ziemlich unempfindlich gegenüber elektrischen (nicht magnetischen) Störungen. Das ist jedoch nur solange gut, wie im hochohmigen Teil der Schaltung (nach dem Trafo) nicht gepfuscht wird. Eine schlechte Abschirmung oder Fehler in der Masseverdrahtung können da leicht alles wieder zunichte machen!
Die Herstellung des Tonabnehmers ist relativ einfach und damit billig. Was geschieht, wenn man dann am Trafo spart, hatte ich schon angedeutet.
[OT]Was das Buch von Waldenmeyer & Co angeht, bin ich ein wenig (sehr) entäuscht. Der Teil über Gitarrenelektronik und Tonabnehmer bietet
- nichts wirklich Neues und
- wesentlich weniger als bei Lemme.
Man merkt deutlich, daß der Autor nicht wirklich mit der Materie vertraut ist!
Am besten hat mir noch der Teil über die verschiedenen Bauformen der Elektrogitarre (Halswinkel,...) und die Hölzer gefallen, ein Gebiet, in dem sich ein guter Gitarrenbauer wirklich auslassen kann.
Für mich wird hier das Grundproblem vieler Gitarrenbauer deutlich: Sie sind gute Handwerker, wenn es um Korpus, Hals, etc. geht, aber auf der elektronischen Seite sind leider viele Lücken zu verzeichnen.
Wer etwas über Gitarrenelektronik erfahren will, sollte lieber zum Original von Lemme greifen!
[/OT]
Ulf