@Fastel, was dich hier umtreibt, hat mit Instrumentation und Interpretation zu tun.
In der Aufnahme dominiert die Achtel-Linie, die an dieser Stelle von den Klarinetten (in C notiert), 1. Posaune und den Celli unisono gespielt wird. Die Terz-Linie der Fagotte (unterstützt von den dazu unisono liegenden 16-tel der Bratschen) geht in dieser Aufnahme ein wenig unter. Das mag an der Interpretation des Dirigenten gelegen haben, der die dissonanten Vorhalt-Töne auf den Viertelschlägen wohl lieber etwas dezenter wollte.
Wobei die von Prokofiew gewählte Instrumentation ihr übriges dazu beiträgt. Fagotte+Bratschen sind nun mal von Hause aus klanglich dezenter als Posaunen im Forte. Wenn die dann noch von den Klarinetten und Celli mit ihrem Forte unterstützt werden, dann bleibt von den Dissonanzen ganz schnell nicht mehr als eine leichte Färbung des Gesamtklangs übrig, nicht mehr als eine Art feines Flirren im Klang.
Hätte Prokofiew die Terzenfolge in die 2. und 3. Posaune gelegt, würde sie erheblich dissonanter und prominenter mit Linie der 1. Posaune kontrastieren.
Hat er aber nicht - das sind sozusagen die "Geheimnisse" der Instrumentationskunst.
Man muss aufpassen, denn was auf dem Papier als Harmoniefolge analyisert werden kann, wirkt oft ganz bis sogar extrem anders, wenn man es z.B. auf dem Klavier nachspielt. Die konkrete Klanggestalt der vom Komponisten gewählten Instrumentation muss immer in Rechnung gezogen werden. Das gilt ganz besonders für Werke ab etwa der Romantik, erst recht für modernere Werke wie bei Prokofiew.
Wobei das über die Epochen und Stile durchaus unterschiedlich ist. Bei J.S. Bach z.B. klingen die Orchesterwerke am Klavier nachgespielt deutlich näher am Original, weil es bei Bach mehr um die Struktur und immer wieder auch um seine kontrapunktischen Linien geht.