Profi ja, Theorie nein...

  • Ersteller pta1611
  • Erstellt am
also ein wenig musiktheorie schadet natürlich nicht. ich lese im moment "Die neue Harmonielehre" von Frank Haunschild. Auch versuche ich das Griffbrett zu lernen, also wo welche töne sind. aber blattlesen? ne, im moment reichen mir tabs.
 
Ich sehe keinen zwingenden Zusammenhang zwischen dem Beherrschen des Notenlesens der Fähigkeit des Musizierens.

Welchen Grund sollte ein Musiker auch haben, seine praktische Genialität theoretisch zu beherrschen? Klänge das Riff von "I Can't Get No Satisfaction" besser, wenn Keith Richards es nicht nur spielen, sondern auch notieren könnte? Entscheidend ist doch, dass er die Melodie erfunden hat und auf einem Musikinstrument erklingen lassen kann - nicht, dass er sie auch aufschreiben könnte.

Ich beherrsche zwar die Theorie (Noten, Tabs), verlasse mich seit Jahren jedoch fast ausschließlich auf mein Gehör sowie meine damit gesammelte Erfahrung - und werde dabei das Gefühl nicht los, damit viel tiefer in die Musik und deren Zusammenhänge einzudringen, als theoretische Kenntnisse (zumindest soweit es um Noten- und Tablesen geht) mir dies vermitteln könnten. Ohne gewisse Kenntnisse zum Thema Harmonielehre - die ich im Gegensatz zu den hier thematisierten Dingen für viel wesentlicher halte - fiele mir das jedoch schwerer.
 
das liegt einfach daran, dass es sowohl bei der gitarre als auch beim bass (jaa da können auch ne menge keine noten^^) einfach eine seehr viel einfachere weise zu lernen gibt als noten, also machen das 10.000.000 leute auch einfach mal^^, ausserdem können die meisten drummer auch keine noten ;)

oh weh oh weh oh weh oh weh ...und das nur stellvertretend für zwei Seiten von dem Kram...

Feststellung 1: Musiktheorie erschöpft sich nicht in Notenlesen.

Ansonsten ist Literaturwissenschaft Lesen können und das kann man nach der 1. Klasse, oder auch schon vorher. Musiktheorie ist unendlich komplexer und wichtiger als sich das der durchschnittliche Amateurdeathmetalpunker vorstellen kann. Aber da pfeift man lieber auf die uncoole Welt der Toniken, Dominanten und Sextakkorde und dudelt schrill-pfeifend ein wenig Gedöns vor sich hin, was man in zwei Minuten auch gescheit arrangieren könnte, wenn man im Musikunterricht der 8. Klasse mal aufgepasst hätte, anstatt unter der Bank den Metalhammer zu lesen. Aber wenn ich im zweiten Bund die dritte Saite und danach im vierten Bund die vierte Saite und im sechsten Bund die erste und so greife, dann ist das voll cool, und das soll der Herr Bassist jetzt bitte mal sofort doppeln, der hat doch auch Bünde und Saiten. Und unzeitgemäß sind Noten sowieso, denn irgendeinen Grund, das Zeugs unhinterfragt links liegen zu lassen muss man ja finden. Dann identifiziert man 500 Jahre Musikentwicklung mit einer Notationschrift, erklärt das für überflüssig, weil es der Gitarrist von Guns'n'Roses auch nicht kann (wie z.B. auch mal einen Ton sauber intonieren) und spielt mit seinen Saufkumpeln Smells Like Teen Spirit nach Tabulaturen nach.

Feststellung 2: Fähigkeiten behindern nicht.

Entegegen landläufiger Meinungen ist es beim Musikmachen nicht hinderlich, von höchstselbigen etwas zu verstehen. Die Horden an mir vorbeimarschierender verkannter Rockgenies unter 20 sieht das selbstredend erstmal anders, also ist alles, was den Anschein macht, Musikmachen habe was mit Fleiss und Arbeit zu tun und dann letztendlich sogar mit Nachdenken, dem verhassten Establishment zugehörig und behindert den selbstverwirklichenden künstlerischen Ausdruck der eigenen Gefühlslage, die nach Anhören der dabei entstehenden Klänge irgendwo zwischen laut und dröhnend liegen muss. Üben entfällt dann. Alternativ könnten sie auch ihre Namen vortanzen.

Ich habe Harmonielehre gelernt, Musikabitur gemacht, Jazzgitarre gelernt und es hat mir tatsächlich weder die Lust am Musikmachen verdorben noch bin ich heute aufgrund gefühlskalter Verkopfung nicht in der Lage, einen Song zu komponieren / arrangieren, tatsächlich hilft mir mein abgebrochenes Physikstudium, mein absolviertes Mathematikstudium und meine Kenntnisse in Musiktheorie beim Herstellen von Aufnahmen selbstarrangierter und komponierter Songs. Ohne Theorie käme dabei ein eng mit "House of the rising sun" verwandter Soundbrei raus, wie bei den oben angesprochenen Teenies.

Feststellung 3: In der Musik geht es meistens nur darum, zu wissen, was wann wo hingehört.

Das erreicht man nicht durch stundenlanges Nachsinnieren über das korrekte Auflösen eines Quartvorhalts, sondern indem man das Konzept des Vorhalts internalisiert. Dann kommt der Rest von selbst - das Geheimnis ist es, Klänge mit dem theoretischen Ideen zusammenzubringen und das Ganze zu automatisieren. Und für den ganzen Kram braucht man übrigens Notenlesen, denn man muss Dinge aufschreiben, um darüber nachzudenken. Songs lerne ich nach Gehör, dafür benutze ich keine Noten. Nach Gehöhr spielen kann ich übrigens, weil ich Harmonielehre vor- und rückwärts kann, denn ohne Harmonielehre wird man nie ein relatives Gehöhr ausbilden können. Und meistens kann ich Songs diesseits der Jazz-Komplexitätsgrenze nach einmal Hören passabel begleiten. Das ist keine Hexerei und schon gar keine Talentfrage, das ist ein jahrelanges Training in Wissen, wie welche Kadenz klingt. Nur muss man dafür die Kadenzen ersteinmal kennen.

Und Frank Zappa hat an seine Musiker Partituren ausgeteilt.

P.S.: Warum sowas immer von Gitarristen kommt...naja, die einzige Spezies Musiker, die die Frequenzen ihres eigenen Instruments auf -20 dB absenkt und sich dann beschwert, sie könne sich nicht hören...

P.P.S.: Sorry, das das alles so polemisch ausfällt, aber ich kann es nicht mehr hören, was Leute über "Musiktheorie" oder zumindest das, was sie darunter verstehen, absondern.
 
...Harmonielehre - die ich im Gegensatz zu den hier thematisierten Dingen für viel wesentlicher halte...
Da stimme ich dir zu. Und so richtig kompliziert wird die Musiktheorie erst, wenn man sich Harmonielehre aneignen will, ohne Noten lesen zu können. Vielleicht bin ich ja nur zu alt, um mir so'n Schweinkram wie Terzenschichtungen usw in Tabs zu visualisieren :)

Um vielleicht noch mal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Die Tatsache, dass man die Namen derjenigen kennt, die berühmt wurden, obwohl sie angeblich keine Theorie können, zeigt, dass diese die Ausnahme von der Regel darstellen. Wenn man die Ausnahmen mal weg lässt, dann ist es in der Musik wie in jedem anderen Geschäft: Auf der Ochsentour nach oben haben nur die besseren vielleicht eine Chance, weiter zu kommen. Es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund, nicht dazu gehören zu wollen.

Ansonsten hat Koebes gleich über mir wohl alles relevante gesagt.

Gruss, Ben
 
@koebes: ich geb dir absolut recht... ich hab auch nie erwähnt dass musiktheorie nicht wichtig sei, wie bereits geschrieben wage ich bereits die ersten schritten richtung harmonielehre... aber wenn ich ein lied lernen will, dann hole ich mir die tabs für guitar pro und lerne es so... schlussendlich spiele ich es sowieso auswendig und ob ich das lied nun mit noten gelernt habe oder mit tabs merkt schlussendlich keiner... aber ist klar, für die kommunikation mit anderen musikern kommt man um noten nicht herum... und will man eigene songs schreiben ist musiktheorie natürlich das a und o.
 
@koebes: ich geb dir vollkommen, recht darin, dass musiktheorie auf keinen fall nur aus noten besteht, und falls es so rübergekommen sein soll, kann ich nur sagen, dass ich mich lediglich auf den vorigen beitrag bezogen habe... ausserdem denke ich schon, dass ein wenig musiktheorie nie schaden kann, und dass mit ihr vieles einfach besser und effizienter funktioniert, dass es auch ohne geht, haben die hier zahlreich beschriebenen beispiele gezeigt, und ausserdem denke ich selbst, dass man als autodidakt, vorerst auf theorie verzichten kann und sich der praxis widmen sollte, wenn man jedoch einen gitarrenlehrer engagiert, wird theorie, sowie akkordbildung, harmonie und notenlehre u.ä. wohl oder übel auch auf dem lehrplan stehen, also scheint es ja nicht ganz verkehrt zu sein ;)
 
BRAVO Koebes! :great:
Du hast mir gerade eine viertel Stunde Schreibarbeit erspart!
100%ige Zustimmung!
Ich studiere jetzt Gitarre und bezahle mit Schweiß dafür erst so spät mit Notenlesen angefangen zu haben.
Einen Punkt hast du glaub nicht erwähnt:
Wenn man als Gitarrist sein Hobby auch nur ansatzweise zum Beruf machen will, kommt man ums Notenlesen (auch vom Blatt lesen) sowieso nicht herum. Oder glaubt ihr bei professionellen Studios, Begleitbands, Fernsehsendern usw. werden extra für die Herren Gitarristen Tabs erstellt?
Mag schon sein, dass manche der "Großen" keine Noten lesen können.
(Obwohl ich das durchaus bezweifle- ich glaub manche sagen das nur um bei ihrem Zielpublikum nicht als "uncool" zu gelten) Von Musiktheorie und den "höheren musikalischen Zusammenhängen" haben die 100%ig Ahnung- den ich denke kaum, dass es bei Jams oder Impros immer "ZUfall" ist, dass sie (meist) die richtigen Töne treffen. Ausserdem schaut euch mal an, wie arrangiert somanche Rocknummer eigentlich ist- sowas schafft man nicht zufällig und auch nicht mit Versuch/Irrtum (ausser man hat SEHR SEHR viel Zeit)...
Also nochmal: Koebes Beitrag lesen! :great:
 
Also, bei mir ist es folgendermaßen:

Ich kann Noten mehr oder weniger lesen, aber auch nur im Violinenschlüssel oO
Naja, lesen ist es eigentlich nicht, ich weiß halt wo das "Standard"-C ist und das G und dann wird halt hoch gezählt ;)
Aber was ich gar nicht könnte wäre:
Ich seh die Noten zu irgendeinem Solo, das könnte ich kaum aufs Griffbrett kriegen. Ich weiß zwar wo welche Note auf dem Griffbrett liegt, aber ich weiß nicht ob das jetzt ein C' ist oder ein C''.
Aber Theorie kann durchaus Spaß machen, zumindest einfache Theorie. Ich hab mir neulich durchgelesen wie die natürliche Moll-Tonleiter aufgebaut ist. Hab mir eine Tonleiter auf geschrieben, und mir dann die Töne gesucht und sozusagen hab ich mir dann das erste Pattern der Moll-Tonleiter selbst beigebracht und nicht einfach mir das Pattern gesucht und hoch und runter gespielt. Ist zwar jetzt ein sehr einfaches Beispiel, aber jeder fängt klein an ;)
Von kleiner und großer Terz hab ich auch schon mal was im Musikunterricht gehört ;)
Aber da hört es dann auch schon auf. Aber ich versuche mir gelegentlich Theore anzueignen, weil es doch sehr hilfreich sein kann, wenn man weiß, was für Noten man spielen "darf" und welche nicht, wie Akkorde aufgebaut sind etc.
 
ich kann so n bisschen noten lesen,spiele aber nach tabs.trotzdem denke ich musiktheorie ist schon wichtig ich werd mich wohl auch nochmal damit auseinander setzen müssen weil ich auch vorhabe eigene songs zu schreiben und ich hab schon gemerkt dass es einfach so nicht wirklich klappt
 
ich kann Notenlesen und bring Melodien daraus hervor. Allerdings könnte ich kein Solo daraus aufs Griffbrett bekommen, ebensowenig kann ich Noten lesen wenn 5 Töne übereinanderstehen xD Das wird mir dann zu kompliziert, aber who cares? ich kanns mir immerhin raussuchen und dann drüberschreiben was es fürn Akkord ist :D
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben