Probleme mit 1-3-5 beim Akkord

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ich spiele erst seit ein paar Monaten Piano und habe das Problem, dass ich bei einem Dreiklang nicht so richtig 1-3-5 benutzen kann. Gerade 3-5 aus der Luft gegriffen, führt immer dazu, dass der 4. Finger mit anschlägt. Bei aufgelegten Händen muss ich meine Hand stark anstrengen um 1-3-5 sauber zu spielen was auf Dauer zu Schmerzen/Verspannung führt. Ich neige deswegen immer dazu 1-2-5 zu benutzen, würde mir aber gerne den "richtigen" Fingersatz angewöhnen.
Wenn ich meine Hand flach auf den Tisch lege, kann ich den 4. Finger so gut wie gar nicht alleine anheben. Nur gerade so, dass die Fingerspitze den Tisch nicht mehr berührt.

ABER: bei der Gitarre, die ich schon seit fast 15 Jahre spiele, habe ich jedoch keinerlei Probleme mit meinen Fingern. Die machen meistens was ich will, egal welche Jazzakkorde ich aus der Luft greife.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:

A: es ist Übungssache und ich bin zu ungeduldig -> mehr üben -> welche Trockenübungen ohne Klavier könnt ihr mir empfehlen (so für zwischendrin im Büro um die Finger zu dehnen und beweglicher zu machen).

B: meine Hände sind nunmal so "fehlerhaft" gebaut, ich muss es akzeptieren und mir eine andere Spielweise angewöhnen. (eben 1-2-5)

P.S. die Zahlen beziehen sich natürlich auf den Finger. Ich hoffe, ich schreibe da nichts unverständliches :).
 
Eigenschaft
 
Dir fehlt evlt die Unabhängigkeit der Finger, besonders 4 und 5 machen gern das gleiche. Es gibt eine Reihe von Übungen, z.B. alle Tasten niederdrücken und gedrückt halten und immer nur jeweils einen Finger anheben. Den Rest aber unten halten. Wenn du ihn kaum hochbekommst mit der anderen Hand etwas helfen und eine Weile halten. Das für alle Finger mal machen, könnte eventuell was bringen.
 
Naja, der 4.Finger ist nun mal der schwächste. Übungen immer nur so lange, wie sie nicht anstrengen, wenn sich etwas verkrampft, sofort aufhören.
Fingersätze sind ja nur eine Hilfe zum Spiel und wenn Du mit 1-2-5 besser klarkommst, sehe ich keine Notwendigkeit, das zu ändern.
Problematisch kann es natürlich dann werden, wenn es um schnelles Spiel von Tonleiterfiguren und Ähnlichem geht, ansonsten hat Leef ja auch schon Tipps gegeben.

Mir fällt gerade noch ein, was eventuell für die Unabhängigkeit des 4.Fingers hilfreich an Übungen sein könnte.
Probiere doch mal einen Triller, also Bewegung zwischen 3. und 4. Finger aus, ebenso zwischen 4. und 5. Finger. Langsam beginnen und dann das Tempo nach und nach steigern. Grundsatz sollte allerdings immer sein: Bei jeder Verkrampfung aufhören und die Gelenke lockern.
 
es besteht also Hoffnung und meine Finger sind normal? :D

ja, ich höre natürlich auf, wenn ich merke, dass es meiner Hand nicht mehr gut tut.

Es macht mir gerade bei Ballade pour Adeline im 2. Teil Probleme. Wo die rechte Hand abwechselnd Daumen und dann aus der Luft zwei Töne mit 3 und 5 spielt. Der blöde 4. Finger haut da auch immer nen leisen Ton mit rein.


P.S.
Ich habe auch nicht die Absicht ein toller Klassikpianist zu werden und spiele es nur so neben der Gitarre weil es mir halt wahnsinnig Spass macht. Bzw. ich wäre es gern, aber ich bin realistisch :). Trotzdem möchte ich möglichst effizient meine Finger einsetzen und versuche auch deswegen die vorgegebenen Fingersätze, die ja auch irgendwo Sinn machen, zu benutzen.

na ja, schauen wir mal ob es in den nächsten Wochen besser wird. Geduld soll ja oft auch hilfreich sein ;).
 
Klar, Geduld ist eine Tugend ;), nur eins noch, Fingersätze sind immer dem Stück untergeordnet, immer nur ein Mittel, mehr nicht und wenn Du Stücke spielen kannst, indem Du den Fingersatz änderst, ist das völlig ok, solange die Substanz des Stückes nicht darunter leidet.
Viel Erfolg beim Üben!
 
ja, das ist auch richtig. Bei der Mondscheinsonate spiele ich z.Bsp. die Triolen der rechten Hand meistens mit 1-2-5 obwohl an vielen Stellen 1-3-5 "angebracht" wäre. Da stört es mich aber absolut nicht, weil das Stück darunter nicht leidet.

An anderen Stellen, wie jetzt bei dem Beispiel mit Ballade Pour Adeline, komme ich aber nicht drum herum.
 
Meinst du mit 1-3-5 den Fingersatz für einen Dreiklang in Grundstellung, also Grundton-Terz-Quinte? Wenn ich den jetzt spontan auf den Tasten greifen soll, würde ich instinktiv 1-2-4 oder 1-2-3 spielen.

Generell gilt: Was sich für Dich angenehm anfühlt und zu der Musik führt, die Du hören willst, ist meistens (wenn nicht immer) auch das sinnvollste. Große Pianisten benutzen zum Beispiel auch des öfteren Fingersätze, die nicht den Lehrbüchern entsprechen. Es kann sinnvoll sein, so etwas zu üben, wenn man solche Figuren mal eben so aus dem Effeff spielen können will, aber auch dafür muss man nicht unbedingt die Lehrbuchfingersätze nehmen. Sieh so einen Fingersatz einfach als Vorschlag, als eine von etlichen möglichen Varianten.

Was den 4. Finger angeht: Es wird immer so bleiben, dass er bei flacher Hand sich nicht so hoch heben lässt wie die anderen Finger. Das ist völlig normal und einfach physiologisch bedingt. Was man üben kann, ist lediglich, den 4. und den 5. separat zu steuern. Viel mehr aber auch nicht. Ich würde nicht versuchen, diese Finger großartig zu trainieren.

Was Dynamik angeht: Die kommt aus dem Arm und aus dem Rücken. Versuche mal, einen Finger auf eine Tischplatte zu stellen (nur die Fingerspitze soll die Platte berühren, sonst nichts vom Arm) und den Tisch damit nach vorne unten zu schieben, und beobachte Deinen Arm und Deine Schulter dabei. Variiere dabei den Druck, den auf den Finger ausübst. Genau mit dieser Spannung, die vom Rücken aus über Schultern und Arme in die Finger geht, kannst Du beim Klavierspielen eine deutlich kontrolliertere und feinere Dynamik erzeugen als nur mit den Fingern.

Früher musste ich auch sehr viel diese sogenannten Fesselübungen machen, wo man einen oder mehrere Finger festhält, und nur die anderen spielen lässt. Wie gesagt, für das bewusste Ansteuern der einzelnen Finger macht es Sinn, aber diese Übungen sind sehr krampfgefährlich, und für Dynamik (das musste ich damals nämlich auch so üben) ist der Arm einfach tausendmal besser geeignet.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich habe gestern versucht den zweiten Teil von Ballade Pour Adeline so zu spielen, dass ich nicht 3-5 benutze. Und es hat erstaunlicherweise sehr gut geklappt und klang sogar auf Anhieb sauber, da mir der 4. Finger nicht im Weg stand :D.
 
Na bitte, das klingt doch schon gut, man muss sich nicht zum Sklaven eines vorgefertigten Fingersatzes machen.
 
hehe, jaja, normalerweise bin ich hier der, der "spiel wie es für Dich bequem ist" predigt ;).
 
hehe, jaja, normalerweise bin ich hier der, der "spiel wie es für Dich bequem ist" predigt ;).

Diese Einstellung stelle ich auch immer wieder bei meinen Schülern fest.;)

Letztendlich bedeutet es aber nur, daß man ein Problem aufschiebt und erstmal den Weg des geringsten Widerstands wählt. Wenn man sich weiterentwickeln will, holen einen die Schwächen die man erst vernachlässigt hat wieder ein. Fingersätze die dann notwendig sind erscheinen zunächst unbequem, nur weil schwächere Finger nicht trainiert sind.

Je besser alle Finger trainiert sind, desto flexibler wird man und ist in der Lage, wirklich logische Fingersätze zu verwenden.
 
Ich habe selbst noch nie unterrichtet, höchstens mal Kommilitonen ein paar Tips gegeben und so. Insofern kann ich da nur von unten klugscheißen, aber ich mach trotzdem mal einen Vorschlag:
Wenn jemand die schwächeren Finger trainieren soll, könnte man ihm doch ein Stück aufgeben, in dem eben diese Finger dringend gebraucht werden und eine musikalisch wichtige Linie zu spielen haben. Vielleicht hilft das dem Schüler, die Notwendigkeit einer guten Kontrolle über diese Finger nachzuvollziehen, weil er dann weiß: Ich mache das für die Musik, und nicht, weil mein Lehrer das will. Darum geht's ja schließlich.
 
Vielleicht hilft das dem Schüler, die Notwendigkeit einer guten Kontrolle über diese Finger nachzuvollziehen, weil er dann weiß: Ich mache das für die Musik, und nicht, weil mein Lehrer das will. Darum geht's ja schließlich.

Das bringe ich meinen Schülern auch genau so bei. Ich versuche immer so gut es geht zu erklären, warum und wieso gerade ein bestimmter Fingersatz. Manchmal gibt es sinnvolle Alternativen, auf die meine Schüler selbst kommen. Fingersätze in den Noten betrache ich meistens auch nicht als Gesetz sondern als Vorschläge.
Aber Du würdest staunen, was alles mit drei Fingern möglich ist, wenn man bestimmte Bewegungen vermeiden will. Hast Du schon mal mit einem verletzten Finger gespielt?:rolleyes:
 
Immer locker bleiben. In der Hand wie im Geist ;)

Bring die Hand in Grundstellung, jeder Finger eine Taste, so dass die Finger ganz leicht auf den Tasten liegen. Jetzt drück genau eine Taste. Immer dieselbe. Langsam. Hör dem Ton zu. Nimm den Finger bewusst wieder von der Taste. Die anderen Finger bleiben locker auf den Tasten liegen (wenn sie sich mal ein bisschen entfernen ist das ok, sie sollen nicht krampfhaft auf den Tasten liegen bleiben, sondern locker ;) ) Du wirst automatisch den ganzen Körper (und nicht nur den Finger) benutzen müssen, um die Taste gescheit anzuschlagen. Achte darauf, dass der eigentliche Anschlag flott durchgeführt ist, und ganz bis zum Tastenboden. In erster Linie sagt dir das der schöne, frische Klang des Anschlags.

Dann üb dasselbe, indem du zweimal hintereinander dieselbe Taste anschlägst.

Mach das mit jedem Finger. Und zwar so lange, bis du es locker kannst. Üb den Finger, der dabei Probleme macht, besonders. Mach das mit jedem Finger so oft, bis du die Taste viermal hintereinander locker und flott anschlagen kannst, ohne dabei zu verkrampfen. Finger, die schon gut funktionieren, brauchst Du nicht mehr zu üben, und nur ab und an zur Kontrolle spielen, ob sie mit den anderen, die weiter geübt werden, noch "auf Stand" sind. Du entwickelst dich ja weiter.

Der Ton, der erzeugt wird, sollte gleich klingen, mit jedem Finger (wenn dieselbe Taste benutzt wird). Klingt er etwas anders, kannst du sehen, dass da noch was nicht stimmt.

Stop.

Mach vorher nicht mit den Übungen weiter, die jetzt folgen. Das, was oben steht, musst du können.

Jetzt mach dieselbe Übung, drück dann aber immer zwei Tasten, also 1+2, 2+3, 3+4, 4+5

Achte dabei darauf, dass die beiden Töne genau gleichzeitig klingen (also kein Versatz dazwischen ist).
Mach am Anfang auch Einzelne Anschläge, und steigere das bis auf vier Anschläge in Folge mit derselben Fingerkombination.

Stop. Mach erst weiter, wenn das mit den benachbarten Fingern und schönem, musikalischen Ton funktioniert, und sich mit allen Fingerkombinationen annähernd gleich anhört.

Jetzt nimm dir die restlichen Fingerkombinationen vor:

1+3, 2+4, 3+5, 1+4, 2+5, 1+5

Auch wieder jeweils einzeln, von einer bis zu vier Wiederholungen derselben in Folge.

Wenn du auch diese jeweils viermal locker in Folge anschlagen kannst, dann kannst du dir noch die Dreiklänge vornehmen:

1+2+4, 1+2+4, 1+2+5, 1+3+4, 1+3+5, 1+4+5, 2+3+4, 2+3+5, 2+4+5, 3+4+5

Wenn Du möchtest, jetzt auch noch die Vierklänge und alle Finger gleichzeitig. Aber erst, wenn alle Finger funktionieren.

Je weiter du in den Übungen fortschreitest desto mehr wirst du merken, dass aufgrund des erhöhten Gewichts, das gleichzeitig gedrückt werden muss, die Abstimmung im Körper immer besser werden muss, damit die "schnelle" Fingermuskulatur in Zusammenarbeit mit Impulsen aus dem Rumpf, Arm, Handgelenk den Tastendruck ausführen.

Eine Terz zu spielen in 3+5 ist deshalb schwieriger, weil doppelt soviel Gewicht bewegt werden muss als bei einem einzelnen Ton. Dein vierter Finger will da "mithelfen". Das musst du ihm erst mal abgewöhnen. Funtkionieren tut das über die anfänglichen Einzeltonübungen und langsame Steigerung, damit du lernen kannst, dass es nicht auf Kraft, sondern die Geschwindigkeit des korrekt ausgeführten Impulses ankommt, um die Taste zu drücken. Und Vertrauen aufbauen, dass du auch mit 3+5 diesen Impuls mit Hilfe deines Körpers immer korrekt und leicht auführen kannst. Dann braucht der Ringfinger auch nicht mehr meinen, mithelfen zu müssen und kann locker bleiben.

Und der Geist auch.

Liebe Grüße

Dana
 
danke für Deine ausführliche Antwort Dana,

aber ich bin mir nicht ganz sicher ob das auf mich zutrifft. Denn …

1. meine Hände sind beim Spielen locker
2. da ich seit 15 Jahren Gitarre spiele (und seit einer Weile auch Bass), sind sie auch fit (auch wenn auf einem anderen Instrument)
3. mir fehlt keine Kraft in den Fingern (ich denke sogar, dass man auf der Gitarre/Bass mit viel mehr Kraft aus den Fingern spielen muss, während es beim Klavier mehr aus dem ganzen Arm kommt). Sonst könnte ich keine Bendings, Hammerings und Pull-offs mit allen Fingern machen :).

das Problem ist das folgende: wenn ich einen Akkord mit 1-3-5 spielen möchte, kann ich es NICHT locker machen, weil ich dazu meinen 4. Finger "anheben" muss, bzw. daran hindern mitzuklingen. Und NUR diese Bewegung alleine, verursacht mir Probleme.

Gerade wenn man die Hand hebt (also keine aufliegenden Finger) und dann mit Hilfe der Schwerkraft einen Akkord spielt, kann ich es nicht ohne Anstrengung verhindern, dass mein 4. Finger bei 3-5 mit ertönt.
Um den 4. Finger von diesem Mitspielen abzuhalten, muss ich Spannung im Handrücken aufbauen, welche für mich sehr unangenehm ist.

Ich kann auch 3 Stunden am Stück am Piano sitzen und habe keinerlei Ermüdungserscheinungen. Es sei denn, ich "zwinge" mich dazu Akkorde mit 1-3-5 zu spielen, dann ermüdet mein Handrücken schon nach 2-3 Minuten.

Ich habe mal an einem Tag vielleicht 5 Minuten lang eine Übung gemacht, bei der ich immer wieder 1-3-5 benutzt habe. Es waren wirklich nicht mehr als 5 Minuten! In den nächsten 2-3 Tagen habe ich einen seltsamen "Schmerz" im Handrücken gespürt.

Da ich früher jahrelang Sport auf Amateurniveau betrieben hab, kann ich, wenn es um meinen eigenen Körper geht, sehr gut zwischen einem Muskelschmerz, der durch Erschöpfung kommt (den man als Sportler als angenehm empfindet!), und einem ungesunden Schmerz unterscheiden :D. Aus diesem Grund weiß ich, das da etwas nicht stimmt, aber ich weiß nicht was ich dagegen machen kann.

Eine Vermutung noch: ich habe keine Hammermechanik, sondern "nur" Anschlagdynamik, die ich jedoch als angenehm und nicht zu weich empfinde. Kann es sein, dass sie im Vergleich zu Hammermechanik doch zu leichtgängig ist und ich deswegen immer mit dem 4. Finger ungewollt die Taste aktiviere?

P.S. oh, sorry, ich sehe, ich habe oben das Wort "Piano" benutzt was ja eigentlich falsch ist, denn ich habe im Moment nur ein Keyboard. Das liegt daran, dass ich irgendwie immer automatisch Piano sage wenn ich von Klassischer Musik spreche. War nicht meine Absicht.

P.P.S. ich will eigentlich nie so viel schreiben :(
 
aber ich bin mir nicht ganz sicher ob das auf mich zutrifft. Denn …

Doch, das Phänomen ist dasselbe.

1. meine Hände sind beim Spielen locker

Anscheinend eben nicht, was die Steuerung des Ringfingers anbetrifft.

3. mir fehlt keine Kraft in den Fingern (ich denke sogar, dass man auf der Gitarre/Bass mit viel mehr Kraft aus den Fingern spielen muss, während es beim Klavier mehr aus dem ganzen Arm kommt). Sonst könnte ich keine Bendings, Hammerings und Pull-offs mit allen Fingern machen :).

Das sind andere Muskelfasern, die benötigt werden, und andere Bewegungen.


das Problem ist das folgende: wenn ich einen Akkord mit 1-3-5 spielen möchte, kann ich es NICHT locker machen, weil ich dazu meinen 4. Finger "anheben" muss, bzw. daran hindern mitzuklingen. Und NUR diese Bewegung alleine, verursacht mir Probleme.

Und eben genau da liegt dein verkrampfendes Missverständnis. Du musst eben nicht den 4. Finger anheben, sondern ausschließlich den 3. und 5. Finger absenken, ohne dass es der Ringfinger auch tut. Das ist ein völlig anderer Impuls, der vom Gehirn ausgeht. Das gleichzeitige Anheben des 4. Fingers führt *zwangsweise* zu einer Verkrampfung.

Du must genau genommen eigentlich nie einen Finger "anheben" beim Spielen, außer ihn wieder in die Ausgangsposition zurück zu bringen, von der aus er abgesenkt wurde. Die Grundstellung geben Unterarm und Handgelenk durch die Haltung des Handtellers vor.

Gerade wenn man die Hand hebt (also keine aufliegenden Finger) und dann mit Hilfe der Schwerkraft einen Akkord spielt, kann ich es nicht ohne Anstrengung verhindern, dass mein 4. Finger bei 3-5 mit ertönt.

Wenn das stimmen würde, dann wärst Du nicht in der Lage, deine Finger leicht auf der Tastatur ruhen zu lassen. Da das aber mit allen fünf Fingern geht, sind deine Finger nicht zu schwer, als dass Du sie über der Tastatur halten könntest. Das sind sie bei niemandem, egal wie leichtgängig die Tastatur ist, man müsste schon sehr grobschlächtig sein.

Um den 4. Finger von diesem Mitspielen abzuhalten, muss ich Spannung im Handrücken aufbauen, welche für mich sehr unangenehm ist.

Das ist sie für jeden. Genau die mein ich. Die muss weg. Die geht aber erst weg, wenn der 3. und 5. Finger die Bewegung richtig, und ohne den 4. ausführen. Dazu ist es notwendig, die Finger einzeln zu üben.

Ich kann auch 3 Stunden am Stück am Piano sitzen und habe keinerlei Ermüdungserscheinungen. Es sei denn, ich "zwinge" mich dazu Akkorde mit 1-3-5 zu spielen, dann ermüdet mein Handrücken schon nach 2-3 Minuten.

Weil du diese Bewegung falsch ausführst.

Ich habe mal an einem Tag vielleicht 5 Minuten lang eine Übung gemacht, bei der ich immer wieder 1-3-5 benutzt habe. Es waren wirklich nicht mehr als 5 Minuten! In den nächsten 2-3 Tagen habe ich einen seltsamen "Schmerz" im Handrücken gespürt.

Das rührt daher, dass du dabei im vierten Finger eine überflüssige Spannung aufbaust, die Dir die Hand ruiniert.

Aus diesem Grund weiß ich, das da etwas nicht stimmt, aber ich weiß nicht was ich dagegen machen kann.

Das versuche ich zu beschreiben: Du musst lernen, die anderen Finger einzeln abzusenken, so dass der 4. Finger einfach nur liegen bleibt. Das ist ein reines Technik-Problem. Er muss nicht "oben gehalten werden". Die Vorstellung ist falsch. Diese Vorstellung löst eine Muskelverkrampfung im Handrücken aus. Richtig wäre, von der lockeren Grundstellung aus die Finger abzusenken. Wenn du das mit allen Fingern einzeln kannst, dann kannst Du das auch mit 3 und 5 zusammen, denn da ist kein Lastwechsel, der dich daran hindern würde. Alleine Dein Gehirn hat gelernt, dem 4. Finger diesen Impuls geben zu wollen oder zu meinen, ihn "oben halten" zu müssen, weil er anfänglich mithelfen wollte. Tatsache ist, dass Du lernen musst, 3 und 5 einzeln abzusenken, und nich 4 "oben zu halten".

Eine Vermutung noch: ich habe keine Hammermechanik, sondern "nur" Anschlagdynamik, die ich jedoch als angenehm und nicht zu weich empfinde. Kann es sein, dass sie im Vergleich zu Hammermechanik doch zu leichtgängig ist und ich deswegen immer mit dem 4. Finger ungewollt die Taste aktiviere?

Je stärker die Gewichtung, desto mehr Gewicht darf der Finger natürlich bringen, bevor die Taste fällt. Es wird relevant, wenn Du größere Sprünge machst, oder weite Akkorde spielst, und andere Tasten "im Weg sind". Die gesagten Bewegungen in Grundstellung kannst Du allerdings auch auf einer Waterfall-Tastatur üben. Du kannst sie mit jeder Tastatur üben, insofern du in der Lage bist, deine Fingerspizten auf die Tasten zu legen, ohne dass ein Ton klingt. Als Bassist schaffst Du das bestimmt auch mit der leichtgängigsten handelsüblichen Tastatur.


Viele Grüße

Dana.
 
Den Denkansatz, ich kann Gitarre spielen und jetzt sollte es mit Piano/Keyboard auch klappen, halte ich für etwas naiv und zwar aus Selbsterfahrung. Ich spiele durchaus auch schon einige Jahre Klavier mit 'ner langen Pause, so von 15 - 35 *gg*. Mit knapp 40 habe ich dann Gitarre angefangen und dachte ebenso. Kann ja kein Problem sein, die paar Griffe. Mhm, tja, isses aber .... Irgendwie andere Anforderungen an die Hände.

Bei einer Keyboardtastatur brauchst du keine Kraft und das ist das Schwierige daran. Durch den nicht vorhanden Widerstand ist eine Dosierung ungemein schwierig. Öffne mal eine Türe, die aussieht wie 'ne Bunkerstahltüre, die aber nur 'ne Holz- u. Papierkonstruktion ist :D.

Bei einer Hammermechnik hättest du dafür wahrscheinlich weniger Probleme mit mitklingenden Tönen. Aber auch nur, weil der Tastenwiderstand dein Freund ist. Habe mich gerade mal ans Klavier gesetzt und "mich beobachtet" wie ich einen Akkord anschlage. Das kommt aus dem Unterarm und aus den Fingern - nicht aus der Hand (also Handgelenk). Hängt dann auch von der Fortführung ab.

Wenn also z.B. einfach nur C-E-G gehämmert gespielt wird - dann mach das der Unterarm. Wenn ich jetzt aber mal C-E-G, H-D-G im Wechsel spiele, dann passiert da mehr mit den Fingern + kurze Unterarmimpulse. Das Handgelenk macht da nichts.

1-3-5 spiele ich jetzt z.B. für Akkorde in Grundstellung fast nicht, außer z.B. oben genanntes Beispiel. Ich nehme da mehr 1-2-4, 1-2-3, hängt von den nächsten Zielen ab.

Die Übungen die Dana genannt hat sind super, ich glaube aber, dass die für einen Anfänger auf 'ner Keyboardtastatur sauschwer sind. Da möchte ich dir empfehlen eine gewichtete Tastatur zu verwenden. Mal als Vergleich: Bendings auf meiner Westerngitarre sind (für mich) auch irgendwie schwieriger zu spielen als auf meiner Strat. Bitte jetzt keinen Besaitungsnebenthread eröffnen ;). Und da sollte man sich vom Leichteren zum Schwereren vorarbeiten.

Hab Geduld mit deinen Händen :great:.

Grüße
Dirk
 
Den Denkansatz, ich kann Gitarre spielen und jetzt sollte es mit Piano/Keyboard auch klappen, halte ich für etwas naiv und zwar aus Selbsterfahrung. Ich spiele durchaus auch schon einige Jahre Klavier mit 'ner langen Pause, so von 15 - 35 *gg*. Mit knapp 40 habe ich dann Gitarre angefangen und dachte ebenso. Kann ja kein Problem sein, die paar Griffe. Mhm, tja, isses aber .... Irgendwie andere Anforderungen an die Hände.

Bei einer Keyboardtastatur brauchst du keine Kraft und das ist das Schwierige daran.

Bei einer Hammermechnik hättest du dafür wahrscheinlich weniger Probleme mit mitklingenden Tönen. Aber auch nur, weil der Tastenwiderstand dein Freund ist.

Grüße
Dirk

Mir ist das jetzt erst beim Lesen aufgefallen: Wenn Du am Keyboard spielst(auch bei Anschlagdynamik), brauchst Du natürlich viel weniger Kraft und ein E-Piano mit guter Hammermechanik, besser noch ein akustisches Klavier sind da natürlich ganz andere Welten, wie oben schon gesagt wurde.

Auch der Unterschied der Hand- und Fingerhaltung eines Gitarristen und eines Klavierspielers ist natürlich enorm.
Vielleicht liegt der Fehler größtenteils darin, dass Du als Gitarrist ja sehr viel stärkere Krümmung der Finger beim Spielen praktizierst und das beim Klavierspielen automatisch genauso machst.
Die Haltung beim Klavier sollte so sein, dass die Hand wie beim Gehen locker mit leichter , natürlicher Krümmung auf den Tasten liegt.
Achte auch darauf, dass Du die richtige Sitzhöhe hast, d.h. Handgelenk sollte nicht nach unten oder oben gewölbt sein, sondern gerade auf Höhe der Tastatur liegen.
 
Ich kann das als Anfänger ebenfalls bestätigen. Riesige Probleme in der Dynamik und schnell Schmerzen und Verkrampfungen auf ungewichteten Tasten. Dann auf gewichtete Tasten umgestiegen und es ging auf Anhieb besser!

Aber was noch viel schöner ist, wenn ich jetzt wieder auf ungewichteten spiele geht es dort ebenfalls besser. Ich finde gewichtete Tasten definitiv besser für die Hände und zum Lernen.
 
Als nette Übung zu empfehlen ist auch folgende (Bsp. rechte Hand):

Hand in Grundstellung C-Dur, C-D-E-F-G 1-2-3-4-5. Eine Taste drücken (C=1), dann die anderen Finger laufen lassen D-E-F-G-F-E-D .... Nächster Finger (D=2), C-E-F-G-F-E-C .... etc.

Und wenn dir da beim Ringfinger der Schweiß ausbricht, das ist normal. Schön langsam, Finger evtl. mit der anderen Hand festhalten. Und hör auf, bevor es schmerzt.

Die Übung ist glaube ich aus dem Keyboard Wizardry von Jordan Rudess.

Grüße
Dirk
 

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