Zu den Mechaniken, sind die bei der Gibson Studio so schlecht?
Wenn es aktuell immer noch die gleichen sind wie bei meiner: ja. Entweder sind die generell mies oder es gibt immer wieder Ausreißer, das Problem haben jedenfalls viele LP Studio-User. Ich hab bei mir nach allen möglichen Ursachen gesucht, und nach dem Tausch waren die Probleme schlichtweg nicht mehr da.
Gruß, bagotrix
---------- Post hinzugefügt um 10:54:05 ---------- Letzter Beitrag war um 09:56:21 ----------
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Der Kollege ist nicht von Duncan, sondern es handelt sich um Jerry Donahue, der ja nun nicht irgendein Nasenbohrer, sondern ein echter Virtuose und ausgebuffter Vollprofi ist (such mal auf YT, lohnt sich!). Ich bezweifle, dass der schlecht abgerichtete Sättel auf seinen Gitarren hat. Du hast natürlich recht, dass das oft ein Problem ist, aber eben nicht
immer, wie Du schreibst. Ich selbst lege (auch darum) sehr viel Wert auf den Sattel, ich schnitze auch mal einen aus dem vollen Knochen und hab auch bei meinen FR-Klampfen das Holz runtergefeilt und den Klemmsattel optimal tiefergelegt. Bei der Einstellung der Oktavreinheit war ich oft geradezu manisch, trotzdem war ich nie ganz zufrieden mit dem Klang der Akkorde.
Mal ehrlich: Ich hatte schon vor Jahren schon mal was ähnliches gelesen, hielt das selber jedoch für Quatsch. So nach dem Motto: Ich hab ja mein Stimmgerät, und das zeigt mir an, was
richtig ist. Es kam mir geradezu widernatürlich vor, die Gitarre falsch einzustellen. Als ich unlängst den Artikel gelesen hab, siegte die Neugier (und die latente Unzufriedenheit) über meine Sturheit und ich habs einfach probiert. Ich war überrascht, wie sehr sich der Klangeindruck veränderte, auf einmal klangen auch Zwei- und Dreiklänge voll verzerrt in hohen Lagen irgendwie runder und nicht so harsch.
Auch wenn es mit den leidigen Tele-Reitern anfing, handelt es sich bei Jerrys Abweichungen von "Schema F nach Stimmgerät" jedoch nicht um "Tricks", die eine unzureichende oder schlecht eingestellte Gitarre ausgleichen sollen, sondern um einen wenig bekannten Lösungsansatz für ein Problem mit zwei Aspekten:
Zunächst mal wäre da die Steifigkeit der Saiten, sodass diese nicht wie im physikalischen Modell ab der Aufhängung, sondern eben erst etwas davon entfernt schwingen. Ein perfekter Sinus sieht anders aus, und der Haken ist nun, dass die Schwingung auch noch bei jeder Saite an einer anderen Stelle beginnt. Deshalb muss ja die Oktavreinheit überhaupt eingestellt werden, und schon das stelllt eine Abweichung vom mathematischen Ideal dar. Mit der Einstellung kannst Du ja auch nur an einem Ende der Saite was ändern, und bei der gegriffenen Saite verändert sich der Schwingungspunkt auch nochmal leicht, schon aufgrund der geringeren schwingenden Gesamtmasse. Die Oktaveinstellung selbst ist also schon ein Kompromiss, der nur dafür sorgt, dass
ein bestimmtesIntervall (nämlich die Oktave) auch gegriffen rein klingt. Alle anderen bleiben logischerweise außen vor.
Das andere Problem ist die Inkonsistenz unseres Tonsystems, das weder mathematisch noch gehörmäßig ganz "aufgeht". Anfangs versuchte man das ja, und das Resultat war, dass bei 100 % korrekten Intervallen die Akkorde immer schiefer wurden, je weiter man vom tonalen Zentrum des Tonsystems abwich. Resultat der Probleme und der Lösungsansatz war dann die Wohltemperierte Stimmung, die wir heute ganz überwiegend verwenden. Die ist also schon auf dem Klavier ein einziger Kompromiss. Btw, das ist auch der Grund, warum Klavierstimmer ihre Ohren benutzen und nicht einfach jedermann mit einem Strobotuner und einem Stimmschlüssel ein Klavier in Stimmung bringen kann.
Auf bundierten Instrumenten verschärft sich das Problem durch die beständige Änderung der schwingenden Saitenmasse bei gegriffenen Tönen. Statt einer eindeutigen, "richtigen" Lösung kann es daher immer nur darum gehen, eine angenehme, harmonische Abstimmung zu finden, die in möglichst allen Lagen funktioniert. Meine ohren sagen mir: Wenn ich die Oktave perfekt nach Stimmgerät einstelle, muss ich die Saiten immer anhand der Akkorde überprüfen. Mal klingt der A-Moll perfekt und der D-Dur kratzt irgendwie, oder umgekehrt. Verändere ich die Feinstimmung so, dass bestimmte Akkorde harmonischer klingen, mache ichs bei anderen nur schlechter. Ich kann nur sagen, dass mir die etwas unkonventionelle Jerry Donahue-Einstellung zu wesentlich runder und angenehmer klingenden Akkorden verholfen hat. Ich merke sogar, dass ich manche bisher offensichtlich unbewusst gemieden hatte, weil sie nicht so schön klangen.
Selbst wenn Du also meinst, dass Du zur Zeit schon völlig zufrieden bist: Probiers einfach mal aus, dann kannst Du es doch am besten beurteilen. Sorry, wenn ich jetzt so missionarisch klinge, aber mich hat es echt ein Stück weiter gebracht.
Gruß, bagotrix