Proberaumakustik verbessern

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Hallo,

meine Bandkollegen und ich wollen die Akustik unseres Proberams verbessern. Hierzu brauch ich eure Hilfe. Denn...

1. Wieviel Prozent der Flächen sollte man mit Schaumstoffen versehen? Decke + die 4 Wände unseres Proberaumes haben ein Gesamtfläche von ca. 48 qm.

2. Wie dick sollte der Schaumstoff sein? Mindestens 5 cm, oder?

3. Muss der Schaumstoff Pyramiden- bzw. Noppenform haben?

4. Wo sollte der Schaumstoff am besten angebracht werden? Im Internet habe ich gelesen, dass man den Bereich um das Schlagzeug auf jeden Fall damit eindecken sollte.


Achja, Isolierung ist uns nicht wichtig.
 
Eigenschaft
 
1. Wieviel Prozent der Flächen sollte man mit Schaumstoffen versehen? Decke + die 4 Wände unseres Proberaumes haben ein Gesamtfläche von ca. 48 qm.

Wie groß ist das Raumvolumen?
Wie genau sind die Wände, Fussboden, Decke beschaffen? Beton? Roher Beton? Verputzt? Gipskarton? Holz? Teppich? Betonboden? Fenster?
Wie sind die jeweiligen Maße?

2. Wie dick sollte der Schaumstoff sein? Mindestens 5 cm, oder?

Geht. Aber dann mindestens 5 cm von der Wand weg.
10 cm wenn es massiver Schaumstoff ist.

Am besten in die Ecken schräg Dämmung anbringen (Rockwool, Thermowall) oder halt die Ecken komplett dreieckig füllen. Für eine Ecke brauchst du 1,5 Pakete Rockwool).

3. Muss der Schaumstoff Pyramiden- bzw. Noppenform haben?

Nein. Im Gegenteil. Da wo die Noppen sind, fehlt ja quasi Material. Dewegen entspricht 4" Pyramidenschaum auch 2" glatten Schaum.
Billiger ist 100mm Rockwool oder Thermowall. Gestell gebaut, Dämmung rein, Luftdurchlässigen Stoff drüber.

4. Wo sollte der Schaumstoff am besten angebracht werden? Im Internet habe ich gelesen, dass man den Bereich um das Schlagzeug auf jeden Fall damit eindecken sollte.

Erstmal da wo es hässliche Reflexionen gibt. Zwischen parallelen Wanden. Gegebenfalls über Schlagzeug. Ansonsten taktisch verteilt im Raum.
Wichtig ist, die Bässe zu bedämpfen, dann ist ein Großteil der Höhen (die man gar nicht so bedämpfen muss) gleich mitbedämpft. Die meisten machen den Fehler, überall dünnen (da billigen) Noppenschaum zu verteilen. Damit wird der Raum extrem trocken und dumpf, rumpelt aber immer noch in den Bässen. Dazu kommt dass der tote Sound gerade den Drummer animiert noch mehr reinzuhauen -> es wird lauter. Aber da stört euch ja nicht.

Achja, Isolierung ist uns nicht wichtig.

Sehr gut.
 
1. Das Raumvolumen dürfte etwa 35 m³ betragen. Wände bzw. Decke sind aus Beton, verputzt. Teppiche kommen auf den Fliesenboden.
Maße ca.: Wand 1,2: 5*2; Wand 3+4:3,5*2

2. Kann der Schaumstoff wirklich glatt sein? Hab bisher nichts davon gelesen.

3. Wie bringe ich den Schaumstoff an? Habe gelesen, dass zwischen ihm und der Wand am besten 5 cm Abstand sein sollten, wie ja auch du geschrieben hast. Was bringt das?
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Das Raumvolumen dürfte etwa 35 m³ betragen. Wände bzw. Decke sind aus Beton, verputzt. Teppiche kommen auf den Fliesenboden.
Maße ca.: Wand 1,2: 5*2; Wand 3+4:3,5*2

Muss ich mal rechnen. So als grober PI mal daumen sollte die Fläche einer kompletten Wand mindestens sein (was aber nicht bedeutet nur diese eine Wand).
Wichtig sind Bassabsorber in den Ecken. Beton hat kaum Absorbtion im Bassbereich, wie es überhaupt kaum Absorbtion hat. Die Teppiche machen den Raum leicht dumpfer. Schon deshalb sollte man nicht so viel dünnen Schaum verbauen.

Mal kurz zu Physik des Schaumstoffs (die Oberflächenform ist für Schall der frontal eintrifft egal.) Es sollte nur wirklich Akustikschaum sein oder Mineralwolle oder
Hanfwolle. Denn es muss poräs sein. Irgendwelcher Schaumstoff oder Stypor funktonieren nicht.
Also Schall trifft auf Wand. Dort wird er reflektiert. Der Schalldruck an der Wand ist also doppelt so hoch (also 6dB mehr Pegel). Deshalb dämmt man an der Wand.
Gerade Bässe "sammeln" sich in den Ecken. Daher dämmt man Bässe am effektivsten in den Ecken. Ecke heisst auch es ist noch eine Wand (12dB mehr Pegel) und eine Raumecke (Decke, Wand, Wand) ist schon (18dB).
Dummerweise ist die Schallschnelle, die Geschwindigkeit der Molekülbewegung an der Wand 0. Sie ist zum Schalldruck phasenverschoben. Die Schallschnelle ist bei lambda/4 von der Wand am größten. Dort arbeiten poröse Absorber auch am effektivsten, denn gerade die Molekülbewegung soll gebremst werden.
Bei 1000 Hz ist die Wellenlänge lambda = 34cm. Ein Absorber sollte also theoretisch ca. 7 - 8 cm von der Wand weg sein um 1000 Hz effektiv zu dämmen.
Bei 10000 Hz ist die Wellenlang 3,4 cm. 7mm dicker Absorber (der Teppich) dämmt hier schon wirkungsvoll.
Aber bei 100Hz ist die Wellenlänge 3,4m! Hier müsste der Absorber 70cm von der Wand wegsein bzw. so dick sein.
In Wirklichkeit ist es noch komplizierter und die Dämmung ist effektiver als obige theoretische Überlegungen. Ein 2cm dicker Absorber dämmt 1000 Hz schon sehr gut. 4cm schon bis 500 Hz. 10cm Pyramidenschaum (4") dämmt 500 Hz sehr gut und auch ein Stückweit 250Hz. Ein 10 cm dicker Absorber dämmt auch 200Hz und immerhin 30% von 100 Hz. Also Faustregel.
Statt 10 dicken Absorber an die Wand zu bauen kann man auch einen 5cm dicken Absorber mit 5 cm Abstand anbringen. Das wirkt dann ähnlich.
Aber dieses Prinzip nicht übertreiben. Ein 1cm dicker Absorber 70 cm von der Wand weg ist kein guter Bassabsorber! Sondern nur für ziemlich genau eine Frequenz. Bringt man Absorber mit Abstand zur Wand an, verschlechter sich die Dämmung in hohen Frequenzen und zwar periodisch. Der Frequenganz wird in den Höhen wellig. Alleerdings bei 5cm Abstand und 5cm Dicke ist diese Welligkeit irgendwo bei 10kHz aufwärts, also irrelevant.







2. Kann der Schaumstoff wirklich glatt sein? Hab bisher nichts davon gelesen.

3. Wie bringe ich den Schaumstoff an? Habe gelesen, dass zwischen ihm und der Wand am besten 5 cm Abstand sein sollten, wie ja auch du geschrieben hast. Was bringt das?[/QUOTE]
 
Ich möcte hier nochmal was zur noppenstruktur von akustikschaum sagen, da es hier viele missverständnisse gibt.

Die Noppenform, oder Pyramidenform ist so gewollt, und hat auch ihren Zweck.
Bei AKustikschaum handelt es sich um materialien mit sehr hohen Strömungswiderstand, und einer sehr hohen Oberflächenimpedanz.
Umso größer der unterschied zwischen zwei medien ist, durch die der Schall hindruchströmt, umso höher ist der Reflexionsgrad an der Grenzschicht.
Die Oberflächenimpedanz wird bei flacheren Einfallswinkel immer höher, somit erhöt sich der Reflexiongrad, und folglich verringert sich der Absorptionsgrad.
Damit also materialien mit hohen Strömunngswiderstand optimal wirken, wurde eine Struktur geschaffen, die die reflektionen von flach eintreffenden Schallwellen so umleiten, dass sie an einer anderen Stelle möglichst steil auf den Absorber auftreffen, somit also ein geringerer Reflektionsgrad vorhanden ist.
Als Bild zu veranschulichung diese effekts könnt ihr euch einen flachen Stein vorstellen, den ihr über das wasser hüpfen lasst. umso flacher der winkel, umso höher ist der wasserwiderstand, also prallte der Stein einfach ab. umso steiler der Winkel, umso geringer der Oberflächenwiderstand, und der stein geht unter.

des weiteren hat Die Noppen oberflächenstruktur natürlich den vorteil bei erheblicher mateialersparniss, nur geringfügige einbussen der akustischen Eigenschaften zu erkaufen. Also sagen wir mal 30 % weniger material, bei nur 15% weniger Performance (Phantasiewerte!!!!!).

Ich hoffe das hilft einigen den Grund für die Oberflächenstrukturen besser zu verstehen.


cheers
Mika:)
 
Hallo Miki,

deswegen schrieb ich ja auch, dass es bei senkrecht, also frontal, einfallenden Schall egal sei.

Aber jetzt interessiert es mich doch mehr wie 4" Pyramidenschaum vs. 4" (rund 100mm) massiver Schaum (basotek, Rockwool etc.) im Raum wirkt.
Das würde bedeuten der 4" Pyramidenschaum absorbiert mehr, dafür aber nur bis zu einer höheren Grenzfrequenz?
 
Ich suche mal beispiele raus demnächst
 
Hm :(
Irgendwie gibt es auf den herstellerseiten nur Absorptionsmessungen nach DIN EN ISO 354, die aber wenig über den Reflektionsgrad bei unterschiedlichen einfallswinkeln aussagen.

Ich werde wohl , wenn ich zeit habe, eigene messungen machen müssen.
Sorry, dauert wohl noch etwas:(
 

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