Guten Morgen, Klangbutter,
aus meiner bescheidenen Sicht erstmal etwas vorab: die Instrumente, die
deine Begeisterung wecken, sind nicht unbedingt direkt und zwangsläufig auch die richtigen für
deine Schüler, weshalb du sicherlich gut daran tust (und machst du ja auch), dir auch einen Marktüberblick zu verschaffen. Ein Beispiel, was ich meine:
Unter einem 5-chörigen Bass machen wir's nicht. Und der muss dann auch "voll schaltbar" sein, also 7 Bassregister... Cassotto ja sowieso... Bei einem 72-Bässer mit dieser Ausstattung zahle ich ja schon einen Mindermengenaufschlag, weil es das halt nicht so häufig gibt. Und meiner Meinung nach ginge es halt auch eine Nummer "kleiner", also mit weniger Ausstattung. Mir würde es sehr schwer fallen, hier sauber zu trennen und rauszuarbeiten, was ist jetzt eigentlich "gute Qualität", die ich erreichen will und was ist "Luxus". rund 6.000 Euronen wirst du bei niemandem einfach so in Bewegung setzen können.
Aber zu deinen eigentlichen Fragen:
Aber was macht Eltern heiß? Wahrscheinlich eine allgemeine Werbestrategie?
Was Eltern, bei allen sicherlich existierenden Gegenbeispielen, meiner Meinung nach überzeugt, ist das Wohl Ihres Kindes. Das mag abgedroschen klingen, aber idR will man mit dem Musikunterricht etwas Gutes fürs Kind. Deswegen sind die Kinder da iim Musikunterricht.
Jeder Werbestratege lügt.
Und genau das solltest du nicht tun. Also nicht so:
Liebe Frau Reich-Schröder,
ich brauche zum Sommer mein Leihinstrument zurück!
Aber ich hätte da ein schönes Angebot für ihren Sohn Weissnochnicht Reich-Schröder:
Es hat Goldkanten und Cassotto, Perlmutttasten und einen super dichten Balg. Alles ist in liebevoller Handarbeit gefertigt und die vier Chöre wurden von nackten Jungfrauen im Vollmondschein eingespielt ... kurz, es ist genau das richtige für Ihren Sohn Weissnochnicht. Nicht endende Freude und Staunen ringsumher sind garantiert, aber er lernt damit auch viel mehr und kommt schneller und leichter zu Erfolgen. Der Lehrer wird beglückt sein! Ihr Sohn wird ein Star sein! Solch ein Instrument formt den edlen Geschmack von Weissnochnicht in kunstvollster Weise. Es ist jeden Cent der nur 6000 Euro wert, weil es durch Qualität überzeugt und Musik sowie den Spieler auf ein neues Level hebt. Kein anderes Spielzeug, kein Computer ist so fesselnd und so wertbeständig, nichts kann dieses Instrument ersetzen. Der Klang und die Handhabung sind verschmolzen, es spielt in unbeschreiblicher Weise wie von selbst. Dieses Instrument ist mehr als die Summe seiner Teile! In magischer Einzigartigkeit wird Hänschenklein zur Symphonie!
Es könnte entweder schon das Endgerät sein, denn besser geht es nicht mehr. Falls ihr Sohn Weissnochnicht wider Erwarten wirklich doch etwas anderes machen möchte, werde ich alles daran setzen, dass es jemand aus meiner Klasse abnimmt.
So ein feines Teil -
also wirklich ... kaufen Sie lieber schnell, denn Akkordeons werden immer teurer!
Denn eigentlich willst du doch gar kein Akkordeon verkaufen:
Ich wollte hier Argumente sammeln, die aus Kundensicht 6000 Euro (oder wenigstens 3000 Euro) rechtfertigen.
Besonders aus Furcht vor einem geheimen Spontankauf bei ebay! Ich muss mich einmischen, ob ich will oder nicht, weil sonst das Billigste gekauft wird. Das ist nun einmal so.
Und daher probiere es mal mit der "Wahrheit":
Liebe Familie xy,
sicher haben Sie auch schon bemerkt, dass für Weißnochnicht der Zeitpunkt gekommen ist, ein größeres Instrument anzuschaffen. Einerseits benötigen wir die kleinen Leihinstrumente zurück für die Erst- und Zweitklässler, andererseits reichen sie für die musikalische Entfaltung von Weißnochnicht bei Weitem nicht aus. Solche kleinen Instrumente werden nur gebaut, weil ein musikalisch vollwertiges Instrument den Kleinsten ganz einfach zu groß und zu schwer ist. Weißnochnicht ist mittlerweile groß genug, dass wir ihn nicht mehr länger mit diesem künstlichen Handicap zurechtkommen lassen müssen.
Leider ist das Angebot an passenden Instrumenten sehr unübersichtlich, und erfahrungsgemäß können Sie bei einer Anschaffung sehr viel falsch machen, was hinterher Ihre Ohren und leider auch Weißnochnicht ausbaden müssten.
Damit es nicht hierzu kommt biete ich Ihnen meine Hilfe bei der Auswahl eines soliden und geeigneten Instruments an, mit dem Weißnochnicht noch viele Jahre Freude haben kann.
Ich möchte Sie ausdrücklich vor einem Spontankauf in Internetauktionshäusern warnen, da gerade auch unter Gebrauchtinstrumenten sehr viel Ramsch herumgeistert, den Sie wahrscheilnich nicht ohne Weiteres als solchen entlarven werden können.
Als Minimalanforderung in pcto. Ausstattung sollten Sie auf folgende Eckdaten achten:
...
Wünschenswert wäre darüber hinaus: ...
...
In der Anlage habe ich Ihnen ein paar unverbindliche Beispiele angefügt. Sicherlich ist auch für Weißnochnicht ein attraktives Instrument dabei und wenn nicht finden wir zusammen ganz bestimmt das Passende.
Zuguter Letzt: Sparen Sie bitte bei der Anschaffung, die wohlüberlegt sein will nicht am falschen Ende. Die Wiederverkaufswerte für Billiginstrumente betragen in der Regel nur einen Bruchteil des Anschaffungswerts, wenn sie sich überhaupt verkaufen lassen. Wertigere Modelle sind erstaunlich wertstabil und erzielen als gepflegte Instrumente auch nach über einem Jahrzehnt noch Spitzenpreise bei einem Wiederverkauf. Da an unserer Musikschule immer wieder Talente nachwachsen werden, sollte an künftigen Interessenten kein Mangel herrschen.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich von keinem Hersteller oder Händler eine Provision bekomme: wichtig ist also nicht, welche Marke draufsteht, oder woher Sie das Instrument beziehen, wichtig ist, dass es das richtige für Weißnochnicht ist.
Gerne stehe ich Ihnen für ein vertiefendes Gespräch zur Verfügung.
Liebe Grüße, ...
Jetzt schaue ich mich um und möchte gern das Beste für meinen Schüler und bin als Kunde doch erstaunt über die Preise genau der Instrumente, die mich besonders interessieren würden.
Und da kommen dann die weiteren Beispiele hier im Thread in's Spiel: zwischen 5.900 und 3.800 liegt ein ganzes Weltmeister-Akkordeon! (Das sicherlich auch nicht schlecht ist!)
Das mit dem Melodion oder Melodica oder wie es jetzt genau heißt; Tja: auf der einen Seite ein industriell (leider!!) als "Spielzeug" vermarktetes Objekt, auf der anderen ein in Einzelserie als Exklusivität angepriesenes, historisches Unikat... Da gibt es noch eine ganze Welt dazwischen und das ist bei den Akkordeons auch so. Wobei mir eine erschwingliche Knopf-Melodika echt abgeht. Gerade im Schülerbereich in Heranführung ans Knopfakkordeon eigentlich die Wahl... Es ist ein Jammer
Vielleicht ist es auch gar nicht schlecht, mit einem Hersteller, der es kann einmal über die Abnahme von 5 oder 10 Instrumenten zu sprechen, die halbwegs individuell konfiguriert werden?
Und jetzt noch etwas anderes: Was sich die Familien deiner Schüler leisten können beurteilst nicht du! Von wegen "betuchtere Eltern sollten"... Das kannst du dir so sehr wünschen, wie du willst, du zerbrichst dir aber da einen "fremden Kopf". Du tust dir damit keinen Gefallen, das steuern zu wollen. Du kannst nur aufklären, aufklären, aufklären. Die "Fakten" hast schließlich du im Rücken: schlechte Instrumente sind schlecht, deine Motivation ist ehrenwert, wertige Instrumente haben auch einen finanziellen Wert, wer billig kauft, kauft zwei mal, du kannst ein gutes von einem schlechten Instrument unterscheiden...
So lange du versuchen wirst, den Eltern etwas zu verkaufen, obwohl du das offenkundig nicht willst, wirst du wahrscheilnich scheitern.
Wenn du versuchst, bei der richtigen Entscheidung zu helfen und vor Fehlkäufen und dem damit verbundenen Schaden zu bewahren, wird dir dies wahrscheilnich auch gelingen, da es das ist, was du selbst willst und dann auch überzeugend ausstrahlst.
Es wird natürlich trotzdem immer Unbelehrbare geben und es wird Fälle geben, die es sich tatsächlich nicht leisten können, ihrem Kind bei allem Talent ein gutes Instrument zu kaufen. Das ist aber so. Genauso, wie es Schüler geben wird, die trotz gutem Talent und hochwertigem Instrument mit 14 plötzlich doch das Instrument "an den Nagel hängen"
Also mein Fazit: die Preisgestaltung ist nicht deine Sache, deine Stoßrichtung sind gute und schlechte Instrumente. Wenn du dich dazu einlässt, die Preise zu beurteilen, wirst du damit enden, dass dieser Musikunterricht ein furchtbares finanzielles Opfer ist, da du offenbar jetzt die Preise der von dir angesehenen Instrumente (auch) für ganz schön happig hältst und dir selber scheinbar auch nicht so recht vorstellen kannst, dass Eltern das tatsächlich lockermachen...
Ich höre jetzt auf, ich komme nämlich nicht wirklich auf einen Punkt. Aber das Wesentliche sollte ich losgeworden sein und ich hoffe, noch den ein oder anderen Denkanstoß mit eingebracht zu haben.
LG Schabernakk
PS: einen Informationselternabend, bei dem Instrumente da sind wäre vielleicht auch keine schlechte Idee.
EDIT:
PPS: Die Instrumente aus deinen Beispielen verstehe ich gerade gar nicht:
Settimio Soprani: 72 Bass mit 30 Tasten und 9,5 kg... Also das sind doch eigentlich auch nicht die Eckdaten für ein Kind. Schon alleine das Gewicht. Und dann doch wieder "nur" so wenig Töne...
Das Ballone einchörig aber dafür mit Converter...
Bis auf die Anzahl der Standardbässe und dem Herkunftsland haben die beiden nicht viel erkennbares gemein. Vielleicht muss man auch noch schauen, welches überhaupt die "richtigen" Spezifikationen für ein Kind sind?
Jedes Akkordeon ist ein Kompromiss, klar ich weiß schon: fünfchöriger Standardbass + 2 chöriger Melodiebass, 4 chöriger Diskant, Cassotto, Convertermechanik und am besten noch an- und abschaltbare Helikonbässe... Nee, jetzt mal im Ernst: einen Tod muss man sterben und bei einem 72er heißt das für mich dreichörig im Diskant und 4-chöriger Bass, weil man einfach nicht zu viel Gewicht mitnehmen darf. Es geht immer noch um Kinder.