Auf die Frage, wie er denn darauf kam, mal was nicht-klassisches zu machen antwortet er sinngemäß: "Wenn ich Klassik mache, weiß ich, das ist was, das kann nicht jeder. Ich wollte einfach mal was machen, wo die Leute sagen, 'Oh, das kann ich auch...'". Ob nun absichtlich oder nicht, aber ein bisschen abwertend gegenüber Contemporary-Gesang ist es schon, wenn man sagt "das kann ja jeder..."
Das Quasthoff jemand ist, der scheinbar gerne mit seinen Äusserungen etwas provoziert, weiss man ja mittlerweile
Aber hier muss man fairerweise sagen - hab mir gerade einen Teil des Interviews angehört - dass er sagt, "er möchte es so singen, dass die Leute
das Gefühl haben: das kann ich auch." Wenn er sagt, "dass sie das Gefühl haben" heisst das ja noch lange nicht, dass er ernsthaft glaubt, dass sie es dann auch wirklich könnten
Hab mal eine Biographie von Quasthoff gelesen und kann mich dunkel erinnern, dass er glaub schon in jüngeren Jahren eine grosse Begeisterung für Jazz hatte. Also nicht irgendein Weltstar, der ebenmal so nebenher noch schnell beweisen muss, dass er auch in jedem anderen Stil der absolute Macher ist
Dazu muss man natürlich sagen, dass die italienische Sprache durch ihre weichen Übergänge und ihre günstigen Vokalstellungen quasi ideal für klassischen Gesang ist
Da sagst du was wahres! Ich singe keine Sprache so gerne wie Italienisch! Deutsch dagegen ist immer ein Riesenkrampf, ich werde von der GL aussprachemässig nie so gnadenlos kritisiert wie bei deutschen Stücken: gibt hier einfach zu viele Konsonanten
Meinst Du jetzt speziell Vertrauen in die GL oder generell Vertrauen in die Tatsache, dass man irgendwann mal "singen kann"?
Meiner Ansicht nach, kannst du das gar nicht trennen. Das wirkliche Vertrauen in die/den GL ist etwas, das erst wachsen muss und im Laufe der Zeit kommt: Wenn man sich dauerhaft im GU wohl und gut aufgehoben fühlt, die Stimme sich, auch nach ersten Anfangserfolgen (neue Besen...
) immer weiter zum Guten verändert, man zusammen mit dem Lehrer auch mal ein Tief durchgestanden hat usw. Und wenn man das Glück hat, einen GL gefunden zu haben, zu dem man ein wirklich tiefes Vertrauenverhältnis hat aufbauen können, dann hat man wie selbstverständlich auch das Vertrauen, dass man, innerhalb seiner eingen Möglichkeiten, auch irgendwann wird singen können
Wenn man nach den ersten paar Stunden ein gutes Bauchgefühl hat, sich sympathisch ist und erste positive Veränderungen an der Stimme bemerkt ist das super (war bei mir auch so) und schon mal eine gute Voraussetzung, sagt aber im Prinzip noch nicht allzuviel darüber aus, ob es der GL auch langfristig schafft, einem sicher durch den Gesangsdschungel zu navigieren.
Hier wird immer entweder Schubert oder Gounod gewünscht.
Ich finde aber beide sehr, sehr schön - vorausgesetzt sie werden von einer klassischen Sängerin gesungen.
Damit alle Ohrwürmer gleichberechtigt genannt wurden
: Ave Maria von Caccini
Im Prinzip wären sie vermutlich schon schön... wenn sie nicht in allen möglichen Versionen und "Un-Versionen" breitgesungen würden
Ich habe mittlerweile auch meine liebe Mühe damit. Ganz schlimm: wenn der Schubert kaugummiartig in die Länge gezogen wird
da kann es noch so urklassisch gesungen sein: schöner wirds dadurch auch nicht mehr