Und an den Keyboards hat die Band eine mehrfache Jugend-Musiziert-Preisträgerin, die dadurch naturgemäß eher im Bereich der "klassischen" Musik zuhause ist. .
(...)
(sie braucht aber in jedem Fall Noten)
Da liegt das erste Problem. So richtig offizielle Noten gibt es für anspruchsvolle Rock- und Pop-Songs nicht. Man findet aber schon einiges, wenn man sich in die Suche reinfuchst und Zeit hat.
Damit kommt man dann zum zweiten Problem, dass nämlich Songs mit anspruchsvollen Keyboard-Lines i.d.R. gitarrenmäßig mehr als nur fortgeschrittene Kenntnisse erfordern und von einem Anfänger-Bassisten überhaupt nicht zu stemmen sind.
Anspruchsvolles (aber nicht unbedingt Mainstreem) Material findet man z.B. mit der google Suche "Yes Band Noten"
Anspruchsvoll genug
man kann auch bei amazon suchen
https://www.amazon.de/Yessongs/dp/B000FOYJUS
... oder "Wakeman Noten"
... oder Emerson Lake & Palmer
Fanfare For the Common Man
mit Bass- und Schlagzeug-Partitur.
Natürlich kann man auch nach Noten von "aktuellerem" oder "bekannterem" Material suchen. Wie gesagt braucht man zum Finden von guten, authentischen Noten aber viel Zeit - als Schüler hat man die zwar, aber da fehlen halt leider die Erfahrungen.
Das größte Problem sehe ich aber darin, dass Keyboards und Piano gleichgesetzt werden. Klavier ist auf einem Keyboard für Rock- und Pop-Musik nur einer von 1000en von Sounds und erfordert eine von 100en von Spieltechniken. Eine prämierte Pianistin hat schlichtweg keine Ahnung von Soundeinstellungen, Spieltechniken für Synthesizer-Soli mit vom Piano völlig verschiedenen "Hüllkurven", Bedienung von Filtereinstellungen während des Spiels, Bedienung von Spielhilfen, wie Modulations-Rädern u.dgl., Bedienung von Zugriegeln, Ändern von Sounds während eines Stückes, ja nicht einmal von der Nutzung einer gesplitteten Tastatur.
Piano, vor allem das, was eine mehrfache Jugend-Musiziert-Preisträgerin spielt, ist ein Soloinstrument, während Keyboard ein Bandinstrument ist (außer der klassische "Alleinunterhalten", um den es hier aber ja nicht geht, der aber auch ganz andere Anforderungen erfüllen muss als ein Pianist).
Letztlich bleibt noch das Thema des anzuschaffenden Instruments selbst. Da kann man von 200 € bis 5000 € (und natürlich noch höher - bei mir steht das 20fache im Studio) alleine in das Instrument investieren. Jedes Modell hat so seine Schwächen und Stärken und liegt für gute Qualität - sag ich mal - im Bereich von 1000 € bis 2500 €, wobei man dann noch einen Amp und Boxen (auch bei einem Aktivsystem) braucht, dessen Qualität und damit Kosten halt auch die Qualität dessen bestimmt, was man zu hören bekommt - das sind nochmals 500 € bis 1500 €. Während es beim Klavier alleine auf das Spielen der Noten (Bedienen der Tasten) unter Berücksichtigung der Ausdrucksmöglichkeiten ankommt, erfordert jedes Keyboard eine Einarbeitung in die Programmiermöglichkeiten (analog und/oder digital), um überhaupt gewünschte Sounds auszuwählen oder gar selbst zu erstellen. Im einfachsten Fall muss die Pianistin also erst mal vielleicht 1000 Sounds, die das Keyboard als so genannte Presets mitbringt, kennen und finden, sowie deren Anpassung lernen (insbesondere bei Orgel-Sounds -> Zugriegel) und dann auch noch die Nutzung von Spielhilfen trainieren. Das alles hat sich nicht gelernt und bringt sie auch nicht mit!
Ich glaube, die Vorstellungen sind auf allen Gebieten völlig falsch. Vor allem wird sich jeder nur dann befriedigend "austoben" können, wenn ALLE Mitmusiker auf demselben Level sind. Ansonsten bestimmt der schwächste das, was die gesamte Band hervorzubringen vermag. Und, ich kann auch nicht einfach ein paar Leute, die unterschiedliche Instrumente mehr oder weniger, auf jeden Fall unterschiedlich gut spielen können, zusammenpacken und glauben, dass da jeder mit demselben Spaß dieselben Songs spielen und in einigermaßen ähnlicher Zeit lernen wird. Wenn da jeder eigentlich eine andere Richtung will, dann passen die halt nicht zusammen. Wo soll dann die Motivation herkommen, das Zusammenspiel zu trainieren? Herausragende Solisten können nicht per se erfolgreich eine Band bilden. Da gehört viel mehr dazu. Eine Rock-Band ist auch nicht mit einem Orchester zu vergleichen, in dem ich davon ausgehe, dass jedes Mitglied nach Noten spielen kann.
Aaaber, natürlich ist der Versuch nicht schlecht und sollte unbedingt unternommen werden. Einfach anfangen und an den Aufgaben wachsen. Ihr werdet dann einfach sehen, wie es sich mit wem und für was entwickelt. Erwartet aber halt nicht, dass man die Leute zusammenpackt und ihnen ein Bündel Noten gibt und man dann nach drei Tagen irgend etwas hörenswertes herausbekommt. Good Luck
und vor allem den Musikern "Viel Spaß"