IngoH.
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Liebe User,
ich wollte hier auch aus eigenem Interesse mal einen neuen Thread eröffnen und eine offene Diskussion in Gang bringen, die keine Aspekte aussperren soll. Hier können sich sowohl Leute zu Wort melden, die einfach nur in der Praxis beim Livespiel Erfahrungen gesammelt haben, aber auch Leute aus dem Business, die uns andren darlegen, warum man für ein Keyboard, Synth oder Workstation diese maximale Polyphonität ausgesucht oder entwickelt hat. Es soll hier weniger um die soundtechnischen Optionen von einzelnen Geräten gehen, sondern mehr um Wünsche, positive und negative Erfahrungen und Motive der Hersteller (z.B. Marktpreis), um auch für deren Politik ein gewisses Verständnis zu entwickeln. Ich bin vor allem auf Beiträge gespannt, in denen User berichten, dass sie Geräte wegen zu geringer Stimmenzahl verkauft, Neuanschaffungen getätigt oder mit weiteren Geräten ergänzt. Hier bringe ich nur mal einen Aspekt an, der in den 80'ern möglich war - nämlich 2 identische Boards zwecks Stimmenverdopplung via Midi zu verbinden (z.B. Alpha Juno). Unbedingt können auch Diejenigen was dazu sagen, die auf VSti oder Plug-ins zurückgreifen und evtl. deswegen überhaupt keine Probleme mehr mit Polyphonität zu tun haben (live). Im Recording mit den aktuellen Audio-Sequenzern spielt das wohl eher keine Rolle mehr.
Ich selbst möchte gerne die Diskussion eröffnen, indem ich Teile aus meiner Keyboard-Historie erzähle, die weniger durch soundtechnische Details sondern mehr durch die Limitierung der Polyphonität bestimmt waren.
Also, es trug sich zu, dass ich anno 1989 nach meiner Bundeswehrzeit den nicht im Mannschaftsheim versoffenen Sold in einen Korg M1 investiert habe um gleich danach bei einer Tanzmucke-Combo anzuheuern. Piano war in erster Linie angesagt und das vom M1 war in dieser Preisrange quasi State of the Art. Aber bald schon machte sich durch den Einsatz eines Sustain-Pedals die maximale Stimmenzahl von 16 unangenehm bemerkbar. Besonders dann, wenn man zum Füllen oder Andicken noch einen 2. OSC mit Pads oder gar eine Combi mit evtl. Bells im Diskant hinzufügte.
Es folgte ein Kassensturz und die Gelegenheit, günstig ein gebrauchtes Kawai K1II & Case zu ergattern, welches dann via Midi die additional Sounds beisteuerte oder aber Teppich legte, wenn der M1 mit seinen damals tollen "akustischen" Solo-Voices (Pan Flute, Saxophon...) glänzte.
Ein paar Jahre spielte ich für einen Freund in seiner Dark-Wave Band als Live-Unterstützung, wo auch der Onboard-Sequenzer des M1 zum Einsatz kam und ein düsteres Intro für alle Gigs abspielen sollte, in dem die 3 Bandmembers die Bühne entern. Wer je einen M1 mit seinem Sequenzer benutzt hat, weiß sicher noch, wie diszipliniert man neben den max. Events auch mit der Stimmenzahl umgehen musste. Da waren kaum 6-stimmige Akkorde möglich, wenn man noch Persussion, Noise, Bass, Seq-Ticker oder Solostimmen hinzufügen wollte; von gestackten Pads mal ganz zu schweigen.
Der Kawai musste also gehen und es wurde ein Korg 01/WFD erstanden, der mit seinen voluminösen Combis genau das Richtige für diese Mucke war. Ich sag nur "Arabian Nights. Und mit dem Sequenzer war auch aufgrund der Polyphonität von 32 Stimmen erstmal ausreichend.
Etliche Jahre später hatte sich die Tanzmucke-Szene stark verändert. Die Bands wurden immer kleiner und es wurden teilweise midi, später sogar audio-backing files eingesetzt. Häufig sollte der Keyboarder einen Bassisten ersetzen und mit der rechten Hand dann ganze Wall of Sounds liefern um dem Gitarristen, Sänger oder Saxophonisten den nötigen Background für Ihre Parts zu liefern. Bläsersätze mit manchmal 4 verschiedenen Sounds wurden gelayert, gesplittet, de-tuned und in Oktaven versetzt. Zu dieser Zeit hatte ich ein Yamaha S80, weil ich mich auch im Rock-Bereich gerne wieder den typischen Sounds wie Piano, Organ, Clavinets aber auch voluminöse Prog-Rock Stacks zuwenden wollte. Das Kurzweil PC88 war schon aufgrund der kaum editierbaren Patches mit seinen nur 32 Stimmen durchgefallen bei mir. Bei dem, was ich vorhatte, waren dann die 64 Stimmen des S80 auch sehr schnell aufgebraucht und die Kompromisse haben mich trotz der guten Soundqualität irgendwann genervt.
Jahre später hatte ich dann kurz nach Erscheinen etwa 2005 den Alesis Fusion 8HD im Blick. Da ich zu dieser Zeit neben der Tanzmucke auch in einer RockCoverband spielte, waren die Features mit verschiedenen Sound-Engines (ROM und RAM Samples, Physical und Analog Modelling, FM) und vor allem die Stimmenzahl von 240 ein Kaufgrund. Keine Ahnung, wie damaligen Leute bei Alesis diesbezüglich einen Quantensprung geschafft haben. Immerhin war zu dieser Zeit eine maximale Stimmenanzahl von 64 oder 128 noch up to date (Yamaha S90).
Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Fusion bei Einführung um die 1.500€ gekostet hat. Für mich war das damals der Gegenbeweis, dass eine hohe Polyphonität mehr Prozessorleistung und daraus folgernd zwingend einen höheren Verkaufspreis nach sich zieht.
In den Jahren darauf hat sich bei den Workstation, Synths oder Stagepianos kaum etwas geändert. Ein Schätzchen, das ich noch heute besitze hat ebenfalls aus diesem Polyphonitätsdurchschnitt herausgeragt. Das was das GEM Promega 3 mit 320 Stimmen. Klar, war anno 2001 oder so nicht gerade billig.
Heute habe ich z.B. noch ein Yamaha MOXF 8. Gnadenlos gut mit seinen Features trotz Plastikgehäuse und externem Netzteil. Aber hier sind wir (2012?) wieder bei 128 Stimmen.
Und neuere Modelle haben auch nicht mehr.
Woher kommt das? Braucht der Otto-Normal-Stage-Keyboarder nicht mehr Stimmen?
Warum sind es anscheinend immer die "Außenseiter" wie Alesis, GEM oder zuletzt Casio Privia PX-5s, die einem das bieten, was ich z.B. auf der Bühne für gute füllige Stacks, Layers, im Kopf habe?
ich wollte hier auch aus eigenem Interesse mal einen neuen Thread eröffnen und eine offene Diskussion in Gang bringen, die keine Aspekte aussperren soll. Hier können sich sowohl Leute zu Wort melden, die einfach nur in der Praxis beim Livespiel Erfahrungen gesammelt haben, aber auch Leute aus dem Business, die uns andren darlegen, warum man für ein Keyboard, Synth oder Workstation diese maximale Polyphonität ausgesucht oder entwickelt hat. Es soll hier weniger um die soundtechnischen Optionen von einzelnen Geräten gehen, sondern mehr um Wünsche, positive und negative Erfahrungen und Motive der Hersteller (z.B. Marktpreis), um auch für deren Politik ein gewisses Verständnis zu entwickeln. Ich bin vor allem auf Beiträge gespannt, in denen User berichten, dass sie Geräte wegen zu geringer Stimmenzahl verkauft, Neuanschaffungen getätigt oder mit weiteren Geräten ergänzt. Hier bringe ich nur mal einen Aspekt an, der in den 80'ern möglich war - nämlich 2 identische Boards zwecks Stimmenverdopplung via Midi zu verbinden (z.B. Alpha Juno). Unbedingt können auch Diejenigen was dazu sagen, die auf VSti oder Plug-ins zurückgreifen und evtl. deswegen überhaupt keine Probleme mehr mit Polyphonität zu tun haben (live). Im Recording mit den aktuellen Audio-Sequenzern spielt das wohl eher keine Rolle mehr.
Ich selbst möchte gerne die Diskussion eröffnen, indem ich Teile aus meiner Keyboard-Historie erzähle, die weniger durch soundtechnische Details sondern mehr durch die Limitierung der Polyphonität bestimmt waren.
Also, es trug sich zu, dass ich anno 1989 nach meiner Bundeswehrzeit den nicht im Mannschaftsheim versoffenen Sold in einen Korg M1 investiert habe um gleich danach bei einer Tanzmucke-Combo anzuheuern. Piano war in erster Linie angesagt und das vom M1 war in dieser Preisrange quasi State of the Art. Aber bald schon machte sich durch den Einsatz eines Sustain-Pedals die maximale Stimmenzahl von 16 unangenehm bemerkbar. Besonders dann, wenn man zum Füllen oder Andicken noch einen 2. OSC mit Pads oder gar eine Combi mit evtl. Bells im Diskant hinzufügte.
Es folgte ein Kassensturz und die Gelegenheit, günstig ein gebrauchtes Kawai K1II & Case zu ergattern, welches dann via Midi die additional Sounds beisteuerte oder aber Teppich legte, wenn der M1 mit seinen damals tollen "akustischen" Solo-Voices (Pan Flute, Saxophon...) glänzte.
Ein paar Jahre spielte ich für einen Freund in seiner Dark-Wave Band als Live-Unterstützung, wo auch der Onboard-Sequenzer des M1 zum Einsatz kam und ein düsteres Intro für alle Gigs abspielen sollte, in dem die 3 Bandmembers die Bühne entern. Wer je einen M1 mit seinem Sequenzer benutzt hat, weiß sicher noch, wie diszipliniert man neben den max. Events auch mit der Stimmenzahl umgehen musste. Da waren kaum 6-stimmige Akkorde möglich, wenn man noch Persussion, Noise, Bass, Seq-Ticker oder Solostimmen hinzufügen wollte; von gestackten Pads mal ganz zu schweigen.
Der Kawai musste also gehen und es wurde ein Korg 01/WFD erstanden, der mit seinen voluminösen Combis genau das Richtige für diese Mucke war. Ich sag nur "Arabian Nights. Und mit dem Sequenzer war auch aufgrund der Polyphonität von 32 Stimmen erstmal ausreichend.
Etliche Jahre später hatte sich die Tanzmucke-Szene stark verändert. Die Bands wurden immer kleiner und es wurden teilweise midi, später sogar audio-backing files eingesetzt. Häufig sollte der Keyboarder einen Bassisten ersetzen und mit der rechten Hand dann ganze Wall of Sounds liefern um dem Gitarristen, Sänger oder Saxophonisten den nötigen Background für Ihre Parts zu liefern. Bläsersätze mit manchmal 4 verschiedenen Sounds wurden gelayert, gesplittet, de-tuned und in Oktaven versetzt. Zu dieser Zeit hatte ich ein Yamaha S80, weil ich mich auch im Rock-Bereich gerne wieder den typischen Sounds wie Piano, Organ, Clavinets aber auch voluminöse Prog-Rock Stacks zuwenden wollte. Das Kurzweil PC88 war schon aufgrund der kaum editierbaren Patches mit seinen nur 32 Stimmen durchgefallen bei mir. Bei dem, was ich vorhatte, waren dann die 64 Stimmen des S80 auch sehr schnell aufgebraucht und die Kompromisse haben mich trotz der guten Soundqualität irgendwann genervt.
Jahre später hatte ich dann kurz nach Erscheinen etwa 2005 den Alesis Fusion 8HD im Blick. Da ich zu dieser Zeit neben der Tanzmucke auch in einer RockCoverband spielte, waren die Features mit verschiedenen Sound-Engines (ROM und RAM Samples, Physical und Analog Modelling, FM) und vor allem die Stimmenzahl von 240 ein Kaufgrund. Keine Ahnung, wie damaligen Leute bei Alesis diesbezüglich einen Quantensprung geschafft haben. Immerhin war zu dieser Zeit eine maximale Stimmenanzahl von 64 oder 128 noch up to date (Yamaha S90).
Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Fusion bei Einführung um die 1.500€ gekostet hat. Für mich war das damals der Gegenbeweis, dass eine hohe Polyphonität mehr Prozessorleistung und daraus folgernd zwingend einen höheren Verkaufspreis nach sich zieht.
In den Jahren darauf hat sich bei den Workstation, Synths oder Stagepianos kaum etwas geändert. Ein Schätzchen, das ich noch heute besitze hat ebenfalls aus diesem Polyphonitätsdurchschnitt herausgeragt. Das was das GEM Promega 3 mit 320 Stimmen. Klar, war anno 2001 oder so nicht gerade billig.
Heute habe ich z.B. noch ein Yamaha MOXF 8. Gnadenlos gut mit seinen Features trotz Plastikgehäuse und externem Netzteil. Aber hier sind wir (2012?) wieder bei 128 Stimmen.
Und neuere Modelle haben auch nicht mehr.
Woher kommt das? Braucht der Otto-Normal-Stage-Keyboarder nicht mehr Stimmen?
Warum sind es anscheinend immer die "Außenseiter" wie Alesis, GEM oder zuletzt Casio Privia PX-5s, die einem das bieten, was ich z.B. auf der Bühne für gute füllige Stacks, Layers, im Kopf habe?
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