respekt! muss man viel musiktheorie besitzen um sowas zu schreiben?
Das ist schwer zu sagen. Einerseits ja, andererseits auch wieder nicht. Ich würde behaupten ich habe einen speziellen Zugang zu Musiktheorie, da ich quasie einen Großteil der "Regeln" selbst herausgefunden habe, als ich mit 6 am Klavier herumklimperte. Dabei hab ich damals zwischen "klingt gut" und "klingt nicht gut" regeln unterschieden
zB: Wenn ich den 2. Akkordton nehme und darauf einen akkord baue klingt das gut.
Jetzt machts sicher klick: Ah, er meint Terzparallelen
Das war mir damals allerdings reichlich egal - für mich war der springende Punkt: Es klingt!
Außerdem spiel ich jetzt schon über 12 Jahre Klavier. Da hat man ja quasie jede mögliche Modulation, Akkordfolge und Medlodie schonmal durch. Ich fand es immer fazinierend das ganze einfach zu transponieren - dadurch merkt man immer erst, was eigentlich genau passiert.
Ich muss Stücke auch immer spielen und nicht nur analysieren. Ich habe zwar ein halbwegs gutes absolutes Gehör (in bestimmten Tiefen und Höhen und wenns mehr als 2 Töne gleichzeitig sind steh ich genauso ratlos in der Gegend rum...) und ich hör quasie die Musik, wenn ich sie auf Papier sehe (max. 2-3 Stimmen gleichzeitig), aber ich habe keinen Zugang zur Musik. Wenn ich sie höhre is auch schön, aber um zu fühlen, was da wirklich abgeht muss ichs wirklich spielen, am besten auf Klavier.
Außerdem benutz ich nicht viel Theorie beim schreiben. Sie ist zwar soweit vorhanden, dass ich keinen Stuss zusammenschreibe, aber ebend eher unterbewusst. Ich geh mehr nach dem Höhren. Wenn ich zB eine Melodie schreibe höhre ich innerlich, wie sie weitergeht. Dann schreib ich sie einfach auf. Ab und an änder ich sie dann noch mal ein klein wenig ab, sodass ich zB eine Dominante am Ende habe oder ähnliches, aber das wars auch schon.
Deswegen gefällt mir auch meine eigene Musik normalerweise, da ich sie ja so schreibe, wie ich sie innerlich höre. Ich würd ja nix schreiben, was mir selbst nicht gefällt...
du musst viel musik hören, sie dir ganz genau ansehen (noten ausleihen!) und das was du da siehst mit regeln aus der theorie verknüpfen.
das dauert länger wenn man sein instrument nicht auch "klassisch" beherrscht.
noch länger dfauert es, wenn man nur fragt
also ran an den mozart
Das ist natürlich der altbewährte Weg. Damit würde ich aber nicht anfangen. Ich würde erst einmal probieren, einen Zugang zu dem zu bekommen, was du erreichen willst.
Dazu hilft es auch schon einfach mal mehrere Tasten auf dem Klaier einfach zudrücken und zu sehen, was klingt und was nicht. Dann würd ich auch mal Notizien machen, Halbtonschritte zB zwischen den Tasten zählen. Dann auf einer anderen Tonhöhe anwenden. Irgendwann weiß man dann, was man besser vermeidet und was gut klingt.
Wenn man danach mal in ein Theoriebuch (laaangweilig..) oder (Beethoven-)Noten (Spaaaannend
) schaut wird man viel wieder erkennen. Wenn man das ganze dann später auch noch verknüpfen kann und weiß, warum es gut klingt vergisst man die Sachen nie wieder - glaub mir.
Das ganze ist genauso wie Geschichten schreiben, man muss erstmal die Sprache lernen. Danach die Grammatik, dann wie man eine Geschichte schreibt.
Wenn man erst anfängt, Geschichten zu schreiben ohne die Sprache wirklich zu können (die man sich - o wunder - unter anderem auch durch Lesen aneignet) wird man dazu verflucht sein immer und andauernd ein Wörterbuch rumschleppen zu müssen. Und mit Sprache spielen geht dann gar nicht - sprich: Das Buch bleibt langweilig, Mittelmäßig...
Wenn man sich dann Beethovens Spielerein anschaut, (zB in einer Periode einen Satz, in dem Satz nen Satz und darin nochmal einen Satz... auf solche Kranken Gedanken muss man erstmal kommen, und dann KLINGT es auch noch, wie macht er das bloß
) dann kann man das sehr schön 1:1 vergleichen. (Jaaa ich mag Beethoven, na und?
)
Vielleicht hilft es auch erstmal nur für Klavier zu komponieren. Dort ist man dazu gezwungen alles so Minimal zu halten wie möglich, da man nur zwei Hände hat, man muss sich über den Einsatz und Klang verschiedener Instrumente keine Gedanken machen und man sieht auf der Tastertur sehr schön visuell, was gerade passiert.
Der letzte Tipp - Wenn ein ein Stück fertig geschrieben ist, ist es fertig. Wenn in der Mitte dann was bescheuert klingt, ist das meist unglaublich schwer zu beheben und Spaß macht das auch nicht. Deswegen, größter Kritiker musst du selbst bleiben. Wenn etwas nicht gut klingt, lösch es, radier es aus, verbann es. Das ist das tolle daran, wenn man selbst Musik schreibt: Man muss keine Kompromisse eingehen. Ma kann alles so schreiben, wie man möchte, wozu also Kompromisse eingehen? Du würdest auch kein Buch über Spinnen schreiben, wenn du Spinnen nicht magst (Spiderman zählt nicht
)
Als letztes noch etwas wichtiges. Hier im Forum kann man nicht erwarten, dass jemand Stücke Anderer analysiert und komplett objektive Kritik gibt. Normalerweise musst du mit "Takt 41-45 klingt komisch" auskommen. Dann musst du SELBST analysieren, warum es komisch klingt und in deinem NÄCHSTEN Stück vermeiden.
Das ist der eigentliche Sinn hier, man bekommt viele subjektive Meinungen.
Das dann objektiv zu machen liegt an dir.
Das ist vielleicht nicht das, was du erhofft hast zu höhren aber es funktioniert auf jeden Fall. Es dauert nur, doch das Leben ist lang
Ich bin auch erst 17 und hab manchmal die Krise und denke mir "Ich kann eigentlich gar nichts..."
Dann hilft es manchmal die Stücke, die man genau vor einem Jahr geschrieben hat rauszukramen und zu vergleichen und sich anschließend auszurechnen, was für ein Meisterwerk man dann in 5 Jahren schreiben wird
Ob das aufgeht sei mal dahingestellt, aber es motiviert. Ich schreib einfach mal in 5 Jahren hier ins Board und sag, ob die Rechnung aufgeht
Viel Glück und gutes gelingen